Ungeratener Ablass
DOPE SEX ROCK, Ungeratener Ablass
Titte Radikalski
published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
Copyright: © 2012 Titte Radikalski ISBN 978-3-8442-3526-5
An Rechtfertigung des Autors Statt
„Durch Erfahrungen am eignen Leib und durch sonstige Beobachtungen unterrichtet, sah er [der Autor] ein, dass die Erotik in seinem Buch beträchtlichen Raum beanspruchen musste. Nicht, weil er das Leben fotografieren wollte, denn das wollte und tat er nicht. Aber ihm lag außerordentlich daran, die Proportionen des Lebens zu wahren, das er darstellte.“
Erich Kästner in der Weltbühne über seinen Roman „Fabian“(1931)
Durchs Fenster fiel das Licht des frühen Nachmittags auf Eriks leere Schreibtischplatte.
Im Flachbildschirm legte ein dunkelhäutiger Kraftathlet eine gebräunte Frauenfälschung flach und aus den Boxen quoll Ostrock. Gegenseitig zogen sich die Profificker im Plasmaclip die Teleskope raus und Erik streifte seinen weißen Schlüpper an dem Bauch herunter und richtete seinen glattgezogenen Lauf auf und piepelte die beiden eingesackten Nüsse vor und spannte den gedehnten Hosengummi unter den Nüssekranz.
Kolbenknebelndknetend schlug er sich noch auf die Schalen drauf. Raufundrunter rutschte seine Faust am Edelstahl und strich an seinem glatten Unterleib entlang. Ein Tröpfchen träufelte aus seiner Kappe, so wie ein Tropfen Tau an Blüten klebte
(Später dann, wenn wir den Schlaf verjagt, bring ich dir einen Kaffee. Oder was Heißeres noch: Spiel zwischen Nase und Zeh. Du wirst sehn, wie Regen schwebt und wie sich Berg und Tal verwebt. Ein Tropfen Tau an Blüten klebt. So nah.), so nahm er 2 Tempotücher aus der Knisterpackung, um seinen Ständer zu umwickeln. Vergrauter Pelzbewuchs über muskulösen Schultern, fleischigen Brusthügeln und kugeliger Bauchtrommel gewuchert, war abgestochen an der Südgrenzfurche, die sich vom linken zum rechten Beckenrand pflügte, vonwoab abwärts die Haut kahlglatt geschabt war. Dortwo Keinhalm weitundbreit den strammen Lilienstamm umstand, strich ihm frische Brise zwischen die Charlotten, alsob Schluck Sekt auf seiner Zunge prickelte. Rittlings verstöpselten sich die Profianalisten im Pornoclip. Kunstbrustimplantate reckte das Frauenimitat alswie weitvorstehende Schultütentitten, beiwo Kunstbrustwarzenpflaster schräg nach außen äugten. Bikinis Umrisse (Ich im Bikini und ich am FKK, Ich frech im Mini, Landschaft ist auch da ja.) loderten auf der solariumgebrannten Haut: Zweiweiße Dreiecke auf zweistraffen Silikongipfeln täuschten Körbchen vor unds Höschen war als weißes Tangadreieck auf die Vorderseite aufgemalt. Mittendurchschnitten ragten die ZweiPobacker und die Blass&BraunBruchlinie entsprang in bodenloser Backenklammtiefe. Praktisch alle Haare der umoperierten Imitantenwalküre auf den Hüften und auf den Brüsten und auf den Schultern und auf dem Kinn und auf den Wangen wie Oberschenkeln und im Nacken und unter den Achseln und in der Nase und auf dem linken Ohre wie dem Schienbeine und auf den Armen und auf dem Bauche und auf dem rechten Ohre und ober der Oberlippe wie auf der Wadele und auf dem Hals und auf der Pobacke und unter der Unterlippe und auf der linken Mamilla wie dem Kniele und auf den Rippen und am Sacke und an der Taille und auf dem Rückengraben und auf der Klamm und auf dem LowerSixPack wie den Fesseln und auf dem MiddelSixPack wie den Fußspannen und auf dem UpperSixPack wie den Zehnzehen waren auf das Reinlichste zernichtet — und nur ein schmalschwarzer Schambüschelstümmelrest war quasiwie ein Hitlerbärtchen als HaubitzenSchutzSchild über der Stelle gestanden, vonwo der aufgerichtete HaubitzenKanonenLauf ins Ferne zielte.
Hochpoliert glänzte die Lackhaut der Gefälschten und unwaschbar geölt das FlachBauchBrett. Der Siemann schüttelte die blonde Mähne wie der grüne Esel einst sein grünes Fell herzeigte
(Welch Wunder! rief die ganze Stadt. Ein Esel zeigt sich grün, der rote Füße hat. Das muss die Chronik einst den Enkeln noch erzähln, was es zu unsrer Zeit für Wunderdinge gab.).
Ununterschieden verhübscht zur IlluSuperTitelmodelVisage: die Augenbrauen verzogen und die Augenlider verschwärzt und die Augenwimpern verlängert und die Wangen verfüllt und verpudert und das Kinn verrundet und die Lippen verspritzt und verrötet.
Grasgrüner Sprinterhose entwuchs Eriks blankgewetzter Handlaufholm.
Hautbespannte Gummibälle des apokalyptischen Reiters, des fünften, prellten raufrunter, ihrseine Silikonhüften schwappten hoch und sanken unter im Tikke-Takke, zu dem möchtegernganzsteifes ÖstroSchwert Synkopen wippte. Vom UnterhinterSportsmann waren EisenSchenkel und OstereierAdventskranz übrig und der AstAbzweig eines mächtigen Stahlgemächtes, beringt mit einem Präserlatex, der verlockte: Geh und fang dir den Vogel!
(Und die Mutter, die drängte, geh und fang dir den Vogel. Aber ich fing ihn nicht. Dass er erst noch ergründe alle zehntausend Winde! Darum fang ich ihn nicht.) Glühend schliffen Erik und der falsche Fuffziger mit ihren Hülsenhänden die Knüppelwände bis sie abschossen und die amberglänzende WeibsBlüte kleckste auf die schwarzen SchweißSchenkel des übrigen Kraftschenkelpaares und Erik spritzte elfenbein durchs weiße
(White - / the sort of tears is white / and black’s my lonely night, / when you will go away / someday. / Let me sing that song / of the golden girls / and the men so strong - / sad old song.)
Zellstoffhäutchen. Einkrampfend kosteten seine eingerollten Fußsohlen den AusstoßAusflussAustriebAusschuss bis zum gleichstromartigen Summen aus.
(An den Stegen, den Stegen der Einsamkeit, dort am blutwarmen Ufer der Gier; nach der Liebe und nach der Geborgenheit, im Flüstern der Strudel, im Strom, als fänden wir da Ruhe schon.)
Als Erik eines Morgens aus unzüchtigem Traume erwachte, fand er sich in seinem Bett mit einem ungeheueren Samenfleck bedeckt.
Zug Bier schluckte er durch Dosenschlitz, als das Haus taukalt im Frühgrau dämmerte.
Als Erik Brenner und Siggi Dürkopp im Jugendklubhaus von Kieserow ankamen, lief die Musik bereits auf vollen Touren. Sie winkten Jimmi Kägebeen hinter dem Mischpult zu, das auf der Bühne unter einem verbleichendabblätternden Spruchband mit Marxbart und Leninkinn aufgestellt war.
[Vwäs zm 0. Jhrag dr Rpik! oder: Wffnbrer - Klsbder - Gmeim sicrn wr Frden und Szliss. oder: S we wr hut arbten, wrdn wr mrgn lbn. oder: Usr Ja dr szlistschn Verfsng dr DR oder: Min Arbplz - Men Kpfplz fü dn Frdn! oder: Abit mt, ple mt, rgre mt! oder: De Dtsch Dmosche Rpbk - Rttr ds Frdns. oder: Dr Soisus sgt! —
Da knst d ml rtn!]
Vierfünf Mädchen schafften sich im Kreis auf der sonstlautleeren Tanzfläche. Eine Muskelbepackte mit ärmelloser, weißer Bluse wiegte sich in der sommerheißen Saalluft. Ein dünner HaarStummelschwanz wippte im Takt ihrer Kopfbewegungen. Auf den Oberarmen hatten die Sonnenstrahlen Stöße zwischen ebony+ivory eingebrannt, als ob die Arme nicht am Ellbogen geteilt wären, sondern in der Mitte des Oberarms. Kragenlos trat ihr wulstiger Schultergürtel hervor. Steilaufgestellt wie eine am Hals angelehnte Metallkapuze stieg ihr NackendreieckGebirgsmassiv auf. Rund und prall wälzten sich die Schulterstahlkappen weit über die Oberarme hinunter.
Invollerprachtstehend schob sich der BizepsKolben seitlich aus der Kappe heraus, auf der Innenseite prangte verschlungen ein VenenSchlangenornament. Armstreckend klappten die beiden weißen Ecken des Trizeps aus und armbeugend wieder ein. Armhebend lockten SchwarzBüschel in ihren ParabolAchseln, künstliche Kuhlen wie in hellem Beton gegossen, dem Beton der hoch und flächig vorstehenden Klein- und Großbrustmuskeln und dem Beton des GlattabschließendenLatt. Zuleitungen für einen RiesenSchaltkasten aus BlutGefäßdrähten waren auf der Innenseite des Unterarms verkabelt. Seitlich trieb das InnenhandFleisch am Handrücken vorbei und der Handballen türmte hornige Schwielen vom Hantelanpacken auf.
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