Vielleicht war es egoistisch, unter meinen Waffenbrüdern klarzustellen, dass ich ein Auge auf sie geworfen habe. Sicherlich hat Morgan sich gefragt, warum sich niemand für sie interessiert. Ich wusste, dass sie auf Terra Alpha bleiben will. Diese Pläne habe ich durchkreuzt.
Seufzend spüle ich mir den Mund aus, um den Geschmack des Essens loszuwerden. Wenn Morgan wüsste, dass es meine Schuld ist, dass sie hier ist, würde sie mich noch mehr hassen, als sie es jetzt schon tut. Ich hatte von Anfang an keine Chance bei ihr – aber sie gehört zu meiner Vision. Sie und ich … ich habe noch nie eine Frau so gewollt, wie ich Morgan will. Wie ich ihr das klarmachen soll oder sie dazu bringen, mich auch zu wollen – keine Ahnung!
Auf jeden Fall bringt es nichts, nett zu ihr zu sein – das hat der heutige Tag mal wieder gezeigt. Die Stimmung in der Siedlungsgruppe ist wegen ihr angespannt.
Als ich meine Baracke verlasse, sehe ich meinen Waffenbruder North mit einem der Mädchen im Schatten stehen. Sie unterhalten sich, und es ist nicht zu übersehen, dass die beiden mehr verbindet, als Freundschaft. Es ist nun schon das vierte Paar, das sich gefunden hat. Insgeheim bin ich frustriert. Ein paar der Frauen hier sind an mir interessiert – aber ich bin schon viel zu stark an Morgan gebunden. Wie lange hatte ich keine Frau mehr? Das letzte Mal, kurz nachdem ich von meinem Evakuierungseinsatz von der Erde zurückkam. Kurz darauf sah ich Morgan, und alles war anders. Morgan in meinem Bett ... eine andere will ich nicht. Frustriert kämpfe ich gegen die aufkommende Erregung an. Sicher ist es nicht gerade förderlich, wenn der Leiter des Siedlungsprogramms mit einer sichtbaren Beule in der Hose herumläuft. Irgendwie muss ich Morgan von mir überzeugen, und das so schnell wie möglich. Ein Teil von mir reagiert aggressiv, wenn nur ein anderer Mann in ihre Nähe kommt – und es macht keinen Unterschied, ob es ein Trooper ist oder einer der wenigen Männer von der Erde, die wir mitgenommen haben.
Auf halbem Weg zu den Elektrozäunen kommt Storm mir entgegen. Er ist seit drei Wochen mit Mia zusammen, und ich kann den Geruch nach Sex an ihm wahrnehmen. Sex ohne Bindungsgeruch. Storm ist niemand, der auf der Suche nach etwas Festem ist.
„Die Zäune im Norden sind fast fertig ...“, erklärt er. „Da es hier keine Crawler gibt, brauchen wir keine Akustiksignale. Die wilden Tiere halten sich bisher fern.“
Ich brumme zustimmend. Storm ist einer der wenigen Männer, auf die ich klarkomme, weil ich weiß, dass er keine Gefahr ist. Er hat keinerlei Interesse an Morgan. Deshalb ist er auch der Einzige, der mich auf Morgan ansprechen darf.
„Noch immer nicht weitergekommen?“
„Sie hasst mich …“
„Sie kennt dich nicht.“
„Das macht keinen Unterschied. Sie ist hier auf Terra Beta, wo sie nie sein wollte und gibt mir die Schuld daran.“
Storm zuckt mit den Schultern. „Na ja, im Großen und Ganzen ist es deine Schuld. Aber das tut nichts zur Sache. Du willst sie, und du konntest nicht anders handeln, als sie hierher zu bringen. Sie ist deine Gefährtin, auch wenn sie das noch nicht weiß.“
„Wenn es so einfach wäre ...“, knurre ich frustriert.
„Es ist so einfach ...“, sagt Storm schulterzuckend und hebt die Hand, um sich zu verabschieden und zu seiner Baustelle zurückzugehen.
Ich bleibe stehen und betrachte die neuen Zäune. Tatsächlich würde ich mich als guten Leader bezeichnen. Deshalb wurde ich auch als Leiter des Siedlungsprogramms ausgewählt, nachdem ich zuerst eine Evakuierungseinheit auf der Erde angeführt habe. Ich bin gut in solchen Sachen – führen und organisieren. Nur bei Morgan versagen alle meine Fähigkeiten.
Vielleicht hat Storm recht … vielleicht sollte ich ihr deutlicher zeigen, was ich von ihr will.
Morgan
Auf Terra Beta bedeutet Freizeit, dass Paare, die sich gefunden haben, die Zeit miteinander verbringen und die anderen sich im Gemeinschaftsraum treffen. Fast alle hier wollen möglichst schnell einen Partner finden, aber wie schon auf Terra Alpha interessiert sich auch hier niemand für mich. Es ist, als wäre ich unsichtbar. Auch wenn ich nicht mehr auf der Suche bin – es nagt langsam an meinem Selbstwertgefühl. Was zum Teufel stimmt denn nicht mit mir? Auf der Erde sind mir die Männer hinterhergelaufen; nicht, dass ich einen von ihnen gewollt hätte. Aber welche Frau mag es nicht, sich begehrt zu fühlen?
Ich sitze mit Josie und Deirdra an einem Tisch im Gemeinschaftsraum und beobachte die anderen. Die beiden sind genau wie ich Single, wobei Deirdra heftig von einem Trooper mit dem eher nichtssagenden Namen Grey umworben wird.
„Bald sind wir nur noch zu zweit ...“, bekennt Josie frustriert, als sie Greys Blicke bemerkt, die an Deirdra kleben.
„Ist mir ganz recht … auf Terra Alpha habe ich einen Gefährten gesucht, damit ich dort bleiben kann. Jetzt ist es nicht mehr wichtig.“
„Aber bald sind alle guten Männer vergeben ...“, sagt Deirdra kopfschüttelnd. „Und es wird vielleicht ein oder zwei Jahre dauern, bist neue Siedler hierhergeschickt werden. Das Versorgungsshuttle kommt auch nur einmal im Jahr. Was willst du so lange tun?“
„Auf jeden Fall werde ich mich nicht zum bereitwilligen Verfügungsobjekt eines Troopers machen!“
Josie seufzt. „Tja, Morgan … wir haben uns alle etwas anderes gewünscht, aber Terra Beta ist jetzt unser zu Hause. Und je besser wir helfen, es aufzubauen, desto schneller wird es hier lebenswert für uns.“
„Hier wird es in fünfzig Jahren nicht lebenswert. Meine Freunde und alles, was ich wollte, ist auf Terra Alpha ...“, bekenne ich trotzig.
Josie gibt es auf, mich umzustimmen, und Deirdra steht auf und schlendert zu Grey hinüber.
„Und wieder einer weg ...“, kommentiert Josie.
„Ist mir wie gesagt egal ...“, murre ich und stehe auf, um mir etwas zu trinken zu holen. Wenigstens haben wir Vorräte von Terra Alpha mitgebracht. Das heißt, dass es zumindest abends mal etwas anderes als Wasser zu trinken gibt. Heute hat einer der wenigen Männer von der Erde Küchendienst.
„Hallo Morgan …“, spricht er mich an.
Ich hebe irritiert den Blick. Mir war nicht klar, dass er weiß, wie ich heiße. Ich zumindest kenne seinen Namen nicht. An seinem Blick kann ich sehen, dass er an mir interessiert ist.
„Eine Limo oder etwas Stärkeres?“, fragt er augenzwinkernd.
Ich muss gestehen, dass er etwas an sich hat, das meine Laune hebt. Also beschließe ich, ein wenig zu flirten … unverbindlich natürlich. „Etwas Stärkeres. Was gibt die Luxusbar denn heute her?“
Er tut so, als müsse er darüber nachdenken. „Mal sehen … wir haben zu warmes Bier und Whiskey.“
„Dann nehme ich Whiskey ...“, antworte ich und sehne mich insgeheim nach einem fruchtigen gekühlten Cocktail auf Terra Alpha mit gecrushtem Eis. Oh, Mann … ich würde dafür sterben, einen einzigen Eiswürfel lutschen zu können! Trotzdem ist mir danach, mich zu betrinken, und dafür ist Whiskey allemal geeignet.
Ich trinke das Glas in einem Zug leer. „David ...“, stellt der nette Unbekannte sich vor, während er mir Glas Nummer Zwei hinschiebt. „Und jetzt, wo wir uns kennen, können wir uns ja auch gegenseitig erzählen, wie wir auf diesem öden Planeten gelandet sind ...“
Creature
Morgan unterhält sich mit David, und ich brenne innerlich. David ist kein Trooper – im Gegensatz zu meinen Waffenbrüdern hat er keine Ahnung, dass an Morgan das unsichtbare Siegel der Unantastbarkeit haftet. Über meine Lippen kommt ein Grollen, das Storm bemerkt.
„Sieht so aus, als müsstest du bald etwas unternehmen ...“
„Als ob der Typ eine Chance bei ihr hätte.“
Storm zuckt die Schultern. „Deine Entscheidung ...“
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