Marianne Le Soleil Levant - Skyline Deluxe

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Ein fotorealistisches Märchen für Erwachsene. Ein Buch wie ein Gedicht. Dem träumerischen Freigeist und Musiker Tom erscheint auf Geschäftsreise beim Hotelfrühstück in Bangkok eine Japanerin am übernächsten Tisch. Er findet sich fasziniert von ihrer unerklärlichen Anziehungskraft auf ihn. Seine hilflosen Versuche einen Kontakt herzustellen, verhindern ihren selbstbewussten Auftritt nicht. Der wundersame Gleichklang als Paar zweier Individuen unterschiedlichsten Hintergrunds in einer speziellen Konstellation mündet aus dem konsequent liebevollen Vortasten in eine intensive Liaison auf allen Ebenen.
Der ekstatische Encounter kondensierten Gefühlserlebens in der komfortablen Umgebung eines Fünf-Sterne-Ambientes lässt ihre liebevolle Zuneigung rasant aufblühen. Einfühlsame, persönliche Gespräche wechseln mit philosophisch, weltanschaulichen Diskursen ab, zärtliche Übersteigerung schmückt profane Alltagshandlungen des Kennenlernens und die erotische Erkundung ihrer körperlichen Vereinigungen kommt in deren Heftigkeit nicht zu kurz. Sie haben viel Spaß und nicht wenige komödiantische Szenen garnieren den Verlauf.
Die so plötzlich Vertrauten sind auf ihre jeweils eigene Art sanft und frech, unbeholfen und lustig.
Im Komplementär der gleichsam toleranten, wie strengen asiatischen Gesellschaft und die sich nicht weniger ergänzenden Vorteile des Wohlstandes mit seinem Anspruch anständiger Korrektheit taumeln sie in freundschaftliche Romantik getränkt durch ihre weltfremde amour fou.
Das Glück hat einen Haken. Beide kennen ihn. Es war ihre Idee. Er war einverstanden.
Skyline Deluxe ist eine metaphysische Liebesgeschichte, deren Handlung in Echtzeit verläuft.
Irre sexy. Extrem klug. Super interessant. So sehr romantisch. Total amüsant. Und ganz schön lustig.

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„Mir gefällt, was du sagst.“

Trotzdem die Worte es nicht beschreiben konnten, machte Thomas weiter mit seiner Realitätsebenenweltschau.

„Betrachtet man diese unendlichen Funktionen und Wandlungen wechselseitiger Interaktion nur auf naturwissenschaftlicher Basis der Chemie, Physik, Biologie, neben den stofflichen, wie wir gemeinhin denken nicht belebten Materien, erst die Lebewesen, wird alles noch viel wunderbarer.“

„Versuchst du mich gerade einzuwickeln?“

„Hm, Ja. Oder besser: Zu bezirzen.“

„Bezirzt hab ich dich. Das heißt, meine Schenkel haben dich bezirzt. Worte sind zu schwach. Was bedeutet bezirzen?“

Sie blickte neugierig auf die Antwort ganz ruhig.

Thomas erzählte ihr die Geschichte von Odysseus und Zirze.

„Es ist eine antike Sage.“

„Eine symptomatische Beispielerzählung menschlicher Reaktionen, Schwächen, Eigenschaften. Eine Art Lehrstück?“

„Angeblich soll die ganze Story im Kern wirklich geschehen sein. Die Irrfahrt des Odysseus, die Odyssee ist ja viel umfangreicher.“

„Das gibt es in unserer Kultur auch. Aber das führt weg von uns. Du brauchst mich nicht bezirzen. Lass uns wieder schauen.“

„Willst du meine Theorie nicht hören?“, war er mit Schauen eigentlich einverstanden, aber doch etwas in seiner Eitelkeit als großgeistiger Weltversteher gekränkt.

„Setz dich zu mir herüber. Ich zeig dir, was du mir sagen wolltest.“

Thomas setzte sich von Gegenüber auf ihre Seite des Tisches neben sie.

Es machte einen deutlichen Unterschied, ob man das Ufer von sich wegtreiben sah, das was gerade passiert war, vergehen sah oder dasselbe Ufer auf sich zukommen, quasi in die Zukunft sah. Sie blickten jetzt beide nach vorne.

Sie schwiegen.

Es dauerte nur wenige Momente, bis in beiden ein wohlig, warmes Gefühl aufstieg. Es nahm zu und nach zwei, drei Minuten stieß Chi Thomas mit ihrem Ellenbogen leicht an und bedeutete ihm seine Hand unter den Tisch zu legen. Sie nahm sie mit der ihren. Sie galten den Gästen an den umliegenden Tischen ohnehin als Paar.

Es waren Ausländer. Eine Japanerin und ein Farang.

Keine Möglichkeit, Chi mit einer Thai, gar einem Freudenmädchen oder Heiratswilligen zu verwechseln. Die wenigen Touristen auf dem Boot kümmerten sich sowieso nur um sich selbst. Die Thai waren mit sich und ihren Familien beschäftigt. Was interessieren schon die Ausländer? Die chinesischen Familien beobachteten das ungewöhnliche Paar mit amüsierter Neugierde zwischendurch immer wieder. Offenbar harmlose feine Leute mit einem momentan ausgeprägtem Hang zu zweisamen Träumen. Man konnte es in ihren Augen erkennen. Auch von den anderen Tischen.

Händchenhalten in der Öffentlichkeit mochte sich nicht ziemen, doch unter dem schamvollen Schirm der Tischplatte konnte es im Lichte des sinkenden Tages auf dem Chao Praya verständnisvoll übersehen werden. In Momenten einer Pause sahen sogar die Mädchen des Personals kurz hinüber und kicherten. Nicht lange und Chi zog Thomas' Hand an die Innenseite ihrer Schenkel. Das Fleisch war durch den feinen Stoff der Seidenhose gut zu spüren. Sie vibrierten in Schüben. Thomas bekam eine ziemlich konkrete Erektion. Er begann, sie zu streicheln. Nur ganz leicht erst kleine Kreise, ganz kleine. Dann ein paar Zentimeter. Langsam. Mit drei Fingern bald. Seine Erektion wurde fester. Er trug eine bequem weite Jeans mit festem Stoff. Die besten Copy-Levi's. Praktisch so gut wie die Originale. Da fiel es nicht so auf. Chi bebte. Den Blick entspannt in die Ferne gerichtet. Ihre Hormonströme befeuerte die Öffnung ihrer Wahrnehmungstore zusehends.

Das Schauspiel des Flusses mit dem vorbeiziehenden Ufer vermischte sich im Rausch mit den wechselnden Düften, unzähligen Klängen und dem Lichtermeer aus Tempelbeleuchtung, Gaststätten, Etablissements, Wolkenkratzern, Brückenkonstrukten, Spiege­lungen und dem Sternenhimmel. Längst hatte Chi ihre Finger in Richtung Thomas' Schritt bewegt und nur liegen lassen.

Er war steinhart.

Gut zwanzig Minuten sprachen sie kein Wort. Manchmal blickten sie sich kurz an. Kurz. Mehr ertrugen sie noch nicht. Um gleich wieder in die Schau einzutauchen. Alles um sie herum trat hinter einem Schild aus warmen Flausch zurück, der sie einhüllte. Ein fluoreszierender Flaum aus buntem Licht und weichem Klang. Durchzogen von scharfen Adern heißen Chilis, die durch die Luft wehten. Alle, auch die Kellner, waren klug genug, sie nicht zu stören.

Die Anlegestelle des Restaurantbootes kam ins Blickfeld. Erst fern erkennbar an den darum liegenden, charakteristischen Bauten, dann schleunigst sich nähernd. Chi seufzte.

Sie streckte alle fünf Finger ihrer Hand sanft auf Thomas' Schenkel aus, zog sie einen Moment später hinüber zu seiner.

Sie flüsterte in sein Ohr: „Du musst in spätestens zehn Minuten aufstehen. Besser du versuchst dich etwas zu beruhigen. -… try to come down a bit.“

Chi nahm seine Hand und führte sie zurück auf seine Seite, ließ sie los und hob ihre vorsichtig und unauffällig wieder auf den Tisch. Thomas legte seine Hand auf den Tisch. Auch er seufzte.

„Danke“, entkam es ihm.

Volles Zehntelmillimeter Mundwinkellächeln.

„Erzähl wieder ein bisschen über Subquanten. Das bringt dich runter.“

„Stimmbandarbeit regt die Hormone eher an.“

„Ja, aber das Formulieren lenkt dich ab. Gleich bringen sie die Rechnung.“

Was man für Probleme bekommen konnte, wenn man keine hatte, vielmehr rundherum glücklich war, sogar weit glückseliger, als man es sich hätte träumen beziehungsweise planen lassen. Zum Beispiel eine auch aufgrund der an sich zu befürwortenden Größe des Geschlechtsteils schwer zu verbergende und auch sonst hervor­ragend erfreuliche Erektion. Eine Sache also, die nicht als für sich gesehen unerwünscht und einerseits nicht ohne Anlass, wie dem folgend, also angebracht und rein dem Befinden der beiden verpflichtet vollkommen angenehm war. Im Gesamtzusammenhang der öffentlichen Umgebung erschien sie, trotz der Natürlichkeit im Zustandekommen und dementsprechender Vertrautheit aller Menschen mit dem biologischen Effekt jedoch höchst unpassend und zum Auslöser quasi umfassender und sicher auf Seiten der ursächlichen Betreiber nicht geringerer Peinlichkeit geeignet.

Was wäre eigentlich so schlimm daran, wenn sich die Liebe eines Paares in ihrer körperlichen Auswirkung nicht verstecken ließe? Musste man das? Liebe verstecken.

Intime Körperreaktionen Fremder, seien sie auch noch so attraktiv, zählten für die meisten Menschen zu den nicht mitteilungswürdigen Ereignissen. Umgekehrt trachteten sie nicht danach die eigenen allgemein zu verbreiten. Unaufgefordert, wie das wohl die Regel wäre, die Öffentlichkeit damit zu konfrontieren, blieb fragwürdig und konnte nicht auf breite Zustimmung hoffen. Insgeheim freundete sich Chi belustigt mit der Vorstellung an, sie müssten gleich eine beim Betreten des Bootes noch nicht vorhandene Aus­beulung in Thomas' Hose an verdächtiger Stelle durch Verhalten und absolute Nichtbeachtung ignorieren, obwohl diese niemandem entgehen konnte, der nicht selbst gerade seine ganze Konzentration auf vielleicht ähnliche Umstände seines Partners oder anderweitig die Sinne sehr in den Bann ziehende Inhalte verwandte und deshalb wirklich nichts davon mitbekäme. Selbst aus den Augenwinkeln und besonders bei einem dem allgemeinen Interesse soweit ausge­setzten Paares wäre da nichts zu leugnen. Es bedürfte aller nur möglichen Diskretion.

Chi selbst täte sich damit leichter. Es wäre ja nicht ihre Erektion. Ihr zu Ehren zwar, aber war das nicht ein Kompliment? So sehr sie verantwortlich sein mochte, so wenig konnte man ihr das Bestehen zu ungünstigen Bedingungen vorwerfen. Sie würde nicht so bald, wenn überhaupt jemals, nach Bangkok zurückkehren. Über Thomas hing wenigstens ein kleines Damoklesschwert, ein Damoklesdolch der langen Erinnerungsspannen chinesischer Geister, sollte er je einen der Anwesenden wiedertreffen. Mindestens das Personal würde noch Tage oder Wochen darüber lästern. Chi entschied ihren Teil zum Abklingen des in der Optik ein vorhersehbares Ärgernis gebärende Wohlbefinden sexueller Triebkraft beizutragen. Momen­tan vereinfachte das den Fortgang der abendlichen Ereignisse.

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