Betty Hugo
For ever young
Ella ermittelt
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Inhaltsverzeichnis
Titel Betty Hugo For ever young Ella ermittelt Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Kapitel 88
Kapitel 89
Kapitel 90
Kapitel 91
Kapitel 92
Impressum neobooks
Die Leiche schien vollkommen unversehrt. Wenn es hier doch nur nicht so verdammt kalt wäre, schoss es ihr durch den Kopf. Ihre Finger wurden schon steif vor Kälte, da wärmten auch die leuchtend blauen Nitrilhandschuhe nicht, die sie übergestreift hatte. Auf was für eine dämliche Aktion hatte sie sich hier nur eingelassen.
Verstohlen um sich blickend, nestelte sie nervös und übervorsichtig am gerüschten Totenhemd der Leiche herum. Sie konnte weder verräterische Male am faltigen Hals der Toten entdecken, noch einen Y-Schnitt am Brustkorb, der auf eine Leichenöffnung schließen ließe. Nichts, absolut nichts, schien in irgendeiner Weise verdächtig zu sein.
Sie kam sich irgendwie albern vor. Ehrlich gesagt, sie kam sich so albern vor, wie noch nie in ihrem Leben. Der Impuls möglichst schnell das Weite zu suchen wurde übermächtig.
Plötzlich durchfuhr sie ein unangenehmes Frösteln. War es wirklich dermaßen saukalt hier oder war es eher die morbide Atmosphäre des Todes, die die Temperatur auf den Gefrierpunkt brachte? Inzwischen war sie endgültig bedient!
Sie streifte die Handschuhe ab und warf sie in einen diskret in der Zimmerecke stehenden Abfalleimer, der von verheulten Papiertaschentüchern überquoll und verließ den „Raum des Abschieds”. Ohne sich nochmals umzudrehen, eilte sie in die vorderen Geschäftsräume. Eine dünne, blasse Gestalt in schwarzem Anzug glitt lautlos auf sie zu und fragte mit professioneller Trauermiene:
„Haben wir alles zu ihrer Zufriedenheit erledigt? Entspricht alles ihren Vorstellungen?”
Erschrocken zuckte sie zusammen - abwesend blickte sie den Bestatter an und nickte.
„Es ist soweit alles in Ordnung, bitte achten sie auf frischen Blumenschmuck bei der Trauerfeier.”
„Selbstverständlich, gnädige Frau", säuselte er in aufgesetzt mitfühlendem Ton, der Berufskrankheit aller Bestatter. „Stets zu ihren Diensten.”
Er schlich sich so lautlos davon, wie er gekommen war.
Plötzlich verursachte ihr die Atmosphäre Übelkeit.
Den schweren, süßlichen Duft der Lilien, vermischt mit Weihrauch und mehr als einem Hauch Desinfektionsmittel, vermochte sie keine Sekunde länger zu ertragen. Auch die lange, dürre Gestalt mit dem totenblassen Gesicht und dem schwarzen, pomadisierten Haar schien eher einem Vampirroman entsprungen, als dem normalen Leben. Erneut überkam sie eine Welle der Übelkeit.
Hastig stürzte sie zur Ladentür, hinaus auf die Straße und hielt nach einem Abfallbehälter der Berliner Stadtreinigung Ausschau. Diese Orangen dreckigen Dinger waren zwar meistens nicht zu finden, wenn man sie am Dringensten brauchte, aber
ein paar Meter die Straße runter erspähte sie das rettende Teil.
Sie legte einen Sprint hin, wie zum letzten Mal in der zehnten Klasse beim Sportabzeichen, nur dass sie damals keine High Heels getragen hatte. Sie kotzte so geräuscharm und diskret hinein, wie es ihr möglich war, nur ihre cremefarbene Seidenbluse bekam ein paar winzige Spritzer ab.
Erschöpft ließ sie sich auf eine Parkbank in der Nähe fallen. „Puh, das ist gerade noch mal gut gegangen!“, der Stoßseufzer kam ihr unwillkürlich über die Lippen. Keine Passanten in unmittelbarer Nähe. Dankbar schnappte sie nach Luft und ließ die frische Sommerbrise durch ihre Lungen strömen.
„Die Idioten von der Arbeitsagentur haben uns jemanden geschickt! Aus dem Spezial Vermittlungsprogramm für Syrische Geflüchtete zur beschleunigten Integration ins Arbeitsleben der Bundesrepublik.”
Die Stimme aus dem Telefonhörer schraubte sich höher und höher, bis sie in einem heiseren Gurgeln endete.
Ella hatte das Handy mit der Schulter ans Ohr geklemmt und drückte ihr Gesicht ins Kopfkissen.
Das grelle Morgenlicht, das durch die Jalousien blinzelte war einfach nicht zu ertragen für ihre verquollenen Augen.
Die Sonnenstrahlen bohrten sich förmlich in ihr Gehirn, welches um diese frühe Stunde noch nicht aufs Denken programmiert war. Sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen und gleichzeitig die Stimme am anderen Ende der Verbindung zu beruhigen.
„Ich will mir keine teure Renokraft leisten. Unser Büro kann noch kein hohes Gehalt zahlen, wir müssen nehmen, was uns angeboten wird.”, krächzte sie in den Hörer.
„Von wo aus rufst du überhaupt an?”
„Aus dem Büro natürlich, allerdings mit meinem Handy. Als Angestellte kann ich mir Unpünktlichkeit nicht leisten. Du als Chefin kannst natürlich ausschlafen.”, meckerte die Stimme weiter.
„Ich komme so schnell ich kann, die Nacht war kurz.” Vor dem Wegdrücken der Verbindung fiel ihr noch ein zu fragen, „Wo ist er oder sie denn?”
„Schon hier im Büro aufgelaufen. Die Deppen von der Arbeitsagentur haben ihr einen Zettel mit unserer Adresse gleich in die Hand gedrückt!”, meldete ihre Mitarbeiterin.
Für ein paar Sekunden ließ sie sich in die weichen Kissen zurückfallen und starrte an die Decke ihres Schlafzimmers. Die vergangene Nacht war echt anstrengend gewesen, sie hatten eine rauschende Abschiedsparty gefeiert und sie war erst in den frühen Morgenstunden im Bett gelandet. Prompt rächte sich das an diesem Morgen, der entsprechend chaotisch anfing.
Mist, ihr Erinnerungsvermögen war beeinträchtig, ihr fiel auf Anhieb nicht so genau und im Detail ein, was sie letzte Nacht gemacht hatte!
Sie ließ ihren Blick im Schlafzimmer umherschweifen, vielleicht ergaben sich daraus Anhaltspunkte, die ihre Amnesie erklärten. O.K., es sah irgendwie ein wenig wild aus, deutlich unordentlicher als sonst. Ein Kleiderhaufen lag auf den Bodendielen, sie inspizierte ihn gründlich mit den Augen. Definitiv keine fremden Klamotten, nur ihr pailettenbesetztes Cocktailkleid, etwas Seidenunterwäsche von Agent Provocateur und ihre heißesten Pumps aus dem Schuhschrank, irgendein angesagtes italienisches Label, Lackleder, schwindelerregende Absätze. Das ließ irgendwie Rückschlüsse auf eine heftige Party zu. Halb unter dem Bett verborgen kullerte eine leere Champagnerflasche herum. Ella hob die Flasche an, wer hatte den Veuve Cliquot bloß geblecht? Sie oder er?
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