„Gerne!“ Marie setzte sich neben Cedric und mir gegenüber. Sie hatte lange braune Haare, die sie heute offen trug und mit einer kleinen Blume im Haar. Eine enge dunkle Jeans und eine niedliche Bluse standen ihr wirklich gut. Auch optisch passte sie wirklich gut zu meinem Bruder.
„Rate mal, mit wem meine Schwester seit einem Jahr geht“, grinste Cedric seine Freundin an. „Er ist kein unbeschriebenes Blatt.“
„Aber im Gegensatz zu Cedrics Sieg bei der DJM ein kleines Licht“, erwiderte ich und nahm von Mama den Topf mit dem Rotkohl entgegen. Ich liebte Rotkohl!
„Keine Ahnung. Es gibt so viele gute und bekannte Reiter. Es ist doch nicht Otto Becker, oder?“ Marie sah uns zweifelnd an.
„Nein, der ist zu berühmt“, lachte Cedric.
„Hallo? Der ist viel zu alt!“, protestierte ich. „Mein Freund ist in meiner Altersklasse.“
„Könnt ihr es mir nicht einfach sagen?“, wollte Marie wissen.
„Philipp Brückner aus Fulda“, sagte ich, bevor Cedric sie noch mehr auf die Folter spannen konnte.
„Waas?“ Marie fiel alles aus dem Gesicht. „Der ist dein Freund??“
„Ja … wieso bist du so erstaunt?“
„Der ist Landesmeister geworden! Und er hat ein gutes Pferd. Eure Familie scheint sich schon in edleren Kreisen zu befinden“, bemerkte Marie.
„Cedric, woher wusstest du, dass sie ihn kennt?“, wollte ich von meinem Bruder wissen.
„Marie reitet in der Dressurmannschaft unseres Internats. Sie kennt sich in ihrer Disziplin gut aus. Mir war klar, dass der Name ihr etwas sagen würde“, erwiderte er.
„Richtig cool, Anja. Wieso reitet Philipp nicht hier auf dem Internat?“, fragte sie weiter.
„Seine Eltern sind dagegen“, erklärte ich ein wenig niedergeschlagen.
„Wunder Punkt. Beide wollen gerne, dass Phil auf dem Internat lebt, aber bisher haben sich seine Eltern immer quergestellt“, sprach Cedric an meiner Stelle weiter. Er hatte sofort bemerkt, dass mir das Thema wehtat.
„Ach so. Naja, irgendwann werden sie verstehen, dass er hier richtig gefördert wird. Er hat einen guten Trainer, aber auf dem Internat hat er viel mehr Möglichkeiten“, wollte mich Marie aufheitern.
„Du kennst seinen Trainer?“ Ich war überrascht.
„Ja. Ich hab mal bei dem einen Lehrgang gemacht. Und danach war ich froh, dass ich hier auf dem Internat mit meiner Holly viel besseres Training bekomme“, sie lächelte mir zu.
„Irgendwie freut mich diese Tatsache gerade doppelt“, grinste ich. „Wir müssen Phils Eltern ja bloß davon überzeugen, dass er hier mehr gefördert wird und auch schulisch kein Absacken seiner Noten zu befürchten ist.“
„Ich drücke euch die Daumen! Wirklich, Anja“, sagte Marie von Grund auf ehrlich.
Ich freute mich. „Danke.“
Wie versprochen kam ich am Mittwochabend mit Sky in die Reithalle. Papa wollte als erstes die Dressurlektionen ausbauen, damit er im Springen und im Gelände ein bisschen versammelter lief. Die Kandare konnten wir zum Glück weglassen, weil in Dressurpferdeprüfungen keine Kandaren verwendet wurden.
„Wir fangen mit der Hinterhandwendung und dem Außengalopp an. Beides bietet Sky uns bereits an und das wollen wir fördern, bevor wir uns den versammelten Gangarten widmen“, beschloss Papa, als ich Sky warmgeritten hatte.
Ich war einverstanden und begann mit den ersten Übungen. Tatsächlich bot sich Sky gut an und nach den ersten holprigen Anfängen klappte es ziemlich gut. So gut, dass Papa uns nach einer Dreiviertelstunde noch ein wenig alleine Dressur reiten ließ. Als ich abritt, bemerkte ich Oliver, der an der Bande stand und mir zusah.
„Hey, Olli. Was ist los?“, fragte ich, als ich seinen Gesichtsausdruck bemerkte.
„Ich will die Leistungsklasse vier haben, genauso wie du. Aber im Gelände beziehungsweise in der Vielseitigkeit. Und dafür brauche ich nicht nur noch ein paar mehr Platzierungen und mehr Turniere, sondern auch einen guten Trainer“, er hatte sich aufgerichtet und ich war ein paar Volten an der Bande geritten, um in seiner Nähe zu bleiben.
„Hast du schon meinen Vater gefragt?“, wollte ich wissen.
„Genau deshalb frag ich ja dich! Meinst du, ich sollte ihn drauf ansprechen?“ Olli sah mich zweifelnd an.
„Klar! Was das angeht, ist er genau die richtige Adresse“, machte ich ihm Mut.
„Und … wann kann ich ihn am besten ansprechen?“, wollte er dann noch wissen.
„Komm doch morgen Abend zum Training. Ich trainiere mit Sky aufs L-Springen hin“, schlug ich ihm vor.
„Das ist eine gute Idee. Danke, Anja!“ Olli kam durch die kleine Tür in der Bande in die Bahn und folgte mir dann in den Privatstall, wo ich Sky absattelte und ihn in die Box brachte. Die Abendfütterung stand kurz bevor und der Hengst wurde dann immer etwas ungeduldig.
„Ach, du weißt doch, dass ich das gerne mache“, winkte ich lächelnd ab, als ich Skys Boxentür schloss und ihm noch schnell eine Möhre zuschob. Er zerkaute sie gierig.
„Schon, aber ich bin trotzdem froh, eine so gute beste Freundin zu haben“, er lächelte mir dankbar zu und ich war einen kurzen Augenblick wirklich überwältigt.
„Ich kann mich mit dir als besten Freund doch auch glücklich schätzen“, erwiderte ich und schenkte auch meinem Boreo noch kurz ein wenig Aufmerksamkeit. Seit mir immer mehr klar wurde, dass es die letzte Saison mit ihm sein würde, versuchte ich, ihn so viel mit mir erleben zu lassen wie möglich. Ich wollte Boreo danach nicht abschieben, nur weil er mit seinen Kräften am Ende war. Ich wollte ihm eine schöne Koppelrente bieten und ihn auf kleine Events mitnehmen. Ein A-Springen oder auch die Dressuren der unteren Klassen würde er locker mitmachen. Es würde eine Chance für uns zwei sein und in der Hinsicht sollte ich mich vielleicht sogar darauf freuen!
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