Denn auch jetzt konnte er nicht einfach alles stehen und liegen lassen. Franco würde ein Nein zu dem Vorhaben, das er sich in den Kopf gesetzt hatte, nicht gelten lassen. Sollte er also nach Bologna zurückkehren, würde er im Handumdrehen durch jemand anderen ersetzt werden, der sicherlich nicht so zimperlich wäre wie er. Es gab genug skrupellose, käufliche Menschen im Dunstkreis seines Bruders, die dazu bereit waren, die meisten davon auch mit körperlichem Einsatz. Nur die Vorstellung, dass einer von denen sich Annarita, die nette Rezeptionistin, vornahm, machte ihm Angst. Die junge Frau war die erste Anlaufstelle des Fitnesscenters, und er wollte sichergehen, dass ihr nichts passierte. Er versuchte, sich ihr Gesicht ins Gedächtnis zu rufen, doch es gelang ihm nicht. Dafür sah er blaue Augen und einen hochgebundenen flachsblonden Pferdeschwanz, der auf und ab wippte. Die große, schlanke Frau auf dem Fahrrad war mit einer sportlichen Hose, Sneakers und einer leichten Sportjacke bekleidet. Sie hielt nur wenige Meter von ihm entfernt und stieg ab, lehnte den Drahtesel gegen einen Baum und drehte sich um.
Ihr Blick schweifte über die wenigen besetzten Tische und blieb an ihm hängen. Erstaunen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, er starrte sie an.
»Sie hier?«, fragte sie und trat näher.
»Das Gleiche wollte ich gerade sagen«, erwiderte er.
»Ich wohne nicht allzu weit von hier entfernt auf den Hügeln. Wenn das Wetter so ist wie heute, nehme ich die Gelegenheit für eine Radtour wahr. Besser als auf dem Ergometer, finden Sie nicht?«
Daniele schluckte. Es war unfassbar! Diese Frau, die er bis gestern Vormittag nicht einmal gekannt hatte, spukte seither ununterbrochen in seinem Kopf herum. Schlimmer noch! Sie war sein einziger Gedanke, der eigentliche Grund, weshalb er hierhergekommen war: um nachzudenken, wie er vermeiden konnte, dass man ihr wehtat. Denn genau das war es, was ihm Angst machte. Dass ihr irgendjemand ein Haar krümmen könnte.
»Giulia, wollen Sie sich zu mir setzen?« Er stand auf und deutete auf den freien Stuhl neben seinem. Zuerst blitzten ihre Augen abwehrend auf, dann hob sie die Mundwinkel an, lächelte und nahm neben ihm Platz.
Daniele hatte das Gefühl, dass endlich die Sonne aufging. Wobei das nichts mit dem Gestirn am Himmel zu tun hatte.
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