Horst Neißer
Traumzeiten
Geschichten von Menschen und anderen Leuten
Böse Geschichten, Märchen und Satiren – wie aus dem richtigen Leben
Da sitzt ein Mann vor einem mächtigen Steinway-Flügel auf dem Konzertpodium, um ein Klavierkonzert von Mozart zu spielen. Während er beim Vorspiel des Orchesters auf seinen Einsatz wartet, wird ihm bewusst, dass er außer „Hänschen klein“ gar nichts spielen kann.
Da schwebt eine Frau zusammen mit ihrem Mann auf dem schmalen Sitz einer Drahtseilbahn über einem Abgrund. Der Strom ist ausgefallen. Und nun gesteht sie ihm, dass sie ihn mit einem jungen Mann betrogen hat. Wird sie es überleben?
Da befiehlt der König seinem hungernden Volk, jeden Tag ein Huhn zu essen – und beschwört damit eine Revolution herauf.
Ein Buch zum Gruseln und Schmunzeln. Trotz der absurden Themen beschleicht den Leser das Gefühl, so etwas Ähnliches selbst schon erlebt zu haben.
Horst Henrik Neißer
Traumzeiten
Geschichten von Menschen
und anderen Leuten
Imprint
Horst Neißer
Traumzeiten
Geschichten von Menschen und anderen Leuten
Published at epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
Copyright © 2017 beim Autor
Circel Verlag 2017
Einige dieser Geschichten sind bereits erschienen in:
Traumzeiten, Geschichten vom Untergang, Verlag der Handzeichen, 1984
Der Gott der Ameise, Geschichten von Menschen und anderen Leuten, Logos Verlag 1993
Centratur Bd. 1, Kampf um Hispoltai, List-Verlag 1996
Wortlaut 21 und 22, Literaturzeitschrift für Franken, 2015 und 2016
Alle Texte wurden vollständig überarbeitet, neu zusammengestellt, und kommentiert.
Internet: www.centratur.de
Alle Rechte der Vervielfältigung und Verbreitung vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Autors wiedergegeben werden.
What thou lovest well remains,
the rest is dross
What thou lov'st well shall not be reft from thee
What thou lov'st well is thy true heritage
Whose world, or mine or theirs
or is it of none?
The ant's a centaur in his dragon world.
Pull down thy vanity, it is not man
Made courage order, or made grace.
Pull down thy vanity, I say pull down.
Master thyself, then others shall thee beare'
Pull down thy vanity
But to have done instead of not doing
this is not vanity
Here error is all in the not done,
all in the diffidence that faltered.
Ezra Pound
(Bruchstücke aus Canto LXXXI – Pisaner Gesänge)
Vorwort:
Diese Erzählungen sind im Lauf von 35 Jahren entstanden. Etliche sind schon veröffentlicht worden und haben ein vielfältiges Echo hervorgerufen.
Die Originalausgaben werden noch immer antiquarisch gehandelt, obgleich die damaligen Verlage längst verschwunden sind. Einigen Jahren konnte man die Storys auch im Internet unter www.centratur.de lesen, und ich war überrascht, wie viele Besucher diese Seite hatte, und wie oft die Geschichten heruntergeladen wurden.
Ist es also Nostalgie, wenn ich sie im Jahr 2017 noch einmal einem breiten Publikum vorstelle?
Mit dem Abstand von Jahrzehnten habe ich die Texte wieder gelesen und versucht, sie so nüchtern wie möglich zu betrachten. Wichtig war mir dabei die Frage, ob sie uns heute noch etwas zu sagen haben, ob sie Menschen und Situationen beschreiben, die auch im 21. Jahrhundert real sein könnten?
Der Kalte Krieg, der in einigen der Geschichten eine Rolle spielt, ist doch beendet. Man müsste sich eigentlich heute keinen Bunker mehr im Vorgarten bauen und sich auch auf keinen Einschlag von Interkontinental-Raketen innerhalb der nächsten Stunden vorbereiten. Aber die Welt wird von Jahr zu Jahr unsicherer und diverse Kreise und Mächte scheinen ganz zielstrebig so wie damals auf eine weltumspannende Auseinandersetzung zuzusteuern.
Sicher hat sich auch der Musikgeschmack der jungen Leute gewandelt. Hört der jugendliche Held, der seine Burg im Mittelalter mit Maschinengewehren verteidigen will, noch die Beatles, so würde er sich heute sicher Rap über seinen iPod reinziehen. Aber Pop-Musik als Mittel des Eskapismus, also um der Welt zu entfliehen, ist geblieben. Wenn man heute in der U-Bahn fährt, so ist unübersehbar, wie sich die Menschen mit den kleinen Knöpfen im Ohr hinter einem Klangwall verstecken. Und Allmacht-Phantasien („Wenn ich jetzt eine Knarre hätte, würde ich es dem schon zeigen“), dürften noch immer unter Heranwachsenden weit verbreitet sein.
Sicher, zeitgebundene Faktoren kann man korrigieren und modernisieren – und das habe ich auch getan. Dennoch stellt sich weiterhin die Frage: Was soll das Aufwärmen alter Texte? Nimmt man diese Frage aber ernst, so muss man sie auch bei den Schullektüren, zum Beispiel dem „Werther“ oder dem „Stiller“, stellen. Und doch lesen wir Goethe, Frisch oder Böll auch heute noch mit Gewinn - ganz zu schweigen von den Klassikern der Weltliteratur von Homer bis Dante, die nun wirklich jeden Aktualitätsbezug vermissen lassen.
Worum geht es denn bei guter Literatur? Zumindest ist sie zeitlos. Das bedeutet, die beschriebenen Menschen könnten zu jeder Zeit leben, der Verlauf ihres Schicksals ist allgemeingültig und trifft für jedes Zeitalter zu.
Für mich als Autor ist und war beim Schreiben das Wichtigste, dass die Texte „wahr“ sind. Aber was ist „wahr“? Meine Personen sollen leben. Jeder Leser sollte „so jemanden“ schon einmal selbst getroffen haben.
Sogar Märchen müssen realistisch sein! Deshalb habe ich eine Abneigung gegen ideologische Literatur, gegen Belehrung, gegen Helden, die nur gut oder böse sind. Solche Menschen gibt es nämlich nicht! Die Personen in Büchern dürfen nicht zu Demonstrationsobjekten von Ideologien verkommen.
Dieses Buch gliedert sich in vier Teile:
Die erste Abteilung sind Satiren - sozusagen zum Aufwärmen.
In der zweiten Abteilung werden Märchen erzählt.
Die dritte Abteilung stellt die Frage: “Was wäre wenn?“
Die vierte Abteilung behandelt ein schwieriges Thema: Was ist Wirklichkeit? „Der Traum ein Leben, das Leben ein Traum“, heißt ein Theaterstück von Calderon. Dieses Motto könnte auch hier Pate gestanden haben.
Und nun, viel Spaß beim Lesen!
Januar 2017
Horst Neißer
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