Horst Tran
Marilyn Monroe - 1944-1948
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Inhaltsverzeichnis
Titel Horst Tran Marilyn Monroe - 1944-1948 Dieses ebook wurde erstellt bei
Die Entdeckung durch David Conover
Erste Schritte als Model
Eintritt in die Blue Book Modelling Agency
Die Reise mit André de Dienes
Erste Erfolge als Model
Die Leinwand lockt
Eintritt in die 20th Century Fox
Marilyn im Actors Lab
Marilyns erster Film
Die Zeit mit den Carrolls
Marilyn als Artischocken-Königin
Marilyn wird Joe Schencks ´Mädchen´
Eintritt in die Columbia Pictures
Natasha Lytess
Die erste Hauptrolle
Impressum neobooks
Die Entdeckung durch David Conover
Nach Jim Doughertys Abreise nach Australien zieht Norma Jeane nach North Hollywood/Los Angeles in die 5254 Hermitage Street zu Schwiegermutter Ethel, der Doc Goddard in der nur wenige Kilometer entfernten Radioplane Company einen Job als Betriebskrankenschwester vermittelt hat. Dort werden vor allem Drohnen produziert, also fernsteuerbare Kleinflugzeuge (´radioplanes´), die den Soldaten als Übungsobjekte für das Abschießen beweglicher Ziele dienen. Geleitet wird die Fabrik von dem Hollywood-Schauspieler und Techniktüftler Reginald Denny.
Norma Jeane will eigentlich nur den Haushalt führen, während Ethel arbeitet, langweilt sich aber und beschließt, vielleicht durch die ´Rosie-the-Riveter´ Kampagne angeregt, in der Radioplane Fabrik arbeiten. Mit der filmund plakatgestützten Kampagne wirbt die US-Armee seit 1941 amerikanische Frauen für die Rüstungsfabriken an. Durch Vermittlung von Ethel wird Norma Jeane am 18. April zunächst als Typistin eingestellt, erweist sich mit 35 Wörtern pro Minute aber als zu langsam, weshalb man sie Fallschirme prüfen und falten lässt, allerdings nicht, wie Marilyn Jahre später in einem Interview betont, solche, "von den Leben abhängen", sondern kleine Fallschirme, an denen die abgeschossenen Drohnen langsam zu Boden schweben. Schon bald wechselt sie in den sogenannten Dope Room, wo sie mehr verdient, nämlich 20 Dollar in der Woche. Ihr Monatseinkommen entspricht damit der Kaufkraft von ca. 1200 Dollar (Stand 2020). Der Dope Room wird firmenintern so genannt, weil ein darin verwendetes Material wie ein Schnüffelstoff die Sinne benebelt.
Am 15. Juni 1944 schreibt Norma Jeane an Grace:
"(...) Ich arbeite 10 Stunden am Tag bei der Radioplane Co. am Metropolitan Airport. Ich lege fast alles auf die Seite, was ich verdiene (um unser künftiges Heim nach dem Krieg bezahlen zu können). Die Arbeit ist wirklich nicht leicht, denn ich bin den ganzen Tag auf den Beinen und gehe nur wenig herum. Ich war schon auf dem Sprung, einen Zivildienstjob bei der Armee zu bekommen, alle meine Papiere waren ausgefüllt, und dann fand ich heraus, dass ich NUR mit Kerlen von der Armee arbeiten würde. Ich war dort für einen Tag, da gab es einfach zu viele Lüstlinge (´wolves´), mit denen ich arbeiten müsste, davon gibt es schon genug bei der Radioplane Co., ohne dass sie gleich eine ganze Armee sind. Der Personaloffizier sagte, er würde mich zwar einstellen, aber würde mir in meinem Interesse davon abraten, also bin ich wieder bei der Radioplane Co. und damit ganz zufrieden (...)."
Zu dieser Zeit ist sie von den Fallschirmen in den Dope Room schon übergewechselt, wo ihr die Arbeit so wenig gefällt, dass sie sich um den zivilen Job bewirbt, auf den sie wegen der "Lüstlinge" aber doch verzichtet, um in den Dope Room zurückzukehren. Rückblickend schreibt sie am 4. Juni 1945 an Grace:
"Ich habe in der Radioplane Company seit Januar nicht mehr gearbeitet. Sie haben mich wiederholt gebeten, zurückzukommen, ich will diese Art von Arbeit aber wirklich nicht mehr machen, weil es mich so verdammt ermüdet. Mir ist alles egal, wenn ich so müde bin."
Zu ergänzen ist, dass sie bis Mitte März der Company noch angehört und wegen ihrer ständigen Krankmeldungen schließlich gekündigt wird.
Bei Riese & Hitchens (`The Unabridged Marilyn´) sind Einzelheiten über die Tätigkeit nachzulesen:
"Das (die Arbeit an den Fallschirmen, H.Tr.) war, bevor ich im Dope Room arbeitete, die härteste Arbeit, die ich jemals gemacht habe. Der Rumpf und verschiedene Teile der Drohne waren damals aus Textilstoff, sie verwenden jetzt Metall, und wir haben das Tuch mit einem verhärtenden Material bemalt. Es wurde nicht aufgesprüht, es wurde mit Bürsten eingearbeitet, und es war sehr anstrengend und schwierig. Wir benutzten ein schnell trocknendes Präparat, eine Art Lack, schätze ich, aber schwerer, der Geruch war beißend, sehr schwer zu ertragen an acht Stunden am Tag. Es war eigentlich ein 12-Stunden-Tag für die anderen Arbeiter, aber ich arbeitete nur acht, weil ich minderjährig war. Nachdem das Tuch getrocknet war, haben wir es geschliffen, bis es glatt und glänzend war."
Sie hat nach dieser Darstellung das unangenehme Material also nicht aufgesprüht, wie es in der Literatur immer wieder heißt, sondern mit einer Bürste in einen Textilstoff eingerieben. Laut Interview mit dem Fotografen George Barris von 1962 (´Marilyn: Her Life in Her Own Words´) handelt es sich um eine Mischung von Bananenöl und Klebstoff.
Abweichend vom Brief an Grace heißt im obigen Zitat, dass sie wegen ihrer Minderjährigkeit nur 8 Stunden täglich arbeitet. Immerhin erledigt sie den Job so gut, dass sie mit einer Medaille ausgezeichnet wird. Das kommt bei den Kolleginnen gar nicht gut an. Darüber berichtet Marilyn 1960 im Interview mit dem Schriftsteller Georges Belmont (´Silver Marilyn´):
"Die Arbeit war so langweilig, dass ich sehr schnell arbeitete, um es hinter mich zu kriegen. Sie dachten, dass ich das ganz toll mache. Es gab einen Montageraum für die ganze Anlage, und der Präsident der Anlage rief meinen Namen und gab mir eine Goldmedaille und einen 25-Dollar-Kriegsanleihe für meine ´beispielhafte Einsatzbereitschaft´, wie er es nannte. Die anderen Mädchen waren wütend, als ich das erhielt, und stießen mich an, damit ich meine Kanne mit dem Dope verschütte, wenn ich zum Auffüllen ging. Du meine Güte, sie machten mir das Leben schwer."
Ihr "Einsatzbereitschaft", wenn auch mehr durch Überdruss als durch Hingabe motiviert, ist ein Vorbote jenes Perfektionismus, den sie später als Model und Schauspielerin an den Tag legen wird.
Im späten September oder frühen Oktober 1944 nimmt Norma Jeane sich Urlaub und reist nach Detroit zu Berniece, der sie zum ersten Mal persönlich begegnet. Nach einem jahrelangen regen Austausch von Briefen hat ihre Halbschwester sie eingeladen. Arrangiert wird das Treffen aus der Ferne von Grace, die das Gefühl hat, dass die Schwestern sich endlich einmal kennenlernen sollten. Berniece arbeitet bei DeSoto, einer Abteilung von Chrysler, und ihr Mann Paris bei Ford. Am Bahnsteig wartet das Paar zusammen mit Bernieces Schwester Niobe und Töchterchen Mona Rae auf Norma Jeanes Ankunft und ist von ihrem Anblick nicht schlecht überrascht.
"Ich fragte mich, wer von uns sie zuerst erkennen würde, oder ob wir sie vielleicht übersehen", schreibt Berniece später. "Alle Fahrgäste, die ausstiegen, sahen so gewöhnlich aus. Plötzlich war da dieses große schöne Mädchen. Uns allen entfuhr ein überraschtes Ooohhh! Keiner der anderen Fahrgäste sah aus wie sie: groß, so hübsch und frisch."
Nach Bernieces Erinnerung ist das Wiedersehen sehr herzlich, die Halbschwestern zeigen sich voller Freude, einander endlich kennenzulernen. Sie umarmen sich immer wieder und sagen einander, wie glücklich sie sind. Manchmal reden sie nervös durcheinander, manchmal schweigen sie nur.
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