Gerd Pfeifer - ...des Lied ich sing'

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Aus der Laudatio der VONTOBEL-STIFTUNG, Zürich, gehalten anlässlich der Preisverleihung für «…des Lied ich sing'», den vorliegenden Roman:
"Gerd Pfeifer erzählt den Aufstieg eines charakterarmen Profiteurs spannend und mit hoher Formulierungs- und Gestaltungskunst. Behend bewegt sich der Opportunist, Lebenskünstler und Schwerathlet Georg Schäfer durch die deutsche Vorkriegs- und Kriegszeit. Er läuft bei den Nationalsozialisten mit, obwohl ihn Politik innerlich wenig angeht. Aber es dient dem Geschäft. Auch bei den Frauen hat er Glück. Die Biographie dieses anpasserischen, keineswegs simplen Protagonisten, der sich auch dem Kriegsdienst erfolgreich zu entziehen weiss, lässt die Anfänge der Judenverfolgung und die Zeitstimmung auf subtile Weise erkennen. Zu Wort kommt später auch die Stimme eines alten, illusionslos zurückblickenden Mannes. Dabei versteht es Gerd Pfeifer, die verschiedenen Zeitebenen dieser fesselnden Schelmengeschichte virtuos zu verbinden."

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"Was erwarten Sie? In Ihrem Alter!"

Inzwischen ist er sicher: niemand kann heilen; Ärzte sind Reparateure mechanischer Unregelmäßigkeiten. Bestenfalls. Überhaupt werden seine Urteile, stellt er mit einem sich selbst verzeihenden Lächeln fest, immer apodiktischer. Ebenfalls eine Alterserscheinung. Widerspruch nimmt er äußerlich gelassen entgegen, beachtet ihn aber nicht. Er hält seine Auffassungen für durchdacht, wohlerwogen und abgeklärt, vielleicht nicht gera­de unumstößlich, aber doch feststehend und beispielgebend. Seine Meinung ist unverrückbar. Den Vorwurf des Altersstarrsinns lässt er an sich abprallen. Er will niemand überzeugen und nicht über­zeugt werden. Er hat sein nahezu biblisches Alter erreicht, ohne sich um die Meinung Anderer zu scheren. Es wäre unsinnig, ausgerechnet jetzt mit liebedienerischer Rück­sichtnahme auf die Jüngeren zu beginnen.

Dennoch hält er ausgesuchte Höflichkeit für unverzichtbar. Schroffheit liegt ihm nicht. Allerdings: je höflicher er wird, desto finsterer sind nicht selten seine Absichten. Das hat Utas Mutter in einem der wenigen Augenblicke behauptet, da sie eigene Überzeugungen preisgab. Er hat viel von ihr gelernt. Auch dass es sich weder ziemt noch besondere Vorteile bringt, im Rampenlicht der Öffentlichkeit zu stehen. Dass er nun, im hohen Alter, mit diesem Grundsatz bricht, hat ihn selbst überrascht. Vielleicht ist es tatsächlich ein nicht zu unterdrückendes Bedürfnis alter Männer, über den eigenen Tod hinaus in der Nachwelt präsent zu sein – mit Kindern und Kindeskindern, mit wohltätigen Stiftungen oder Ehrenmalen, die allerdings ein wenig aus der Mode ge­kommen sind, mit Gebäuden, die den eigenen Namen tragen oder eben mit Alleen, die nach einem benannt werden.

Jedenfalls wird morgen die Georg-Schäfer-Allee feierlich dem öffentlichen Verkehr übergeben.

Angefangen hat das alles mit ein paar Mehrfamilienhäusern des sozialen Wohnungsbaus in der Vorstadt. Damals sollte er mehr als die Hälfte seines Einkommens der nichtsnutzigen Politikerkaste als Steuern überlassen. Da hielt er es für legitim, mehr Gedanken auf die Möglichkeit, Steuern zu sparen zu verwenden, als auf seine Einkommensmehrung. Es brachte mehr ein. Seine Berater waren – mit einigen Vorbehalten – der gleichen Meinung.

Allerdings musste er lernen, dass Steuersparen ein weites Feld für Scharlatane war. Mit der ihm eigenen Vorsicht vermied er die gröbsten Fehler. Aber es dauerte länger als zwei Jahre, ehe er sich endlich entschloss, eine größere Summe zu investieren. Er begann, steuer­begünstigte Sozialwohnungen zu bauen.

Im Laufe der Jahre wiederholte er die Transaktionen. Sie wurden zu einem Routine­geschäft und Georg Schäfer zu einem stadtbekannten Bauherrn, der gute Werke tat, indem er die Wohnungsnot linderte. Die erzielten Über­schüsse schwankten. Die Steuergesetzgebung änderte sich fast von Monat zu Monat. Und nach ein paar Jahren war der lokale Wohnungsmarkt gesättigt. Es war an der Zeit, den Inve­stitionsort zu wechseln, vielleicht sogar Wohnimmobilien als Kapitalanlage zu meiden. Einmal noch ließ er sich von den politischen Beamten der Stadtverwaltung überreden – gegen weitreichende Garantien für öffentliche Zuschüsse und Mieterzuweisungen –, ein ziemlich weitläufiges Areal im Einzugsbereich der Universität zu bebauen. Es war allen klar, dass es seine vorläufig letzte Wohnungsbauinvestition in der Stadt sein würde.

Dann waren die Bauten errichtet, die Wohnungen bezogen, Georg kassierte die Mieten und seine Steuervorteile, und jetzt war es an der Zeit, die Wohnanlage wieder zu verkaufen. Seine Makler suchten im Stillen, wenn auch nicht unbemerkt, nach einem geeigneten Investor.

Vielleicht war dies der Grund für das Angebot der politischen Platzhirsche, ihn mit einer Straße, die nach ihm benannt würde, zu ehren. Möglicherweise hatten sie mit seiner Weigerung gerechnet, auf diese Weise doch noch zu einer Art öffentlicher Person zu werden. Ohnehin ist es selbst hier in der Provinz unüblich, Straßen nach lebenden Persönlichkeiten zu benennen. Und bisher hatte er sich auch standhaft geweigert, Orden und Ehrenämter anzunehmen, selbst wenn sie mit einem Sold oder anderen Einkünften dotiert waren – der einzigen Ver­suchung, die ihn beeindrucken konnte.

Aber nun hat er sie alle – hoffentlich – ebenso gequält wie versteckt aufstöhnen lassen, als er die schmeichelhafte Ehrung unverhofft annahm.

Der alte Mann stützt sich immer noch mit beiden Händen am Rand des antiken, mit zahlreichen Gebrauchsschrammen verunzierten Stehpults ab und schaut milde lächelnd in den plötzlich hell gewordenen Garten. Die Sonne hat sich durch die dicke Wolken­decke gekämpft, und er versucht sich einzureden, dass es ausschließlich das fassungs­lose Entsetzen der korrupten lokalen Politikerbande über seine unerwartete Zusage war, das ihn zur Annahme der Ehrung bewegte. Aber so recht ist er davon nicht überzeugt. Allein aus kindlicher Schadenfreude zu handeln, ist nicht seine Art. Er glaubt sich zu kennen. Vermutlich hat auch ein Großteil Geltungssucht seine Entscheidung be­einflusst. Niemand ist frei von dem Verlangen, öffentlich und über den Tod hinaus geliebt, geehrt, be­wundert oder wenigstens gekannt zu werden.

Er hört die neue Haushälterin im Esszimmer mit Tellern und Schüsseln klappern und geht aufrecht und mit bemühter Lockerheit zum Frühstück.

"Guten Morgen!", sagt die Neue und scheint bestrebt, eine etwas angestrengt wir­kende Fröhlichkeit zu verbreiten. Er antwortet mit einem undeutlichen Brummen. Chronisch heitere Menschen sind ihm ein Gräuel. Wortlos setzt er sich. Die Brötchen sind nur aufgewärmt, aber kross. Zufrieden grummelnd nickt er und legt sich Eier und Speck auf den Teller. Während er kaut, schlägt er die Lokalzeitung auf. Die Ankündigung der feierlichen Einweihung seiner Straße hatte die Pressestelle der Stadt in der gestrigen Ausgabe veröffentlicht. Heute schweigt sich der Lokalteil aus. Warum sollte die Redaktion auch eine Sensation daraus machen? Namensgebungen sind ein alltäglicher Verwaltungsakt.

Was sein Vater wohl zu einer Straße gesagt hätte, die nach seinem Sohn benannt wird? Der Senior stellte zu seinen Lebzeiten keine hohen Ansprüche an den einzigen Sohn. Ihm reichte es, wenn er seinem Vater nicht auf der Tasche lag. Alles andere schien ihn wenig zu interessieren.

Sie hatten beide – Vater und Sohn – keine einfache Kindheit gehabt. Beide waren Gastwirtssöhne. Das bedeutet: sie wurden bereits in frühester Jugend mit den eher abstoßenden Seiten der mensch­lichen Existenz konfrontiert, und das wiederum lehrte sie, Menschen geringschätzig zu betrachten. Ihre Verachtung richtete sich gegen jedermann. Auch gegen die eigenen Eltern. Gegen die Väter, weil sie betrunkene Säufer betrogen; gegen ihre Mütter, weil sie den Zoten der Zecher noch eins draufsetzten; und gegen die Trinker, weil sie sich willig übervorteilen ließen. Sie lebten beide zu ihrer Zeit in einer seltsam leeren, bier­dunstgeschwängerten Welt ohne erkennbaren Halt.

Sein Vater war ein kräftiger Mann. Wenn er hemdsärmelig mit gezwirbeltem Schnurr­bart, wie es damals Mode war, nach Art seines Kaisers, ohne jemals eine Miene zu ver­ziehen am Zapfhahn stand, stellte er einen respekteinflößenden Patron dar, dem die Trun­kenbolde vor dem Tresen glaubten, dass er sein Lokal sauber halten konnte.

Seine Kundschaft bestand am frühen Morgen, noch bevor die Bierkutscher und Block­eislieferanten kamen, aus den Arbeitern der umliegenden Fabriken, den Handlangern aus dem Hafen und den Boten aus den Handelshäusern, aus den Handwerksgesellen, die auf dem Weg zur Arbeit statt eines Frühstücks ein schnelles Bier mit einem Korn hinunterspülten, und aus angetrunkenen Bordellbesuchern, die als letzte Freier aus den Hafen-Etablissements geworfen worden waren. Es war eine ernüchternde Atmosphäre, geprägt von der Hast, trotz des Aufenthalts am Schanktisch noch rechtzeitig am Arbeitsplatz zu erscheinen.

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