Markus Varga - Bali Buddha Burnout

Mittlerweile stehen wir morgens auf, fahren noch vor dem Gang zur Kaffeemaschine als erstes den Laptop hoch, gehen zwischendurch arbeiten, setzen uns am Abend wieder an den Laptop und gehen damit ins Bett (Rechner auf stand by ). Mein Chef hat offensichtlich noch nicht gemerkt, wie unausgeschlafen ich bin und dass mir die Schriftart auf unserer Menükarte mehr Kopfzerbrechen bereitet als die auf der neu zu gestaltenden Plakatkampagne für unseren wichtigsten Kunden.

Würde Deutschland Dänemark annektieren, der Papst zum Islam übertreten oder Angela Merkel in die SPD – wir würden nichts davon mitbekommen. Wir machen uns mehr Sorgen um einen Taifun auf Bali als um einen Tornado in unserer Straße. Letzte Woche hat unsere Nachbarin bei uns geklingelt, um zu fragen, ob wir noch leben. Sie bekomme uns gar nicht mehr zu Gesicht. Ich deute Karin gegenüber an, dass wir mal aus unserem Kokon raus müssten. Aber sie ist gerade online mit ihren Brautschuhen beschäftigt und hat keine Lust, sich jetzt schon in einen Schmetterling zu verwandeln.

Was würde ich für einen großflächigen Internetausfall in ganz München geben, oder dafür, dass Tim die Planung übernimmt. Er ist ja ohnehin dauer-online. Karin und ich konnten uns bisher nur dazu durchringen, die Organisation des Junggesell(inn)enabschieds in die Hände unserer Trauzeugen zu geben. Im balinesischen Dschungel-Drama haben wir ihnen lieber keine aktive Rolle zugewiesen.

Ich eröffne den nächsten Akt mit einer Nachricht an die Caterer, die uns darüber informiert haben, dass sie bereits um 22.00 Uhr alle Zelte abbrechen wollen. Das wäre völlig normal auf Bali. Ich fordere das heilige Recht des Bräutigams ein, damit Bali HotPot für uns eine Ausnahme von diesem offensichtlich heiligen Ritual macht:

Bitte beachten Sie, dass wir die Villa extra ausgesucht haben, weil wir dort laut Aussage der Villa-Managerin bis tief in die Nacht feiern können. Ein Ende der Hochzeit haben wir definitiv nicht vor Mitternacht eingeplant.

Mein Beamten-Deutsch wird meinem Gegenüber am anderen Ende der Welt mit Sicherheit imponieren.

Thank you for your message – no problem. You can celebrate how long you want. We finish our service at 10pm. Our staff is not allowed to work longer. Best regards, Ketut

Also muss ich den Ton doch verschärfen.

Wenn Sie um 22 Uhr den Service einstellen, ist die Party vorbei. Das ist nicht unsere Absicht und wird unsere Gäste, die Zehntausende Kilometer anreisen, sicher nicht freuen. Lassen Sie doch wenigstens die Tische, Stühle und Bar stehen und holen Sie einfach alles am nächsten Tag ab.

Ich appelliere an seine oder ihre Vorstellungskraft. Bei den balinesischen Namen wissen wir nie genau, mit welchem Geschlecht wir es gerade zu tun haben. Dort werden die Namen nach dem Erst-, Zweit-, Dritt- etc. Geborenen vergeben. Entsprechend haben Eltern die Option, entweder ihren Sohn oder ihre Tochter zum Beispiel Ketut zu nennen. Das schränkt das Risiko ein, dass sich ein Paar schon vor der Geburt wegen der Namensgebung verkracht – wie es im Westen gerne mal der Fall ist.

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