Valerio Curcio - Der Torschützenkönig ist unter die Dichter gegangen

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Zum 100. Geburtstag des großen italienischen Intellektuellen beleuchtet dieses persönliche und erhellende Buch Pasolinis innige Beziehung zum Fußball, und damit einen zentralen Aspekt in seinem Leben, der bisher wenig Beachtung gefunden hat. Pasolini tritt hier als leidenschaftlicher Fan des FC Bologna auf, als Fußballspieler, als Sportreporter und auch als scharfsinniger Gesellschaftsanalytiker, der im Sport den letzten religiösen Ritus sah. Valerio Curcio zeigt auf, wie Pasolini im Fußball Kraft und Inspiration schöpft – und wie er den Ballsport letztlich als universelle Sprache versteht, als Mittel des Austauschs und der sozialen Teilhabe. Ein Vorwort von Moritz Rinke, erstmals übersetzte Interviews mit Pasolini und ein aktuelles Interview mit Dacia Maraini runden den Band ab.

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Ich erinnere mich noch an ein Gespräch vor einigen Jahren mit Günter Netzer bei einem Länderspiel in Mönchengladbach. Wir saßen danach an der Hotelbar, und ich hörte zu, wie Netzer von den alten Zeiten erzählte. Auch ich hing an Netzers Lippen. Ich erinnerte mich, dass meine Tante Anfang der Siebziger in ihn verliebt war und wie sie, ohne eigenes Fernsehgerät, immer zu uns kam, wenn es Länderspiele gab, bei denen Netzer mitspielte oder sich sogar selbst bei Spielen einwechselte. Ich erinnerte mich auch an die Begeisterung von Joseph Beuys für Netzer: Er hatte ihm sogar eine Professur für angewandte, ausübende und praktizierende Kunst an der Kunsthochschule in Düsseldorf angeboten!

Ich fragte Netzer an diesem Abend an der Hotelbar, ob er sich noch an das Angebot von Beuys in Sachen Kunsthochschule Düsseldorf erinnern könne. Netzer sah mich an, sagte nichts und sprach dann mit den anderen über Fortuna Düsseldorf, nicht über die Kunsthochschule. Ich dachte sofort, dass Beuys oder irgendjemand anderes sich das damals mit Netzer und der Professur nur ausgedacht hatte, um die Liebe der Kultur zu den auratischen Spielern noch weiter zu erhöhen.

Pasolini ließ für den Fußball sogar seine berühmte Kapitalismuskritik ruhen, als er von einem Bekannten auf der Frankfurter Buchmesse hörte, dass es in der Nähe ein neues Fachgeschäft gebe mit neuartiger Adidas-Fußballbekleidung. Pasolini verließ sofort die Buchmesse und kaufte für seine Mannschaft ein, offenbar ohne seine berühmte Verachtung für bourgeoise Kaufgier.

Natürlich hatte auch Pasolini eine eigene Mannschaft gegründet, genau wie ich. Seine hieß die Nazionale dello spettacolo , meine die Autorennationalmannschaft, abgekürzt: Autonama , ein Name, der Pasolini bestimmt gefallen hätte.

Mein Leben als Schriftsteller hatte sich mit der Gründung einer eigenen Mannschaft seltsam verwandelt, wie das von Pasolini, als er seine Mannschaft hatte und quer durch Italien und Europa reiste, um Fußball zu spielen.

Begonnen hatten wir 2005 in Mecklenburg-Vorpommern. Auf einer Wiese ohne Tore trafen sich 11 Schriftsteller, um in einer feierlichen Zusammenkunft die deutsche Autorennationalmannschaft zu gründen. Einer stand am Rande und versuchte ein ums andere Mal den Ball hochzuhalten, wie Sisyphos; ein anderer fiel in eines der Löcher in der Wiese und brach sich den Arm. Immerhin stand, kopfschüttelnd zwar, auch ein ausgewiesener Trainer auf der Wiese: der damalige Coach von Hertha BSC, Hans Meyer. Mit ihm reisten wir dann zur ersten Autoren-Weltmeisterschaft nach Italien, in die Toskana, nach San Casciano, es gab vorerst nur vier Teams. Wir spielten zuerst gegen Italien. Hätte dieses Spiel 30 Jahre früher stattgefunden, ich könnte wetten, bei der Gelegenheit hätte ich Pasolini kennen gelernt. Er hätte auf der einen Seite gestürmt, ich auf der anderen. Und er hätte dann mein 1:0 gesehen, kein Fallrückzieher, aber ein Flugkopfball aus acht Metern, bei dem ich in eine halbhohe Flanke von rechts hechtete.

Es gibt einige Berichte über dieses Tor, auf Italienisch, auf Deutsch. Manchmal habe ich dieses Tor gegen Italien auch selbst kommentiert, wie Pasolini seine Tore manchmal ebenfalls selbst kommentiert bzw. Spielberichte nachkorrigiert hat: »Ich füge euch diese Notiz aus dem Popolo del Friuli an, die – unter anderem – fehlerhaft ist und wie folgt angepasst werden muss: ›Als Erster traf Cecchet mit einem Elfmeter in der 20. Minute. Darufhin kam es auf dem Platz zu Krawallen zwischen Spielern, Schiedsrichter und Zuschauern; doch als wenige Minuten später wieder Ruhe eingekehrt war, schoss Pasolini mit einer Einzelaktion das zweite Tor.‹«

So etwas will man später über sich in den Biographien und Geschichtsbüchern lesen, und darum korrigieren Autorenspieler wie Pasolini oder ich die Spielberichte. »Jedes Tor ist eine eigene Erfindung«, schreibt Pasolini. »Jedes Tor ist Unausweichlichkeit, Geistesblitz, Staunen, Irreversibilität. Genau wie das dichterische Wort. Der Torschützenkönig einer Meisterschaft ist jedes Mal der Jahresbeste unter den Dichtern.«

Längst ist der DFB auf meine Mannschaft aufmerksam geworden und kleidet uns wie eine richtige Nationalmannschaft. Wir haben bereits mit Hymnen gegen England, Frankreich, natürlich immer wieder gegen Italien, gegen Ungarn, Israel, Norwegen, gegen die Ukraine und die Türkei, gegen Polen, Brasilien, Argentinien usw. gespielt. Manchmal rief mein Verlag an und fragte, wo denn das neue Theaterstück bliebe, und ich antwortete: Bald, nach dem nächsten Spiel! Pasolini machte es ja genauso, er richtete sogar seine Drehpläne nach seinen Spielen aus. Es ist eben eine Sache des Herzens und der Prioritäten.

Nach der Autoren-WM in der Toskana (bei der wir im Finale unterlagen) bereitete sich meine Mannschaft schon auf die nächste WM in Schweden vor, sie fand in Malmö statt, genau in dem Stadion, in dem der junge Pelé 1958 mit Brasilien Weltmeister geworden war. Das war auch mein Ziel, Weltmeister werden. Ich war nicht nur klassischer Mittelstürmer der Mannschaft, sondern mittlerweile auch eine Art Oliver Bierhoff der Rahmenbedingungen. Hans Meyer, nunmehr Cheftrainer beim 1. FC Nürnberg, konnte ich dazu bewegen, für uns das Nürnberger Trainingsgelände freizumachen; der DFB stellte den offiziellen WM-Mannschaftsbus von 2006 sowie zwei Physiotherapeuten zur Verfügung. Testspiele gegen Österreich, Saudi-Arabien und Finnland verliefen vielversprechend. Wir waren Gast im Aktuellen Sportstudio und begannen, Fußballbücher herauszugeben. Wir hatten wie Monty Python auf einer Wiese begonnen und jetzt waren wir im Aktuellen Sportstudio ! Und Hans Meyer erwähnte mich sogar im Kicker , im geliebten Kicker ! Er hängt noch heute am Kühlschrank.

Ich traf mich in der Folge mit Philipp Lahm. Wir sollten uns im Auftrag einer Wochenzeitung über das Schreiben von Büchern unterhalten, er hatte gerade ein Buch über sein Leben herausgebracht, ich eines über Fußball. Ich ging mit Thomas Tuchel in die Bar Tausend und trank die ganze Nacht Mineralwasser. Ich traf mich mit Jürgen Klopp, wir tranken Bier und sprachen über Samuel Beckett. Ich saß mit Thomas Hitzlsperger in der Schaubühne, und er wollte danach über moderne Dramatik sprechen, ich über den VFB Stuttgart. Mit Torsten Frings tauschte ich Stirnbänder in Bremen, Ralf Rangnick nahm mich mit zum Champions League-Finale Barcelona gegen Juventus Turin und telefonierte dabei die gesamten 90 Minuten mit dem Berater von David Selke, während ich versuchte, mich auf Lionel Messi zu konzentrieren. Mittlerweile war es wirklich so, dass die Fußballer sich offenbar gerne mit mir unterhielten, da war etwas entstanden – so wie man in diesem Buch erstaunliche Aussagen Fabio Capellos über Pasolini lesen kann.

Besonders schön war ein Treffen mit Horst Eckel, dem Weltmeister von 1954, der mir von jenem Lied erzählte, dass Sepp Herberger unter der »Brause« nach dem Wundersieg gegen Ungarn zu singen angeordnet hatte. Eckel schloss für einen Moment die Augen, dann sang er: »Hoch auf dem gelben Wagen«, und es war, als stünde ich plötzlich mit unter der Brause in Bern.

Wenn es mir doch vergönnt gewesen wäre, Pasolini kennen zu lernen! All das und mehr hätte ich ihm erzählt. Er hätte von seinen partite , seinen Spielen erzählt, ich von den meinen. In allen Einzelheiten hätte ich ihm mein Tor gegen Italien geschildert, und er hätte gesagt, dass er den Übersteiger à la Biavati immer noch beherrsche.

Einleitung

Pier Paolo Pasolini und der Fußball – das klingt nach einem reizvollen Gespann. Auf der einen Seite der Sport, eine besonders florierende Sparte der weltumspannenden Unterhaltungsindustrie: ein Spektakel, das trotz seiner ungebremsten Vermarktung weiterhin die Gemüter bewegt, dank der Geschichten seiner Protagonisten und der besonderen Beziehung zwischen den Fans und ihrer Mannschaft. Auf der anderen Seite ein sich seinerzeit jeder Vereinnahmung entziehender Intellektueller, dem bald fünfzig Jahre nach seinem Tod eine Anerkennung besonders auch kommerzieller Art zuteilwird, wie sie wohl größer nicht sein könnte – ja, es ließe sich mit Bezug auf die jüngeren Generationen gar von einer Wiederentdeckung sprechen. Das soll nun nicht heißen, Pasolini wäre in Vergessenheit geraten und bedürfte jetzt zum Jahrestag seines 100. Geburtstags einer Exhumierung. Ganz im Gegenteil. Nur wird an ihm, schmerzlich, das Paradoxon sichtbar: Einer der in aller Munde ist, ist umso unbekannter. Was bleibt heute von ihm, der sein Leben lang auch von der Justiz verfolgt wurde? Der sich als Kommunist bekannte, eine widerständige Dichtung schuf, aber wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses stante pede aus der Partei ausgeschlossen wurde? Dem scharfen Kritiker der Konsumgesellschaft, dem tiefschürfenden Ermittler, der politische und industrielle Machtgruppierungen und ihre Verbindungen untereinander ins Visier nahm? Der mit seinen immer unbequemeren Wahrheiten, die er mit allen Mitteln der Kunst zum Ausdruck brachte (man denke an seinen Film Salò oder den unvollendeten Roman Petrolio ), diese Gesellschaft schütteln, aufrütteln, wecken wollte? Der immer wieder für Skandale sorgte, aber nicht um des Skandals willen, sondern der Erkenntnis und der Wahrheit wegen?

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