Isabella Stern - Du willst mich doch auch

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Was passiert, wenn die Langzeitstudentin Melly und der Kontrabassist Frederic im Fahrstuhl stecken bleiben? Natürlich – sie warten auf Hilfe. Währenddessen leeren sie zwei Flaschen Champagner und vertreiben sich die Zeit mit dem Erzählen amouröser Abenteuer. Von erotischen Buffets, unerwarteten Begegnungen in fremden Badewannen, One Night Stands in der Arktis und Spontanpartys mit alleinreisenden Herren. Eine Geschichte ist heißer als die andere. Da ist es unvermeidbar, dass Melly und Frederic sich näher kommen. Sehr viel näher…
Mit 10 erotischen Illustrationen von Isabella Stern.
Dieses Buch enthält erotische Liebesgeschichten, gefühlvoll geschrieben, aber auch mit expliziten Sexszenen in Wort und Bild.

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Impressum

Du willst mich doch auch

Isabella Stern & Wolfgang Schnuppe

Illustrationen von Isabella Stern

published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Copyright: © 2015 Isabella Stern & Wolfgang Schnuppe

ISBN 978-3-7375-3478-9

Wet-T-Shirt-Contest

17:05 Uhr.

Der Herbststurm peitschte den Regen in die Waagerechte, als gäbe es keine Schwerkraft mehr. An der Bushaltestelle kreischten die Schulmädchen mit lustvollem Schrecken auf, weil die Böe unter die zu kurzen Röcke fuhr und ihre mageren Schenkel entblößte.

Tapfer kämpfte Melly sich durch den Windkanal, sprang über Pfützen und wich fremden Regenschirmen aus. Die Haarsträhnen klatschten ihr nass an die Wangen, klebten wirr auf der Haut. Unerbittlich rann das Regenwasser ihren Hals hinab, suchte seinen Weg entlang der knochigen Schlüsselbeine, bis es im Stoff des dünnen T-Shirts versickerte.

Melly fühlte, dass ihr Busen schon ganz klamm war, kühlfeucht mit schmerzhaft abstehenden Brustwarzen.

Wet-T-Shirt-Contest.

Als diese schräge Idee in ihr aufblitzte, kickste Melly laut auf. Fehlte nur ein Kerl, den sie mit dem Anblick ihrer Nippel so richtig provozieren konnte.

Sie hatte ja keine Ahnung, dass sie wenige Stunden später einen Mann mehr als in Verlegenheit bringen würde. Und dass sie ihrem opulent ausgestatteten erotischen Erfahrungsschatz ein neues, sehr pikantes Kapitel hinzufügen könnte.

Vorerst jedoch kämpfte Melly sich nach Hause durch.

Früher mochte sie solches Wetter. Da hätte sie sich nackt ausziehen und durch den Herbstregen tanzen wollen. Scheiß drauf, was die Leute denken. Aber heute war Melly kein Kind mehr. Sie war eine gestandene Frau von fast dreißig, wobei gestanden ein dehnbarer Begriff ist. Erfahren war vielleicht das passendere Wort, denn Melly blickte als Langzeitstudentin auf eine glorreiche Karriere abgebrochener und neu angefangener Studiengänge zurück.

Die Jahre an den Universitäten hatten zwar auch eine gewisse Reifung mit sich gebracht, doch Mellys Sehnsüchte blieben unerfüllt. Sie suchte einen Fokus, einen Anker in ihrem Leben. Nicht zuletzt hielt sie Ausschau nach einem Mann, aber es sollte der Richtige sein. Die Falschen hatte sie schon alle durchprobiert.

Try and error.

Es schien ein Naturgesetz, dass die Guten stets vergeben waren und sie in diesem Wettlauf fortwährend zu spät kam. Seufzend wischte Melly die melancholischen Gedanken wie die klatschnassen Haarsträhnen fort. Das musste der Herbstanfang sein, der ihr solchen Trübsinn durch den Kopf wehte.

Ein plötzliches Frösteln überkam sie und erinnerte sie daran, endlich den wetterfesten Versace-Mantel zu suchen, der irgendwo hinten im Schrank verkramt sein musste. Der Trenchcoat war ausgesucht hässlich und teuer, das Geschenk eines abgelegten Lovers. Modisch nicht up to date, aber sehr praktisch bei dieser Witterung. Also der Trenchcoat, nicht der Lover.

An der Haustür fischte Melly erfolglos nach dem Schlüssel. Sie fluchte ein dreifaches Fuck, als ihr klar wurde, dass sie ihn gewohnheitsmäßig in die rechte Jackentasche gesteckt hatte. Blöderweise war da seit kurzem ein Loch im Futter. Eigentlich war es schon monatelang da und verbreiterte sich beharrlich wie diese schwarzen Löcher im All. Das Stopfen von Löchern in Kleidungsstücken gehörte zu den Dingen, die Melly in ihrem Alltag nicht so richtig im Griff hatte. Der Schlüssel war im Orbit der dünnen Sommerjacke verschwunden. Typisch wieder mal.

Warum passierten solche Missgeschicke immer genau dann, wenn es völlig unpassend war, zum Beispiel während ein gehässiger Herbststurm die Körpervorderseite bis auf die nackte Haut durchnässte?

Melly seufzte schicksalsergeben, tauchte die Finger beherzt zwischen die Stofflagen und wühlte nach dem Schlüssel. Tief in den geheimen Innereien der Jacke fischte sie ihn doch noch aus seinem Versteck.

Da hatten sich ihre Yoga-Stunden glatt gelohnt. Wenn sie schon nicht die innere Mitte fand, war Melly immerhin in der Lage, klassische Schlüssel-im-Innenfutter-verloren-Situationen zu meistern, ohne sich gleich den Arm auszukugeln.

Endlich rettete Melly sich in den Hausflur.

Sie schüttelte die lange Mähne aus wie ein räudiger Straßenköter und spritzte respektlos den gutbürgerlichen roten Läufer nass. Mellys Kleidung war vorn durchgeweicht, hinten aber fast trocken, als wäre sie gestolpert und kopfüber in eine Pfütze gefallen. Wahrscheinlich war die Natur eine launige alte Dame, die gern irrationale Späße mit den Menschen trieb und sie beispielsweise nur partiell durchnässte.

In ihrer Wohnung führte Mellys erster Weg ins Bad, wo sie die klitschnassen Klamotten abstreifte und auf die Kacheln fallen lies. Diese Achtlosigkeit war ein großer Vorteil des Singledaseins. Niemand konnte sie zur Ordnung ermahnen oder auch nur durch einen vorwurfsvollen Blick ein schlechtes Gewissen erzeugen.

Würdest Du das bitte aufheben, Darling?

Fuck you, babe.

Beim Ablegen der Armbanduhr sah Melly auf die Zeit. Erst kurz nach fünf, also kein Grund für Stress. Sie konnte in aller Ruhe das Badewasser einlassen und sich auf die Party vorbereiten. Mellys beste Freundin Nele würde heute Abend ihren Dreißigsten feiern. Den Event plante sie schon seit Monaten minutiös durch. Sie hatte eine coole Location, eine noch coolere Band und es würden sauviele saucoole Leute kommen. Yeah!

Melly trug eine straffende Gesichtsmaske auf. Sie hatte von ihrer Mutter gelernt, dass man damit früh anfangen sollte.

Sie legte den Rasierer auf den Wannenrand, um rein präventiv Beine und Scham nochmal in Form zu bringen.

Samtweich. Federweich. Seidenweich.

Vielleicht fiel ja gerade heute einer der saucoolen Männer für sie ab. Darauf musste man vorbereitet sein, niemand will einen Igel lecken.

Beschwingt hüpfte Melly in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Ein Streifen kaltes Neonlicht fiel auf ihre makellose milchweiße Haut und das seidige nachtschwarze Vlies über dem kahlen Ypsilon des Venushügels. Bei flüchtigem Hinsehen erinnerte der schmale dunkle Pelzbesatz an eine Katze, die sich auf einem Schneehügel verirrt hatte.

Dieses Schwarz verriet Mellys natürliche Haarfarbe. Seit dem Frühjahr hatte sie ihren Schopf jedoch in Henna getaucht. Die roten Haare ergänzten sich gerade vollendet mit der blattgrünen Gesichtsmaske zum Anblick einer stolzen Amazone mit Kriegsbemalung.

Die Kriegerin entdeckte im Kühlschrank zwei Flaschen Champagner, eine verdammt gute Marke. Außerdem ein Rest Sekt. Das Zeug muss weg, dachte Melly, seufzte zufrieden und griff nach der halbleeren Flasche. Ein kleiner Stimmungsaufheller, der ihre Partyvorbereitungen stilvoll flankieren würde. Halleluja!

Behaglich glitt die Amazone zu den Klängen der Jazz for Lovers-CD in die Schaumberge der Wanne. Sie war heute in der geeigneten Stimmung, einen Kerl zu angeln. Und sei es nur für diese Nacht. Das war der Plan.

Erwartungsvoll schlürfte Melly vom Sekt und döste im wohlig warmen Wasser. Sie würde die Nacht auf keinen Fall allein verbringen. Man muss sich schließlich auch mal was gönnen!

Zu wenig Schmutz 1815 Uhr Zur gleichen Zeit stand Frederic nackt in seinem - фото 1

Zu wenig Schmutz

18:15 Uhr.

Zur gleichen Zeit stand Frederic nackt in seinem Ankleidezimmer. Hastig durchstöberte er den Schrank nach einem gebügelten weißen Hemd. Er hätte früher daran denken sollen, jetzt blieb ihm nur die Wahl zwischen sauber und ungebügelt oder schon getragen, aber geht eigentlich nochmal. Er entschied sich für Letzteres. Gestern gab es Haydn, da war er als Kontrabassist nicht allzu sehr beansprucht, da war das Hemd durchaus noch zu gebrauchen. Heute würde es wieder Haydn geben.

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