Barbara A. Lehner - Leicht.Sinnlich

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Grete und Heinz tun es in der Küche, Martha und Marek im Lancia Thesis, Martin schaut in Angelikas Wunderland nur zu, Charlotte und Ludger täten es gern im Zug.
Egal, ob auf einem Waldviertler Bauernhof, am Telefon, im Bett, am Finanzamt oder im Auto auf dem Weg zum Maturatreffen – beinahe überall, wo Menschen aufeinandertreffen wird geflirtet, berührt und gespürt.
In diesen Geschichten immer mit Witz, vor allem aber mit Liebe zu den Protagonisten und zur Sprache.

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Barbara A. Lehner

Leicht.Sinnlich

Erotische Geschichten

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis Titel Barbara A Lehner LeichtSinnlich Erotische - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Barbara A. Lehner Leicht.Sinnlich Erotische Geschichten Dieses ebook wurde erstellt bei

Ich kann

Leicht.Sinn

Alles wird Hut

Frühreif

Freitag am Finanzamt

Reif

Martin will nicht stören

Die Stille

Die Phänomenologie des Geistes

Active Ageing

Kein Hasenkraut

Impressum neobooks

Ich kann

„Igitt!“ Grete Zwieschneider war nicht angezogen, um bei acht Grad und Nieselregen an einer gehweglosen Landstraße entlang zu wandern. Grete Zwieschneider war angezogen, um bei achtzehn Grad und leicht bewölktem Himmel mit ihrem silbernen Volvo durch den goldenen Oktober zu fahren. Aber im Waldviertel interessierte sich das Wetter nicht für die Vorhersagen der Meteorologen in Wien. Und Gretes Volvo interessierte sich nicht dafür, dass seine Besitzerin ihm erst vor drei Tagen für den Einsatz von achthundert Euro ein neues Pickerl ermöglicht hatte. Er hatte einfach ein paar Mal geächzt und war dann lautlos stehen geblieben.

Zwettl 11 km stand auf dem Wegweiser. Und klein darunter: Ratschenreithsgschwendt 1 km . Gretes Füße schmerzten, aber ein Funken Hoffnung leuchtete auf.

Ihr Handy hatte sie daheim auf der Kommode liegen lassen. Sie wollte nicht erreichbar sein, vor allem nicht für Tom. Er hatte sich seit genau zehn Tagen nicht gemeldet. Sollte er doch auch einmal das Gefühl haben, dass sie nicht auf seinen Anruf wartete.

Seit neun Jahren ging das nun schon so. Er kam, wann er wollte, er ging, wann er wollte, und manchmal, wenn sie Glück hatte, kamen sie gemeinsam. Vielleicht hatte sie ihn deshalb noch nicht aus ihrem Leben geschmissen. Dabei hatte sie den Verdacht, dass sie nicht die einzige war, mit der er gemeinsam kam.

Die Straße nach Ratschenreithsgschwendt war nur wenig befahren. Das war Grete auch Recht, denn vorbei rauschende Autos hinterlassen im Nieselregen feuchte, stinkende Wolken und versauen einem die roten Stiefel, den dunklen Rock und die helle Bluse. Und die Achtzig-Euro-Frisur. Sie hatte sich richtig in Schale geschmissen, um den Herrschaften von der Pharmaline Austria nicht den Eindruck zu vermitteln, Frau Apothekerin Zwieschneider hätte das Geld nötig. Natürlich hatte sie es nötig, schließlich besaß sie keinen blassen Schimmer, womit sie ihr Geld verdienen sollte, wenn sie die Apotheke erst verkauft hatte. Hoffentlich gab es in diesem Ratschendings wenigstens eine öffentliche Telefonzelle, damit sie in Salzburg anrufen konnte. Jetzt waren es nur noch etwa hundert Meter bis zum Ortsschild. Von hinten rollte ein Auto heran. Sie bereitete sich auf eine Schmutzwasserwolke vor, hörte dann aber eine Männerstimme: „Soll ich Sie ein Stückerl mitnehmen?“

„Gern.“ Sie stieg in den dunkelblauen Audi und gab dem Mann mit den hellgrünen Augen die Hand. „Guten Tag. Ich hatte eine Autopanne. Gibt es in Ratschendingsbums eine Werkstätte?“ Er lachte.

„Ein Gasthaus?“ Ihr Magen knurrte. Er lachte.

„Eine Telefonzelle?“

„Keine, die noch funktioniert.“ Er reichte ihr sein Handy, aber sie winkte ab. Er steckte es wieder in die Brusttasche seiner Arbeitsjacke.

„Sind Sie von hier?“, versuchte Grete sich im Small Talk.

„Wie man’s nimmt.“ Der Talk blieb sehr small.

Grete betrachtete ihn. Das Blau seines Audis passte nicht zum Grün seiner Augen. Die Lagerhausjacke nicht zu den Ledersitzen. Seine lachenden Lippen nicht zum Rest seines ernsten Gesichts. Nichts an ihm passte zusammen.

„Sind Sie Bauer?“

„Wie man’s nimmt.“

Der Audi stoppte und der Mann, der möglicherweise Einheimischer und Bauer war, nickte stumm nach links. Das bedeutete vermutlich, dass sie das Ortszentrum erreicht hatten und alle Fahrgäste aussteigen sollten.

„Den allerherzlichsten Dank, der Herr“, versuchte es Grete noch einmal, ohne ernsthaft mit einer Antwort zu rechnen.

„Schupf“, kam es aus dem Wagen, als sie gerade im Begriff war, die Türe zu schließen.

„Angenehm“, murmelte sie, nachdem sie beinahe Gesundheit gewünscht hätte.

„Heinz Schupf.“

„Grete Zwieschneider.“

„Da drüben.“ Er nickte wieder, diesmal nach rechts.

„Ja?“

„Der repariert Autos.“

Dieses Augengrün. Dieses Grübchen an seinem Kinn. „Interessant.“ Grete hatte es plötzlich gar nicht mehr eilig. Hungrig war sie noch immer. Sie stieg wieder ein und zog die Tür hinter sich zu. „Gehen wir vorher noch eine Kleinigkeit essen? Ich lade Sie ein.“

Er winkte dem Mechaniker zu und stieg aufs Gas, was Grete als „Ja, gern“ interpretierte. Schweigend fuhren sie aus dem Ort hinaus. Bei der nächsten Abzweigung bog Heinz Schupf ab und ließ den neuen Audi vor einem alten Bauernhof ausrollen.

Grete folgte dem schweigsamen Heinz in die Küche. Sie war ebenso karg und herb wie die Waldviertler Landschaft, deren Wesen sich nicht auf den ersten Blick erschloss.

Wenigstens warm war es hier drinnen, denn im Küchenofen knisterte ein Feuer. Er öffnete den Kühlschrank. „Bitte.“

Grete war sich nicht ganz sicher, wie sie dieses „Bitte“ verstehen sollte. Der Kühlschrank war so armselig befüllt, dass sie annahm, Heinz Schupf habe sie soeben um eine Lebensmittelspende gebeten.

„Ich bin kurz im Keller und Sie räumen derweil aus. Stellen Sie alles auf den Küchentisch.“

Sie tat, wie ihr geheißen und verteilte den Inhalt des Kühlschranks auf dem riesigen dunklen Eichentisch, der den Eindruck machte, als habe er schon so manchen Krieg überstanden. Unter anderem den Dreißigjährigen. „Nun denn. Was haben wir denn da? Ein halbes Packerl Butter. Also fast ein halbes Packerl. Ein Ei, immerhin ein ganzes. Ein Stückerl Käse, allerdings mit Löchern. Mit großen Löchern. Und...“

„Und?“

„Drei Flaschen Grüner Veltliner Smaragd Loibner Berg . Vom Pichler. Respekt! Die Flasche für vierzig Euro, schätz ich mal. Nobel geht die Welt zugrunde. Haben Sie den für eine besondere Gelegenheit eingekühlt?“

Er stellte die Kiste gefüllt mit Kürbis, Mangold, Zwiebeln und Kartoffeln auf den Tisch, öffnete die Schublade und reichte ihr den Korkenzieher. Dann schob er ein Stück Buchenholz in den Ofen, lehnte sich an den Türstock und beobachtete, wie sie in allen Schränken nach Gläsern suchte und im letzten endlich welche fand.

Sie ließ den Wein im Glas kreisen und atmete seinen Duft ein, wie sie es im Weinseminar gelernt hatte. Er roch nach Mangos, Honig und einem Stück geräuchertem Scheunentor. Sie prostete ihm zu, setzte das Glas an die Lippen und kostete.

„Und?“, fragte er.

„Zurückhaltend, elegant und verschlossen.“

Er prostete zurück, leerte sein Glas in einem Zug und schaute sie aufmunternd an.

Nun denn, dachte Grete, wenn es hier so Brauch ist. Sie setzte erneut an und tat es ihm gleich.

„Schmeckt, gell?“

In der Tat. Ein guter Wein schmeckte offensichtlich auch, wenn man ihn hinunterkippte wie ein Verdurstender einen Kübel Wasser. Allerdings keineswegs mehr zurückhaltend oder elegant. Heinz schüttete nach, und nur zehn Minuten später hatten sie die erste Flasche ausgetrunken.

„Ganz schön warm, der Ofen.“ Sie knipste zwei Blätter vom Mangold ab und fächerte sich damit Luft zu. Er öffnete die zweite Flasche. „Aber ich muss doch nach Salzburg“, protestierte sie schwach, hielt ihm aber das Glas hin, damit er einschenken konnte.

„Ja, ja.“

„Ich muss dort nämlich meine Apotheke verkaufen.“

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