Александер Кент - Bruderkampf - Richard Bolitho, Kapitän in Ketten

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Bruderkampf: Richard Bolitho, Kapitän in Ketten: краткое содержание, описание и аннотация

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1782 — Kaum wieder in der Heimat, wird Richard Bolitho mit seinem neuen Kommando, der Fregatte PHALAROPE, zurück nach Westindien beordert, um das karibische Geschwader zu verstärken. Doch die PHALAROPE ist ein Unglücksschiff, die Mannschaft rebellisch, die Offiziere nicht vertrauenswürdig.
Bei einer Landungsoperation gerät Richard in Gefangenschaft, kann aber letztendlich in der Schlacht bei den Iles des Saintes den Schandfleck vom Namen der PHALAROPE tilgen.

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Alexander Kent

Bruderkampf

Richard Bolitho, Kapitän in Ketten

«Gewiß, die Früchte der Erde werde ich nicht ernten. Doch sammle ich dafür den Blumenflor der See.»

Admiral Boscawen 1756

I Die Phalarope

Das Jahr 1782 war erst drei Tage alt. Stetiger Nieselregen, von auffrischendem südlichem Wind getrieben, fegte durch die engen Straßen von Portsmouth Point und ließ die dicken Mauern der alten Festungsanlagen wie poliertes Metall glänzen. Eine dichte, bleifarbene Wolkendecke zog drohend über die zusammengedrängten Gebäude, so daß das Licht, obwohl es erst gegen Mittag war, fahl und bedrückend wirkte.

Wirklich lebendig war nur die See. Der Meeresarm des Solent wurde von heftigen Böen aufgewühlt; im Gegensatz zu dem stumpfen Grau der Höhenzüge der Insel Wight und des regenverschleierten Kanals zeigten die Wellenkämme in dem entstellenden Licht eine sonderbar gelbe Tönung.

Kapitän Richard Bolitho stieß die Tür des King George Inn auf, und während er noch einige Augenblicke stehenblieb, umhüllte ihn die einschläfernde Hitze wie eine Decke. Er reichte einem Diener wortlos den Mantel und klemmte seinen Dreispitz unter den Arm. Durch eine Tür zur Rechten sah er ein einladendes Kaminfeuer, vor dem es sich laut redende Marineoffiziere bequem machten. Ihre dienstlichen Sorgen und Pflichten hatten sie draußen vor den niedrigen, vom Regen gepeitschten Fenstern gelassen.

In einem anderen Zimmer saßen Offiziere schweigend um mehrere kleine Tische und studierten ihre Spielkarten und die Gesichter ihrer Gegner. Nur wenige sahen auf, als Bolitho eintrat. Nach all den Jahren des Krieges und der Unruhe hätte in Portsmouth höchstens ein Mann in Zivil Aufmerksamkeit erregt.

Bolitho seufzte und betrachtete sich flüchtig im Wandspiegel. Er war groß, und der blaue Rock mit den Goldtressen kleidete ihn gut. Das weiße Hemd und die weiße Weste unterstrichen die ungewöhnliche Bräune seines Gesichtes. Obwohl die Rückreise von Westindien lange gedauert hatte, war sein Körper noch immer nicht auf den englischen Winter eingestellt. Deshalb blieb er noch ein wenig länger stehen, um sich aufzuwärmen.

Ein Diener hüstelte höflich neben ihm.»Verzeihung, Sir, aber der Admiral erwartet Sie in seinem Zimmer. «Mit kaum angedeuteter Geste wies er auf die Treppe.

«Danke. «Bolitho warf einen letzten Blick in den Spiegel.

Doch der Blick verriet weder Eitelkeit noch persönliches Interesse. Eher lag etwas von der kalten Prüfung darin, mit der Bolitho einen Untergebenen gemustert hätte.

Bolitho war sechsundzwanzig Jahre alt, aber seine unbewegten Züge und die tiefen Falten im Gesicht ließen ihn älter erscheinen. Fast heftig schob er das schwarze Haar aus der Stirn.

Knapp einen Zoll über dem Auge begann eine häßliche Narbe, die sich bis tief in den Haaransatz hinaufzog. Er berührte sie kurz wie jemand, der lange Zurückliegendes durchdenkt. Danach stieg er schnell die Treppe hinauf.

Vizeadmiral Sir Henry Langford stand, die Füße leicht gespreizt, dicht vor dem höchsten Holzfeuer, das Bolitho je gesehen hatte. Seine betreßte Uniform glitzerte im Schein der tanzenden Flammen, und sein mächtiger Schatten fiel quer durch das geräumige Zimmer.

Die beiden Männer betrachteten sich einige Sekunden: der Admiral, ein Mann in den Sechzigern, dessen schweres Gesicht von einer großen, hakenförmigen Nase beherrscht wurde, über der die scharfen blauen Augen wie geschliffene Steine blitzten, und der schlanke, gebräunte Kapitän.

Dann trat der Admiral vom Kamin weg und streckte die Hand aus.»Ich freue mich, Sie zu sehen, Bolitho!«Die dröhnende Stimme füllte den Raum, fegte die Jahre beiseite und ersetzte das Bild des beleibten alten Admirals durch die Erscheinung des Mannes, der Bolithos erster Kapitän gewesen war.

Als könne er Bolithos Gedanken lesen, setzte der Admiral wehmütig hinzu:»Vierzehn Jahre, wie? Mein Gott, scheint kaum möglich!«Er trat zurück und musterte Bolitho kritisch.»Sie waren ein magerer Kadett, zwölf Jahre alt, wenn ich mich recht erinnere. Kaum ein Pfund Fleisch auf den Knochen. Ich nahm Sie nur Ihres Vaters wegen an Bord. «Er lächelte.»Sie sehen noch immer so aus, als könnte Ihnen eine gute Mahlzeit nicht schaden.»

Bolitho wartete geduldig. Das eine hatten ihn seine vierzehn Dienstjahre zumindest gelehrt: ältere Vorgesetzte hatten ihre eigene Art, zur Sache zu kommen. Und gewöhnlich dauerte es eine Weile.

Der Admiral ging schwerfällig zum Tisch und schenkte zwei große Gläser Branntwein ein.»Seit fast die ganze Welt gegen uns steht, ist Branntwein so etwas wie Luxus geworden. «Er zuckte mit den Schultern.»Da mir Rheumatismus jedoch mehr zusetzt als Gicht, betrachte ich ihn als letzte Annehmlichkeit, die mir geblieben ist.»

Bolitho trank vorsichtig, wobei er seinen Vorgesetzten über den Rand des Glases hinweg studierte. Er war erst vor drei Tagen, gerade zum Jahreswechsel, aus Westindien zurückgekehrt. Sein Schiff, seine geliebte Sparrow, war zur Überholung auf die Werft gekommen, während ihre weniger glückliche Besatzung über die ewig hungrige Flotte verteilt worden war, um die klaffenden Lücken aufzufüllen, die Tod oder Verstümmelung gerissen hatten. Die meisten Leute der Korvette waren seit sechs Jahren nicht mehr in der Heimat gewesen. Sie hatten gehofft, mit ihrem kleinen, aber wohlverdienten Prisengeld ihre Angehörigen besuchen zu können. Es war nicht dazu gekommen, aber Bolitho wußte, daß alle Mitleidsgefühle nutzlos waren.

Die blassen Augen hefteten sich plötzlich auf Bolithos Gesicht.»Ich gebe Ihnen die Phalarope, Bolitho. «Der Admiral beobachtete, wie es in dem Gesicht des jungen Kapitäns arbeitete.»Sie liegt draußen vor Spithead, bereit zum Auslaufen. Eine schönere Fregatte hat es nie gegeben.»

Bolitho stellte das Glas langsam auf den Tisch, um Zeit zu gewinnen. Die Phalarope war eine mit zweiunddreißig Kanonen bestückte Fregatte und noch keine sechs Jahre alt. Er hatte sie durch sein Fernglas gesehen, als er Spit Sand vor drei Tagen rundete. Sie war tatsächlich ein schönes Schiff und alles, was er nur erhoffen konnte. Nein, mehr, als er je zu träumen gewagt hätte.

Ruhig sagte er:»Sie erweisen mir eine große Ehre, Sir.»

«Unsinn, Sie haben es mehr als verdient. «Der Admiral schien sonderbar erleichtert und sprach, als hätte er seine kleine Rede vorher geprobt.»Ich habe Ihre Laufbahn verfolgt, Bolitho. Sie machen der Marine und dem Lande alle Ehre.»

«Ich hatte einen ausgezeichneten Lehrer, Sir.»

Der Admiral nickte.»Ja, das waren große Tage, wie? Große Tage. «Er schüttelte sich und goß sich noch einen Branntwein ein.»Die gute Nachricht haben Sie gehört. Nun folgt der andere Teil. «Er sah Bolitho nachdenklich an.»Die Phalarope hat bisher in der Kanalflotte Dienst getan, meist als Blockadeschiff vor Brest.»

Bolitho spitzte die Ohren. Blockadedienst, das war nichts Neues. Bei dem Bemühen, französische Schiffe am Auslaufen aus den Kanalhäfen zu hindern, wurden die Fregatten gebraucht wie das liebe Brot. Fregatten waren Mädchen für alles. Sie besaßen genügend Feuerkraft, um es im offenen Kampf mit jedem Schiff aufzunehmen, außer mit Linienschiffen. Und sie waren schnell genug, ein Linienschiff auszumanövrieren. Daher waren sie ständig gefragt. Was die Aufmerksamkeit Bolithos sogleich erregte, war die Betonung, die der Admiral auf» bisher «legte. Also lagen neue Befehle vor. Vielleicht sollte das Schiff nach Süden, um die belagerte Festung Gibraltar zu entlasten.

Der Admiral fuhr rauh fort:»Die meisten Schiffe verfaulen von außen. Wind und See sind grausame Herren, sie spielen selbst dem besten Holz übel mit. «Sein Blick haftete an den Fenstern, gegen die der Regen schlug.»Aber die Phalarope verfaulte von innen!«Er ging zornerfüllt hin und her, sein Schatten glitt wie ein Gespenst durch den Raum.»Vor einem Monat kam es beinahe zu einer Meuterei. Und als das Geschwader mit einigen Blockadebrechern im Gefecht stand, griff die Phalarope nicht ein.»

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