Basko.
Geduld! Geduld! Eins hab ich erfahren. Sie pflegt alle Nacht, besonders bei so schönem Mondenscheine, allein im Garten zu spazieren. Du kennst die Kastanienbäume, die davorstehen auf dem Wege nach Salanka?
Crugantino.
Lehr mich das! Die Terrasse geht da heraus und die eiserne Türe. O, ich will hin, gleich hin, und dort sein, eh der Mond noch aufgeht. Komm, Basko!
Basko.
Noch eins! Nimm dich doch in acht. Serpillo, der Häscher, der mein Herzensfreund ist, hat mir vertraut: man frage nach dir, erkundige sich nach dir.
Crugantino.
Possen! Ich wüßte jetzt nichts!
Basko.
Wenn's nur nicht über etwas geht, das du schon vor abgetan hältst!
Crugantino.
Das wär dumm.
Basko.
Unsere Landsleute tragen gar lange nach.
Crugantino.
Ist mir nit bang. Und nach Villa Bella muß ich. Komm, wir wollen unsern Operationsplan so einrichten: Ich steck mich in die Allee; hör ich sie, bin ich gleich am Garten; überm Gitter; im Garten. Und du, klettre auf einen Kastanienbaum. Wenn jemand kommt, so mach deine Nachtigall.
Basko.
Gut, gut! Zwar ziemlich außer der Zeit —
Crugantino.
Und vergiß die Maske nicht. Und wie ich dir sage, schlag und zwitschere und kümmere dich um nichts, bis ich dich rufe. Ich zieh mich schon heraus. Zwei verderben immer so einen Handel. Komm! Ich halt dich doch von nichts ab die Nacht, Basko?
Basko.
Ich bring's gegen Tag wieder ein.
Crugantino.
Du hast doch auch was auf'm Korn?
Basko abgehend.
A!
Eine Blond und eine Braune
Schlagen sich jetzt um mein Herz;
Eine mit immer schlimmen Laune,
Eine mit immer Lust und Scherz.
Die Terrasse des Gartens von Villa Bella; mit einer Gartentüre, wohinauf eine doppelte Treppe führt. Eine Reihe hoher Kastanienbäume vor der Terrasse.
Claudine oben, Crugantino unter den Bäumen.
Claudine.
Hier, im stillen Mondenscheine
Mit dir, heil'ge Nacht, alleine,
Schlägt dies Herz so liebevoll;
Ach, daß ich's nicht sagen soll!
Crugantino.
In dem stillen Mondenscheine
Wandelst, Engel, nicht alleine;
Seufzet noch ein armes Herz,
Birgt im Schatten seinen Schmerz.
Claudine , sich der Tür nähernd.
Welche Stimme! Ich vergehe.
Crugantino nimmt die Maske vor und steigt die Treppe leise hinauf.
Auf, ich wag mich in die Nähe.
Claudine an der Gartentüre.
Wer! Wer! Wer ist da?
Crugantino hinaufsteigend.
Ich! Ich! Ich bin da.
Claudine droben.
Wer?
Crugantino.
Ich!
Claudine.
Fremdling, wie heißt du?
Crugantino.
Liebchen, das weißt du.
Claudine.
Zeige mir dein Gesicht!
Crugantino.
Sagt dir's dein Herze nicht?
Claudine.
Weg von dem Orte!
Crugantino.
Öffne die Pforte.
Beide.
Himmel, Himmel, welche Qual!
Einen Kuß doch nur einmal!
Claudine entfernt sich.
Crugantino.
Das Gitter! will nichts bedeuten. Sie hat mich so lange angehört. O wenn ich sie hasche!
Er fängt an, aufzusteigen; wie er bald droben ist, schlägt die Nachtigall.
Nachtigall und der Teufel!
Er springt herab.
Ich höre wahrlich jemand. Gingst du feurig!
Die Terrasse herunter und hinter die Bäume. Die Nachtigall schlägt zuweilen.
Pedro.
Mein Herz zieht mich unwiderstehlich hierher. Da droben wandelt sie oft in stillem Gefühl ihrer selbst. Himmlischer Ort! Alles schwebt um dich voll Liebegefühl! Die Nachtigallen singen noch, als war hier ein ewiger Frühling. O, rings umher in allen Gebüschen hat sie der Sommer schon schweigen gemacht. Liebe Nachtigall! Freundin meines Herzens!
Noch so spät, ihr Nachtigallen,
Laßt ihr Liebesklagen schallen,
Zärtlich noch wie meine Brust?
Auch ich bin in Liebestagen,
Seufze, klage; doch mein Klagen
Ist die wärmste Herzenslust!
Crugantino , der die Zeit über seine Ungeduld bezeigt hat, vor sich.
Ich muß ihn wegschaffen; er endigt nicht.
Pedro.
Horch! — Wer da?
Crugantino langsam hervortretend.
Pedro mit starker Stimme.
Wer da?
Crugantino zieht.
Eine Degenspitze!
Pedro zieht.
Nichts weiter?
Sie fechten. Pedro wird in rechten Arm verwundt, den er sinken läßt und mit der Linken den Degen faßt.
Crugantino.
Laßt! Ihr seid verwundet.
Pedro , den Degen vorhaltend.
Wollt Ihr mein Leben? Wollt Ihr meinen Beutel? redt! Den Beutel könnt Ihr haben; mein Leben sollt Ihr noch teuer bezahlen.
Crugantino.
Keins von beiden.
Vor sich.
Seine Stimme rührt mich.
Laut.
Ich bin weder Räuber noch Mörder.
Pedro.
Was fallt Ihr mich an?
Crugantino.
Laßt! Ihr verblutet! Nehmt unsere Bemühungen an.
Er nimmt sein Schnupftuch.
Nachtigall! Nachtigall!
Pedro.
Was ist das?
Crugantino.
Fürchtet nichts!
Basko.
Was gibt's?
Crugantino.
Trag Sorge für diesen Verwundeten.
Pedro.
Die Augen vergehn mir.
Basko , sich um ihn beschäftigend.
Das blutet verteufelt für eine Armritze!
Crugantino , auf und ab gehend.
Esel! tausendfacher Esel!
Sich an die Stirn schlagend.
Basko.
Seid Ihr nicht Pedro?
Pedro.
Bring mich wohin; daß ich ruhe und verbunden werde.
Crugantino.
Pedro! Claudinens Pedro! Bring ihn hinüber nach Sarossa! in unser Wirtshaus, Basko! leg ihn auf mein Bett, Basko!
Basko.
Nun, nun! Ermannt Euch, Herr! Kommt!
Ab.
Crugantino.
Nun und was soll's? Der Teufel hol den Fratzen! Armer Pedro! Aber ich weiß, Degen, du sollst mir steckenbleiben! Ich will dich zu Hause lassen, ich will dich ins Wasser werfen! — Mußt er denn auch just Wer da! rufen? Und Wer da! mit einem so gebietenden Ton? Ich kann den gebietenden Ton nicht leiden — Und darüber alles zu Grunde, die schönste herrlichste Gelegenheit! Wärst du nur vorhin übers Gitter und hättst den Amoroso mit der Nachtigall duettieren lassen. Daß einen die Resolution just da verläßt, wo man sie am meisten braucht! Vielleicht —
nach der Treppe zugehend
ein dummes Vielleicht! Sie ist lang nach dem Haus zurück und liegt im Bett bis über die Ohren. Horch!
Gonzalo oben mit zwei Bedienten.
Gonzalo.
Wo sie sein mag! Bleib einer bei mir. Und ihr durchsucht den Garten, ihr! Gebt acht, am End ist's Lug und Trug von Schandmäulern.
Crugantino horchend.
Wieder was Neues.
Gonzalo.
Verbirgt sich nicht einer da drunten unter die Kastanienbäume?
Читать дальше