1 ...8 9 10 12 13 14 ...20 Guys Blick heftete sich auf Tiara, denn er wollte mit ihr reden. Sie hatte ihm noch keine Möglichkeit gegeben, ihr von seiner Idee zu erzählen. Als er sah, wie sie sich von den anderen entfernte, witterte er seine Chance und folgte ihr mit etwas Abstand.
âIch habe eine Frageâ, sagte Zachary, als er seinen Blick von Angelicas Fenster auf Storm senkte.
âDu willst wissen, was mit Angelica istâ, erwiderte Storm, der gesehen hatte, wie er sie angestarrt hatte.
Zachary nickte. âWir haben sehr lange zusammengearbeitet und ich glaube, dass ich das Recht habe, zu erfahren, wieso wir hier nicht zusammenarbeiten werden. Können wir Angelica nicht in Tiaras Team aufnehmen?â
âAngelicas Mächte werden anderswo gebraucht und sie hat einen neuen Partner⦠ganz einfachâ, erklärte Storm ernst.
Zacharys Augen wurden schmal. âWen, Syn? Der Typ macht mir Angst und Angelica ist auch nicht so begeistert von ihm.â
âEs ist so, wie es sein soll.â Storm sah direkt in Zacharys Augen. âWir haben für ihn auf sie aufgepasst⦠jetzt ist er hier.â
âSie ist meine beste Freundinâ, stellte Zachary fest, für den Fall, dass Storm diese Tatsache entgangen war.
âUnd du wirst wahrscheinlich für immer ihr bester Freund sein.â Storm lächelte beruhigend. âAber Syn ist ihr Schicksal und dagegen kann man sich nicht wehren. Genau genommen würde ich dir empfehlen, es nicht einmal zu versuchen. Es könnte das Letzte sein, was du je machst.â
âBist du sicher?â, fragte Zachary nachdenklich.
âNatürlich, das weiÃt du dochâ, antwortete Storm und legte eine Hand auf Zacharys Schulter. âWürde es dir helfen, wenn ich dir sage, dass sie glücklicher sein wird, als sie sich je erträumt hätte?â
Zachary atmete tief ein und langsam wieder aus, als sich ein schweres Gewicht auf seiner Brust breitmachte. Es von Storm zu hören klang so endgültig⦠wahrscheinlich weil es das war. Er presste seine Lippen aufeinander, als er versuchte, seine Gefühle abzuschütteln und Angelica loszulassen.
Indem er auf Tiara zeigte, die schon fast die Klippen erreicht hatte, wechselte Storm das Thema. âWeil du Angelica so gut beschützt hast, weià ich, dass ich dir genug vertrauen kann, um Tiara nun deiner Obhut zu überlassen.â
âWas meinst du damit?â, fragte Zachary mit gerunzelter Stirn, als er seinen Blick von Tiara losriss und ihn wieder auf Storm richtete. âDas ist nur für heute Nacht⦠nicht wahr?â
Storm schüttelte mitleidslos seinen Kopf. âNein, es ist nicht nur für heute Nacht.â
âHabe ich dabei gar nichts zu sagen?â Zachary hob eine Augenbraue. Er hatte schon vor langer Zeit Geisterbeschwörer von seiner Liste potentieller Partner gestrichen.
âTiara wird dich mehr brauchen, als Angelica es je getan hatâ, erklärte Storm. âMyra hat sie gelehrt, Mächte zu verwenden, die das Mädchen noch nicht einmal hatte. Sie hat vielleicht die Zaubersprüche und Rituale gelernt, aber sie hat noch nicht gelernt, sie zu kontrollieren.â
âWie ein Menschenkind, das Zauberer spielt?â, fragte Zachary.
Storm nickte und hob gleichzeitig die Schultern. âUnd jetzt hat sie diese Macht erst seit ein paar Wochen. Soweit ich weiÃ, hat sie die Geisterbeschwörung bisher noch nicht versucht. Erinnerst du dich noch, wie viele Feuer du unabsichtlich entzündet hast, als du lernen musstest, deine Macht zu kontrollieren? Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass du deine Mutter dazu gebracht hast, zu vergessen, wer du bist.â
âErinnere mich nicht daran.â Zachary fuhr mit einer Hand durch sein Haar und schielte zurück dorthin, wo Tiara gerade über die Treppen verschwand, die zum Strand hinunterführten.
âHeute Nacht wird ihr erstes Mal sein und die Aufgabe, vor der sie steht, ist nicht nur ein Zombie⦠es ist eine Stadt voller Monster, die versuchen werden, die Toten zu erwecken, und zwar schneller als sie sie wieder zur Ruhe bringen kannâ, sagte Storm nachdrücklich. âAlles, was sie von jetzt an machen wird, wird für sie das erste Mal sein.â
âBei ihrer Mutter sah das alles so einfach aus.â Zacharys Stimme war ein wenig grober, als er beabsichtigt hatte. Er versuchte, seinen Ãrger zu überspielen, indem er schnell fragte: âWo ist ihr Vater?â
âEr starb bevor Tiara geboren wurdeâ, wiederholte Storm, was Myra immer gesagt hatte.
âWas du meinst ist, dass du keine Ahnung hast, wer Tiaras Vater ist, weil ihre Mutter mit so vielen Männern geschlafen hatâ, meinte Zachary nachdenklich, während er versuchte, die verstörenden Erinnerungen abzublocken, die in seine Gedanken schossen.
âDas ist eine Nebenwirkung der Geisterbeschwörungâ, bestätigte Storm.
Zachary runzelte verwirrt die Stirn. âWas meinst du⦠Nebenwirkung?â
âJe mehr ein Geisterbeschwörer seine Macht nutzt, um die Toten zu kontrollieren, umso mehr sehnt sich seine Seele nach Leben, um zu verhindern, dass er von den Toten hinunter in die nächste Dimension gezogen wirdâ, erklärte Storm. âEs war nie Myras Schuld, dass sie sich nach Sex sehnte, nachdem sie ihre Macht benutzte⦠es ist eine unkontrollierbare Sehnsucht, die gestillt werden muss.â
âAlso darum hat Myra es getan?â, flüsterte Zachary. Wenn er ehrlich zu sich selbst war⦠war er über all diese Jahre in Myra verliebt gewesen. Aber zu sehen, wie sie mit dem Feind geschlafen hatte, hatte seine Verliebtheit in etwas verwandelt, was eher Abscheu glich.
âIch dachte, dass du das weiÃtâ, gab Storm zu, sein Gesichtsausdruck etwas erschrocken. âGeisterbeschwörer sind mit gutem Grund sehr sexuelle Kreaturen⦠sie wollen leben.â
Zachary verzog das Gesicht. âUnd weil Myra nie einen Partner gewählt hat, hat sie stattdessen versucht, am Leben zu bleiben, indem sie mit jedem einen One-Night-Stand hatte.â
âSie hat erst versucht, gegen den Hunger zu kämpfen, aber je länger sie sich zurückhielt⦠umso schwächer wurde ihr Körper. Geisterbeschwörer haben sich immer von der Lebensenergie von Sex genährt⦠obwohl die meisten einen Partner gewählt habenâ, bestätigte Storm.
âWieso hat Myra sich nicht einfach einen Liebhaber genommen?â, fragte Zachary, aber seine Aufmerksamkeit wurde von Guy abgelenkt, der über denselben Weg verschwand, den Tiara nur wenige Minuten zuvor genommen hatte. Der Mann hätte ebenso gut ein T-Shirt mit der Aufschrift âStalkerâ tragen können.
âLass gut sein, wir sehen uns späterâ, rief Zachary über seine Schulter, während er Richtung Meer lief.
Storm lächelte zufrieden⦠Zachary war nie wirklich glücklich, auÃer wenn er dafür kämpfte, jemand anders vor sich selbst zu schützen. Wenn Tiara ihrer Mutter auch nur halbwegs ähnelte, dann würde sie Zachary eine ganze Zeit lang Kopfschmerzen besorgen. Er drehte sich um, um wieder ins Schloss zu gehen, aber hielt inne, als er Ren durch die Doppeltür wieder herauskommen sah.
Ren zog sein Handy heraus und las die SMS. Er grinste, ehe er um das Schloss herum zu der Seite ging, wo die riesige Garage war, doch hielt dann inne, als er etwas unter seinem Schuh knirschen hörte. Den Blick auf den Boden gerichtet, erkannte Ren das einst schöne Milchglas, das die oberen Fenster des Schlosses geziert hatte, das nun zerbrochen im Gras lag.
Er runzelte die Stirn⦠sie konnten doch kein Schloss mit zerbrochenen Fensterscheiben haben. Er hob seine Hand etwas und das Glas, das durch Kamuis und Toyas Flucht zerbrochen war, hob sich aus dem Gras und fügte sich wie ein Puzzle aus tausend Teilen zusammen. Während er seine Hand nach oben schob, beobachtete Ren, wie das glitzernde Glas durch die Luft flog und zurück an seinen Platz im dritten Stock glitt.
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