»Ach, wirklich?« Magnus betrachtete den jungen Schattenjäger eingehender: Will war atemberaubend schön. Im Laufe seines langen Lebens hatte Magnus schon mehrfach sein Herz verschenkt und normalerweise rührte alles Schöne seine Seele — doch Wills Schönheit hatte ihn immer kaltgelassen. Der Junge hatte etwas Dunkles an sich, etwas Verborgenes und Seltsames, das es schwer machte, sein Äußeres zu bewundern. Es erschien Magnus immer, als wäre Will dieser Welt völlig entrückt, wie ein Beobachter. Doch nun stand er vor ihm, kreideweiß unter den triefend nassen Haaren und die Hände so fest zu Fäusten geballt, dass sie zitterten. Es war offensichtlich, dass in ihm ein schrecklicher innerer Kampf tobte und ihn fast zu zerreißen drohte.
Magnus schloss die Tür hinter sich und drehte den Schlüssel um. »Also gut«, sagte er, »warum erzählst du mir nicht, wo der Schuh drückt?«
Anmerkung zu Tessas London
Die Stadt London in Clockwork Angel ist eine Mischung aus Fakt und Fiktion, aus Berühmtem und Vergessenem. Dabei habe ich mich nach Kräften bemüht, die Geografie der viktorianischen Metropole weitestgehend beizubehalten, was allerdings nicht immer möglich war. Ein Hinweis für alle, die sich für die Lage des Instituts interessieren: In London gab es tatsächlich eine Kirche namens All-Hallows-the-Less, die während des Großen Brandes im Jahr 1666 bis auf die Grundmauern niederbrannte; allerdings stand sie an der Upper Thames Street und nicht in der Nähe der Fleet Street, wo ich sie habe wiederauferstehen lassen. Wer sich mit dem Londoner Stadtbild einigermaßen auskennt, wird anhand des Standorts und der charakteristischen Dachform sicherlich erkannt haben, dass es sich bei der Beschreibung des Instituts in Wahrheit um Londons berühmte Kirche St. Bride handelt, die sich bei Zeitungsverlegern und Journalisten großer Beliebtheit erfreut (und die in diesem Buch nicht erwähnt wird, weil das Institut ihren Platz eingenommen hat). Auch einen Carleton Square wird man in London vergebens suchen, obwohl es durchaus einen Carlton Square gibt. Blackfriars Bridge, Hydepark und Strand — selbst Gunter’s Tea Shop — existierten bereits im viktorianischen London und wurden von mir nach bestem Vermögen beschrieben. Manchmal beschleicht mich der Gedanke, dass alle Metropolen der Welt ein Schattenbild besitzen, in dem die Erinnerungen an bedeutende Ereignisse und geschichtsträchtige Orte auch dann noch nachhallen, wenn die Orte selbst schon längst Vergangenheit sind. So hat es tatsächlich einmal eine Devil Tavern an der Kreuzung von Fleet Street und Chancery Lane gegeben, wo Samuel Pepys und Dr. Samuel Johnson verkehrten. Doch obwohl die Gaststätte bereits 1787 abgerissen wurde, könnte ich mir gut vorstellen, dass Will ihr Schattenbild auch noch im Jahre 1878 frequentieren konnte.
Anmerkung zu den Gedichten
Die Zitate am Anfang jedes Kapitels stammen fast alle aus Gedichten, die Tessa durchaus bekannt gewesen sein dürften, da sie entweder im 19. Jahrhundert verfasst wurden oder zu den Klassikern der vorhergehenden Jahrhunderte zählen — mit Ausnahme der Gedichte von Oscar Wilde und Rudyard Kipling, bei denen es sich zwar um Schriftsteller des viktorianischen Zeitalters handelt, deren Werke aber erst in den Achtzigerjahren des 19. Jahrhunderts veröffentlicht wurden. Das »Lied der Themse« von Elka Cloke am Anfang von Clockwork Angel wurde eigens für dieses Buch verfasst. Eine längere Version dieses Gedichts findet sich auf der Website der Autorin:
www.elkacloke.com
Ich möchte vor allem meiner Familie für ihre Unterstützung danken — meiner Mutter und meinem Vater — sowie Jim Hill und Kate Connor; Nao, Tim, David und Ben; Melanie, Jonathan und Helen Lewis; Florence und Joyce. Mein weiterer Dank gilt denjenigen, die unermüdlich gelesen, rezensiert und Anachronismen aufgezeigt haben: Clary, Eve Sinaiko, Sarah Smith, Delia Sherman, Holly Black, Sarah Rees Brennan, Justine Larbalestier — vielen, vielen Dank! Und ein großes Dankeschön auch an diejenigen, deren lächelnde Gesichter und scharfsinnige Bemerkungen mich immer wieder von Neuem antreiben: Elka Cloke, Holly Black, Robin Wasserman, Maureen Johnson, Libba Bray und Sarah Rees Brennan. Ich danke Margie Longoria für ihre Unterstützung bei Project Book Babe und der Recherche-Expertin Lisa Gold für ihre Hilfe beim Ausgraben schwer auffindbarer Primärliteratur. Mein immerwährender Dank gilt meinem Agenten Barry Goldblatt, meiner Lektorin Karen Wojtyla und den Teams bei Simon & Schuster und Walker Books — dafür, dass sie dieses Buch überhaupt erst ermöglicht haben. Und zum Schluss möchte ich Josh danken, der in der Zeit, in der ich dieses Buch überarbeitet habe, viele Maschinen Wäsche gewaschen und sich nur ganz selten beschwert hat.