»Ich habe gerade gebadet.«
»Er hängt in deinen Haaren.«
Er lässt sich auf die Fersen zurückfedern. »Es war eine äußerst erfolgreiche Nacht.«
Sie lächelt, und ihre weißen Zähne blitzen in der Dunkelheit; ihre Mahagonihaut glänzt matt. »Hast du eine Lanze für unsere Königin gebrochen?«
»Ja, und damit habe ich dem Handelsministerium einen gehörigen Schlag versetzt.«
Sie zuckt zusammen. »Ah.«
Er berührt sie am Arm. »Früher hast du dich immer gefreut, wenn ich wichtige Leute wütend gemacht habe.«
Sie rückt von ihm weg, steht auf und zieht ihre Kissen gerade. Ihre Bewegungen sind hastig, gereizt. »Das war früher. Jetzt mache ich mir immer Sorgen um dich.«
»Dafür gibt es keinen Grund.« Jaidee weicht zur Seite, während sie den Schlafplatz zurechtmacht. »Warum hast du überhaupt auf mich gewartet? Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich schlafen gehen und etwas Schönes träumen. Keiner versucht mehr, mich zu kontrollieren — ich bin einfach ein fester Posten in den Ausgaben geworden. Ich bin beim Volk zu beliebt, deshalb sind ihnen die Hände gebunden. Sie schicken mir Spione auf den Hals, die mich beobachten, aber sie legen mir keine Steine mehr in den Weg.«
»Ein Volksheld und ein Dorn im Auge des Handelsministeriums. Mir wäre es lieber, wir wären mit Handelsminister Akkarat befreundet und das Volk würde uns hassen. Dann wären wir sicherer.«
»Als wir geheiratet haben, warst du anderer Meinung. Dir hat es gefallen, dass ich ein Kämpfer war. Dass ich im Lumphini-Stadion so oft gewonnen habe. Weißt du noch?«
Sie antwortet ihm nicht. Stattdessen fängt sie wieder an, die Kissen neu zu ordnen, und hält ihm weiterhin den Rücken zugedreht. Jaidee seufzt, legt ihr eine Hand auf die Schulter und zieht sie zu sich hoch, so dass er ihr in die Augen schauen kann. »Und überhaupt, warum bringst du das jetzt zur Sprache? Bin ich nicht hier? Geht es mir nicht gut?«
»Als sie dich angeschossen haben, ging es dir nicht so gut.«
»Das ist doch Schnee von gestern.«
»Nur weil sie dich hinter einen Schreibtisch gesetzt haben und General Pracha Entschädigungen gezahlt hat.« Sie hebt die Hand und zeigt ihm ihren fehlenden Finger. »Erzähl mir nicht, dass dir keine Gefahr droht. Ich war dabei. Ich weiß, wozu sie fähig sind.«
Jaidee verzieht das Gesicht. »Sicher sind wir so oder so nicht. Wenn es nicht das Handelsministerium ist, dann die Rostwelke oder Cibiskose oder irgendetwas anderes, etwas Schlimmeres. Wir leben nicht mehr in einer vollkommenen Welt. Die Expansion ist vorbei.«
Sie öffnet den Mund, um etwas zu erwidern, schließt ihn dann aber wieder und dreht sich weg. Jaidee wartet, bis sie ihre Selbstbeherrschung zurückerlangt. Als sie sich ihm erneut zuwendet, hat sie ihre Gefühle wieder unter Kontrolle. »Nein. Du hast Recht. Niemand von uns ist sicher. Ich wünschte, es wäre anders.«
»Ebenso gut kannst du zum Ta-Prachan-Markt rennen und ein Amulett kaufen — wünschen hat noch nie etwas geholfen.«
»Das habe ich getan. Eins mit Phra Seub darauf. Aber du trägst es ja nie.«
»Weil ich nicht abergläubisch bin. Was auch immer mir widerfährt, ist Kamma. Ein magisches Amulett wird daran nichts ändern.«
»Aber es schadet doch nichts.« Sie hält inne. »Mir ginge es besser, wenn du es tragen würdest.«
Jaidee lächelt und will gerade einen Witz darüber machen, aber als er ihren Gesichtsausdruck sieht, überlegt er es sich anders. »Na gut. Wenn es dich glücklich macht. Dann trage ich eben deinen Phra Seub.«
Aus den Schlafräumen hallt ein rasselnder Husten herüber. Jaidee erstarrt. Chaya beißt sich auf die Lippen und wirft einen Blick über die Schulter. »Das ist Surat.«
»Bist du mit ihm zu Ratana gegangen?«
»Es ist nicht ihre Aufgabe, kranke Kinder zu untersuchen. Sie hat auch so schon Arbeit genug. Echte Gentech-Schweinereien, um die sie sich sorgen muss.«
»Warst du dort oder nicht?«
Chaya seufzt. »Sie sagt, es sei kein Upgrade. Nichts, worum wir uns Sorgen machen müssten.«
Jaidee bemüht sich, seine Erleichterung zu verbergen. »Gut.« Wieder hören sie das Husten. Es erinnert ihn an Num, die tot und begraben ist. Er schiebt die Trauer beiseite.
Chaya berührt ihn am Kinn, damit er seine Aufmerksamkeit wieder ihr zuwendet. Lächelt ihn an. »Also, wie kommt es, dass du nach Rauch riechst, edler Krieger, Verteidiger von Krung Thep? Warum bist du so selbstzufrieden?«
Jaidee lächelt leicht. »Das kannst du morgen in den Flüsterblättern lesen.«
Sie schürzt die Lippen. »Ich mache mir Sorgen um dich. Wirklich.«
»Du hast eben ein zu gutes Herz. Aber dazu gibt es keinen Grund. Die trauen sich nicht mehr, mit harten Bandagen gegen mich vorzugehen. Das letzte Mal sahen sie ganz schlecht aus dabei. Den Zeitungen und Flüsterblättern gefiel die Geschichte viel zu sehr. Und unsere hoch verehrte Königin hat bekundet, dass sie meine Arbeit gutheißt. Die werden sich schon von mir fernhalten. Wenigstens respektieren sie noch Ihre Majestät, die Königin.«
»Du hattest Glück, dass es ihr überhaupt gestattet war, davon zu erfahren.«
»Selbst der Beschützer der Krone, dieser Heeya, kann nicht alles vor ihr verbergen.«
Bei diesen Worten erstarrt Chaya. »Jaidee, bitte. Nicht so laut. Der Somdet Chaopraya hat zu viele Ohren.«
Jaidee zieht eine Grimasse. »Siehst du? So weit ist es schon gekommen. Ein Beschützer der Krone, der seine Zeit damit zubringt, sich Gedanken darüber zu machen, wie er in die inneren Gemächer des Großen Palastes eindringen kann. Ein Handelsminister, der mit den Farang konspiriert, um unsere Wirtschaft zugrunde zu richten und unsere Quarantänegesetze zu umgehen. Und wir bemühen uns, nicht zu laut zu sprechen!«
Er hält einen Moment inne. »Ich bin froh, dass ich den Ankerplätzen heute einen Besuch abgestattet habe. Du hättest sehen sollen, wie viel Geld diese Zollbeamten scheffeln. Dabei stehen sie nur tatenlos herum und lassen alles und jeden passieren. Die nächste Cibiskose-Mutation hätte in Ampullen direkt vor ihrer Nase stehen können, und sie hätten nur die Hand aufgehalten, um abzukassieren. Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir wieder in den Tagen des alten Ayutthaya leben.«
»Sei nicht melodramatisch.«
»Die Geschichte wiederholt sich. Zum Schutz von Ayutthaya hat auch niemand das Schwert erhoben.«
»Und was heißt das? Dass du ein Wiedergeborener aus Bang Rajan bist? Der sich der Flut der Farang entgegenwirft? Und bis zum letzten Mann kämpft? Etwas in der Art?«
»Wenigstens haben sie gekämpft! Wer ist dir lieber? Die Bauern, die sich monatelang gegen die birmanische Armee behauptet haben, oder die Minister des Königreichs, die weggerannt sind und zugelassen haben, dass die Hauptstadt eingenommen wird?« Er beißt die Zähne zusammen. »Wenn ich klug wäre, würde ich den Ankerplätzen jeden Abend einen Besuch abstatten und Akkarat und den Farang eine Lektion erteilen, die sie so schnell nicht wieder vergessen. Es muss doch noch jemanden geben, der bereit ist, für Krung Thep zu kämpfen!«
Eigentlich hätte er erwartet, dass Chaya ihm widerspricht, um seine heißblütigen Worte etwas abzukühlen, doch sie schweigt. Schließlich fragt sie: »Glaubst du, dass wir immer hier wiedergeboren werden, an diesem Ort? Müssen wir zurückkehren und alles noch einmal durchmachen, komme, was da wolle?«
»Ich weiß es nicht«, sagt Jaidee. »Diese Frage hätte von Kanya stammen können.«
»Das ist vielleicht ein mürrisches Geschöpf! Ich sollte ihr auch ein Amulett besorgen. Damit sie wenigstens hin und wieder lächelt.«
»Sie ist ein wenig seltsam.«
»Ich dachte, Ratana wollte ihr einen Antrag machen?«
Kanya und die hübsche Ratana mit ihrer Atemmaske und ihrem Leben in den unterirdischen Hochsicherheitslaboren des Ministeriums — Jaidee kann sich das nur schwer vorstellen. »Ich schnüffle nicht in ihrem Privatleben herum.«
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