Auf einer der täglichen Lagebesprechungen der Verantwortlichen des Hospitals — die Verantwortlichen bestanden immer noch lediglich aus O’Mara und Conway, da auch mit den letzten Transporten noch kein ihnen übergeordneter Mitarbeiter eingetroffen war — versuchte Dermod, eine höchst verwickelte Situation in äußerst einfachen Worten darzulegen.
„. jetzt, wo die Bürger des Imperiums unter anderem auch die Wahrheit über Etla kennen“, erklärte er ernst, „haben der Imperator und seine Regierung praktisch ausgespielt. Doch in einigen Sektoren ist die Situation trotzdem noch sehr verworren, und eine Machtdemonstration des Monitorkorps könnte hier zur Stabilisierung der Lage beitragen. Ich möchte aber, daß es sich dabei lediglich um eine Demonstration von Macht handelt. Aus diesem Grund hab ich auch den Kommandanten des Imperiums dazu überredet, einige von unseren Kontaktspezialisten und Soziologen mitzunehmen. Wir wollen den Imperator zwar absetzen, aber nicht um den Preis eines Bürgerkriegs.
Eigentlich wollte Heraltnor gerne auch Sie mitnehmen, Doktor, aber ich hab ihm gesagt, daß wir Sie hier dringend.“
O’Mara, der neben Dermod saß, stöhnte auf. „Nachdem unser junger Wunderdoktor also Hunderte von Leben gerettet und einen galaxisweiten Krieg verhindert hat“, stichelte der Chefpsychologe, „soll er nun also auch noch einen Tyrannen zur Strecke zu bringen und.“
„O’Mara, hören Sie auf, Conway zu piesacken!“ unterbrach ihn Dermod in scharfem Ton. „Das, was Sie da gesagt haben, ist nämlich buchstäblich wahr, wenigstens beinahe. Wenn Conway nicht.“
„Das war nur die Macht der Gewohnheit, Sir“, entgegnete O’Mara versöhnlich. „Als Seelenmasseur halte ich es für meine Pflicht und Schuldigkeit, dafür zu sorgen, daß Conway so was nicht zu Kopf steigt.“
In diesem Augenblick erschien auf dem Hauptbildschirm hinter Dermods Schreibtisch, an dem jetzt wieder ein in der Anmeldezentrale arbeitender Nidianer statt eines Monitors saß, das Bild eines pelzigen Kelgianerkopfs. Anscheinend traf gerade ein großer DBLF-Transporter ein, der außer den Kelgianern auch noch Hospitalmitarbeiter der Klassifikation FGLI und ELNT an Bord hatte, von denen achtzehn Chefärzte waren. Da der kelgianische Pilot an den zerstörten Zustand des Hospitals dachte und nicht vergaß, daß lediglich drei Schleusen funktionsbereit waren, wollte er noch vor der Landung mit dem leitenden Diagnostiker über die Unterbringung und die anstehenden Aufgaben sprechen.
„Thornnastor ist noch immer arbeitsunfähig, und es gibt keinen anderen.“, fing Conway an, als O’Mara plötzlich die Arme ausstreckte und seine Hände umfaßte.
„Denken Sie daran, sieben Bänder“, sagte er mürrisch. „Jetzt lassen Sie uns bloß nicht streiten, Doktor.“
Conway musterte O’Mara mit einem langen, festen Blick. Es war ein Blick, der tiefer als nur bis zu den groben und mißmutigen Gesichtszügen O’Maras drang und der den sarkastischen und herrischen Tonfall des Chefpsychologen mißachtete. Conway war kein Diagnostiker — was er vor zwei Monaten getan hatte, war ihm durch die Umstände aufgezwungen worden und hatte ihn fast umgebracht. Aber O’Mara hatte ihm eben zu verstehen gegeben, daß sein Aufstieg zum Diagnostiker nur noch eine Frage der Zeit war, und das nicht durch seine mißmutige Miene oder den Klang seiner Stimme, sondern durch das Umfassen der Hände und den Ausdruck in seinen Augen.
Vor Freude lief Conway rot an — was Dermod wahrscheinlich für eine Verlegenheitsreaktion auf O’Maras Neckerei hielt —, und er kümmerte sich rasch um die Unterbringung und die künftigen Aufgaben des Personals auf dem kelgianischen Transporter. Dann entschuldigte er sich. Er wollte sich in zehn Minuten mit Murchison im Freizeitbereich treffen, aber dieses Mal hatte sie ihn gebeten.
Als Conway die Anmeldezentrale verließ, hörte er O’Mara noch mürrisch sagen: „. und außer der Befriedigung, unzählige Milliarden von Lebewesen vor den Schrecken des Kriegs bewahrt zu haben, möchte ich wetten, daß er obendrein auch noch diese Frau kriegt.“