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James White: Großoperation

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James White Großoperation

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ORBIT HOSPITAL ist ein Klinikum im All, das allen raumfahrenden Lebensformen der Galaxis medizinische Hilfe leistet. Es nimmt alle Geschöpfe auf, ob sie ein Dutzend Gliedmaßen haben oder gar keine, ob sie sich von Radioaktivität ernähren oder Wasser atmen — von anderen exotischen Gewohnheiten und Bedürfnissen ganz zu schweigen. Es ist ein ökologisches Tollhaus und ein organisatorischer Irrwitz, aber es ist für alle da und es funktioniert. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes — lebensnotwendig.

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„Diese Testbohrungen.“, sagte Conway plötzlich. „Ich nehme an, die sind in geographisch regelmäßigen Abständen vorgenommen worden, wobei man direkt in die Planetenoberfläche nach unten gebohrt hat, oder? Hat es irgendwelche Anzeichen dafür gegeben, daß es in bestimmten Gegenden mehr von der schwarzen Schmiere gibt, die der Patient als Gleitmittel verwendet, als in anderen? Ich versuche, einen Abschnitt dieser Kreatur zu finden, der beinahe bewegungsunfähig ist, weil.“

„Natürlich!“ unterbrach ihn Murchison aufgeregt. „Und das ist auch der wesentliche Faktor, durch den sich unser intelligenter Patient von all den kleineren und nichtintelligenten Schichtkreaturen unterscheidet. Zum besseren Schutz müßten sich das Gehirn und wahrscheinlich auch die Zentren der Werkzeugherstellung ziemlich sicher in einem feststehenden Abschnitt befinden. Auf Anhieb kann ich mich zwar nur an ein Dutzend Testbohrungen erinnern, wo das Schmiermittel nicht oder nur in ziemlich geringen Mengen vorhanden war, aber ich kann für dich die Verweise auf den Karten durchsehen. Dauert höchstens ein paar Minuten.“

„Du weißt, daß ich dich immer noch nicht hier haben möchte“, sagte Conway gefühlvoll, „aber ich bin froh, daß du mitgekommen bist.“

„Ich danke dir“, antwortete sie und fügte dann hinzu: „Glaube ich jedenfalls.“

Fünf Minuten später hatte Murchison alle verfügbaren Informationen beisammen. „In diesem Gebiet bildet die Planetenoberfläche eine kleine Ebene, die von Bergen umringt ist. Durch Luftsensoren wissen wir, daß sie ungewöhnlich reich an Mineralien ist, aber das trifft ja auch auf den Großteil der mittleren Landmasse zu. Unsere Testbohrungen sind sehr weit verteilt worden, weshalb wir die Entnahme von Gehirnsubstanz leicht verpaßt haben könnten. Aber ich bin mir jetzt ziemlich sicher, daß dort das Gehirn liegt.“

Conway nickte und sagte dann: „Harrison, das ist der nächste Halt. Aber das ist zu weit weg, um dahin auf oder unter der Oberfläche zu fahren. Bringen Sie uns nach oben, und fordern Sie einen Transporthubschrauber, der uns zu der Stelle bringt. Und würde es Ihnen etwas ausmachen, einen Umweg durch Rachentunnel dreiundvierzig zu machen und so nah an die Einschnittlinie heranzufahren, wie Sie es schaffen können, damit ich sehen kann, wie der Patient auf die Anfangsphase der Operation reagiert? Er muß doch irgendeine natürliche Abwehrreaktion gegen eine grobe Körperverletzung haben.“ Er brach ab, und seine Stimmung verwandelte sich im Nu von heller Aufregung zu tiefster Frustration. „Ach, verdammt! Hätte ich mich bloß von Anfang an auf die Werkzeuge konzentriert, anstatt mich von diesen rollenden Drambonern ablenken zu lassen und dann zu glauben, diese übergroßen Leukozyten wären die intelligenten Werkzeugbenutzer. Ich hab viel zuviel Zeit vergeudet.“

„Im Moment vergeuden wir keine Zeit“, sagte Harrison und deutete auf die Repeaterschirme.

So oder so, der chirurgische Großeingriff hatte bereits begonnen.

Auf dem Hauptbildschirm waren die schweren Kreuzer zu sehen, die in einer Reihe am ersten Teil des Einschnitts entlang einen schwerfälligen Gänsemarsch nachahmten und ihre Pulsatorstrahlen tief in die Schnittstelle hineinbohrten, während sie mit den Pressorstrahlen die Ränder der Wunde auseinanderdrückten, um dem nächsten Schiff in der Reihe ein tieferes Eindringen zu ermöglichen. Wie alle großen Schiffe des Monitorkorps konnten auch diese Kreuzer eine große Bandbreite an Schrecken in sehr genau bemessenen Dosen verabreichen, die vom Einschläfern von ein paar Aufrührern bis hin zur atomaren Vernichtung eines ganzen Kontinents reichte. Das Korps ließ es zwar selten zu, daß sich eine Situation bis zu dem Punkt verschlechterte, an dem als einzige Lösung nur noch Massenvernichtungswaffen blieben, aber sie behielten die Kreuzer als schweren und starken Schlagstock bei. Denn die Monitore, die in erster Linie für die Aufrechterhaltung und Durchsetzung der Gesetze der Föderation verantwortlich waren, wußten als gute Polizisten, daß ein nicht gezogener Gummiknüppel bessere und dauerhaftere Wirkung zeigt, als einer, der zu eifrig Schädel einschlägt.

Die wirksamste und vielseitigste Kurzstreckenwaffe — vielseitig, weil sie gleich gut sowohl als Schwert als auch als Pflugschar verwendet werden konnte — war der Pulsatorstrahl.

Dabei handelte es sich um eine Entwicklung aus dem künstlichen Schwerkraftsystem, das die mörderischen Beschleunigungen der Raumschiffe der Föderation ausglich, und dem Repulsionsfeld, das vor Meteoriten schützte und es einem Schiff mit ausreichenden Energiereserven ermöglichte, wie ein lenkbares Luftschiff aus alter Zeit über eine Planetenoberfläche zu schweben. Der Pulsatorstrahl drückte und zog einfach mehrere Male in der Minute heftig mit einer Kraft von bis zu achtzig, kurzfristig sogar von bis zu einhundert Ge.

Das Korps war nur sehr selten gezwungen, die Pulsatorstrahlen im Kampf einzusetzen — normalerweise mußten sich die zuständigen Offiziere hinter den Kontrollpulten damit zufriedengeben, mit ihnen unebenen Boden für neugegründete Kolonien einzuebnen und zu kultivieren. Und für die optimale Wirkung mußte der Strahl wirklich scharf gebündelt sein. Doch selbst ein diffuser Strahl konnte verheerende Wirkungen haben, besonders für ein kleines Ziel, wie zum Beispiel ein Aufklärungsschiff. Anstatt große Teile der Außenhaut abzureißen und die darunterliegende Konstruktion vollkommen zu zertrümmern, schüttelte er das ganze Schiff, bis die Besatzung im Innern völlig durchgerüttelt war.

Bei dieser Operation war der Strahl jedoch äußerst scharf gebündelt und seine Reichweite bis auf den letzten Zentimeter bekannt.

Optisch war die Operation überhaupt nicht spektakulär. Jeder Kreuzer besaß zwar drei Pulsatoraggregate, die man anwenden konnte, aber die Strahlen drückten und zogen so schnell, daß die Oberfläche kaum bewegt zu werden schien. Lediglich die zwischen die Pulsatorstrahlen gerichteten, relativ sanften Traktorstrahlen schienen etwas auszurichten: sie zogen einen schmalen Keil der gelösten Substanz nach oben und zerstückelten die Vegetation, damit der nächste Pulsatorstrahl in der Reihe den Einschnitt vertiefen konnte. Erst wenn der Einschnitt weit unter die Planetenoberfläche reichte und um mehrere Kilometer verlängert worden war, würden die restlichen Staffeln, die sich noch immer im Orbit befanden, hinzukommen, um den Schnitt, wie sie alle hofften, zu einem Graben auszuweiten, der breit genug wäre, um die Ausbreitung der Pflanzeninfektion durch die herausgeschnittene und sich zersetzende tote Substanz aufzuhalten.

Als Untermalung der Bilder konnte Conway die abgehackten Stimmen der technischen Offiziere hören, die pausenlos Bericht erstatteten. Es schien Hunderte von ihnen zu geben, und alle sagten das gleiche, allerdings mit so wenig Worten wie möglich. In unregelmäßigen Abständen wurden die Berichte von einer ruhigeren, gelasseneren Stimme unterbrochen, die das Gesamtunternehmen billigte, lenkte und koordinierte — der Stimme von Gott, manchmal auch als Geschwaderkommandant Dermod bekannt, dem ranghöchsten Offizier des Monitorkorps im galaktischen Sektor zwölf und als solcher der taktische Leiter von mehr als dreitausend Hauptgeschwadereinheiten, Versorgungs- und Kommunikationsschiffen, Hilfs-Stützpunkten, Schiffsfertigungsstraßen und der gewaltigen Menge an Lebewesen — egal, ob terrestrisch oder extraterrestrisch — die an der Operation beteiligt waren.

Falls die Operation schiefgehen sollte, würde sich Conway sicherlich nicht über die Qualität der Hilfe beklagen können. Allmählich entwickelte sich bei ihm im Stillen eine gewisse Zufriedenheit mit dem Verlauf der Dinge.

Die Zufriedenheit währte die ganzen zehn Minuten, während der sich die Einschnittlinie durch den Tunnel Nummer dreiundvierzig grub, in den sie gerade mit dem Raupenbohrer eingedrungen waren. Conway konnte die Innenseite der Tunneldichtung sehen, eine dicke gewellte Wurst aus widerstandsfähigem Kunststoff, die auf einen Druck von dreieinhalb Kilogramm pro Quadratzentimeter aufgepumpt war und damit gegen die Tunnelwände drückte. Um einem Verlust von Funktionsflüssigkeit vorzubeugen, waren spezielle Vorkehrungen getroffen worden, denn die Heilungsprozesse der Schichtkreatur verliefen bestürzend langsam. Ihr Blut bestand ganz und gar aus Wasser — und eine wichtige Eigenschaft, die Wasser nicht besitzt, ist die Fähigkeit zu gerinnen.

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