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Dick Francis: Versteck

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Dick Francis Versteck

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Dick Francis "Versteck",originaltitel: "High Stakes". Ist es nicht mysteriös, daß Favorit Energise immer dann verliert, wenn Besitzer Steven Scott besonders hoch gewettet hat? Zufall? Scott ist blind den Tips seines Trainers Jody Leeds gefolgt. Denn vom Rennsport versteht er wenig, seine eigenen Vierbeiner kann er kaum auseinanderhalten. Ein Vertrauen, das leicht mißbraucht werden kann… Als schließlich ein Buchmacher nach dem anderen Bankrott macht, ist klar, daß Betrüger am Werk sind. Scott spielt nicht länger mit. Er beschließt, den Gaunern das Handwerk zu legen, und riskiert dabei Kopf und Kragen.»Längst sprengen die subtilen Romane des ehemals erfolgreichsten englischen Jockeys die Grenzen des Krimigenres, längst fasziniert Dick Francis mit wunderbarer Erzählgabe, fesselnden Plots und liebevollem Lokalkolorit Millionen von Fans. Nach der Lektüre von Dick Francis' Thrillern spürt der Leser ein Vakuum — und freut sich auf den nächsten Roman.«

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«Entschuldigen Sie«, sagte ich.»Ich komme wegen meines Pferdes —.«

«Hier können Sie nicht rein«, fiel er mir barsch ins Wort.»Besitzer ohne Trainer haben keinen Zutritt.«

«Das weiß ich«, sagte ich.»Ich möchte nur sicherstellen, daß mein Pferd hierbleibt —.«

«Um welches Pferd geht's?«

Wie viele Leute auf kleineren Machtpöstchen hielt er es nicht für nötig, jemand ausreden zu lassen oder auch nur freundlich anzusehen.

«Energise«, sagte ich.

Er kniff die Lippen zusammen und überlegte, ob er mir Auskunft geben sollte. Wahrscheinlich kam er zu dem Ergebnis, daß außer mangelnder Hilfsbereitschaft nichts dagegen sprach, denn schließlich sagte er widerwillig:»Ist das so ein Schwarzer, der von Leeds trainiert wird?«

«Ja.«

«Der ist weg«, sagte er.

«Weg?«

«Genau. Ein Pfleger hat ihn vor ein paar Minuten abgeholt. «Er zeigte mit dem Kopf in die Richtung des Platzes, wo die Pferdetransporter parkten.»Leeds war bei ihm. Wenn Sie mich fragen, sind die inzwischen auf und davon. «Der Gedanke schien ihm zu gefallen. Er grinste.

Ich überließ ihn seiner Schadenfreude und lief den von Sträuchern gesäumten Weg entlang zu dem großen, kiesbestreuten Platz, auf dem planlos Dutzende Pferdetransporter geparkt waren. Jodys Transporter war rehbraun mit rot abgesetzten Feldern an den Seiten, und er setzte gerade aus seiner Parklücke, um zwischen zwei Wagenreihen zu wenden und den Platz zu verlassen.

Ich legte mein Fernglas auf den Boden, rannte an den ersten Wagenreihen entlang und sah, als ich um den letzten

Wagen bog, etwa dreißig Meter entfernt Jodys Transporter, der nach seinem Wendemanöver beschleunigte und direkt auf mich zukam.

Ich trat mitten auf den Weg und winkte dem Fahrer, anzuhalten.

Der Fahrer kannte mich ganz gut. Er hieß Andy-Fred und fuhr regelmäßig meine Pferde. Ich sah sein erschrockenes, angespanntes Gesicht, als er heftig auf die Hupe drückte.

Ich kümmerte mich nicht darum, da ich sicher war, er würde anhalten. Er näherte sich zwischen einem hohen Bretterzaun auf der einen Seite und den geparkten Transportern auf der anderen, und erst als sonnenklar war, daß es für ihn kein Halten gab, kam mir der Gedanke, Energise könnte auf dem besten Weg sein, die Rennbahn nicht über Jodys, sondern meine Leiche zu verlassen.

Aus Zorn, nicht aus Angst, blieb ich wie angewurzelt stehen.

Andy-Fred ließen die Nerven Gott sei Dank zuerst im Stich, aber es war knapp. Er riß das Lenkrad scharf herum, als zwischen dem massiven Kühlergrill und meiner Auslöschung noch ganze zwei Meter lagen und der Diesellärm mir in den Ohren dröhnte.

Zum Bremsen hatte er keine Zeit mehr. Der plötzliche Schwenk trug ihn direkt in die Seite des zuvorderst geparkten Transporters, und kreischend schrammte Metall gegen Metall, bis sich die Vordertüren beider Wagen hoffnungslos ineinander verkeilten. Glas zersprang, Splitter flogen durch die Luft. Der Motor stotterte und erstarb.

Die scharfen Kanten vorn an Jodys Transporter hatten mich zwar verfehlt, dafür hatte mich aber der Kotflügel voll erwischt, als ich im letzten Moment aus dem Weg gesprungen war. Völlig außer Atem blieb ich vor dem Bretterzaun liegen, gegen den es mich geschleudert hatte.

Andy-Fred sprang unverletzt aus der heil gebliebenen Seite des Fahrerhauses und näherte sich mit einer Mischung aus Furcht, Wut und Erleichterung.

«Was ist denn in Sie gefahren?«brüllte er.

«Warum haben Sie… nicht angehalten?«sagte ich schwach.

Vielleicht hörte er mich gar nicht; jedenfalls gab er keine

Antwort. Er drehte sich stattdessen nach Jody um, der wutentbrannt die erste Wagenreihe entlanggelaufen kam, auf dem gleichen Weg wie ich.

Jody explodierte förmlich, als er die eingedrückten Transporter sah, und spie Gift und Galle.

«Du Vollidiot!«schrie er Andy-Fred an.»Du elender Flachkopf, verdammter…«

Der stämmige Transportfahrer schrie prompt zurück.

«Er stand mitten im Weg!«

«Ich sagte doch, du sollst nicht anhalten.«

«Dann hätte ich ihn überfahren.«

«Hättest du nicht.«

«Wenn ich's doch sage. Der stand wie eine Eins. Blieb einfach stehen —.«

«Hättest du draufgehalten, wäre er schon weggesprungen, Menschenskind. Sieh doch, was du angerichtet hast, du Blödmann… «

Ihr Geschrei klang laut und bissig im Wind. Weiter weg dröhnte die Stimme des Ansagers aus den Lautsprechern und kommentierte den Verlauf des Jagdrennens. Hinter dem Bretterzaun strömte der Verkehr auf der Strecke London-Guildford. Ich stand vorsichtig von dem kalten Kies auf und lehnte mich gegen die verwitterten Planken.

Nichts gebrochen. Die Puste kam wieder. Nur Sachschaden: an meinem Mantel fehlten sämtliche Knöpfe. Geblieben war eine Reihe dreieckiger Risse im Stoff. Ich sah sie mir zerstreut an und wußte, ich hatte Glück gehabt.

Andy-Fred erklärte Jody heiser, aber lautstark, er werde niemand für ihn umbringen, er denke gar nicht dran.

«Du bist entlassen«, brüllte Jody.

«Von mir aus!«

Andy-Fred trat einen Schritt zurück, faßte die ramponierten Transporter ins Auge, sah mich an und sah Jody an. Dann schob er sein Gesicht dicht vor das von Jody, schrie nochmals:»Von mir aus!«und ging steifbeinig in Richtung der Stallungen davon, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Jody richtete nun sein Augenmerk und seine Wut ganz auf mich. Mit drei entschlossenen Schritten war er bei mir und tobte:»Dafür verklage ich dich!«

«Willst du nicht nachsehen, wie es dem Pferd geht?«

Wegen des Lärms, der uns umgab, verstand er mich nicht.

«Was?«

«Energise«, sagte ich laut.»Geht's ihm gut?«

Er warf mir einen giftigen, von Abscheu erfüllten Blick zu und lief um den Transporter herum. Ich folge ihm langsam. Jody riß die Betreuertür auf, schwang sich hoch, und ich stieg hinter ihm ein.

Energise stand von Kopf bis Fuß zitternd in seiner Box und blickte verstört um sich, so daß man deutlich das Weiße in seinen dunklen Augen sah. Jody hatte ihn, noch naßgeschwitzt von seinem Lauf, in einem keineswegs reisefähigen Zustand verladen, und der Zusammenstoß hatte das Pferd offensichtlich in Angst versetzt; zumindest aber war Energise auf den Beinen, und Jody, der ihn rasch untersuchte, konnte keine äußere Verletzung feststellen.

«Nicht dein Verdienst«, sagte Jody säuerlich.

«Deiner auch nicht.«

Wir schauten uns in dem engen Raum an, einer stillen, windfreien Zone.

«Du hast mich bestohlen«, sagte ich.»Ich wollte es erst nicht glauben. Aber jetzt… jetzt bekommst du keine Gelegenheit mehr dazu.«

«Du kannst mir nichts beweisen.«

«Mag sein. Vielleicht versuch ich das nicht mal. Vielleicht schreibe ich meine Verluste als Preis dafür ab, daß ich so dumm war, dich zu mögen und dir zu vertrauen.«

Er sagte empört:»Du bist bei mir immer auf deine Kosten gekommen.«

«Und du bei mir.«

«Was willst du denn? Trainer arbeiten doch nicht zum Spaß.«

«Nicht alle Trainer machen's so wie du.«

Plötzlich stand in seinen Augen ein berechnender Ausdruck.»Was habe ich denn gemacht?«fragte er.

«Das würde ich gern von dir hören«, sagte ich.»Immerhin bestreitest du nicht, daß du mich betrogen hast.«

«Also Steven, du bist so verdammt weltfremd. Schön, mag ja sein, daß ich hier und da was aufgeschlagen habe. Wenn es dir um die Reisespesen für Hermes bei dem Meeting damals in Haydock geht, das dann wegen Nebel ausfiel… gut, da haben wir das Pferd gar nicht hingeschickt… es hat an dem Morgen gelahmt und konnte nicht. Was ist das schon? Ein Trinkgeld für den Trainer. Und du kannst es dir leisten. Auf lumpige dreißig Pfund kommt es dir doch nicht an.«

«Was noch?«sagte ich.

Er schien beruhigt. Zuversicht und ein Hauch von scheinheiliger Freundlichkeit lagen auf seinem Gesicht und in seiner Stimme.

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