Martin Walser - Angstblüte

Здесь есть возможность читать онлайн «Martin Walser - Angstblüte» весь текст электронной книги совершенно бесплатно (целиком полную версию без сокращений). В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Год выпуска: 2006, Издательство: Rowohlt Verlag GmbH, Жанр: Современная проза, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Angstblüte: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Angstblüte»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Angstblüte nennt sich, was die Natur bedrohten Gewächsen mitgegeben hat. Naht der Tod, steigen noch einmal die Lebenssäfte, der schönste Schein wird produziert. Metaphorisch durchaus auch auf das Personal in Walsers jüngstem Werk anwendbar. Angst vor Vergänglichkeit, Bedeutungslosigkeit, Alter und Untergang beflügelt Machtmenschen wie den Kunsthändler Diego Trautmann, der in seinem „Bonsai-Neuschwanstein“ an der Seite der ätherisch schönen Talkshow-Gastgeberin Gundi seine berühmten Empfänge zelebriert. Tiefsitzende Angst beherrscht auch den erfolgreichen Anlageberater Karl von Kahn, „siebzig-plus“ und Walsers Hauptakteur. Verbrauch ist trivial, Geldvermehrung hingegen bedeutet Vergeistigung. Zahlenwerk als höchste Kunstform. Karls Credo und Religion.
Weg vom Bodensee, mitten im prallsten Münchner Großbürgertum entfaltet Martin Walser sein Mysterienspiel vom Evangelium des Geldes. Walser-Leser kennen das Faible des Autors fürs Pekuniäre; es geht also hinauf in die dünne Luft des Aktienhandels, der Portfolios und virtuellen Geldströme. Exkurse, die — wortbrilliant zwar — allzu quälend ausufernd geraten. Atemberaubend dagegen, der tosende Lebensstrudel, der Karl von Kahn erfasst. Sein Weltbild gerät ins Wanken, als Diego, der Freund, mit einem raffinierten Finanzdeal Karl böse übervorteilt. Dann setzt Karls erfolgloser Künstlerbruder Erewein, der mit „Frau Lotte“ resigniert in einer Wohnhöhle verharrt, seinem Leben ein Ende. Was bleibt, ist ein geradezu lebensspendender Abschiedsbrief. Schließlich tritt Joni Jetter auf den Plan. Die Angstblüte setzt ein!
Mit Joni, Darstellerin in einem Film, der durch eine Finanzspritze Karls zustande kommt, findet Walser zur Hauptsache. Das hoffnungslos verliebte Finanzgenie sieht sich mit Alter, Sexualität, Liebe, Betrug und all den Lügen und Verdrängungen, die damit einhergehen, konfrontiert. Bereits in
hat Walser die „Sexualität-im-Alter-Thematik“ als persönliches Reizthema aufgegriffen. Erneut staunt man: Der früher in sexuellen Dingen eher zurückhaltend bis prüde Walser wird in seinem Spätwerk sprachlich drastisch deutlich. Pure Walser-Ironie, alle klugen Theorien von Karls Ehefrau Helen, einer hingebungsvollen Paartherapeutin, werden vom tobenden Leben selbst zunichte gemacht. Am Ende hält Karl von Kahn eine immense Verlustrechnung in Händen. Sein Erkenntnisgewinn: Sehnsucht darf bleiben. Aufhörenkönnen muss gelernt werden.
Apropos Aufhörenkönnen. Vermittels einer eingeschobenen Episode über Jonis Vater, einen Ex-Polizeireporter, der aufgrund mangelnder politischer Opportunität von seinem Alt 68er-Chef förmlich in den Untergang getrieben wird, leckt Walser offenbar noch immer die Wunden der letzten Jahre.

Angstblüte — читать онлайн бесплатно полную книгу (весь текст) целиком

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Angstblüte», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Im Briefkasten ein Brief, großes Format, Absender: Joni Jetter. Das paßt. Er hatte sich für diesen Abend vorgenommen, die gesammelte Berichterstattung über das Othello-Projekt zu lesen. Im Haus mied er alle Räume, die er zusammen mit Helen bewohnt hatte. Er ging immer sofort hinauf in sein Zimmer, schlief dort, aß dort, was er mitgebracht hatte. Das Haus wirkte, seit Helen fort war, hohl. Als sie noch dagewesen war, aber gerade nicht im Haus, hatte das Haus nicht hohl gewirkt. Er würde Helen noch an diesem Abend schreiben. Sollte sie herausfinden, was möglich war.

Zuerst Jonis DIN-A4-Brief. Er bemühte sich, Hast zu vermeiden. Und las.

Lieber Karl,

da Du der erste warst, der mich als Psalmistin erlebte, vielleicht sogar gelten ließ, wirst Du von jetzt an immer mit dem Neuesten bekannt gemacht werden. Es sei denn, Du winkst ab.

Der Film ist prächtig angelaufen, Du wirst Geld vermehren. Wie es sich gehört.

Es grüßt Dich viele Male

Deine Joni

Mädchenpsalm. Frauenpsalm. Psalm.

Gäbe es dich, könnt ich nicht beten zu dir, Gott,

ein Götze wärst du, der Himmel ein Kaufhaus,

bewacht von keuschen Kameras.

Vor Angst bin ich weich, verehre Unbekümmerte,

denen die Haare wachsen wie wild und können sich

nicht wehren gegen die Unabhängigkeit

tanzlustiger Glieder. In mir verborgen leb ich.

Ich ahne mich, aber ohne euch weiß ich mich nicht.

Bereit zu sein zehrt.

Angenehm ist es bei den Verzweifelten,

sie kennen keine Gerechtigkeit.

Er saß mit geschlossenen Augen. Er sah die bis zu jedem Horizont mit dunklem Reisig zugedeckte Welt. Er erzwang eine haltlose Nichtempfindung.

Bitte, die Zeitungen jetzt.

Karl von Kahn hatte alle Berichte, Interviews und Kritiken, die ihm von Bocca di Leone zugeschickt worden waren, aufgeklebt. Daß die Uraufführung bei der Berlinale gut angekommen ist, hatte er mitgekriegt. Strabanzer war als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet worden. Er hatte nicht nur Regie geführt, sondern auch, als Rodrigo, den Regisseur des Films gespielt. Joni war preislos geblieben. Aber in den zur Unterhaltung gemachten Zeitungen war sie eine Sensationsfigur. Wilde Bilder überall. Die schaute er so lange an, bis er sicher war, daß es sich um Papier handelte. Es tat weh, daß es, als Joni in Berlin gewesen war, dort heftig geschneit hatte. Und die Sonne hatte geschienen. Auf das frischverschneite Berlin. Joni und Schnee. Das spürte er als Schmerz. Wie lebendig sie ist im Schnee. Als er hier vor ein paar Wochen die frischverschneite Osterwaldstraße erlebt hatte, war sein erster Gedanke: Joni im Schnee. Und der grell alles ausstellenden Sonne hatte er leise zugerufen: Sonne, schein doch nicht so.

Er las jetzt alles Wort für Wort und setzte aus den vielen Artikeln den Film zusammen, den er, wie er sah, allenfalls in Umrissen kannte. Am Leben entlang, aber das Leben durch die Kunst steigern. Daran dachte er natürlich, als er las, daß Ina Kosellek ermordet wird. Erwürgt wird sie. Verhaftet wird ziemlich schnell ihr Geliebter Elmar von Egg. Der hat sich verdächtig gemacht durch rabiate Briefe an frühere Liebhaber Inas. Die waren aus Inas Notizbüchern sehr schnell gefunden worden. Und durch sie die Briefe, die sie von Elmar von Egg bekommen hatten, samt Schweizer Armeemesser. Für die Tatnacht hatte Elmar kein Alibi. Er war ja von seiner Frau verlassen worden und wohnte allein. Er versuchte auch gar nicht, seine Unschuld zu beweisen. Der Tod Inas hatte ihn so getroffen, daß für ihn die Frage, ob er es gewesen oder wer es gewesen sei, bedeutungslos war. Die Verhöre ließ er über sich ergehen, saß apathisch da und schüttelte nur immer wieder den Kopf. Der einzige sinnvolle Satz, der ihm zu entlocken war, hieß: Das hätte nicht geschehen dürfen. Den Satz allerdings sagte er immer wieder. Die Tat selber stritt er mit keinem Wort ab. Sie hätte nur nicht geschehen dürfen. Er wollte von keinem Anwalt beraten oder vertreten werden. Daß Ina tot war, machte alles, was jetzt noch geschehen konnte, sinnlos. Dann fällt Herr Elvis Kraile auf. Er entschuldigt sich dafür, daß er sich nicht sofort nach der Tat gestellt hat. Daß dieser Kunsthändler als Täter auftritt, findet er, geht nicht. Das hat Ina nicht verdient, von diesem fetten Wichtigtuer umgebracht worden zu sein. Elvis Kraile ist ein hagerer Jazzpianist, der nur noch in Hotelbars beschäftigt wird. Durch Mißerfolg überempfindlich geworden. Als Ina ihn einmal bei sich übernachten ließ, wollte er nicht mehr gehen. Er rief seine Frau an, sagte ihr, daß er jetzt endlich wisse, wohin er gehöre. Seine Frau war froh, ihn loszusein. Als Ina ihn hinausdrängen wollte, erwürgte er sie und blieb auf einer Parkbank sitzen, bis er den Leuten auffiel. Sie riefen die Polizei. Er legte sein Geständnis ab.

Zwei Täter, jeder motiviert genug für die schreckliche Tat. Der Staatsanwalt versucht fleißig, diese Situation entscheidbar zu machen. Aber der Kommissar ermittelt weiter, weil er einen Täter braucht, nicht zwei. Seine Grundüberzeugung: Je weniger eine Tat im Affekt begangen wird, desto unglücklicher muß der Täter sein. Nur unglückliche Menschen sind zu einer solchen Tat imstande. Also sucht er den Unglücklichsten in dem Beziehungsgeflecht, dessen Zentrum Ina Kosellek war. Der Unglücklichste von allen, findet er heraus, ist Rodrigo, der Regisseur. Aber ihm ist nichts zu beweisen. In den Verhören macht er sich über den Kommissar lustig, verhöhnt ihn regelrecht. Der Kommissar habe wohl zu viele schlechte Kriminalfilme angeschaut. Selbst wenn er es getan hätte, sagt er dem Kommissar ins Gesicht, Sie, Herr Kommissar, überführen allenfalls sich selbst, nämlich der berufsbedingten Hirnschrumpfung. Der Kommissar bleibt gelassen. Dann bringt der Kommissar einen Handschuh mit zum Verhör. Der Regisseur stutzt. In den Haaren der Toten ist ein Faden gefunden worden, der aus diesem Handschuh stammt, und es ist Rodrigos Handschuh. Als er erfährt, daß sein engster und einziger Freund diesen Handschuh geliefert hat, geht er ins Nebenzimmer und erschießt sich.

Fast in jedem Artikel wurde dieser Rodrigo anders aufgefaßt, anders empfunden. Übereinstimmung herrschte darüber, daß er unglücklich war, weil er in einer Gesellschaft lebte, in der Liebe ohne Sexualität nichts galt. Er liebte offenbar Ina, seit er sie zum ersten Mal bei der Beerdigung eines Schauspielers gesehen hatte. Er erlebte eine Liebesgeschichte Inas nach der anderen. Als Ausgeschlossener. Nicht in Frage Kommender. Er gab den Homosexuellen, um in irgendeiner Hinsicht in Frage zu kommen. Wie das enden mußte, sah er voraus. Das war dann die Tat.

In der letzten Szene sitzen die, die den Film gemacht haben, vor der Leinwand. Der Film ist gelaufen. Die Journalisten haben gefragt. Theodor Strabanzer steht auf und sagt: Hat mich gefreut, Verständniswilligen ein paar Sätze zu sagen über unser geniales Machwerk. Adieu. Und eilt hinaus. Rennt durch die Stadt. Die Flucht vor den Zeitungen.

Der Film wird umstritten genannt, ist aber sofort ein Publikumserfolg.

Karl von Kahn würde gut verdienen.

4

Er mußte Helen schreiben. Ihr in einem Brief andeuten, was gewesen ist. Gewesen war.

Er konnte dann nicht immer ich sagen. Wenn er von sich in der dritten Person schrieb, schien es leichter, genau zu sein. Helen würde das verstehen. Sie schrieb ihre Studien, in denen sie ihre Erfahrung spüren ließ, immer ohne ich zu sagen.

Bis zum Wochenende machte er sich Notizen, dann schrieb er:

Liebe Helen,

heute morgen erwachte ich durch zwei Schläge ins Gesicht, die ich mir selber gegeben hatte. Was für ein Traum zu dieser Selbstbestrafung führte, war nicht mehr auffindbar. Vorschnelle Bedeutungshubereien wehre ich ab. Ich bin Dein Traumbehandlungsschüler. Deshalb bleibt der Traum unzerstört in mir präsent. Zwei Schläge von mir, mir ins Gesicht. Damit will ich nicht angeben, mich nicht einschmeicheln bei Dir. Ich habe bei Dir auch gelernt, nicht mit einem Traum anzugeben, aber zwölf andere Träume, die man nicht gestehen kann, unerwähnt zu lassen. Ich gestehe also, daß ich die meisten Träume, von denen ich zur Zeit heimgesucht werde, Dir nicht sagen kann. Das wage ich jetzt zu gestehen, weil es der Programmpunkt fünf ist in Deinem Vortrag Warum darf der Traum Klartext der Ehe genannt werden. Wenn ich Dir einen solchen Traum erzählen könnte, wäre bewiesen, daß ich als Träumender unmöglich bin. Nicht nur als Träumender, wirst Du sagen.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Angstblüte»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Angstblüte» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Angstblüte»

Обсуждение, отзывы о книге «Angstblüte» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x