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Lisas Fantasie | Erotischer Roman
von Ivy Dale
Ivy Dale wurde 1987 in Herne geboren. Seit ihrer Kindheit schreibt sie Kurzgeschichten. Aus anfänglich geschwisterlichen Gefälligkeiten entwickelte sich eine überaus starke Leidenschaft. Ivy Dale arbeitet in Berufen, die ihrer Kreativität neue Nahrung geben.
Lektorat: Caroline Wall
Originalausgabe
© 2017 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: Frau: © George Mayer @ bigstockphoto.com Maske: © grapix @ bigstockphoto.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783862776702
www.blue-panther-books.de
Lisas Fantasien
Tock, tock, tock. Die Uhr über ihrem Schreibtisch zeigte schon wieder fast sechs. Ein Papierstapel blockierte fast die gesamte Fläche des Arbeitsplatzes. Immer wieder fragte sich Lisa, wieso sie nicht einfach Nein sagen konnte. Wieder einmal, wie in den letzten Wochen fast täglich, polterte kurz vor Feierabend ihr Chef herein.
»Meine Lieblingsmitarbeiterin – gut, dass du noch da bist. Du musst mir helfen. Ich hab noch ein paar superwichtige Aufgaben, die bis morgen erledigt sein müssen.«
In ihrem Kopf schrie sie ihm die Antwort entgegen, doch bevor sie es verhindern konnte, erwiderte sie schon: »Natürlich. Das schaffen wir schon.« Immer ein freundliches Lächeln auf den Lippen ...
»Danke, wüsste gar nicht, wie ich das alles ohne dich schaffen sollte.« Ihr zuzwinkernd, drehte er sich um.
Das war der Grund, wieso sie immer noch hier saß. Dieser eine Augenblick, in dem sie sich nützlich fühlte. Sie hatte daran geglaubt, dass er sie brauchte und es ernst meinte. Aber auch nur so lange, bis er mit diesem riesigen Stapel zurückgekehrt war, auf dem ein Schlüssel lag.
»Du schließt ja dann gleich ab, wenn du fertig bist? Bis morgen dann.« Schnell drehte er sich um und war verschwunden.
Seit fast einer Stunde saß Lisa jetzt schon in dem großen Büro, um sich all die leeren Schreibtische. Ihre Frustration wuchs und wuchs. Sie fiel immer wieder auf diesen Trick herein, nur für das kurze Gefühl, gebraucht zu werden. Selbstsicherheit war noch nie ihre Stärke gewesen.
Eine halbe Stunde später war sie fertig. Mit den Nerven und der Arbeit. Schnell legte Lisa die Akten auf den Schreibtisch des Chefs, versehen mit einer kleinen Notiz. Wie sehr sie hoffte, dass sie am nächsten Tag dafür gelobt werden würde!
Kurz darauf fuhr sie schnell auf die Autobahn und hoffte, dass sie zügig durchkam. Doch mitten am Autobahnkreuz stockte der Verkehr, sie konnte nun nirgendwohin mehr ausweichen und schaltete das Radio ein. Nach einigen Liedern hatte sie jedoch die Nase voll und drehte wieder aus, es kamen nur Schnulzen. In Gedanken versunken, wischte sie sich die Tränen aus den Augen und versuchte, die Hoffnung, die in ihr aufkeimte, zu unterdrücken, um sich selbst vor der nächsten Erniedrigung zu schützen. Der zäh fließende Verkehr brachte sie dazu, wieder zu viel nachzudenken.
Nach und nach baute sich dieser Druck in ihr jedoch ab, und ihre Laune besserte sich. Gewiss würde dieses Mal alles anders sein. Als die Straßen wieder frei waren, drückte sie aufs Gaspedal, schließlich freute sie sich schon auf einen entspannenden Abend mit ihrem Verlobten. Schon morgens hatte sie ihm einen Zettel hinterlassen mit den Informationen, was sie vorhatte. Ob Rick sich schon um alles gekümmert hatte?
Als sie den Schlüssel ins Schloss steckte, hörte sie schon das Geräusch, was sie seit den letzten Tagen am meisten hasste. Die Rollen auf dem Laminat, nackte Haut, die sich vom Ledersessel vor dem Computer löste, als Rick träge aufstand. Sobald sie die Tür komplett geöffnet hatte, stand er auch schon vor ihr und nahm sie fest in den Arm.
Freudig erregt erwiderte sie seine Umarmung, küsste ihn überschwänglich. Ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, schob sie ihn in die Wohnung und fuhr mit den Händen über seinen Körper, den starken, muskulösen Rücken entlang bis zu seinem wohlgeformten Gesäß. Dort schob sie die Hände in Ricks Boxershorts und krallte die Finger kräftig in seinen Hintern. Zärtlich wollte sie sich nach vorn tasten, doch Rick drehte sich genervt von ihr weg.
»Muss das sein? Kannst du nicht ein Mal an was anderes denken?« Er schob sie von sich. Ohne Lisa noch eines Blickes zu würdigen, ging er wieder zurück zu seinem Schreibtisch und ließ sich in den Stuhl fallen.
Lisa stand wie erstarrt da und fragte sich, was sie schon wieder falsch gemacht hatte. Klar, sie hätte ihn vielleicht nicht so stürmisch überfallen sollen, aber sie hatte sich einfach so auf diesen Abend gefreut!
»Tut mir leid, ich wollte das nicht. Hast du die Sachen besorgt, um die ich dich gebeten hatte?« Entschuldigend ging sie auf ihn zu und legte ihm ihre Hände auf die nackten Schultern.
Genervt antwortete er: »Ja, klar, alles im Kühlschrank.«
Schnell ging sie ins Bad, duschte und rasierte sich, sie wollte schön für ihn sein. Dann schlüpfte sie in ihr Lieblingskleid und den kleinen durchsichtigen Tanga. Trotz der angespannten Situation packte sie alles zusammen, was sie noch brauchte, und trat wieder zu Rick.
»Also, bist du fertig? Ich würde dann jetzt gern los. Ich hab viel vor mit dir heute ...« Eine kleine Zweideutigkeit würde er sicher verstehen. Vielleicht sogar mal nett finden, nicht so wie sonst.
»Nö, ich bleib hier.«
»Was? Wieso das denn?« Enttäuscht blickte sie ihn an. Das konnte doch nicht wahr sein! Sie hatte ihm doch heute Morgen geschrieben, was sie vorhatte. Sie fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen.
»Ich will lieber zocken. Außerdem hab ich versprochen, dass ich den andern heute aushelfe. Du weißt doch, die haben heute alle Raid.«
»Aber, du hast doch gesagt, dass ich was für heute planen durfte. Du hast es mir versprochen!« Enttäuscht drehte sie sich um. Wieso bin ich wieder drauf hereingefallen? Ist doch klar, dass er keine Lust hat. Ihm ist das Spiel wichtiger als ich.
»Stell dich nicht so an. Wir kuscheln doch nachher im Bett noch.«
»Wenn ich schon halb schlafe, dann ist das kein Kuscheln! Ich möchte mit dir was erleben und es auch mitbekommen! Ich fasse es nicht, dass dir dieses Scheißding wichtiger ist als ich!«
»Du kannst doch mitkommen. Die haben sicher noch einen Platz frei für dich.«
»Nein! Kapierst du das nicht? Ich will bei dem Wetter nicht in der Bude hocken. Ich will raus, an die frische Luft, was erleben!«
»Dann geh doch. Ich halt dich nicht auf. Aber ich bleibe zu Hause.« Rick blickte sie schon gar nicht mehr an, sondern hatte sich bereits das Headset aufgesetzt und die Finger wieder auf der Tastatur.
»Mit dir! Ich will was mit dir unternehmen.« Aber er reagierte schon nicht mehr auf sie.
***
Sie war allein zu ihrem speziellen Platz gelaufen. Den Tag hatte sie sich anders vorgestellt, ganz anders. Gefrustet breitete sie die Decke aus und stellte den Picknickkorb darauf. Entschieden, trotzdem einen schönen Abend zu haben, streckte sie sich aus und beobachtete die Wolken. Dabei stellte sie sich vor, dass Rick neben ihr liegen würde und sie den Kopf an seine starke Schulter gebettet hatte.
»Hey, Lisa, was machst du denn so allein hier?«, erklang plötzlich eine ihr bekannte Stimme.
Erschrocken richtete sie sich auf. Keiner ihrer Freunde wusste von dieser kleinen Lichtung und sie hatte gehofft, ungestört zu sein. »Oh, hallo Andy, ich wollte einfach den Abend genießen. Der Job frisst mich noch auf.« Ihre Stimme klang schriller als sonst, fand sie und versuchte, die Enttäuschungen des Tages nicht wieder hervorkommen zu lassen. Doch sie merkte, wie sich ihr die Kehle zuschnürte. Wie immer, wenn sie kurz vorm Weinen war.
»Dann such dir einen anderen. Das kann doch echt nicht mehr so weitergehen.« Mitleidig legte Andys Kumpel Thomas, der neben ihm stand, eine Hand auf ihre Schulter. Ohne zu fragen, setzten sich die beiden mit auf die Decke, einer zu ihrer Rechten, einer zu ihrer Linken, und bedienten sich an dem Picknickkorb. Sie schwatzten über alles Mögliche, bis Andy sich umschaute.
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