Wer passiv konsumiert, bleibt passiv. Je nach Enneagrammtyp wird dir die Umsetzung leichter oder schwerer fallen. Frage dich deshalb nach jedem Lesen: Wenn ich jemandem erzählen würde, was der wichtigste Impuls für mich war, was würde ich ihm oder ihr sagen? Was will ich tun?
Lies das Quadro gemeinsam mit deinem Partner, Freunden oder Kollegen und sprecht darüber. Ihr werdet große Aha-Erlebnisse haben und sicher auch das eine oder andere Mal lachen.
Setze die Handlungsimpulse möglichst zeitnah um. Was du selbst ausprobiert hast, prägt sich tiefer ein als die Dinge, die du nur liest.
Bleibe gelassen. Klage dich nicht an. Änderungen geschehen nicht von heute auf morgen. Erlaube dir, in deinem ganz eigenen Tempo zu lernen.
Mach dir eine Liste der Haltungen und Tools, die du gerne lernen möchtest (maximal fünf). Konzentriere dich darauf. Nimm die Liste immer wieder zur Hand, um zu beobachten, wie du dich weiterentwickelt hast.
Woche 1 Das Enneagramm kennenlernen
1.1 Enneagramm – der Ursprung
In allen Beziehungen braucht es die Kunst des Übersetzens. Das Enneagramm ist eines der hilfreichsten Übersetzungstools, die es gibt.
—Suzanne Stabile
Woher kommt das Enneagramm? Man weiß nur, dass es eine sehr alte Typenlehre ist. Doch wer genau es entwickelt hat, ist nicht bekannt.
Die einen vermuten den berühmten Mathematiker Pythagoras dahinter, andere denken, es stammt aus der Tradition des Sufismus oder von den christlichen Wüstenvätern. Für letztere Theorie spricht beispielsweise, dass das Enneagramm von einer Wurzelsünde spricht und auch, dass es starke Parallelen zu den Lehren von Evarius Ponticus, einem christlichen Lehrer des 4. Jahrhunderts gibt. Diese antiken Lehren können als Vorstufen des Enneagramms gesehen werden.
Schriftliche Aufzeichnungen, dass das Enneagramm in der Antike als Typensystem verwendet wurde, gibt es nicht. Bekannt gemacht wurde das Enneagramm in der heutigen Form von dem griechisch-armenischen Weisheitslehrer Georges I. Gurdieff, der es 1916 seinen Schülern, besonders P. D. Ouspenski, vermittelte. Das Wort Enneagramm tauchte da erstmals schriftlich auf.
Das Enneagramm wurde von ihm vor allem als Werkzeug zur Selbstentwicklung gesehen, nicht so sehr als Symbolisierung verschiedener Persönlichkeitstypen.
Der psychologische Aspekt des Enneagramms wurde von Lehrern wie Oscar Ichazo, Claudie Naranjo, Helen Palmer und Don Richard Roso weiterentwickelt. Der Franziskanerpater Richard Rohr und der evangelische Theologe Andreas Ebert adaptierten das Enneagramm für christliche Seelsorge und Spiritualität. Viele andere Lehrer und Autoren haben seitdem zu einem vertieften und erweiterten Verständnisses des Enneagramms beigetragen.
Denk mal
Welche Typenlehren und Persönlichkeitssysteme kennst du?
Mach mal
Notiere 10 oder mehr Begriffe, mit denen du selbst oder andere dich beschreiben.
1.2 Neun Persönlichkeiten
Viele verschieden gestimmte Saiten ergeben erst Harmonie.
—Joseph von Eichendorff
Das Enneagramm beschreibt neun verschiedene Persönlichkeitstypen und ihre Grundmotive – das, was sie im tiefsten Inneren motiviert und antreibt. Dabei geht es nicht darum, Verhalten für immer festzuschreiben: »So bist du nun mal!« Es geht vielmehr darum, typische Verhaltensmuster aufzuzeigen, um dann Wege in die Freiheit zu finden.
Die neun Typen sind auf einem Kreis angeordnet. Jede Zahl hat zwei Nachbarn, die als Flügel beschrieben werden (s. Grafik S. 38). In der Regel lebt man auch einige der Verhaltensmuster der Flügel aus – in der ersten Lebenshälfte mehr den einen, in der zweiten Lebenshälfte mehr den anderen.
Dann gibt es – mit einem Pfeil von der Nummer gekennzeichnet – den Stresspunkt. Also das Verhalten, zu dem man greift, wenn man gestresst ist.
Im Kontrast dazu gibt es den Trostpunkt, das gesunde, hilfreiche Verhalten, das man entwickelt, wenn man Zugang zu sich selbst und allen seinen Ressourcen hat.
Eine pflichtbewusste Sechs hat als Flügel beispielsweise die zurückgezogene Denkerin (Fünf) und den lebensfrohen Optimisten (Sieben). Im Stress neigt sie zum negativen Verhalten der Neun (Trägheit). Im guten Zustand geht sie in Richtung der Drei und gewinnt Vertrauen und Mut.
Für ein klares Selbstbild lohnt es sich deshalb, nicht nur die eigene Zahl zu betrachten, sondern sich auch intensiver mit den Flügeln und den Stress- und Trostpunkten zu beschäftigen.
Denk mal
Welche Menschen findest du besonders angenehm?
Mach mal
Beschreibe die Eigenschaften von Menschen, die du als wohltuend erlebst. Das könnte ein Hinweis auf deinen Trostpunkt sein.
Ich überlege. Mein Bauch entscheidet.
—Max Grundig
Das Enneagramm teilt die Typen in drei Gruppen ein. Je nachdem, ob sie eher vom Kopf, Bauch oder Herzen gesteuert sind.
Triade Herz: 2, 3 und 4. Sie haben starke Antennen für Gefühle und Bedürfnisse anderer. Oft nehmen sie deren Gefühle weit besser wahr als ihre eigenen. Sie passen sich dem an, was andere vermeintlich von ihnen wollen. Häufig ist ihnen Wertschätzung sehr wichtig. Ihr beherrschendes Grundgefühl ist die Scham. Sätze wie »Ich genüge nicht« sind ihnen vertraut. Sie sehnen sich nach Anerkennung (2), Bestätigung (3) und Verständnis (4).
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