Lydia Davis - Formen der Verstörung

Здесь есть возможность читать онлайн «Lydia Davis - Formen der Verstörung» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Formen der Verstörung: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Formen der Verstörung»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Lydia Davis wird in den USA gerühmt als 'eine unserer originellsten und einflussreichsten Autorinnen', eine Erzählerin mit ungewöhnlicher emotionaler Schärfe, formellem Einfallsreichtum und der Fähigkeit, uns genau dort festzuhalten, wo wir uns mental oder seelisch zu entgleiten drohen oder im Kreis gehen.Mit ihrer vierten Story-Sammlung Varieties of Disturbance, 2007, schrieb sich Lydia Davis endgültig in die Reihe der Klassiker der Moderne ein. Ihre Themen sind überaus vielfältig: von den Irritationen bei der Betrachtung eines Säuglings, über die Vorbereitungen, die Kafka für ein Abendessen mit Milena trifft, bis zur Untersuchung einer Reihe von Briefen einer Schulklasse aus dem Jahr 1952 an einen kranken Mitschüler. Sowohl alltäglich als auch ungemein überraschend sind diese Geschichten, unterschiedlichst in der Form, von einem sehr trockenen Witz; viele haben nur die Länge eines Satzes.Wem es in der Literatur um eine Erforschung des Denkens geht, um eine Erkundung unserer Phantasie- und Geistestätigkeiten, um den Imaginationsraum, den jedes Erzählen zu öffnen in der Lage sein sollte, für den sind die Geschichten von Lydia Davis Schatzkammern literarischer Erfindung. Nicht nur, dass sie alltagsneurotische Phantasien und Überlegungen in originellster Weise sprachlich dingfest machen – es sind auch raffinierte Kommentare zum Erzählen selbst, ob sie nun Kafka selbst sprechen lassen, Beckett neuschreiben oder unterschiedliche Proust-Übersetzungen auf ihre Alltagstauglichkeit überprüfen.'Geistreich, gewandt, ironisch, voller Understement und permanenter Überraschungen' (Joyce Carol Oates)'Umwerfend komisch, erschreckend, vom Feinsten. Davis ist eine Magierin in Sachen Selbst-Bewusstsein.' (Jonathan Franzen)'Raffinierte Stories mit hintergründigem Witz und von französischer Prägnanz.' (Jeffrey Eugenides)'Wonach sie trachtet, ist: Wahrheit.' (Dave Eggers)'Die beste Prosastilistin Amerikas.' (Rick Moody)'Ein in seiner Kombination von luzider Klarheit, aphoristischer Kürze, formaler Originalität, listiger Komik, metaphysischer Düsterkeit, philosophischer Stringenz und menschlicher Weisheit in der amerikanischen Literatur wohl einzigartiges Werk.' (New Yorker)

Formen der Verstörung — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Formen der Verstörung», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Ich liebe deutschen Kartoffelsalat aus guten, alten Kartoffeln und Essig, obwohl er schwer und ein solcher Hammer ist, dass es mir, bevor ich überhaupt noch davon gekostet habe, schon ein wenig schlecht wird – so als würde ich eine bedrückende und fremdartige Kultur an meine Brust drücken. Wenn ich Milena das anbiete, dann gebe ich vielleicht einen ekelhaften Teil von mir preis, den ich ihr mehr als alles andere ersparen sollte, einen Teil von mir, den sie noch nicht kennt. Ein französisches Gericht könnte ich wiederum – trotz größerer Bekömmlichkeit – vor mir selbst nicht vertreten, und dieser Verrat wäre vielleicht unverzeihlich.

Ich bin voll guter Vorsätze, und trotzdem untätig – wie an dem Tag im letzten Sommer, als ich auf dem Balkon saß und dem Käfer zusah, der auf den Rücken gefallen war und mit den Beinen zappelte, unfähig, sich aufzurichten. Ich hätte ihm gerne geholfen, und trotzdem schaffte ich es nicht aus dem Stuhl, um ihm zu helfen. Er hörte auf sich zu bewegen und rührte sich lange Zeit nicht mehr, so dass ich glaubte, er wäre schon hinüber. Dann kroch eine Eidechse über ihn hinweg, glitt an ihm herunter und richtete ihn auf, und er lief an der Wand hinauf, als wäre nichts geschehen.

Gestern kaufte ich mir auf der Straße von einem Mann mit Karren das Tischtuch. Er war ein kleiner, fast winziger, schwacher, bärtiger, einäugiger Mann. Von einer Nachbarin lieh ich mir die Kerzenhalter aus, oder sollte ich sagen, sie borgte sie mir.

Ich werde ihr nach dem Essen einen Espresso anbieten. Während der Vorbereitung für dieses Essen ist mir etwa so wie Napoleon, wie es Napoleon hätte sein müssen, wenn er beim Entwerfen der Pläne für den russischen Feldzug gleichzeitig ganz genau den Ausgang gewusst hätte.

Ich sehne mich, mit Milena zusammen zu sein, nicht nur jetzt, sondern für immer. Warum bin ich ein Mensch? frage ich – was für eine höchst unsichere Stellung! Warum kann ich nicht der glückliche Schrank in ihrem Zimmer sein?

Bevor ich meine liebe Milena kannte, dachte ich, ich könne das Leben nicht ertragen. Dann trat sie in mein Leben und zeigte mir, dass es nicht so war. Es stimmt, unsere erste Begegnung war nicht sehr vielversprechend, denn ihre Mutter machte die Tür auf – was für eine steinerne Stirn sie hat und in was für Goldlettern dort geschrieben steht: »Ich bin tot, und wer nicht auch tot ist, den verachte ich.« Milena schien erfreut über mein Kommen, aber noch mehr freute sie sich, als ich wieder ging. An diesem Tag fiel mein Blick zufällig auf einen Stadtplan. Einen Augenblick lang erschien es mir unbegreiflich, dass man eine so große Stadt aufgebaut hat, während sie doch nur ein Zimmer braucht.

Vielleicht wäre es letztendlich am einfachsten, genau das für sie zu kochen, was ich für Felice gekocht habe, nur mit mehr Umsicht, damit nichts schief geht, und ohne die Schnecken oder Champignons. Ich könnte sogar den Sauerbraten auftischen, wie für Felice, obwohl ich damals noch Fleisch gegessen habe. Damals machte mir der Gedanke, dass auch ein Tier ein Recht auf ein gutes Leben hat und, was vielleicht noch wichtiger ist, auf einen guten Tod, noch nicht zu schaffen. Heute kann ich nicht einmal Schnecken essen. Mein väterlicher Großvater war Fleischhauer, und ich muss so viel Fleisch nicht essen, als er geschlachtet hat. Ich habe jetzt schon lange kein Fleisch mehr gegessen, obwohl ich Milch und Butter esse – aber für Milena würde ich wieder Sauerbraten machen.

Ich selbst habe nie großen Appetit. Ich bin dünner, als ich sein sollte, bin aber schon seit langer Zeit dünn. So ruderte ich zum Beispiel vor ein paar Jahren oft in einem kleinen Boot auf der Moldau. Ich ruderte hinauf und fuhr dann ganz ausgestreckt auf dem Boden des Bootes mit der Strömung hinunter. Ein Freund, der mich eben so einmal von der Brücke sah, sagte, es hätte so ausgesehen wie vor dem Jüngsten Gericht, und mein Sargdeckel sei schon abgehoben gewesen. Andererseits war er selbst damals schon geradezu fett, massig, und hatte wenig Ahnung von dünnen Menschen, außer davon, dass sie eben dünn waren. Zumindest gehört dieses Gewicht auf meinen Füßen tatsächlich mir.

Sie wird vielleicht überhaupt nicht mehr kommen wollen, nicht weil sie zickig ist, sondern erschöpft, was verständlich ist. Es wäre falsch zu sagen, sie würde mir fehlen, wenn sie nicht kommt, weil sie in meiner Vorstellung immer da ist. Und doch wird sie woanders sein, und ich werde, das Gesicht in den Händen, an meinem Küchentisch sitzen.

Wenn sie kommt, werde ich immerfort nur lächeln, das habe ich von ei ner alten Tante von mir geerbt, die auch unablässig gelächelt hat, aber beide tun wir es eher aus Verlegenheit als aus guter Laune oder Mitgefühl. Ich werde kein Wort herauskriegen, nicht einmal glücklich werde ich sein, weil mir nach den Essensvorbereitungen die Kraft fehlen wird. Und wenn ich, mit dem Aus druck des Bedauerns wegen des ersten Gangs, der in der Schüssel wartet, die ich in Händen halte, zögere, die Küche zu verlassen und das Esszimmer zu betreten, und wenn sie, die in diesem Augenblick meine Verlegenheit spürt, zögert, aus dem Wohnzimmer und von der anderen Seite das Esszimmer zu betreten, ja, dann wird das schöne Zimmer während dieser langen Pause leer sein.

Nun gut – einer kämpft eben bei Marathon, der andere in der Küche.

Trotzdem: Ich habe jetzt meine Entscheidung fast das gesamte Menü be treffend gefällt und angefangen, unser Essen zuzubereiten, indem ich es mir in jeder kleinsten Einzelheit von Anfang bis zum Ende ausmale. Sinnlos und zähneklappernd wiederhole ich den folgenden Satz: »Dann laufen wir in den Wald.« Sinnlos, denn es gibt hier keinen Wald, und von Laufen kann ohnehin nicht die Rede sein.

Ich glaube, sie wird kommen, aber mein Glaube wird von der gleichen Angst begleitet, die meinen Glauben immerzu begleitet, die Angst alles Glaubens seit jeher.

Felice und ich waren zum Zeitpunkt dieses unseligen Abendessens nicht verlobt, obwohl wir uns drei Jahre davor verlobt hatten und uns eine Woche darauf wieder verloben sollten – wenn auch sicher nicht wegen dieses Essens, es sei denn Felices Mitgefühl wäre aufgrund der Vergeblichkeit meiner Anstrengungen, eine gute Buchweizen-Kascha, Kartoffelpuffer und Sauerbraten zu kochen, von neuem erwacht. Andererseits gibt es für unseren endgültigen Bruch mehr Erklärungen als tatsächlich nötig wären – das ist zwar lächerlich, aber gewisse Kenner der Materie meinen, dass selbst die Luft in dieser Stadt die Neigung zur Wankelmütigkeit verstärken könnte.

Ich war ganz aus dem Häuschen, wie man’s eben immer ist, wenn etwas neu für einen ist, und natürlich hatte ich auch ein bisschen die Hosen voll. Ich hielt ein traditionelles deutsches oder tschechisches Essen für das Beste, auch wenn es für den Juli eher heavy war. Eine Zeit lang konnte ich mich nicht entschließen, selbst in meinen Träumen nicht. Irgendwann gab ich dann einfach auf und dachte daran, aus der Stadt wegzuziehen. Dann entschloss ich mich aber doch zu bleiben, freilich: wie ein Entschluss kam mir das einfache Auf-dem-Balkon-liegen-Bleiben nicht vor. Zu solchen Zeiten bin ich vor Unentschlossenheit wie gelähmt, und gleichzeitig klopfen die Gedanken in meinem Schädel wie verrückt – wie eine Libelle, die reglos in der Luft zu hängen scheint, mit ihren Flügeln aber wie toll gegen die stetige Brise ankämpft. Dann riss ich mich heraus, so wie ein fremder Mensch einen fremden Menschen aus dem Bett zerrt.

Die Tatsache, dass ich das Essen sorgfältig plante, war wahrscheinlich bedeutungslos. Ich wollte etwas Bekömmliches kochen, weil sie zu Kräften kommen musste. Ich erinnere mich, dass ich frühmorgens die Champignons suchte und zwischen Bäumen herumkroch – direkt unter den Blicken zweier ältlicher Schwestern, denen ich oder mein Korb zutiefst missfiel. Oder vielleicht missfiel ich ihnen auch deshalb, weil ich im Wald einen guten Anzug trug. Aber ihr Beifall hätte auch keinen Unterschied gemacht.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Formen der Verstörung»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Formen der Verstörung» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Formen der Verstörung»

Обсуждение, отзывы о книге «Formen der Verstörung» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x