fühlt sich für seinen suizidgefährdeten Freund Frieder verantwortlich
scheitert wegen eines fehlenden Punktes beim Abitur und versagt dann bei der anstehenden mündlichen Prüfung
um der Einberufung zur Bundeswehr zu entgehen, verlegt er seinen Wohnsitz später nach West-Berlin
Frieder Wittlinger:
zwischen 18 und 19 Jahre alt
besucht die Abschlussklasse (= 13. Jahrgangsstufe) des Gymnasiums
hat mit den Schlaftabletten seiner Mutter und mit zwei Liter griechischem Wein einen Selbstmordversuch unternommen, wurde aber von seinem Vater im letzten Moment noch aufgefunden
zieht als therapeutische Maßnahme in die Wohngemeinschaft
macht nach dem Abitur eine Lehre als Fahrradmechaniker
begeht dann doch noch „erfolgreich“ Selbstmord
hochbegabt, aber unfähig zur Anpassung an gesellschaftliche Normen
ein tendenziell anarchischer Typ, der immer hart an der Illegalität agiert
Vera:
zwischen 18 und 19 Jahre alt
besucht die Abschlussklasse (= 13. Jahrgangsstufe) des Gymnasiums
befreundet mit dem Ich-Erzähler
entschließt sich zur Teilnahme an der Wohngemeinschaft
Cäcilia Schreiner:
zwischen 18 und 19 Jahre alt
besucht die Abschlussklasse (= 13. Jahrgangsstufe) des Gymnasiums
schließt sich aus sozialer Verantwortung der Wohngemeinschaft an
ist aber die erste, die sich aus der Gemeinschaft des Auerhauses wieder löst, weil sie wohl befürchtet, dass der schlechte Ruf ihrer Mitbewohner ihre berufliche Karriere gefährden könnte
Pauline:
zusammen mit Frieder Insassin der Nervenheilanstalt
dort ist sie wegen Brandstiftung eingeliefert worden
wird später auch Mitglied der Wohngemeinschaft
muss am Ende für zehn Jahre ins Gefängnis wegen einer Brandstiftung mit Todesfolge
Harry( Harald Calabrese):
Elektrikerlehrling aus Stuttgart
weil er sich als schwul outet, wird er von seinem Vater verprügelt
wird später auch Mitglied der Wohngemeinschaft
verdient in der Stadt nebenbei Geld als Strichjunge und als Drogendealer
Stil und Sprache:
Der Roman verwendet durchgehend die Ich-Erzählhaltung. Daraus folgt fast zwangsläufig, dass beide möglichen Erzählperspektiven vorhanden sind: die Außensicht und die Innensicht. Der Standort des Erzählers ist mitten im Geschehen, dennoch hat er nur eine begrenzte Sicht auf die Dinge. Dies hängt auch damit zusammen, dass es sich bei dem Ich-Erzähler um einen ca. 18-jährigen Jugendlichen handelt.
Als sprachliche Darbietungsweisen werden verwendet: der epische Bericht, der Kommentar des Ich-Erzählers, einmontierte Versatzstücke (Zeitungsnachrichten), die direkte Rede und die indirekte Rede.
Die Sprachebene ist – passend zu dem Ich-Erzähler – eine Form der Jugendsprache. Dementsprechend erweist sich der Satzbau im Roman als überwiegend kurzschrittig und parataktisch.
Als Interpretationsansätze bieten sich an:
Die Betrachtung und Deutung der zentralen Dingsymbole im Roman,
der Gattungsbezug des Romans als Adoleszenzroman und der Vergleich mit ähnlichen Werken,
der inhaltliche Schwerpunkt von Auerhaus als ein utopischer Roman über das richtige Leben,
die Frage nach den Gründen für den Selbstmord von Frieder und der Vergleich mit anderen Romanen, die Selbstmorde von Jugendlichen thematisieren,
die Rolle der Musik für die Protagonisten des Romans,
die Beziehung des Romans Auerhaus zu anderen vorkommenden Texten (Intertextualität) und
die Formen der verbalen und nonverbalen Kommunikation im Roman.
2. |
Bov Bjerg: Leben und Werk |
Bov Bjerg (* 1965)
© picture alliance / Frank May
JAHR |
ORT |
EREIGNIS |
ALTER |
1965 |
Heiningen, eine Gemeinde im Landkreis Göppingen, Baden-Württemberg, am Fuße der Schwäbischen Alb mit ca. 5000 Einwohnern, ca. 5 km von Göppingen, ca. 50 km von Stuttgart entfernt |
Geburt; bürgerlicher Name: Rolf Böttcher |
|
ab 1984 |
Berlin/Amsterdam/Leipzig |
Studium der Linguistik, Politik- und Literaturwissenschaften Absolvent des Deutschen Literaturinstituts Leipzig |
19 |
ab 1989 |
Berlin |
Gründung der Literaturzeitschrift „Salbader“ Initiierung mehrerer Berliner Lesebühnen: Dr. Seltsams Frühschoppen , Mittwochsfazit und die Reformbühne Heim & Welt Mitarbeit im Musikkabarett Zwei Drittel als Schauspieler, Autor und Koch |
24 |
ab 1992 |
Berlin |
Verfasser der Kolumne Nachgefragt für die Berliner Stadtzeitung „scheinschlag“ |
27 |
ab 1997 |
Berlin |
Redakteur der Satirezeitschrift „Eulenspiegel“ Verfasser des Kabarettistischen Jahresrückblicks Leiter von Kursen für Erwachsene (Improvisation und Schreiben) und Jugendliche (deutsch/tschechisch, Szenisches Schreiben) |
32 |
2004 |
Berlin |
Literarisches Debüt mit der Kurzgeschichte Howyadoin |
39 |
2008 |
Berlin |
Erscheinen des ersten Romans Deadline |
43 |
2015 |
Berlin |
Großer Erfolg und literarischer „Durchbruch“ mit dem Roman Auerhaus |
50 |
2016 |
Berlin |
Die Modernisierung meiner Mutter (Erzählungen) erscheint. |
51 |
2.2 |
Zeitgeschichtlicher Hintergrund |
ZUSAMMENFASSUNG
Die frühen 80er Jahre, in denen der Roman spielt, sind geprägt durch die Folgen des RAF-Terrorismus in Deutschland, durch die erste Kanzlerschaft von Helmut Kohl und durch die Etablierung der Partei DIE GRÜNEN als neue Fraktion im Deutschen Bundestag.
Da man davon ausgehen kann, dass der Roman auch autobiografische Züge trägt, lässt sich das Geschehen in die Jahre 1982/83 einordnen. Zeittypische Elemente, die im Roman auftauchen, sind:
Der Kassettenrekorder
Ende August 1963 wurde auf der Internationalen Funkausstellung in West-Berlin die Philips Compact Cassette vorgestellt – zusammen mit dem ersten Kassettenrekorder. Der Kassettenrekorder war ein handliches und tragbares Gerät zur Aufnahme von Audio-Signalen, er sollte die damals populären, aber sehr unpraktischen Spulentonbandgeräte ablösen. Kompaktkassetten waren wiederbespielbare Magnetbänder mit Laufzeiten von 45 bis 120 Minuten. Seitdem wurden weltweit ca. 100 Milliarden Kassetten verkauft. 1979 brachte die Firma Sony den sogenannten Walkman auf den Markt, ein noch kleineres Abspielgerät, das man leicht mit sich führen konnte. Schon ab 1983 eroberte die Compact Disc (CD) die Wohnstuben; ihr großer Vorteil ist das verschleißfreie optische Laser-Abtastverfahren und der Wegfall von Störgeräuschen. Bei der Kompaktkassette gab es dagegen immer die Gefahr des „Bandsalats“ und ein störendes Rauschen bei längerer Benutzung. Mit dem Siegeszug der digitalen Tonaufzeichnung (z. B. MP3-Format) nahm die Bedeutung von Kassettenrekordern seit dem Ende der 1990er Jahre stetig ab.
Gewissenprüfung, Kriegsdienstverweigerung, Wehrpflicht, Zivildienst, Wohnort in West-Berlin, um der Wehrpflicht zu entgehen
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