Severin Beyer - New Hope City

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New Hope City: краткое содержание, описание и аннотация

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Ein unschuldiger Serienmörder. Ein Kommissar, den die Schatten seiner Vergangenheit jagen. Ein Junkie auf der Flucht vor der Realität. Drei Schicksale am Abgrund.
Sie alle vereint die Jagd nach dem wahren Schuldigen, der hinter der mysteriösen Mordserie steckt, welche die schwimmende Metropole New Hope City im 24. Jahrhundert in Atem hält.
Ob an der glitzernden Oberfläche der City, in den tiefsten Ebenen der Underworld oder in den Weiten des Netzes – die Suche nach dem Täter wird zu einem tödlichen Spiel gegen die Zeit.

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Jemand musste die Mumienmorde aufklären, damit die Bürger New Hopes und vor allem Rivera selbst wieder ruhig schlafen konnten. Und dieser jemand war er. Darin war sich der Killer mit einem dezenten Schuss Größenwahn sicher. Das war irgendwie absurd.

Am Abend desselben Tages war Rivera tot.

*

Ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Offenes Feuer war in den Unterebenen New Hopes verboten, doch in den verlassenen Bezirken störte es niemanden. Selbst wenn eine der seltenen Patrouillendrohnen die Rauchsäule aufspüren sollte, hätte Rien sein Rindersteak schon längst verdrückt, bis die Polizei bei ihm war. Er musste unbedingt etwas gegen das flaue Gefühl in seinem Magen unternehmen. Rien wusste nicht, ob es daher kam, dass er schon seit zwei Tagen nichts mehr gegessen hatte, oder daher, dass er allmählich dem Entzug gefährlich nahe kam.

Unglaublich, dass er sich mit einem Rindersteak vollstopfen würde. Es lag sicher Jahre zurück, dass er echtes Fleisch zwischen die Zähne bekommen hatte. Der Qualm der brennenden Ökoverpackungen, die er aus mehreren öffentlichen, vor Müll überquellenden Recyclingbehältern gefischt hatte, verpassten dem tierischen Überbleibsel zwar einen rauchigen Geschmack, ebenso fehlten Salz und Pfeffer, aber da er ansonsten vollkommen mittellos war, gab es keinen Grund zur Klage.

Dem seltsamen transhumanen Typen musste er echt penetrant auf die Nerven gegangen sein. Nur so konnte sich Rien das Stück Steak erklären. Wobei er nicht das Gefühl hatte, dass er seinen Rauswurf selbst verschuldet hätte. Nicht dieses Mal. Vielleicht hatte es etwas mit dem Kommissar zu tun gehabt?

Ein Rascheln schreckte Rien auf. Aber zwischen den Ruinen aus kaltem Beton entdeckte er nichts weiter als ein einsames Graffiti, das vollkommen allein und verloren auf den Weiten einer im Nichts endenden Wand gesprayt war. Es war sehr klein geschrieben. Rien stand auf und ging mehrere Schritte darauf zu, um es zu lesen:

Denn wir werden dann immer noch hier sein, wir, die Narben dieser Welt.

Remo

Rien erstarrte. Er kannte diesen Satz. Dies waren der letzten Worte seines Romanmanuskripts. Nur wie kamen sie an diese Wand? Er hatte seinen Roman nie veröffentlicht, nicht einer Seele davon erzählt. War er vielleicht früher schon einmal hier gewesen? Im Rausch, sodass er sich nicht mehr daran erinnerte, dass er es selbst an die Wand gesprayt hatte? Aber das war nicht seine Schrift.

Denn wir werden dann immer noch hier sein, wir, die Narben dieser Welt … Diese Worte stammten von Remo, dem sprechenden Tiger. Sie sollten das Wesen aufmuntern, zu dem der Priester Primus und der gefallene Seraph Lazaliel verschmolzen waren. Ein Wesen, das in den kommenden Jahrhunderten nach und nach vergessen wird, wer es einmal war, nur um sich dann allmählich wieder zu erinnern. Dann würde Remo endlich erfahren, warum Lazaliel wirklich die Götter stürzen wollte. Aber dieser Teil der Geschichte lag außerhalb des Romans.

Das plötzliche Auftauchen des Graffitis war für Rien wie das Hereintreten einer anderen Wirklichkeit. Als ob ihm der universale Code der Weltformel etwas mitteilen wollte. Lag es am Blue? Vor kurzem erst hatte er eine geringe Menge davon probiert, aber nichts davon gemerkt, wahrscheinlich, weil er es mit anderen Drogen zusammen eingeworfen hatte. Vielleicht war das die Quittung dafür.

Er schaute über die Mauer hinweg und ließ seinen Blick steil nach oben gleiten. Dort wären die Wasser des Atlantiks zu sehen gewesen, aber in diese Tiefe des Meeres drang kein Licht vor, es wurde vom Ozean sprichwörtlich verschluckt. Die doppelte Außenverkleidung New Hopes aus einem durchsichtigen Spezialpolymer, die den unter dem Meeresspiegel liegenden Teil der Metropole von dem sie umgebendem Wasser abschirmte, war eine schöne Idee gewesen. Doch nur auf der obersten Unterebene, der sogenannten Upper Class, entfalteten die durchsichtigen Doppelwände ihren Reiz, wo die Bewohner New Hopes von innen das Brechen der Wellen beobachten konnten. Hier unten in der Undercity hingegen war die Schwärze einfach nur bedrohlich. Rien erahnte die Macht der zurückgehaltenen Naturgewalten. So mussten sich die Israeliten gefühlt haben, als sie unter Moses‘ Führung das Rote Meer durchquerten. Würden die Außenverkleidungen jemals brechen, würde die todbringende Flut Millionen verschlucken. Natürlich gab es innerhalb der Stadt zahlreiche Schutzschleusen, aber wer wusste schon, ob die im Ernstfall erneut hielten?

Rien fröstelte. Kein Wunder, dass die Außenbezirke bei diesem Anblick gar nicht erst fertiggestellt worden waren. Täglich die Fragilität der eigenen Existenz vor Augen … Er drehte sich um.

Zuerst erfüllte ihn tiefe Ungläubigkeit. Dann stieß er einen wehleidigen Schrei zutiefst empfundener Ungerechtigkeit aus: Eine schwarze Katze machte sich über sein Steak her! Neeeeiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnn! Das war eine ganz andere Fragilität der Existenz, die ihm hier vor Augen geführt wurde! Entsetzt stürzte sich Rien auf das Tier, um es zu verscheuchen. Aber das Viech fauchte ihn derart bösartig an, dass der junge Mann erschrocken zurückzuckte.

Was auch immer sein Fleisch wegfraß, es war keine Katze. Wahrscheinlich waren es die Nachwirkungen der Black Light, aber je länger der junge Mann das Tier ansah, desto überzeugter war er davon, dass es längst ausgestorben war.

»Du bist ein Tasmanischer Teufel«, stellte Rien ernüchtert fest, da ihm beim besten Willen nicht einfiel, was er sonst machen sollte, als das Offensichtliche auszusprechen »Dich gibt es gar nicht mehr. Du dürftest gar nicht hier sein.« Aber die Realität schien es heute mit den Fakten nicht ganz so ernst zu nehmen. Erst das Graffiti und jetzt das.

Er versuchte sich der Kreatur zu nähern. Doch nachdem er ein weiteres Mal auf dieselbe bösartige Weise angefaucht wurde, ließ er es bleiben und schaute dem Teufel unglücklich dabei zu, wie er die Mahlzeit verspeiste, auf die er sich gerade noch gefreut hatte.

Das Tier war auf eine beunruhigende Art fremd, unwirklich, Rien konnte sich zuerst gar nicht erklären, warum. Er bemerkte, dass es kein Fell hatte, sondern auf eine merkwürdige Art metallisch wirkte. Nicht auf die Art metallisch, wie eine Maschine. Sondern als ob die Kreatur aus einem pulsierenden, biologischen, schon beinahe lebendigen Erz bestünde. Das war definitiv eine Drogennachwirkung, vielleicht auch schon eine Entzugserscheinung. Der Teufel war wahrscheinlich nicht halb so gefährlich wie er aussah, und außerdem handelte es sich dabei sicherlich nur um eine Katze. Es wurde für Rien schleunigst Zeit, das Viech wegzuscheuchen und die Reste seiner Mahlzeit zurückzuerobern. Wenn es so weitergehen würde, dann würde ihm vom Entzug bald übel werden. Bis dahin musste er das Steak verdaut haben, wenn er es nicht wieder auskotzen wollte.

Mit neuer Entschlossenheit griff er beherzt nach dem Tier und hob es auf, um es behutsam an eine andere Stelle zu setzen. Das hätte er besser gelassen. Die Katze/der Tasmanische Teufel/das was-auch-immer wandte sich so kräftig in seinen Armen, dass er es auf der Stelle fallenließ. Sofort sprang ihn die Kreatur an und krallte sich an seinem Pullover fest. Die unerwarteten kräftigen Kiefer bissen Rien schmerzhaft in die rechte Schulter. Er fiel zu Boden und versuchte das Tier mit beiden Armen von sich loszureißen. Aber die Zähne der Kreatur gruben sich nur noch tiefer in sein Fleisch! Der Schmerz trieb ihm Tränen in die Augen. In ihm keimte der schreckliche Verdacht auf, dass er mit einer Ausgeburt der Hölle zu tun hatte. War das der Bote, der ihm den Tod bringen würde?

Als ob sie seine Gedanken gelesen und Mitleid mit ihm bekommen hätte, ließ ihn die Kreatur los. Verängstigt und sich die blutende Schulter haltend, robbte Rien unbeholfen von dem schwarzen Wesen weg. Obwohl es wahrscheinlich nicht das war, was er im Augenblick vor sich sah, so war das ganz sicher keine normale Katze.

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