Gute Reise
… und lass es dir temperamentvoll schmecken!
Michaela Hauptmann
Was ist die TEM?
Wo kommt sie her?
……………
Mit dieser Fragestellung habe ich mich intensiv beschäftigt, nachdem ich das erste Mal von TEM gehört hatte. Ich war unsicher: Ist das etwas Neues? Etwas Altes? Neu erfunden? Gibt es die wirklich? Ja! Nach einiger Recherchetätigkeit und Gesprächen mit Experten fand ich plausible Erklärungen und Beschreibungen für die TEM.
Eines vorneweg: TEM – die Traditionelle Europäische Medizin – ist kein nostalgischer Begriff. Sie will sich auch nicht mit der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin), der TTM (Traditionelle Tibetische Medizin), der TPM (Traditionelle Persische Medizin) und anderen Medizinsystemen vergleichen. Jede traditionelle Medizin hat ihre Berechtigung, auf ihre Art und Weise.
Mein Weg ist die TEM, sie steht mir einfach näher. Vieles davon hat mich – und möglicherweise auch dich – von Kindheit an begleitet. Vielfach unbewusst. Seien es Märchen, Mythen und Heilanwendungen in Form von einfachen, aber effektiven Hausmitteln wie Schmalzfleck, Essigpatscherl & Co. – von Kindern nicht gerade heiß geliebt, heute aber umso mehr geschätzt. Auch kulturelle sowie religiöse Aspekte haben Einfluss auf die TEM bzw. umgekehrt.
Ein Satz ist es, der für mich ganz pragmatisch den Grundgedanken der TEM zusammenfasst: »Die TEM, die Traditionelle Europäische Medizin, fördert Wohlbefinden und betrachtet dabei den Menschen – dich und mich – individuell, in seiner Ganzheitlichkeit, mit seinen europäischen Wurzeln und in seinem aktuellen Lebensumfeld.« Nun, wie hört sich mein Satz für dich an? Klingt er für dich passend? Ja, du hast schon recht, es steckt einiges mehr dahinter: Philosophie, Natur, Geografie, Kultur, Religion etc.: Die TEM bist du. Die TEM bin ich. Jeder in seinem Umfeld. Die TEM ist tief in uns verwurzelt.
TEM steht für Traditionelle Europäische Medizin
Die TEM setzt sich aus drei Buchstaben zusammen und kommt ganz ohne spezielle Marketingadjektive aus. T, E und M: Anhand dieser Buchstaben möchte ich dir einen ersten Überblick über die Traditionelle Europäische Medizin geben.
T steht für »traditionell«
Die Bedeutung des Worts »traditionell« ist eindeutig: Es ist nichts Starres, nichts Veraltetes. Es steht für Weitergabe von Verhaltensweisen, Rezepten, Wissen und vielem mehr – von Generation zu Generation, doch immer mit Bedacht auf das Jetzt. Das Wissen wird immer neu evaluiert, angepasst, weiterentwickelt und an die nächste Generation weitergegeben, um es wiederum zu adaptieren.
E steht für »europäisch«
Es geht eindeutig um etwas mehr als nur unser Europa, wie wir es heute kennen. Hier darf man im Sinn der großen Weltreisenden, der Völkerwanderungen und im Hinblick auf die Tatsache, dass die europäischen Sprachen indoeuropäisch sind, keinesfalls die Kulturen Ägyptens, Bagdads, Persiens und Tibets vergessen. Auch wenn diese Länder aktuell keinen zentralen Einfluss auf das europäische Gesundheitswesen haben, so waren sie geschichtlich betrachtet zutiefst prägend für unser Medizin- und Heilsystem.
M steht für »Medizin«
Medizin ist eindeutig definiert. Sie ist die Wissenschaft der Vorbeugung, Erkennung und Behandlung von Krankheiten bzw. Verletzungen bei Mensch und Tier. Das ist streng geregelt, und hier ist man speziell in Österreich restriktiv. Als Mediziner gilt nur jemand, der die staatliche Zulassung hat, Kranke zu behandeln. In der Prävention von Krankheiten gibt es hingegen eine große Bandbreite an möglichen Unterstützungen. Und genau hier will die Ernährung der TEM ansetzen: in der Vorbeugung, damit Krankheiten erst gar nicht aufkommen.
TEM – ein wenig Geschichte
Ein paar Worte zum geschichtlichen Hintergrund der TEM: Die Vier-Säfte-Lehre bildet die Basis der TEM. Sie geht auf Hippokrates, den wohl bekanntesten Arzt des Altertums (um 460 v. Chr.), zurück. Der griechische Arzt Galenos von Pergamon (ca. 129-215 n. Chr.), bekannt auch als »Galen«, vereinfachte die Vier-Säfte-Lehre und begründete die Temperamentenlehre. Diese kategorisiert den Menschen nach seiner Grundwesensart und bezieht die verschiedenen Funktionen und Wirkungen von Klima, Krankheit, Medikamenten und zeitlichen Konstellationen mit ein.
Die Temperamentenlehre ist eine Typenlehre. Ihr werden Körpersymptome, Organe, Körpersäfte, Tages- und Jahreszeiten, Lebensabschnitte, Elemente und Farben zugeordnet.
Der persische Arzt Ibn Sina (ca. 980-1037 n. Chr.), auch bekannt unter dem Namen Avicenna, entwickelte das Wissen von Hippokrates und Galen weiter. Seine Erkenntnisse und Studien, die er in seinem fünfteiligen »Kanon der Medizin« niederschrieb, prägten die europäische Medizin bis in die Neuzeit.
Im Mittelalter wurde die Temperamentenlehre durch die Zuordnung von Elementen, Himmelsrichtungen, Jahreszeiten, Planeten, Sternzeichen und Tonarten erweitert.
Die TEM – mit ihren Wurzeln im antiken Griechenland, dem alten Rom und Ägypten – greift aber auch auf germanische, keltische und slawische Impulse zurück. Diese leben noch heute in der Volksmedizin weiter – allerdings wurden dieses Wissen und die Erfahrungen damals nicht verschriftlicht, sie wurden immer von Generation zu Generation weitergegeben. Märchen und Mythen lohnt es daher zu interpretieren. Und es lohnt, zwischen den Zeilen zu lesen.
Tätowierungen an »Ötzi«, der bekanntesten und am besten erforschten Eismumie, zeigen, dass die Ursprünge der europäischen Medizin noch weiter zurückliegen als vermutet. Man fand heraus, dass sich »Ötzi« einer Schmerztherapie unterzogen hatte. Die Lage seiner Tätowierungsmale weisen auf Beschwerden mit dem Rücken, der Galle und der Leber hin. Die Behandlungsmethoden basieren auf einer Energielehre, die mehr als 5000 Jahre zurückreicht.
Schriftliche Aufzeichnungen belegen, dass die TEM seit mehr als 3000 Jahren in der Gesundheitspflege gelebt und stetig weiterentwickelt wird. Bekannte Vertreter und Weiterentwickler der TEM sind: Avicenna, Hildegard von Bingen mit ihren Schriften und Überlieferungen, aber auch der Arzt und Philosoph Paracelsus, Samuel Hahnemann (Begründer der Homöopathie), Rudolf Steiner (Begründer der Anthroposophie) und Pfarrer Sebastian Kneipp (Begründer der fünf Säulen der Gesundheit: Kräuter, Bewegung, Wasser, Ernährung, Lebensordnung).
Erst der medizinische Umbruch im 19. Jahrhundert – die Zellularpathologie, die Krankheitslehre, nach der Krankheiten auf Störungen der Körperzellen und ihrer Funktionen basieren – beendete die Ära der TEM als universitäre Medizin.
Wir leben und arbeiten heute in einem ganz anderen Rhythmus als noch die Generation vor uns. Nur noch ein Bruchteil der Bevölkerung ist manuell so schwer gefordert wie einst unsere Großeltern und Urgroßeltern. Maschinen, Computer, Tablets, Handys & Co. erleichtern uns die Arbeit – erschweren sie allerdings in anderen Bereichen und bringen neue Herausforderungen mit sich.
Die Arbeitswelt hat sich massiv verändert. Dies bedingt auch einen veränderten Lebensstil. Ernährung und Bewegung sind nicht mehr unmittelbar miteinander verknüpft. Wir jagen definitiv keinem Mammut mehr hinterher oder flüchten vor wilden Raubtieren. Und trotzdem haben wir diese Prozesse tief in uns abgespeichert – in Stresssituationen zeigt sich das eindeutig.
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