Animant Crumbs Staubchronik
Lin Rina
Copyright © 2017 by
Astrid Behrendt
Rheinstraße 60
51371 Leverkusen
http: www.drachenmond.de
E-Mail: info@drachenmond.de
Lektorat: Viktoria Kravtschenko
Korrektorat: Michaela Retetzki
Layout: Michelle N. Weber
Umschlagdesign: Marie Graßhoff
Bildmaterial: Shutterstock Titelschrift, Widmung und Initialen: Lin Rina
ISBN 978-3-95991-392-8
Alle Rechte vorbehalten
Für Dora
Weil durch deine Adern
Wörter und Träume fließen
Prolog
1. Das Erste oder das, in dem mein Onkel zu Besuch kam.
2. Das Zweite oder das, in dem mein Lesesessel nach London zog.
3. Das Dritte oder das, in dem ich mein Herz verlieren würde.
4. Das Vierte oder das, in dem ich lernte, Mr Reed zu hassen.
5. Das Fünfte oder das, in dem ich blieb.
6. Das Sechste oder das, in dem ich eine Gleichgesinnte fand.
7. Das Siebte oder das, in dem ich in die Welt der Maschine eintauchte.
8. Das Achte oder das, in dem ich eine tollkühne Tat plante.
9. Das Neunte oder das, in dem die Willkür Bücher zerstörte.
10. Das Zehnte oder das, in dem ich die Fronten klärte.
11. Das Elfte oder das, in dem mein Herz hüpfte.
12. Das Zwölfte oder das, in dem ich etwas über das Fliegen lernte.
13. Das Dreizehnte oder das, in dem mein altes Leben mich einholte.
14. Das Vierzehnte oder das, in dem Henry mit mir ein Geheimnis teilte.
15. Das Fünfzehnte oder das, in dem mir ein überaus peinliches Missgeschick passierte.
16. Das Sechzehnte oder das, in dem ich Mr Reed verteidigte.
17. Das Siebzehnte oder das, in dem ich zu einer guten Tat gezwungen wurde.
18. Das Achtzehnte oder das, in dem ich unerwartet ein Kompliment bekam.
19. Das Neunzehnte oder das, in dem Selbstständigkeit schwieriger war als erwartet.
20. Das Zwanzigste oder das, in dem ich der Vorfreude erlag.
21. Das Einundzwanzigste oder das, in dem die Lichter erstrahlten.
22. Das Zweiundzwanzigste oder das, in dem die Lichter schmolzen.
23. Das Dreiundzwanzigste oder das, in dem die Lichter tanzten.
24. Das Vierundzwanzigste oder das, in dem meine Mutter mich nicht verstand.
25. Das Fünfundzwanzigste oder das, in dem ich nicht essen konnte.
26. Das Sechsundzwanzigste oder das, in dem ich mich sorgte.
27. Das Siebenundzwanzigste oder das, in dem wir Tee tranken.
28. Das Achtundzwanzigste oder das, in dem ich es anging, Geheimnisse zu lüften.
29. Das Neunundzwanzigste oder das, in dem wir frühstückten.
30. Das Dreißigste oder das, in dem ich aus Wut handelte.
31. Das Einunddreißigste oder das, in dem ich zu viel fragte.
32. Das Zweiunddreißigste oder das, in dem ich einem Spaß erlag.
33. Das Dreiunddreißigste oder das, in dem ich Mr Reeds Geheimnis aufdeckte.
34. Das Vierunddreißigste oder das, in dem ich Rachel traf.
35. Das Fünfunddreißigste oder das, in dem ich kaum Luft bekam.
36. Das Sechsunddreißigste oder das, in dem meine Mutter lachte.
37. Das Siebenunddreißigste oder das, in dem ich nichts mehr zu lesen hatte.
38. Das Achtunddreißigste oder das, in dem wir gemeinsam schwiegen.
39. Das Neununddreißigste oder das, in dem ich Angst hatte.
40. Das Vierzigste oder das, in dem mich braune Augen ansahen.
41. Das Einundvierzigste oder das, in dem Elisa mich ausführte.
42. Das Zweiundvierzigste oder das, in dem ich in einem Schrank saß.
43. Das Dreiundvierzigste oder das, in dem mein Plan aufging.
44. Das Vierundvierzigste oder das, in dem ich als Einzige ruhig blieb.
45. Das Fünfundvierzigste oder das, in dem etwas nicht stimmte.
46. Das Letzte oder das, in dem ich ging.
47. Das wirklich Letzte oder das, in dem sich alles fügte.
Danksagung
Ich lehnte an einer Marmorsäule und verfluchte innerlich meine Mutter, während ich nett lächelte und mir wünschte, dass auch nur ein Wort aus dem Mund meines Gegenübers sinnvoll erscheinen würde.
»Doch der Eisbär sagte: ›Ich bin der Baron von Münchhausen!‹ Und dann biss er dem Pinguin den Kopf ab«, erzählte er gerade und ich hatte leider noch nicht genügend Punsch getrunken, um auch nur vorzugeben, dass sein Witz lustig gewesen wäre.
Er hatte ein recht ansehnliches Gesicht, aber seine Aufmachung war lächerlich. Was auch immer die Mode gerade diktierte, Männer sollten keine fliederfarbenen Westen tragen. Das war einfach nur grotesk albern.
»Sie lachen gar nicht«, stellte er mit seinem messerscharfen Verstand fest und ich hätte gerne über so viel Gedankenlosigkeit geseufzt. Doch es ging nicht, dafür fehlte mir einfach die Luft.
Mein Korsett war so eng, dass ich kaum atmen konnte und ich schwören könnte, dass mir langsam die Beine einschliefen, weil nicht genug Platz für Blutzirkulation blieb.
Mary-Ann hatte mich so zusammengeschnürt, damit ich in das hellblaue Monster von einem Ausgehkleid passte, das Mutter mir extra aus London hatte kommen lassen, um die dörflichen adligen Junggesellen mit meinem Anblick zu beglücken. Mutter sagte, es sei zur Zeit Mode in London, so eng geschnürt zu sein, und alle jungen Dinger machten das heutzutage. Doch für mich war das unerträglich und ich bildete mir ein, an Sauerstoffmangel verenden zu müssen, wenn ich meinen Platz in der Nähe des geöffneten Fensters verlassen sollte.
Ich fand es völlig unsinnig, den Körper einem Kleidungsstück anzupassen, anstatt das Kleidungsstück dem Körper.
Doch was wusste ich schon? Ich war ja nur ein faules, nichtsnutziges Ding, das es nötig hatte, die jungen Männer mit hellblauen Taft zu bezaubern, damit sie über meinen missratenen Charakter hinwegsehen konnten.
Der junge Mann beäugte mich immer noch erwartungsvoll.
»Die Geschichte ist abwegig«, begann ich und wusste genau, dass ich im Begriff war, das zu tun, was meine Mutter mir immer predigte, nicht zu tun: Ich würde ihn schulmeistern. Und junge Männer schätzten es gar nicht, wenn die Frau, die sie davon überzeugen wollten, dass sie die begehrenswerteste Partie im Saal waren, es besser wusste als sie selbst.
»Mal davon abgesehen, dass Tiere nicht sprechen können, was entschuldigt ist, da es sich ja angeblich um einen Witz handelt, kann ich nicht glauben, dass ein Eisbär so etwas tun könnte«, führte ich aus und wurde prompt unterbrochen.
»Nun ja, ich glaube schon, dass ein Eisbär stark genug wäre, einem Pinguin den Kopf abzubeißen. Das ist doch schließlich ein Raubtier«, redete der junge Mann, von dem ich dachte, dass er Hilton oder Milton hieß, leicht pikiert auf mich ein und stemmte die Hände in die Seiten, um seine Unsicherheit zu überspielen.
»Ja«, antwortete ich. »Aber ich glaube nicht, dass er dazu fähig ist, von der nördlichen auf die südliche Erdhalbkugel zu spazieren, nur um sich mit einem Pinguin um ein kugelrundes Ei zu streiten.«
Milton, oder auch Hilton, sah mich recht dümmlich an und wurde dann zu unser beider Glück von einem Bekannten begrüßt. Er stellte uns flüchtig einander vor, entschuldigte sich dann förmlich und ging.
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