Ein bisschen hatte Nicola den Eindruck, Lian wollte sie auf den Arm nehmen, aber sie war sich nicht ganz sicher. »Aber selbstverständlich, gern«, erwiderte sie deshalb betont geschäftsmäßig, griff nach einer Rolle mit exquisit bedrucktem bunten Papier, die in dem Regal unter der Kasse lag, zog sie heraus und verpackte den Karton schnell und geschickt darin. Dann versah sie ihn noch mit einer passenden kleinen Schmuckapplikation. »Ist es so recht?«, fragte sie Lian mit möglichst neutraler Stimme.
»Wundervoll«, sagte Lian. Ihr Blick suchte Nicolas Augen. »Jetzt ist die Verpackung ja fast schöner als das Kleid.«
Mit diesen Worten und einem tiefen Blick in Nicolas Augen nahm sie den Karton entgegen, klemmte ihn lässig unter den Arm und verließ leicht damit herumschlenkernd das Geschäft.
Nicola hätte sich gern noch etwas von Lians Blick erholt, der ihr durch und durch gegangen war, und von dem Vibrieren in ihrer Stimme, als sie ihre Augen zum Schluss hatte in Nicolas versinken lassen, aber sie sah Dorotheas Lippen sich verdächtig bewegen, und bevor ihre unartige Chefin etwas sagen konnte, begab sie sich schnell wieder nach hinten. »Ich habe noch mit Auspacken zu tun«, erklärte sie schon halb im Gang. »Darin bin ich vorhin ja unterbrochen worden.«
Obwohl sie sich gleich wieder dem Pullover widmen wollte, den sie zuvor hatte liegenlassen müssen, konnte sie es nicht.
Lian hatte bei ihr auf jeden Fall weiche Knie hinterlassen, und sie musste sich erst einmal setzen.
Diese blauen Augen! Verdammt, diese blauen Augen! Und überhaupt . . . Ihr ganzes Verhalten. Wie sie Dorothea Wrede zur Mühlen in die Schranken gewiesen hatte. Und die hatte nichts dagegen tun können.
Ein Kichern wollte sich durch ihren Brustkorb nach oben schieben. Und auch wenn sie es zu unterdrücken versuchte, es gelang ihr nicht. Wie gern hätte sie ihre Chefin einmal so behandelt. Und nun hatte es Lian getan. Für sie.
Nein, natürlich nicht für sie. Für sich selbst. Lian war eben so.
Aber trotzdem musste sie sich für mindestens zwei Minuten auf der Toilette einschließen, bis der Lachanfall vorbei war.
Dafür hatte es sich gelohnt, früher zur Arbeit zurückzukehren, obwohl sie noch nicht ganz gesund gewesen war. Das hätte sie auf keinen Fall verpassen mögen, diesen Auftritt von Lian.
Auch wenn das natürlich alles höchst unverschämt gewesen war. Ihr, Nicola, gegenüber und auch Dorothea gegenüber.
Aber trotzdem konnte sie ein Grinsen kaum von ihrem Gesicht verbannen, als sie das Einräumen in die Regale wieder aufnahm.
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