Erst im 15. Jahrhundert tauchte Golf in Schottland auf und sorgte auf Anhieb für ziemlich viel Diskussionsstoff im Parlament. Dokumentiert ist, dass König James II. (ein Nichtgolfer) im Jahre 1457 das Spiel verbieten ließ, weil es ihn wahnsinnig nervte, dass seine Soldaten, statt mit Pfeil und Bogen zu üben, ein weißes Bäläli durch die Gegend schossen.
Knapp fünfzig Jahre später kam erfreulicherweise die Wende, als Schottland und England beschlossen, sich nicht mehr auf die Mütze zu geben. Das Säbelrasseln war gegessen, dem Golfspiel stand nichts mehr im Wege – und siehe da, auf dem Latrinenweg sickerte durch, dass der regierende King James IV. (nicht der II.) himself ein leidenschaftlicher Golfer war! Eine Rechnung über für ihn angefertigte Golfschläger tauchte im offiziellen Etat des Hofes auf und wurde prompt von einem Whistleblower an die Medien gewhistleblowt. Dumm gelaufen.
Der erste bürgerliche Golfer soll übrigens 1527 ein gewisser Sir Robert Maule gewesen sein. In St. Andrews begann man offiziell 1552 die Schläger zu schwingen, und ein Jahr später erließ der Erzbischof sogar ein Dekret, das der lokalen Bevölkerung das Spiel auf den Links gestattete. Maria Stuart, die Königin von Schottland (und zufolge der Heirat mit Franz II. auch Königin von Frankreich), exportierte den Sport zu den Franzosen.
Aus dem Jahre 1567 wird überliefert, dass die Single-Handicapperin unmittelbar nach der Ermordung ihres zweiten Gatten durch (ihr wohl nicht ganz unbekannte) Komplottisten munter auf den Golfplatz ging, wofür sie vor allem von den Nichtgolfern massiv kritisiert worden sein soll – was kein Golfer verstehen kann.
Historisch unklar ist, wo die Wohlfühldistanz von Maria Stuart lag, ja ob sie überhaupt eine solche hatte. Tatsache ist, dass Sie sich auf das Konzept der Lieblingslänge nicht einlassen sollten. Schon deshalb nicht, weil Sie Ihr Vorhaben, möglichst viele Schläge zu machen, gehörig vermasseln würden. Das können Sie gut überprüfen, wenn Sie sich die Übertragungen von den Profiturnieren der PGA Tour anschauen.
Für Kaymer und Co. ist die Wohlfühldistanz ein wichtiger Teil ihrer Strategie. Nicht so weit, sondern so präzise wie möglich zu spielen, lautet ihre Devise. Darum reizen die Kollegen eher selten ihre ganze Schlaggewalt aus, sondern spielen den Ball auch einmal mit einem kleineren Eisen ein Stückchen kürzer. Und zwar auf eine Distanz, die ihnen gut liegt. Von wo aus sie den Ball mit dem nächsten Schlag dicht an die Fahne ran kriegen können.
Die Wohlfühldistanzen der einzelnen Pros sind übrigens ganz unterschiedlich. Und selbstverständlich haben sie nicht nur eine, sondern mehrere. Die meisten guten Klubspieler schießen sich zum Beispiel auf eine Pitching-Distanz von hundert Metern ein, versuchen also, wenn immer möglich in der Nähe des Hunderterpfostens zu landen. Darum üben sie auf der Driving Range auch immer und immer und immer wieder diese Schläge. Und obendrauf noch die Annäherungen von sechzig, vierzig oder zwanzig Metern. Öde. Ermüdend. Lassen Sie sich niemals auf solche Späßchen ein. Sie haben ja einen anständigen Beruf und eine intakte Beziehung und wollen sich nicht mit einer Strategie über den Platz tigerwoodsen, die all diese Dinge aufs Spiel setzt.
Der Links-Course heißt nicht Links-Course, weil er nach links dreht, sondern weil die einzelnen Spielbahnen, einer Perlenkette gleich, der Küste entlang aneinandergelinkt sind. Das ist wohl die häufigste Erklärung, die man zu hören bekommt. Und obwohl sie total einleuchtend ist, ist sie selbstverständlich auch total falsch.
Links hat nichts mit verlinken zu tun, sondern kommt vermutlich vom Altenglischen »hlinc«, was so viel wie unfruchtbar oder dürr bedeutet. Könnte stimmen. Das meist karge Gelände zwischen Meer und Ackerland eignet sich tatsächlich in den seltensten Fällen für den Anbau von Getreide oder Gemüse, und auch als Weidefläche für Tiere ist es schließlich alles andere als optimal. Umso geeigneter sind die öden Sandböden fürs Golfspiel. Die harten Fairways lassen die Bälle weit ausrollen und sind dennoch so elastisch, dass man gut unter den Ball kommt.
Links-Courses müssen nicht zwingend am Meer liegen, sagen die einen Golfplatz-Architekten, auch im Landesinneren gibt es Flächen, die linksy aussehen und vom Spielerischen her durchaus vergleichbar sind. Andere Fachleute beharren darauf, dass es keine »Inland-Links« geben könne, da sich echtes Linksland nur da bilde, wo die typische Dünenlandschaft entstand, weil sich das Meer vor zigtausend Jahren zurückzog. Für den Single-Handicap-Vermeider sind Linksplätze eine Offenbarung. Der Wind pfeift wie Anton über die weiten Fairways. Die Sandbunker sind nicht selten absurd tief und das Rough so schütter gewachsen, dass man den Ball zwar sieht, aber doch einiges Geschick braucht, ihn herauszuspielen. Von den pfeilschnellen ondulierten Greens wollen wir gar nicht erst reden.
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