Lilly Grünberg - Nuancen der Lust

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Lilly Grünberg – Ferngesteuert
Um seinem Freund Steffen beizustehen, schlüpft Marvin für einen Abend in dessen Rolle. Doch Marvin ist Callboy – und seiner wehrlosen Kundin gelüstet es nach ausgefallenen Spielen.
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Aus .

Nur nichts überstürzen. Gib der Sache genügend Zeit . Er zwang sich langsam bis sechzig zu zählen.

An .

Nochmal zählen. Sie wurde unruhig, bewegte ihre Hüften hin und her.

Aus .

Oh ja, es gefiel ihr, das sah er ihr an. Was sie zu Steffen sagte, verstand er nicht, das war aber auch nicht wichtig. Dieser schüttelte den Kopf, hob beide Hände an. Vielleicht erklärte er ihr gerade: »Ich bin’s nicht.«

Es war an der Zeit, seine Deckung aufzugeben. Mit routinierter Gelassenheit rückte Marvin Krawatte und Jacket zurecht, nachdem er aufgestanden war, und ging ohne Hast hinüber.

»Einen schönen guten Abend.«

Während Steffen ihn nicht beachtete, hob Eva die Augen und taxierte ihn schnell von oben bis unten. Gefiel ihr, was sie sah? Ihre Wangen waren leicht gerötet, ihre Lippen glänzten. Oh ja, sie war erregt.

Knopfdruck. Ein . Ein kurzes, kaum merkliches Zucken ihres Körpers. Die Vibration war nicht zu hören. Evas Lippen bebten, als sie mit mühsamer Selbstbeherrschung seinen Gruß erwiderte. »Guten Abend. Bei uns ist alles in Ordnung.«

Vermutlich hielt sie ihn für den Inhaber, der seine Runde drehte, um die Gäste nach ihrem Wohlbefinden und ihren Wünschen zu fragen.

Lächelnd erwiderte er: »Eine Verwechslung. Ich bin auch ein Gast. Darf ich Platz nehmen?«

»Äh, nein, das ist unser Tisch.«

»Ich weiß. Eben deswegen bin ich hier.«

»Darf ich vorstellen: das ist Marvin, dein neuer Herr«, klinkte Steffen sich jetzt endlich ein.

Ihre Miene war eindeutig. Eva verstand kein Wort.

Aus .

»Ich werde jetzt meinen Platz räumen. Gehorche ihm, er ist ein strengerer Herr als ich.« Ohne ihre Reaktion abzuwarten stand Steffen auf. »Ich wünsche euch beiden noch einen schönen Abend.« Er schüttelte Marvin die Hand, nickte Eva zu, dann ging er.

Marvin setzte sich und stellte Steffens Glas an den Tischrand, damit der Ober es mitnähme.

»Moment Mal, was soll das werden?« Eva runzelte verärgert die Stirn.

Marvin griff über den Tisch nach ihrer Hand, um sie am Aufstehen zu hindern. »Bleib sitzen, ich werde gleich alles erklären.«

»Das werde ich nicht. Wer sind Sie überhaupt?« Ihre Stimme wurde lauter und sie griff mit der anderen Hand nach ihrer Handtasche.

»Sitzenbleiben! Ich übernehme ab sofort Steffens Rolle.«

Für einen Augenblick war sie sprachlos, dann entzog sie ihm mit einem Ruck ihre Hand. »Sie haben wohl nicht alle Tassen im Schrank! Ich kenne Sie doch gar nicht.«

Marvin grinste. »Das macht nichts. Du wirst mich noch früh genug kennenlernen.«

Ein .

Eva biss sich auf die Unterlippe, um nicht die Beherrschung zu verlieren.

»Steffen kennst du auch nicht.«

Aus .

Machte sie das sprachlos?

Ein .

Sie starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an.

»Steffen hat mir erzählt, dass du eine ungehorsame Sub bist und ein wenig Erziehung brauchst.«

Eva riss die Augen weiter auf, als er die Vibration stoppte.

»Weitermachen«, verlangte sie mit bebenden Lippen.

»Siehst du, genau das ist der Punkt. Nicht du bestimmst das Spiel, sondern ich. Du darfst mich darum bitten , dass ich weitermache. Allerdings erwarte ich einen anderen Tonfall. Denn ich bin ab sofort dein Dom und ehrlich gesagt, bevor wir darüber weiterreden – ich werde uns erstmal etwas zum Essen bestellen. Ich bin fast am Verhungern.«

Als er mit den Fingern schnippte, erschien der Ober mit der Speisekarte, als hätte er auf nichts anderes als dieses Zeichen gewartet. Ein kurzer Blick in die Karte genügte. Marvin bestellte zwei Portionen gemischte Anti Pasti, danach Gnocchi mit Trüffel-Steinpilz-Schaum und als Nachtisch ein Erdbeerparfait. Dann reichte er die Karte dem Ober zurück.

»Moment mal, Sie können doch nicht einfach …«, protestierte Eva.

Bestimmt war sie es nicht gewohnt, dass jemand ihre Wünsche ignorierte und für sie bestellte.

»Doch, ich kann«, erwiderte Marvin ruhig und mit fester Stimme.

»Sie sind unverschämt und ich werde mir das nicht länger bieten lassen!« Trotz dieser Widerworte blieb sie sitzen. Das war schon mal ein gutes Zeichen. Entweder siegte ihre Neugierde, was er vorhatte, oder ihre Lust. Er hätte den Inhalt seines Geldbeutels auf letzteres verwettet.

»Du hast die Wahl. Übrigens darfst du mich auch duzen. Entweder du akzeptierst mich als deinen Dom und ich kann dir versprechen, ich lebe diese Passion mit ganzer Leidenschaft. Ganz im Gegensatz zu Steffen, der davon keine Ahnung hat.« Er machte eine Pause, um seine Worte wirken zu lassen, schenkte ihr ein Lächeln, und schaltete den Vibrator ein. »Oder, du begibst dich auf die Suche nach einem neuen Spielgefährten. Aber du wirst so ohne Weiteres keinen besseren finden als mich.«

Ihrem Mienenspiel war es anzusehen, dass sie nicht so recht wusste, was sie von seinen Vorschlägen und seinem Benehmen halten sollte. Gegen die Bedürfnisse ihres Körpers kam sie jedenfalls nicht an, wenn er das schnellere Heben und Senken ihres Brustkorbs richtig deutete.

»Es ist natürlich deine Entscheidung, ob du mich akzeptierst oder nicht«, fügte er hinzu. »Zwingen werde ich dich dazu nicht.« Und wieder ausschalten .

»Danke, das ist aber großzügig von dir, dass ich auch noch etwas selbst entscheiden darf«, erwiderte sie spöttisch und mühsam beherrscht.

Gelassen hob Marvin sein Glas und nahm einen langen Zug, drückte den Wein genüsslich mit der Zunge hin und her, ehe er schluckte.

»Übrigens, eine hübsche Korsage, die du da anhast. Zieh die Bluse aus, damit ich mehr davon sehen kann.«

Zuerst zögerte sie und er ließ ihr die Zeit, sich zu entscheiden. Entspannt zurückgelehnt sah er ihr zu, wie sie schließlich gehorchte. »Brav, du hast dir eine kleine Belohnung verdient.«

Nur kurz gönnte er ihr die Vibrationen, die ihre Wirkung nicht verfehlten. Der Ausdruck in ihrem Gesicht verriet die Gier nach Befriedigung.

»Aber ehrlich gesagt, fehlt mir da eine Kleinigkeit.«

»Was?«

»Deine Nippel verstecken sich hinter dem Mieder. Zieh sie raus.« Der Rand der Korsage verdeckte nur ganz knapp, was in der Öffentlichkeit nicht zu sehen sein sollte.

»Spinnst du?«

Marvin winkte dem Ober und flüsterte diesem etwas ins Ohr. Der Ober warf einen kurzen Blick auf Eva, dann grinste er breit und ging.

»Was soll das? Ich werde hier auf keinen Fall halbnackt …«

Marvin unterbrach ihre Widerrede mit einer herrischen Bewegung. »Still. Du willst sexuelle Befriedigung und gleichzeitig willst du dominiert werden, weil dich das heiß macht. Stimmt’s?«

Ihre Antwort war ein Schmollmund.

»Das ist in gewissem Sinne der Gegenpol zu der Autorität, die du in deinem Job ausstrahlen musst. Ist okay. Nur – so wie ich das sehe, bist du nicht der Typ für halbe Sachen. Wenn du was willst, dann ganz und gar.«

»Machst du das Professionell?«, fragte sie misstrauisch. »Ich meine, wie teuer bist du?«

»Nein«, erwiderte er und beugte sich vor. »Ich will kein Geld. Ich will dich! Das ist alles.«

Röte schoss in ihre Wangen und sie schluckte sichtbar.

»Ich werde dir zeigen, wie aufregend dieses Spiel tatsächlich sein kann. Wenn du dich darauf einlässt.«

Der Ober kehrte zurück und legte einen großen Kochlöffel auf den Tisch. »Entspricht dieser Ihren Vorstellungen, mein Herr?«

»Vollkommen«, erwiderte Marvin und drückte ihm ein Trinkgeld in die Hand. »Ziehen Sie bitte den Vorhang vor.«

»Sehr gerne.«

Marvin wartete, bis sie vor den Blicken neugieriger Gäste geschützt waren, dann stand er auf und stellte sich neben den Tisch. Die Aussicht auf ein kleines Spanking verfehlte nicht die Wirkung auf seine Hormone. »Steh auf und beug dich hinunter zu deinem Stuhl. Und – schrei nicht zu laut. Wir wollen ja nicht unnötig Aufsehen erregen, nicht wahr?«

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