Der Meister integriert seine Täter- und Opfer-Anteile und stellt sich allen Aspekten von Schuld und Ohnmacht. Was die Schuld angeht, braucht er nichts anderes zu tun, als innerlich zu sagen: »Es tut mir leid, bitte verzeihe mir.« Wenn dieser heilsame Lösungssatz von Herzen kommt, wird alles ausgelöscht. Dieser Satz gehört übrigens auch zur traditionellen hawaiianischen Methode der Streitschlichtung, dem Ho’oponopono, die sich immer noch als sehr wirkungsvoll erweist. In der religiösen Tradition des Westens spricht man von Vergebung. Viele Menschen wissen bereits, dass Vergebung etwas bewegt. Anders als in den hierarchisch strukturierten religiösen Institutionen gepredigt, weiß der Meister allerdings, dass er sich nur selbst vergeben kann. Der Meister kann die Vergebung nicht an eine religiöse Autorität delegieren. Selbst wenn das geschädigte Gegenüber seine Entschuldigung akzeptieren würde, müsste er sich noch selbst vergeben.
Du darfst noch einmal stellvertretend für alle Täteraspekte deiner Selbst sagen: »Es tut mir leid, bitte verzeihe mir.« Damit entlässt du aus jeder Zelle deines Körpers die Schuld und die Verstrickung mit deinen eigenen Täteraspekten. Es ist gar nicht nötig, umfassendes Wissen über die Täteraspekte aus vielen, vielen Leben des irdischen Spiels in dein Bewusstsein zu lassen. Deiner Seele sind deine Schulden sowieso ebenso vertraut wie deine Verdienste. Du kannst sogar von Zeit zu Zeit deine Seele um Vergebung bitten, dass du dich in Illusionen verstrickt und von den Beschränkungen des irdischen Daseins in Beschlag hast nehmen lassen, dass du dich sozusagen selbst ins Gefängnis begeben und den Schlüssel verloren hast.
Wenn der Meister den Opferstatus beenden möchte, dann sagt er: »Stopp! Es ist genug!« Du darfst das auch innerlich zu dir selbst sagen. Du sagst es zu deiner Seele, aber in erster Linie zu deinem menschlichen Ich. Du kannst dir bildlich ein Stopp-Schild vor Augen führen und in etwa Folgendes sagen: »Stopp! Es ist genug! Bis hierher und nicht weiter! In meinem Raum passiert so etwas nicht mehr! Ich bin im Sicheren Raum!« Du kannst dich damit entscheiden, weder Täter noch Opfer zu sein. Für dich können die Worte »Stopp! Es ist genug!« magische Worte werden. Du setzt sie immer dann ein, wenn du dich überwältigt fühlst. Du eröffnest mit diesen Worten deine eigene Dimension und stellst dich in deine eigene Dimension hinein. In deiner Dimension wirken die ziehenden, wühlenden, grabenden Energien von Täter und Opfer nicht mehr. In deiner Dimension herrscht Frieden.
Immer wenn du von dir selbst enttäuscht bist, dir vorhältst, was du noch nicht erreicht hast, was du noch nicht leben kannst, wo, wenn du ehrlich mit dir selbst bist, dein Bewusstsein noch Begrenzungen aufweist, dann kannst du die magischen Worte benutzen, die das Täter- oder Opferdasein beenden. Manchmal passt der eine Satz besser, manchmal der andere. Manchmal gibst du dir selbst die Schuld, übernimmst Verantwortung und vergibst dir selbst, dass du immer wieder in alten Mustern hängen geblieben bist und noch nicht weitergehen konntest. Oder du beendest dein Opferdasein, indem du dich davon verabschiedest.
Wenn du aus dem karmischen Schicksalsrad der Täter- und Opfer-Szenarien aussteigst, gewinnst du eine einzigartige Freiheit. Freiheit bedeutet, dass du einfach du selbst bist. Freiheit bedeutet, dass du dich aus allen Vernetzungen mit dem Kollektivbewusstsein ausklinkst. Es geht darum, Täter- und Opfer-Spiele vollkommen aufzugeben und Täter- und Opfer-Anteile deiner selbst in allen Bereichen deines Lebens sterben zu lassen. Damit stehst du außerhalb der Welt. Es werden immer wieder herausfordernde Situationen auf dich zukommen, denn die Täter- und Opfer-Spiele üben eine extreme Anziehungskraft aus. Du tust gut daran, dir immer wieder selbst zu versprechen: »Ich bin weder Täter noch Opfer.« Manchmal musst du ganz bewusst betonen, dass du auch kein Opfer bist. Du liebst es, mit anderen Menschen friedvoll zusammenzuleben, und daher denkst du oft zunächst an die anderen und dann an dich selbst. Du weißt aber, dass du dich selbst genauso lieben solltest wie deinen Nächsten. Der vollkommene Diamant, der in seinem ureigenen Licht erstrahlt, hat seine Seele geheilt und integriert. Die vollkommene Integration der Seele ist die Voraussetzung für den Aufstieg in die Meisterschaft. Dann finden Selbstliebe und Nächstenliebe in dir eine Balance.
Wenn du Frieden findest und wenn sich die Situation verändert, dann kannst du dich bedanken. Dankbarkeit zeigt dem Universum, dass du das Gefühl hast, auf dem richtigen Weg zu sein. Dann wird dieser Weg unterstützt. Du bedankst dich bei dir selbst für die Erfahrung.
An dieser Stelle kannst du noch einmal aus vollem Herzen Danke sagen für alle deine Erfahrungen, die dir das Spiel der Erde geschenkt hat. Deine Erfahrungen sind die Geschenke, die du von hier mitnimmst. Sie sind die Geschenke, die du deiner Seele bereitet hast. Die Seele inkarniert auf der Erde und sammelt Erfahrungen und Erinnerungen. In gewisser Weise wird sogar deine großartige Seelenessenz, sobald sie wieder im physischen Körper weilt, von ihren Seelenerfahrungen und Seelenerinnerungen gefangen gehalten. Wenn du es neutral ansiehst, so wie wir es tun, handelt es sich bei deinen Seelenerinnerungen einfach um einen Korb Geschenke, den die Seele bei sich trägt. Deine Seelenerfahrungen generieren die Farben deiner Seele, die Farben deiner Aura, deiner ureigenen Körperschwingung, deines strahlenden Diamanten.
Mit dem Werkzeug des Segens kannst du deine Täter- und Opfer-Aspekte auflösen. Du erkennst an, dass du durch Jahrhunderte und Jahrtausende an Erdenleben sowohl Täter- wie auch Opfer-Erfahrungen gesammelt hast. Und du gibst dem irdischen Spiel den Segen. Mit dem Segen würdigst du die Großartigkeit des irdischen Spiels und verabschiedest gleichzeitig das alte Spiel.
Immer wieder werden dich andere Menschen in Streit und Machtspiele hereinziehen, so dass du versucht bist, Täter- oder Opfer-Rollen anzunehmen. In der Situation der Versuchung steht dem Meister das besondere Werkzeug des Segens zur Verfügung. Der Meister segnet die Welt. Wenn die Menschen dir dumm kommen und Schwierigkeiten bereiten, dann darfst du sie innerlich segnen. Du kannst dann zuschauen, wie sich die Situation verändert. Du weißt ja selbst, dass die Menschen gute Gründe dafür haben, wie sie agieren. Immer wieder darfst du segnen, wie sie ausleben, was sie in sich tragen. Jeder Mensch geht einzigartig mit dem Stress um, den die Energieanhebung auf der Erde derzeit für alle erzeugt. Während sich das energetische Feld der Erde verändert, spitzen sich die Krisen auf der Erde zu. Unvermittelte Gefühlsausbrüche, Streit und Amokläufe nehmen rasant zu. Die Menschen agieren einen inneren Druck aus, dem sie nicht mehr standhalten können. Sie handeln in Extremen. Als Meister darfst du alles segnen, was dir begegnet. Du segnest das Drama, den Schmerz, die Trauer, die Angst der Welt. Der Meister ist sich bewusst, dass er niemanden helfen kann, eine Lösung zu finden. Jeder kann die Lösung für Konflikte und Dramen in seinem Leben nur selbst finden. Im Akt des Segnens wahrt der Meister seine Neutralität.
Der Meister erschafft sich keine starken Täter- und Opfer-Rollen mehr. Du darfst dir selbst versprechen, aus allen Täter- und Opfer-Spielen auszusteigen. Damit eröffnest du dir eine Quelle der Kraft jenseits der gewohnten Bedingungen für Macht. Wenn du dich von anderen in die Enge getrieben fühlst, dann kannst du dir innerlich den Leitsatz »Ich bin weder Täter noch Opfer« ins Gedächtnis rufen. Der kraftvolle Leitsatz »Ich bin weder Täter noch Opfer« katapultiert dich direkt in die Dimension der Neutralität. Es bringt auch nichts, wenn du zu nachgiebig bist und dich zum Opfer machst. Es bringt genauso wenig, wie wenn du versuchst, deinen Vorteil auf Kosten der anderen zu erlangen. Dass du weder Täter noch Opfer bist, gilt sogar für die Banalitäten des Alltags. Es gilt nicht nur in existenziellen Fragen deines Lebens.
Читать дальше