Ich war erledigt.
Ich spürte seinen Atem an meinem Ohr. Mein Körper erbebte und mein Herz setzte einen Schlag aus, und dann glitten seine Hände an meinen Beinen entlang.
Bitte nicht …
Mistkerl.
Seine Hände fuhren meine Schenkel hoch und seine Daumen berührten meine intimste Stelle. Als er dort ankam, erstarrte ich und mein Herz schien gänzlich stehenzubleiben. Ich atmete zischend ein, senkte den Blick und versuchte, mich zu beruhigen.
Ich war froh, dass er meine Beine verließ, bis er meinen Hintern streichelte, alles im Namen der Untersuchung, doch ich wusste, dass es ihm viel zu viel Spaß machte, als er meinen Po kurz und fest drückte.
„Muss das sein?“, wisperte ich, als er meine Taschen untersuchte.
„Ja“, flüsterte er dicht an meinem Ohr. „Denk daran, wie viel Spaß es machen wird, wenn ich dich jetzt mit auf einen wilden Ritt nach Hause nehme.“
„Arschloch.“ Ich drehte den Kopf und sah sein Gesicht im Profil.
„Diesen Teil von dir habe ich noch nicht erkundet“, wisperte er in mein Ohr, sodass Tommy es nicht hören konnte.
Ich schluckte, schloss die Augen und musste meine ganze Willenskraft aufbringen, um ihm nicht die Meinung zu geigen. Vor meinem Bruder konnte ich nichts sagen, oder vor anderen Augen, die uns vielleicht beobachteten.
„Na, was haben wir denn hier, Ma’am?“, fragte James und hielt mir ein Tütchen vor die Nase.
„Das gehört mir nicht, Officer“, jammerte ich, schüttelte den Kopf und spielte meine Rolle.
„Nehmen Sie die Hand hinter den Rücken. Sie sind verhaftet“, sagte er, ergriff meinen Arm und führte ihn hinter meinen Rücken.
„Müssen wir das unbedingt durchziehen?“, fragte ich Tommy.
Er zwinkerte mir zu und gab mir ansonsten keinen anderen Hinweis, dass alles gut so war.
„Müssen wir, Süße. Gib mir deine andere Hand.“
Ich rümpfte die Nase und knirschte mit den Zähnen, als ich die Handschellen um meine Handgelenke spürte. Na super. Ich befand mich nicht nur in seinem Gewahrsam, sondern war auch noch gefesselt und ihm ausgeliefert, ohne eine Fluchtmöglichkeit. Bei den Männern des MC hatte ich weniger Angst gehabt, als von James gefangen gehalten zu werden.
„Ich mache sie locker, damit sie dich nicht einquetschen, aber es geht nicht ohne. Zumindest jetzt noch nicht“, sagte er leise und sein Lachen kitzelte mein Ohr.
Ich starrte Tommy finster an und nicht James, als mich dieser zu seinem Polizeiwagen führte. Er legte eine Hand auf meinen Kopf, als ich hinten einstieg.
„Bleib da drin“, befahl er, während ich meine Beine hineinzog.
„Wo sollte ich auch hin, du Genie?“, platzte es aus mir heraus und meine Stimme ließ deutlich meinen Ärger hören. Meine Hände waren gefesselt und ich war dabei, in ein Polizeiauto eingeschlossen zu werden. Alles sehr unerfreulich.
„Pass lieber auf, was du von dir gibst, Klugscheißerin.“ Er grinste und lehnte sich an den Wagen.
„Oder was? Willst du es mir dann so richtig zeigen, Jimmy?“ Ich rutschte tiefer in den Sitz und versuchte, eine bequeme Stellung zu finden.
„Ich würde nur ungern Widerstand gegen die Festnahmen dem Tatbestand hinzufügen.“ Sein Grinsen wurde unverschämter. Er wackelte mit den Augenbrauen und leckte sich die Lippen.
„Lass uns einfach alles schnell hinter uns bringen, damit wir hier wegkommen“, zischte ich und fand ihn heute ganz und gar nicht charmant.
„Wie Sie wünschen.“ Er warf die Tür zu, ging zu Tommy hinüber und ließ mich mit meinen Gedanken allein.
Ich sah zu, wie die beiden hitzige Worte austauschten. Zumindest ließen sie es so aussehen. Ein dumpfer Schmerz packte mich bei dem Anblick. Es war das letzte Mal für lange Zeit, dass ich meinen Bruder sah. Die Ungewissheit war dabei das Schlimmste. Tommy sah mich zwischendurch immer mal wieder an. Meine Nase kitzelte, als mir die Tränen kamen.
Als sich James hinters Lenkrad setzte, sprach er nicht. Er startete den Wagen und fuhr los, nachdem Tommy bereits abgefahren war.
„Wann nimmst du mir endlich die blöden Handschellen ab?“, fragte ich. Das Metall schnitt mir bereits in die Haut.
„Morgen“, antwortete er gelassen und sah mich im Rückspiegel an.
Seine Augenpartie änderte sich durch sein Lächeln, das ich nicht sehen konnte, aber wusste, dass es da war.
„Du kannst mich nicht bis morgen gefesselt lassen!“ Wut kroch in mir hoch. Innerlich vibrierend starrte ich ihn im Spiegel an. Mir war klar, dass ich jetzt eine Schachfigur in seinem Spiel war. Ich musste nach seinen Regeln spielen. Ich war wütend auf Thomas, weil er mich James übergeben hatte, und auf das Arschloch Flash, dass er ein Idiot war und nicht wusste, in welche Schwierigkeiten er mich brachte.
James sah auf die Straße und seine Augenwinkel zeigten kleine Fältchen. „Auf diese Weise ist es schwerer für dich, mir auszubüchsen. Außerdem bist du verdammt sexy, wenn du sauer bist, Izzy.“
„Hör zu, Jimmy, ich bin nicht …“
„James.“ Kurz sah er mich im Rückspiegel an.
„James“, zischte ich und dehnte das Wort aus. „Was ich getan habe, tut mir leid.“ Ich starrte auf meine Knie und biss mir auf die Lippe.
„Mir nicht“, sagte er knapp.
„Es war nicht nett von mir, ohne Abschied zu gehen. Ich habe mich idiotisch benommen. Kannst du mir verzeihen?“ Eigentlich tat mir nichts leid, aber ich wollte die verdammten Handschellen loswerden.
„Das funktioniert nicht, Izzy.“
„Was?“
„Deine gelogene Entschuldigung.“
An einer roten Ampel blieb er stehen und sah mich im Spiegel an. Sein Gesicht leuchtete im Schein der Ampel. So sah er tatsächlich aus wie der Teufel, der er war. Solange ich mich in seinen Händen befand, würde er es ausnutzen, mich zu foltern.
Ich öffnete den Mund und hätte am liebsten geschrien. „Ich habe nicht …“
„Doch, hast du.“
Ich knirschte mit den Zähnen, als sein Gesicht wieder eine andere Farbe annahm und er weiterfuhr. „Ich hatte Spaß mit dir und wir beide haben bekommen, was wir in dieser Nacht wollten.“ Ich schluckte und erinnerte mich an seine Haut auf meiner. Seine vollen, frechen Lippen, die mich gerade auf die Palme brachten, hatten mir so viele Orgasmen beschert, dass ich nicht mitgezählt hatte, und die Menge an Alkohol trübte noch dazu mein Erinnerungsvermögen.
„Vielleicht bin ich sensibel und wollte einen Abschiedskuss?“ Er neigte den Kopf leicht zur Seite und sah mich an.
Ich sah seine Mundwinkel, die fast bis zu seinen Augen hoch reichten. Er amüsierte sich prächtig.
Ich seufzte und nahm die Schultern zurück. „Das ist totaler Blödsinn.“
„Kann sein.“ Er sah wieder nach vorn. „Aber ich wollte diesen Kuss trotzdem.“
Verdammt, seine Stimme war so sexy. Sie passte sehr gut zu ihm. Gigantisch in allen Aspekten. „Du wirst das hier nicht fair spielen, oder?“ Ich kannte die Antwort bereits.
„Hast du das denn getan?“
„Ich bin sicher, dass du schon sehr oft morgens rausgeschlichen bist, James. Das nennt man den Weg der Schande gehen.“
„Süße, ich habe mich noch nie dafür geschämt, die Nacht mit einer schönen Frau verbracht zu haben. Besonders nicht bei dir.“
Ich hatte einen Knoten im Magen und es fühlte sich so an, als ob James mit seinen großen Händen hineingriff, um ihn aufzulösen. Er verursachte mir ein seltsames Kribbeln im Bauch, und das passte mir gar nicht. Ich zog einen Schmollmund und nahm nicht den Blick von seinem Hinterkopf. „So war es für uns beide einfacher“, sagte ich leiser und versuchte, meine Stimme nichts verraten zu lassen.
Er schüttelte den Kopf. „Du kannst einfach nicht aufhören, so einen Scheiß zu reden, was?“
„Sind wir bald da?“ Ich ärgerte mich und war wütend. James hatte kein Recht, meine Ehrlichkeit anzuzweifeln.
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