Ich rief James Nummer an, um ihm zu signalisieren, dass wir losgefahren waren. Thomas hatte gesagt, dass uns James gleich anhalten würde. Er hatte mir ein Päckchen Kokain in die Handtasche gesteckt. James würde es finden und mich festnehmen.
In der Biker-Woche war Daytona voller Cops und Beamten der Drogenbehörde. Wahrscheinlich alle in Zivil, denn ich hatte keine Mengen an Polizeiwagen gesehen, besonders nicht, wenn die Stadt bei der Veranstaltung von Bikern nur so wimmelte.
Rebel fuhr ganz vorn und Tommy blieb hinten. Er hatte es so gewollt, damit wir leichter von James angehalten werden konnten. Ich dachte lieber nicht an das, was mir bevorstand, sondern konzentrierte mich auf meinen großen Bruder und was ihn ausmachte. Stärke, Güte, Fürsorge und Beschützerinstinkt. Als ich ein kleines Mädchen war, hatte er mich zum Lachen gebracht, mich an den Armen gehalten und wie ein Rotorblatt eines Ventilators durch die Luft gewirbelt. Meine Mutter bekam einen Schreianfall, doch Tommy und ich hatten nur gelacht und uns kichernd fallen lassen. Sein Gesicht war damals weicher gewesen. Die Jahre des Undercover-Dienstes und die Strapazen des Bikerlebens hatten ihn noch nicht erreicht. Ich fragte mich, ob er je wieder dieser fröhliche, sorglose Mann sein konnte. Ich hoffte es, doch ein solches Leben musste einen zwangsläufig auf irgendeine Art verändern und das würde auch erhalten bleiben.
Ich hörte Polizeisirenen. Mein Herz raste und ich öffnete die Augen. Das rote und blaue Licht reflektierte von Tommys Jacke. Ich drückte ihn kurz, als er den anderen Bikern zuwinkte und langsamer wurde.
Er fuhr an den Straßenrand und der Polizeiwagen stoppte hinter uns. Die Lichter drehten sich weiter, doch die schrille Sirene stoppte noch ehe ich die Autotür zufallen hörte.
„Sir“, sagte die mir bekannte Stimme, als er näher kam.
Allein bei seiner Stimme zog sich meine Pussy zusammen. Meine verfluchte Pussy war schon immer das Problem gewesen. Ich mochte James nicht einmal.
Ich musste meine Libido beruhigen und nicht an seinen Schwanz denken. James war nicht der Mann, den ich haben wollte.
Ich konnte ihn nicht übertreffen.
Thomas blieb still sitzen und sah in den Seitenspiegel, bis James neben uns stand. Die anderen waren schon weit fort, ließen uns allein mit den Cops fertig werden.
„Schaff sie schnell hier weg. Der Stoff ist in ihrer linken Jackentasche.“
„Hi, Iz“, sagte James und betrachtete mich von Kopf bis Fuß.
Ich hob das Kinn und sah ihn ohne zu lächeln an. „Jimmy“, sagte ich und konnte ein Zucken meines Mundwinkels nicht verhindern.
Gott, er sah verdammt gut aus. Nein, gut war nicht das richtige Wort. Er sah umwerfend aus in seiner Uniform. Das braune Oberhemd schmiegte sich um seine Muskeln und wirkte wie eine zweite Haut auf seiner Bräune. Die billige Polyesterhose, die sie den Jungs verpassten, klebte an seinen muskulösen Schenkeln und betonte jede Kurve seines Körpers. Die Knarre an seinem Gürtel erinnerte mich daran, dass er ein Mann war, dem man sich besser nicht in den Weg stellte, auch wenn ich es mochte, ihn zu reizen. Er konnte mich spielend leicht besiegen, und aus irgendeinem Grund machte mich das an.
Als ich seinen Namen sagte, zuckte ein Muskel an seinem Kiefer. Er hasste es, Jimmy genannt zu werden, denn das erinnerte ihn an ein Kind. Ich tat es, um ihn zu ärgern und ihm unter die Haut zu gehen, so wie er unter meine ging.
Tommy reichte ihm seinen Führerschein und die Versicherungspapiere, drückte sie in dessen Hand, während dieser mich nur anstarrte.
Dann sah James Thomas an und räusperte sich. „Was willst du denen erzählen?“ Er deutete auf die in der Ferne verschwindenden Rücklichter.
„Das überlege ich mir noch. Für sie ist sie nur irgendeine Frau. Sie ist weder eine Clubhure noch eine Old Lady und somit unbedeutend.“
„Männer sind solche Schweine“, spuckte ich aus. „Wie kannst du es nur bei diesen Mistkerlen aushalten? Du denkst doch nicht etwa auch so, oder?“ Ich sah Tommy an.
„Ach was. Ich spiele nur meine Rolle. Mom hat mich nicht so erzogen.“
James lachte, sodass ich ihn ansah. Warum musste er unbedingt so gut aussehen? Ich meine, Himmel noch mal! Wieso konnte er nicht einfach stinklangweilig und nicht so fantastieankurbelnd sein?
„Und du?“, fragte ich ihn. Ich wünschte, ich könnte dieses freche Grinsen aus seinem Gesicht wischen.
„Oh nein, Süße. Ich liebe Frauen. Nicht alle sind nur was zum Vernaschen. Nicht mal die, die einfach aus meinem Hotelzimmer schleichen, ehe die Sonne aufgeht.“ Er grinste.
Ich weitete die Augen und hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Er würde es nicht wagen, es meinem Bruder zu erzählen, oder? Ich meine, der Mann war ein Meister der Frechheit, aber er wäre doch nicht so dumm, und würde meinem Bruder von unserer Bettgymnastik erzählen?
Tommy schüttelte den Kopf und drehte sich zu mir um. „Kann ich darauf vertrauen, dass du auf ihn hören wirst?“ Er verengte die Augen.
„Ich werde ihm zuhören“, sagte ich. James lachte in sich hinein. Ich sah Thomas an. „Ich kann nicht versprechen, alles zu tun, was er sagt, aber ich werde ihm zuhören und dann machen, was ich für richtig halte.“
„Um Himmels willen, Izzy. Tust du bitte einmal im Leben was man dir sagt? Ich weiß, dass du dich keinem Mann ergibst, aber jetzt geht es um dein Leben. Ich habe schon genug Sorgen, und will mir nicht auch noch Gedanken machen müssen, ob du sicher nach Hause kommst.“
„Ich werde nett zu ihr sein“, versprach James, hörte auf zu lachen und räusperte sich erneut. „Ich werde sie nicht aus den Augen lassen und sie beschützen. Du hättest sie nicht in fähigere Hände geben können.“ James lächelte und zwinkerte mir zu.
Ich wandte mich an Tommy, da ich das arrogante Grinsen in James’ Gesicht nicht mehr ertragen konnte, und sagte ihm, was er hören wollte. „Ja, ich verspreche dir, dass ich alles Nötige tun werde, um sicher nach Hause zu kommen.“
„Dann steig ab, Lady. Ich muss dich abtasten. Dich auch, Blue“, befahl James und trat zurück.
Wir stiegen ab, wobei mir mein Bruder half, und drehten James den Rücken zu. Er tastete Tommy zuerst ab. Ich richtete mich kerzengerade auf und sah zu, wie er schnell und effizient meinen Bruder untersuchte, aber nichts fand. Es war ja alles nur Theater. Doch ich wusste, dass ich nicht so leicht davonkommen würde. Als er sich an mich wandte, schloss ich die Augen und wartete.
Bei mir würde er sich sicherlich mehr Zeit lassen. Er würde es für Außenstehende und Tommy nicht so aussehen lassen, doch ich wusste noch, wie sich seine Hände anfühlten. Welche Lust sie mir geschenkt hatten. Das Gefühl von ihnen auf und in mir, war unvergleichlich gewesen.
„Steigen Sie wieder auf, Sir“, ordnete er an. „Ma’am, Hände hinter den Kopf nehmen, sofort“, befahl er in meine Gedanken hinein.
Tommy setzte sich aufs Bike und hielt Ausschau nach eventuellen Nachzüglern des Clubs. Ich seufzte und faltete die Hände an meinem Hinterkopf, dankbar, dass ich mit dem Rücken zu James stand. In dieser Position musste ich die Brüste herausstrecken, was mich ihm noch mehr auslieferte. Er begann an meinen Handgelenken, strich mit seinen rauen Fingern meine Haut entlang. Kleine Blitze schossen durch meine Arme und direkt zu meinen Brustspitzen. Ich öffnete die Augen, sog Luft ein und schloss sie wieder.
Ich musste sein Gesicht nicht erst sehen, um zu wissen, dass er grinste. Seine großen Hände hielten an meinen Rippen an. Seine Fingerspitzen berührten meine Brüste, strichen über meinen Oberkörper, bis zur Taille.
Egal wie sehr ich mich bemühte, meine Reaktion im Griff zu haben und an etwas anderes als seine Hände an mir zu denken, reagierte mein Körper automatisch. Ich zuckte zusammen und fluchte innerlich. Bei dem Gefühl, besiegt worden zu sein, verdrehte ich die Augen. In diesem Moment merkte er, dass er eine Wirkung auf mich hatte.
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