Abb. 17aDens invaginatus und endodontisch bedingte Läsion an einem Zahn 12.
b Präparation des interradikulären und des intraradikulären Raums.
c Retrograde Füllung der präparierten Bereiche.
d Röntgenkontrolle der Präparation und Füllung.
e Vollständige Heilung nach einem Jahr.
C. Unreife Zähne
Unreife Zähne mit Pulpanekrose und periradikulären Läsionen können auf verschiedene Weise behandelt werden. Bei sehr unreifen Zähnen mit kaum entwickelten Wurzeln und sehr dünnen Wurzelwänden bildet die Revaskularisation die Behandlung der Wahl. Wenn die Wurzeln dagegen ihre definitive Länge fast erreicht haben und die Wurzelwände ausreichend dick sind, kommt als übliche Lösung die Apexifikation infrage 19 .
Die Revaskularisation nekrotischer unreifer Zähne hat das doppelte Ziel, eine Heilung der endodontisch bedingten Läsion herbeizuführen und vitales Gewebe im Kanal zu regenerieren, um eine Verdickung der Kanalwände und einen apikalen Verschluss zu erreichen. Die Zuverlässigkeit dieser Technik im Hinblick auf das zweitgenannte Ziel wird in der aktuellen Literatur allerdings unterschiedlich bewertet 20 . Kommt es zu einer Verdickung der Wurzelwände, geschieht dies häufig apikal des im Kanal platzierten MTA-Zements (Mineral Trioxid Aggregat).
Das MTA wird meist auf Höhe des Zahnhalses platziert, manchmal auch weiter apikal. Daher verdicken in der Regel nicht die Wurzelwände im Zervikalbereich, in dem der Zahn jedoch besonders verstärkt werden müsste, um weniger frakturanfällig zu sein. Die Apexifikation führt zu guten Erfolgsraten, aber die Zähne zeigen sich mittelfristig frakturanfällig mit einer hohen Frakturrate nach 4 Jahren 21 . Wenn nekrotische unreife Zähne mindestens zwei Drittel ihrer endgültigen Länge erreicht haben, kommt eine chirurgische Behandlung in Betracht. Vorteil dieser Option ist, dass der Zugang zum Kanal über die breiteste Öffnung erfolgt, keine Zugangskavität präpariert werden muss und die Krone unversehrt bleibt. Weil die Zugangskavität fehlt, ergibt sich zudem ein optimaler koronaler Verschluss (Abb. 18).
Abb. 18aEndodontisch bedingte Läsion nach Trauma eines unreifen Zahns 11 mit intakter klinischer Krone.
b Vestibulooraler DVT-Schnitt zur Bewertung der Länge und Dicke der Wurzelkanalwände.
c Intraoperatives Bild der resezierten Wurzel und Wurzelkanalfüllung.
d Postoperative Röntgenkontrolle.
e Vollständige Heilung der Läsion nach einem Jahr.
Zusammenfassung
Die apikale Chirurgie ist indiziert, wenn eine periradikuläre Läsion nach der Wurzelkanalbehandlung persistiert, und zwar nach einer adäquaten Behandlung aus folgenden Gründen:
●anatomische Hindernisse einer adäquaten Instrumentierung,
●extraradikuläre Infektion,
●echte Zyste.
Nach einer inadäquaten Wurzelkanalbehandlung kommen folgende Gründe infrage:
●orthograde Revision nicht möglich,
●Stufe, Instrumentenfraktur apikal einer Kurvatur, Perforation,
●vorhandene prothetische Rekonstruktion,
●vorhandener Stiftaufbau.
Die apikale Chirurgie kann zudem nach dem Misserfolg eines früheren apikalchirurgischen Eingriffs indiziert sein, der mit einer herkömmlichen Technik durchgeführt wurde.
Schließlich kommt dieser chirurgische Ansatz als primäre Therapie anstelle einer konventionellen Wurzelkanalbehandlung bei kalzifizierten Wurzelkanälen, einem Dens invaginatus oder an einem unreifen Zahn in Betracht.
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2
Kontraindikationen
Aufgrund der wachsenden Lebenserwartung und der zunehmend besseren medizinischen Versorgung müssen immer häufiger auch ältere Patienten mit Multimedikation behandelt werden, deren Erkrankungen Kontraindikationen für die apikale Chirurgie darstellen können. Daher ist es wichtig, die medizinischen Grenzen für einen chirurgischen Eingriff zu kennen.
In diesem Kapitel werden alle Medikamente mit ihrem Internationalen Freinamen ( International Nonproprietary Name , INN) bezeichnet, da jedes Land seine eigenen Handelsnamen hat, die sich leicht ermitteln lassen.
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