Inhaltsverzeichnis
Danksagungen Danksagungen An Jana und Jozef Kuciak, die ihren Sohn verloren haben, mich in ihr Haus einluden und sich viel Zeit für ein Gespräch nahmen, sowie an Jozef Kuciak Jr., den Bruder, der dies ebenso tat. An Marek Vagovič, Leiter des Investigativteams der Nachrichtenseite aktuality.sk, der dort Ján Kuciaks Chef war, ihn förderte und mit Kollegen das Buch „Umlčaní“ (Zum Schweigen gebracht) verfasste, welches an Kuciak erinnert. An Arpád Soltész, Buchautor, Kommentator und Kenner der slowakischen Unterwelt und deren Verbindungen nach ganz oben. An Zuzana Petková, die Kuciak freundschaftlich verbunden war, selbst als Investigativ-Journalistin arbeitete und jetzt die Stiftung „Zastavme korupciu“ (Stoppen wir die Korruption) leitet. An Matthias Settele, Chef des größten slowakischen Privatsenders „Markíza“ und Exil-Österreicher in Bratislava mit viel Einblick. An Matúš Kostolný, Chefredakteur des Portals Denník N und langjähriger Beobachter der slowakischen Politikszene. An die mutigen und wachsamen Journalistinnen und Journalisten der Slowakei, die mit ihren unermüdlichen Recherchen alles daransetzen, dass Gerechtigkeit kein leeres Wort und Ján Kuciaks Tod nicht ungesühnt bleibt. An Iveta Radičová, die ehemalige Premierministerin der Slowakei, welche mich in einem langen Gespräch hinter den Vorhang der Politik blicken ließ. An all jene, die aus guten Gründen ungenannt bleiben. An meinen geschätzten Kollegen im Investigativteam von Addendum, Sebastian Reinhart, der ein früher und kritischer Leser dieses Buches war und mit seinem wachen Verstand das Mordrätsel unzählige Male eifrig mit mir diskutierte. An Lucia Marjanović und Stephan Frank, deren Geduld als Lektoren und Chefs vom Dienst ich mit den zahlreichen Wendungen dieses Falls oft auf die Probe stellte. Und an das gesamte Team der Rechercheplattform Addendum, das dieses Buch erst ermöglichte und mich in dem Vorhaben, es zu schreiben, bestärkt und mit allen Kräften unterstützt hat.
Kapitel I: Der letzte Tag im Leben des Journalisten Ján Kuciak
Kapitel II: Die Kočner-Jahre oder wie ein Land zum Mafiastaat wird
Kapitel III: Der Prozess
Kapitel IV: Das Urteil
Personenregister
Ján Kuciak – Das Mordrätsel
Ein Land wird von der Mafia unterwandert. Am Ende werden der Journalist Ján Kuciak und seine Verlobte ermordet – fünfzig Kilometer östlich von Wien.
Ein True-Crime-Politthriller
„Es ist nicht so, dass es den einen großen Fall gibt und danach alles anders ist. Ich glaube vielmehr, dass sich Gesellschaft und politische Öffentlichkeit durch kleine Schritte so kultivieren können, dass Korruption seltener wird. Ich weiß, dass das nicht in einem oder zwei Jahren geschieht. Vielleicht dauert es ein ganzes Leben. Aber womöglich gelingt es mir, zu diesem Wandel ein wenig beizutragen.“
Ján Kuciak in seinem ersten Interview, knapp ein Jahr vor seiner Ermordung
An Jana und Jozef Kuciak, die ihren Sohn verloren haben, mich in ihr Haus einluden und sich viel Zeit für ein Gespräch nahmen, sowie an Jozef Kuciak Jr., den Bruder, der dies ebenso tat. An Marek Vagovič, Leiter des Investigativteams der Nachrichtenseite aktuality.sk, der dort Ján Kuciaks Chef war, ihn förderte und mit Kollegen das Buch „Umlčaní“ (Zum Schweigen gebracht) verfasste, welches an Kuciak erinnert. An Arpád Soltész, Buchautor, Kommentator und Kenner der slowakischen Unterwelt und deren Verbindungen nach ganz oben. An Zuzana Petková, die Kuciak freundschaftlich verbunden war, selbst als Investigativ-Journalistin arbeitete und jetzt die Stiftung „Zastavme korupciu“ (Stoppen wir die Korruption) leitet. An Matthias Settele, Chef des größten slowakischen Privatsenders „Markíza“ und Exil-Österreicher in Bratislava mit viel Einblick. An Matúš Kostolný, Chefredakteur des Portals Denník N und langjähriger Beobachter der slowakischen Politikszene. An die mutigen und wachsamen Journalistinnen und Journalisten der Slowakei, die mit ihren unermüdlichen Recherchen alles daransetzen, dass Gerechtigkeit kein leeres Wort und Ján Kuciaks Tod nicht ungesühnt bleibt. An Iveta Radičová, die ehemalige Premierministerin der Slowakei, welche mich in einem langen Gespräch hinter den Vorhang der Politik blicken ließ. An all jene, die aus guten Gründen ungenannt bleiben. An meinen geschätzten Kollegen im Investigativteam von Addendum, Sebastian Reinhart, der ein früher und kritischer Leser dieses Buches war und mit seinem wachen Verstand das Mordrätsel unzählige Male eifrig mit mir diskutierte. An Lucia Marjanović und Stephan Frank, deren Geduld als Lektoren und Chefs vom Dienst ich mit den zahlreichen Wendungen dieses Falls oft auf die Probe stellte. Und an das gesamte Team der Rechercheplattform Addendum, das dieses Buch erst ermöglichte und mich in dem Vorhaben, es zu schreiben, bestärkt und mit allen Kräften unterstützt hat.
Christoph Lehermayr, geboren 1979, studierte Politikwissenschaft und Slawistik in Wien und Prag. Seit 2019 ist er Investigativ-Journalist bei der Rechercheplattform Addendum. Zuvor leitete er das Auslandsressort des Nachrichtenmagazins News. Er spricht Tschechisch, versteht Slowakisch und gilt als Kenner der Staaten Mittel- und Osteuropas. Seit der Ermordung des Investigativ-Journalisten Ján Kuciak und dessen Verlobter im Februar 2018 beschäftigt er sich intensiv mit dem Fall, führte dutzende Gespräche, sichtete Unterlagen und verfolgte den Prozess gegen die mutmaßlichen Täter und Auftraggeber.
I
Der letzte Tag im Leben des Journalisten Ján Kuciak
Ján Kuciak steht vor dem großen Finale. Sechs Tage noch, und der journalistische Underdog wird die Regierung ins Wanken bringen, den Premier in Bedrängnis und dessen schöne Assistentin halbnackt auf die Straßen der Hauptstadt. Doch Ján Kuciaks Leben wird nur noch zwölf Stunden dauern.
In der Redaktion herrscht jene stille Betriebsamkeit, die man aus Großraumbüros kennt. Spricht jemand lauter, schauen alle gleich hin. Die Journalisten sitzen einander an langen Tischen gegenüber, tippen auf Tastaturen und starren auf Bildschirme. Kuciak hat den zweiten Platz neben dem Fenster. Er ist ein junger Mann, 27 Jahre alt, in Jeans, T-Shirt und Pulli, mit struppigem, dunkelbraunem Haar und Brille. Wie immer trägt er große Kopfhörer, aus denen klassische Musik dringt, deren Klänge eine beruhigende Wirkung entfalten. Kuciak wirkt konzentrierter als sonst und ein wenig angespannt.
Draußen schneit es. Der Winter, mit dem in diesem Jahr kaum noch jemand gerechnet hat, hält die slowakische Hauptstadt plötzlich fest im Griff. Die Temperatur wird an diesem Tag in Bratislava nicht über null Grad steigen, und für das Wochenende sind Neuschneemengen von bis zu dreißig Zentimeter sowie ein Kälteeinbruch angekündigt. Der Verkehr entlang der breiten Ausfallstraße, an der die Redaktion liegt, zieht träger dahin als sonst. Nur die Schneepflüge kämpfen trotzig gegen das Weiß an, das sich still über die Stadt stülpt.
Es ist Mittwoch, der 21. Februar 2018. Kuciak, den seine Kollegen alle nur Janko nennen, ist ein ruhiger, gewissenhafter und zugleich lustiger Typ. „Wie ein großer Plüschbär“, sagt seine Kollegin Annamária Dömeová, „unglaublich lieb, hilfsbereit und zuvorkommend.“ Nennt man Kuciak einen Investigativ-Journalisten, ist ihm nicht ganz wohl dabei. „Sagen wir, ich bin vielleicht auf dem Weg dorthin, einer zu werden“, wendet er dann ein und lächelt. Er ist keiner, der sich selbst inszeniert, so wie es einige in der Branche gern tun, auch wenn ihre Artikel das nicht immer rechtfertigen. Vor Kuciak liegen entscheidende Tage. Seit zweieinhalb Jahren arbeitet er im Investigativteam von aktuality.sk, der zweitgrößten Nachrichtenseite der Slowakei, die zur schweizerisch-deutschen Ringier-Axel-Springer-Gruppe gehört. Er gräbt sich dort in Affären ein, die das Land beschäftigen. Gestrickt sind sie meist aus einem Muster aus Geld, Gier, Korruption und Machtmissbrauch. Im besten Fall bringen die Storys Politiker, Unternehmer oder die beliebte Mischform aus beidem in Bedrängnis. Häufig geschieht aber auch ganz einfach gar nichts: Medien berichten, Politiker dementieren, die Polizei schweigt, die Justiz bleibt tatenlos. Diesmal soll das anders sein. Kuciak ist in den letzten Zügen einer Recherche, die ihn über eineinhalb Jahre kaum losgelassen hat. Nur die wenigsten in der Redaktion wissen von ihr. Und die, die es tun, beschleicht neben der Vorfreude auf einen journalistischen Knüller auch so etwas wie ein ungutes Gefühl. Kuciaks Gegner scheint dieses Mal größer, mächtiger und damit auch gefährlicher.
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