„Geh rein“, befiehlt er. „Mach dich nackig .“
„Bitte –“, versuche ich es, nur damit sich seine Hand abermals auf meine Schulter legt. Als er dieses Mal seinen Daumen in mein Fleisch bohrt, verursacht er ernsthafte Schäden.
Ich schreie auf und falle auf die Knie, während mir Tränen in die Augen treten. Während ich verblüfft dahocke, geht er und knallt die Tür hinter sich zu.
„Warte!“, rufe ich ihm hinterher. „Bitte warte!“
Doch er ist fort. Ich krabble auf meinen Händen und Knien zur Tür und spähe aus dem Schlitz. Wie zuvor ist er so gemacht, dass ich nur weiße Wände sehen kann. Ich kann eine Menge hören, aber nichts sticht so richtig heraus.
„Hallo?“, rufe ich. „Kann mich irgendjemand hören?“
Falls mich die anderen Frauen hören können, so antwortet mir jedoch niemand. Ich sinke mutlos zu Boden.
Hauptsächlich frage ich mich: was jetzt? Warum bin ich hier? Was wird gleich passieren?
Nicht allzu lange, nachdem meine Wache gegangen ist, öffnet eine winzige alte Asiatin meine Tür. Sie funkelt mich böse an und hält in einer Hand ein schickes weißes Kleid an einem Bügel hoch und ein kleines Täschchen mit Reißverschluss in der anderen.
Ich setze mich aufrecht hin und mustere ihr Gesicht. „Können Sie mir sagen, wo wir sind?“
Falls sie Englisch spricht, so macht sie sich keine Mühe, zu antworten. Stattdessen bedeutet sie mir nur, das Kleid, das ich anhabe, auszuziehen. „Aus!“
„Bitte, wo sind wir?“, sage ich flehend.
Die Frau wirkt perplex und stellt die kleine Tasche ab.
„Aus jetzt!“, sagt sie mit lauter werdender Stimme.
„Nein!“, protestiere ich.
Ein Taser taucht aus den voluminösen Röcken der Frau auf. Sie schwingt ihn ungeduldig vor mir herum. „Aus!“
Ich beiße mir auf die Lippe und schätze die Entfernung zwischen mir, ihr und der Tür ab. Sie ertappt mich beim Schauen und schiebt sich ganz zwischen mich und die Tür. Sie klappert mit dem Bügel.
Ich hätte es nirgendwohin geschafft, selbst wenn ich es versucht hätte. Das weiß ich.
„Aus!“, wiederholt sie, wobei ihre Stimme panischer wird. Sie blickt über ihre Schulter. Mir wird bewusst, dass sie vielleicht auch nicht aus freien Stücken hier ist.
Ich kehre ihr meinen Rücken zu und ziehe das Kleid über meinen Kopf. Die Frau schnalzt mit der Zunge und dreht mich um. Ich erschaudere und versuche, meine Scham mit meinen Händen zu verdecken. Ich bin zutiefst beschämt, doch meine roten Wangen lassen die Frau keineswegs innehalten.
Sie steckt den Taser einfach wieder in ihre Röcke und bedeutet mir, meine Hände über meinen Kopf zu strecken. Ich hebe meine Hände nach oben und sie zieht das Kleid vom Bügel und zwingt es über meinen Kopf nach unten.
Ich helfe ihr dabei, das weiße Tüllkleid über meinen Körper nach unten zu schieben, sodass der weite Rock zu Boden fallen kann. Es ist ein atemberaubendes Kleid. Ich fühle mich dumm, dass ich es trage, weil ich mich seit drei Tagen weder geduscht noch rasiert habe.
Ich will sie fragen, wofür ich so ausstaffiert werde, aber je mehr Zeit ich mit dieser Frau verbringe, desto weniger überzeugt bin ich, dass sie überhaupt irgendetwas weiß.
Die Frau greift sich die kleine Tasche, die sie auf den Boden hat fallen lassen, und zieht den Reißverschluss auf, um ein einfaches Makeup-Kit zu enthüllen. Sie sagt etwas in ihrer Muttersprache und bedeutet mir, mich nicht zu bewegen. Ich schließe die Augen, während sie mit ihren Fingern etwas silbernes Augenmakeup auf meinem Gesicht verteilt und dann eine Menge knallpinkes Rouge mit einem langen Pinsel aufträgt.
Als sie fertig ist, schaut sie mich an und taxiert mich abschätzend. Sie nickt entschlossen und wendet sich dann zum Gehen.
„Warte –“, sage ich, aber sie tut es nicht und schließt die Tür hinter sich.
Stattdessen taucht erneut meine Wache mit einer Spritze in der Hand auf. Meine Augen weiten sich, als ich realisiere, dass ich gleich wieder unter Drogen gesetzt werden werde und ich wehre mich, als er mich packt.
„Nein! Nein, ich will das nicht!“, kreische ich. „Nein, bitte –“
Er injiziert sie mir in den Oberarm, wobei er meine Gegenwehr einfach ignoriert. Doch anstatt, dass alles schwarz wird, scheint die Welt einfach nur weicher zu werden. Das Licht nimmt einen goldenen Schimmer an und mein Interesse daran, Widerstand zu leisten…
Was auch immer das war, es ist jetzt verschwunden.
Meine Wache führt mich am Arm aus der Zelle und ich gehe mit, vollkommen gefügig.
3
Während zwei meiner Vollstrecker auf den Vordersitzen fahren, sitze ich auf der Rückbank des SUVs, meine Finger zu einer Pyramide geneigt. Ich starre nachdenklich aus dem Fenster. Nach drei wilden Tagen, in denen ich beinahe nonstop verhandelte und drohte, ist es mir endlich gelungen, sie zu finden.
Katherine Carolla, die elende Tochter von Sal Carolla.
Du musst verstehen, Sal gab den Aufenthaltsort seiner Tochter einfach nicht preis, nicht einmal als mein Fuß samt Stiefel auf seinem Hals stand und meine Pistole auf seine Schläfe zielte. Ich gestehe, ich bewunderte ihn ein wenig, diese Art sturen Beschützerwillens. Natürlich tötete ich ihn trotzdem, aber ich bewunderte es dennoch.
Dann fand ich heraus, dass der wahre Grund, warum der alte Sal das Versteck der hübschen kleinen Katherine nicht verraten hatte, darin bestand, dass er sie an einen sehr exklusiven privaten Auktionator verkauft hatte.
Er hatte sie verkauft .
Als wäre sie nicht seine Tochter. Als wäre sie nur eine Investition für ihn und er würde nur den rechten Augenblick abwarten und sie verstecken, bis er von ihrer Enthüllung profitieren konnte.
Als ich davon erfuhr, war ich so überrascht, dass ich tatsächlich laut lachte.
Wie sich herausstellte, wurde die kleine Katherine doch nicht von ihrem Daddy beschützt. Ihr Daddy beschützte jemanden, von dem Sal wusste , dass er seine Tochter auftakeln und an den höchsten Bieter verkaufen würde. Eine Person, die, wie ich vermutete, sie tausende Male vergewaltigen würde. Oder sie vielleicht unter seinen Freunden herumreichen würde.
Oder sie einfach töten würde.
Wenn ich dazu in der Lage wäre, so etwas zu empfinden, dann hätte ich beinahe Mitleid mit Katherine.
Beinahe.
Zu blöd, dass sie eine Carolla war. Sie würde bezahlen müssen, so wie Anna bezahlt hatte. Mit der Ausnahme, dass ich größere Pläne für Katherine hatte…
Pläne, die sich darum drehten, sie zu brechen, Körper und Seele. Ich würde eine spezielle Mischung aus körperlicher Arbeit, Folter und Sex benutzen, um sie einer Gehirnwäsche zu unterziehen. Ich würde sie foltern, bis sie glaubte, was auch immer ich sie glauben machen wollte.
Sie hat mich noch nie gesehen, aber ihr Körper und Geist gehören mir .
Dann kann ich sie in strategischen Intervallen allen vorführen, und zwar um meinen Rivalen eine Scheißangst einzujagen. Mein perfektes kleines Haustier, ganz düster und verdorben. Ich werde direkt hier im Auto leicht steif allein bei dem Gedanken daran, ihren Körper zu schänden und ihren Geist zu zerstören.
Mein Vollstrecker Denis fährt in einen abgezäunten Bereich, der etwas umringt, das wie ein beiger Flugzeughangar aussieht und auf allen vier Seiten abgeschlossen ist. Das Gebäude ist von allem anderen isoliert, es ist nicht einmal ein anderes Gebäude in der Nähe. Denis fährt zu einem Sicherheitscheckpunkt und präsentiert der bewaffneten Wache meine Einladung für die Auktion.
Eine Einladung, für die ich mehrere Gefallen einfordern musste.
Die Wache schaut zu mir, schaut zu Denis und Roget und winkt uns dann durch. Ein Valet weist uns an, vor eine unmarkierte Tür zu fahren. Ich steige aus dem Wagen und strecke mich leicht. Ich schaue zu meinen zwei Vollstreckern, die den gesamten Parkplatz und den Eingang nach Bedrohungen scannen.
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