1 ...6 7 8 10 11 12 ...15 Es klopfte und Logan öffnete die Augen. „Morgen“, sagte Cole und kam mit Aktenkoffer in der Hand herein.
Logan blickte theatralisch auf seine Armbanduhr. „Wurdest du aufgehalten?“
„In der Tat. Lena hatte die Kinder gestern Abend, damit sie mit ihren Cousins und Cousinen spielen konnten. Ich habe das ausgenutzt und so gut ich konnte die Zeit mit meiner Frau genossen.“
„Das ist schön für dich, mein Bruder.“
„Ja. Das war es.“ Cole setzte sich. „Und hattest du mit Tate ein nettes Wochenende?“
„Das hatten wir, ja. Gestern waren wir bei seinem Vater, weil du ja anderweitig beschäftigt warst.“ Logan lächelte. „Tatsächlich mussten wir sowieso mit ihm reden.“
„Oh? Ist alles in Ordnung?“
Logan setzte sich aufrecht auf seinen Schreibtischsessel und nickte. „Alles in Ordnung. Doch da ist etwas, das ich dich fragen muss.“
Cole runzelte die Stirn, wobei sich seine blonden Augenbrauen zusammenzogen. „Okay?“
„Es ist nicht schlimmes. Du kannst wieder entspannter gucken.“
„Ich bin nicht unentspannt. Das ist mein Zuhörgesicht.“
Logan lachte. „Da tun mir aber die Teenager-Versionen deiner Kinder jetzt schon leid.“
Cole seufzte. „Willst du mich jetzt was fragen oder nicht?“
„Richtig. Thanksgiving. Meinst du, es würde Rachel etwas ausmachen, es dieses Jahr bei uns stattfinden zu lassen?“
„Ernsthaft? Sie wäre begeistert.“ Cole lachte leise, wobei er die Beine übereinanderschlug. „Dann muss sie nicht wie eine Verrückte die nächsten Tage putzen.“
„Mist. Daran habe ich gar nicht gedacht.“
„Also bitte. Als ob es bei dir jemals schmutzig gewesen wäre. Ihr habt keine Kinder oder Haustiere …“
„So wie ich es mag.“
„Genau. Wir sind uns all deiner Aversion gegenüber Dingen, die eventuell deinen Kleiderschrank durcheinanderbringen könnten, bewusst.“
Logan schnappte sich den roten Stressball vom Tisch und warf ihn in die Luft. „Lass mich in Ruhe, Arschloch. Ich zahle gutes Geld für diese Klamotten. Da kann ich keine schmutzigen kleinen Finger oder Tierhaare daran gebrauchen.“
„Ja. Also, Thanksgiving in Wicker Park. Wie nobel.“
„Das wird es sein, wenn deine Frau einverstanden ist, beim Kochen zu helfen. Wenn nicht, gibt’s Pizza und Bier in Wicker Park.“
„Ah, ich verstehe. Also im Grunde verlegen wir nur die Örtlichkeit.“
Logan fing den Ball und nickte. „So ziemlich. Und es sind noch ein paar mehr Leute dabei. Tate und ich dachten, es wäre schön, wenn wir beim ersten Thanksgiving in unserem Haus seinen Vater dabei hätten. Und äh, da ist noch eine Sache …“ Logan hielt inne. Er war sich bewusst, dass das wahrscheinlich nicht gut ankommen würde. Doch ihm war klar, dass er es Cole sagen musste. „Evelyn kommt auch.“
Coles Lächeln erstarb sofort. Als Logans Worte schließlich ihren ganzen Sinn ergaben, bekam er einen ungläubigen Gesichtsausdruck. Logan wollte gerade etwas Versicherndes sagen, zumindest dachte er das, als Cole aufstand. Jetzt sah er verärgert aus.
„Cole, warte mal.“
„Du musst verrückt sein, wenn du denkst, dass ich Thanksgiving mit dieser Frau verbringe“, sagte er und seine Augen verengten sich.
„Sieh mal, ich bin davon auch nicht begeistert. Aber sie ist in der Stadt, und …“
„Logan, ich werde nicht zulassen, dass meine Frau und meine Kinder den Feiertag mit der Geliebten meines Vaters verbringen.“
Erschrocken über Coles Ausbruch fiel Logan die Kinnlade hinunter. An diesen Aspekt hatte er nicht eine Sekunde lang gedacht.
„Ich kann nicht fassen, dass du gedacht hast, dass ich damit einverstanden wäre.“
„Es ist ja nicht so, als wenn ihr euch noch nie zuvor begegnet seid“, hielt Logan dagegen, wobei er langsam aufstand.
„Das ist etwas anderes. Wenn sie hier reinkommt und ich höflich sein muss, ist das etwas komplett anderes, als sich mit der Frau, die ein Kind mit meinem Vater hat, an einen Tisch zu setzen und zu Abend zu essen.“
„Hey, fick dich“, sagte Logan. Sein Temperament begann sich melden. Es war ja nicht so, als würde es für ihn selbst ein Spaziergang werden.
Cole drehte sich auf dem Absatz um und war schon auf dem Weg aus dem Büro, als Logan einfiel, was der Hauptgrund gewesen war, warum er Evelyn überhaupt eingeladen hatte. Und warum er die ganze Familie versammelt haben wollte.
„Cole“, rief Logan und ging um seinen Schreibtisch herum.
„Lass es gut sein, Logan.“
„Würdest du mal für eine Minute warten, verflucht?“
Cole erstarrte mit der Hand am Türknauf. Logan holte tief Luft. Ihm war nicht klar gewesen, wie schwierig es für Cole sein würde, Evelyn gegenüber zu stehen. Er hätte daran denken sollen. Nach Tate gab es niemanden, der in Logans Leben wichtiger war, als sein Bruder. Und wenn er vor ihm auf die Knie gehen musste, um Cole darum zu bitten, bei seiner Verkündigung dabei zu sein, dann würde er darum betteln. „Ich weiß, dass das … schwierig für dich sein muss“
Coles Schultern versteiften sich, aber Logan ließ sich davon nicht abhalten, als er sich neben ihn begab und an die Wand neben der Tür lehnte.
„Evelyn ist auch nicht gerade meine Lieblingsperson. Aber wenn du es dir recht überlegst, ohne sie hättest du mich nicht“, sagte Logan und strahlte ihn mit einem gewinnenden Lächeln an. „Und du hast mich lieb.“
Cole ließ die Hände an seinen Seiten hängen. „Ich hoffe, du hast noch ein überzeugenderes Ass im Ärmel.“
Logan zuckte mit den Schultern und schob die Hände in die Hosentaschen. „Eigentlich nur, dass Thanksgiving ohne euch nicht dasselbe wäre. Bitte. Zwing mich nicht, dich anzubetteln.“
Cole rollte mit den Augen und lächelte etwas. „Oh, keine Ahnung. Das wäre vielleicht gut für deine Charakterbildung.“
Logan legte eine Hand auf Coles Arm und sagte mit allergrößter Ernsthaftigkeit: „Ich hätte dich sehr gern dabei. Versprich mir, dass du kommst.“
Cole seufzte und nickte dann. „Okay. Wir werden da sein. Aber erwarte nicht, dass ich lieb und nett zu ihr sein werde.“
„Hm. Ich kann dir nicht einmal sagen, ob ich lieb und nett zu ihr sein kann. Es wird auf jeden Fall interessant werden.“
Cole rieb sich übers Kinn. „Tut mir leid, was ich da eben gesagt habe. Du hast mich kalt erwischt.“
„Ich weiß.“
„Es war einfach nur eine reflexartige Reaktion.“
„Ich weiß.“
„Ich würde dich um – ich will nicht sagen, nichts in der Welt – eintauschen wollen. Denn ich bin mir sicher, da gibt es irgendwas, was mich verlocken könnte.“
Logan knuffte Cole auf den Arm und während sie beide lachten, verflog die Anspannung. „Ich hätte nicht einfach davon ausgehen sollen, dass du damit einverstanden bist. Ich habe nicht nachgedacht.“
„Schon okay“, sagte Cole. „Wir kriegen das hin, da bin ich sicher.“
„Ja. Nun, ich habe ihr gesagt sie soll eine Menge Alkohol mitbringen, das sollte schon helfen. Und Tate ist unglaublich gut in …“
„Angespannten Familiensituationen?“
„Ja. Traurig, dass es so etwas überhaupt gibt, nicht wahr?“
„Ja“, sagte Cole und zuckte mit den Schultern. „Aber jede Familie hat so ihre Probleme.“
„Wohl wahr. Um wieder zum Thema zu kommen, glaubst du, dass Rachel etwas dagegen hat, wenn noch ein paar mehr Leute kommen?“
„Nicht im Geringsten. Du erinnerst dich doch an ihre orgasmische Reaktion auf euren Doppelbackofen? Ich werde sie fragen, aber ich bin ziemlich sicher, dass sie einverstanden sein wird, wenn wir ihr alle zur Hand gehen.“
„Das ist ein Argument. Bitte sag ihr, sie soll mir einfach alles mailen, was sie braucht. Wir werden es heute Abend besorgen.“
Coles Augenbraue hob sich. „Schau mal einer an, du und häuslich und so.“
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