Der Mindset-Check
Anhand der folgenden Aussagen kannst du selbst einmal ehrlich überprüfen, wie dynamisch dein Mindset ist.
Selbstcheck Mindset
Nimm eine Skala von 1 bis 10 und beantworte die Fragen im Sinne von 1 = »Ich stimme überhaupt nicht zu« bis zu 10 = »Ganz meine Meinung, genauso ticke ich«. Du kannst gerne Farben zur einfacheren Visualisierung nutzen.
Ich glaube, dass es jederzeit möglich ist, neue Fähigkeiten zu entwickeln.
Ich denke nicht in den Kategorien »richtig oder falsch«.
Ich sehe Scheitern als Experimentieren und Ausprobieren.
Ich sehe mich als Gestalter.
Ich bin immer neugierig.
Ich übernehme Verantwortung für mich, mein Handeln und mein Leben.
Ich suche aktiv nach Herausforderungen und wachse an ihnen.
Je mehr Fragen du mit großer Zustimmung beantwortet hast, umso flexibler ist dein Mindset und umso größer ist wahrscheinlich auch deine Beweglichkeit, also deine persönliche Agilität.
Das Gegenteil von einem Growth oder dynamischen Mindset ist das Fixed Mindset. Es ist geprägt von dem Gedanken, dass Talente angeboren und Fähigkeiten fest definiert sind. Für einen Menschen mit einem statischen Selbstbild gibt es kaum Entwicklungspotenzial. Diese Menschen geben schnell auf, wenn sie nicht weiterkommen, und lassen sich aus Angst, zu versagen, gar nicht erst auf Herausforderungen ein. Gut, ich gebe zu, dass dieses Bild etwas schwarz-weiß gezeichnet ist. Natürlich gibt es viele Grautöne dazwischen. Aber fest steht, dass deine Zukunftsfähigkeit mit einem Growth Mindset deutlich höher ist.
An dieser Stelle möchte ich meinen Coachee Ben wieder ins Spiel bringen. In unserem zweiten Gespräch erkannte er, dass sein Denken in einigen Punkten recht unflexibel war, und entsprechend ordnete er sich in dem einen oder anderen Punkt eher einem Fixed Mindset zu. Er erinnerte sich auch daran, dass der eine oder andere Kollege ihm dies schon in der Vergangenheit als Feedback gegeben hatte. Sein Wunsch war es, sein Mindset zu ändern. Wie kann dies gelingen?
Der erste Schritt ist tatsächlich die Selbsterkenntnis, verbunden mit dem Willen, etwas zu ändern. Anschließend ist ein sukzessiver Mindshift7 möglich. Dabei geht es darum, das eigene Denken und die persönliche Haltung zu flexibilisieren. Also zu trainieren, wie man beweglicher wird. Nachfolgend eine kleine Übung, die ich Ben mitgegeben habe. Weitere Anregungen findest du auch in Kapitel 6 (»Kreativität«).
Mutproben
Eine gute Möglichkeit, die eigene Flexibilität zu erhöhen, ist das Verlassen der Komfortzone. Genau das, was Ben heute noch schwerfällt. Im Coaching stelle ich ihm die Aufgabe, bis zum nächsten Mal ein wenig zu experimentieren und etwas auszuprobieren, was außerhalb seiner Komfortzone liegt. Die einzige Einschränkung ist, dass kein anderer davon in Mitleidenschaft gezogen werden soll. Ich erzähle ihm, dass eine meiner Mutproben vor ein paar Jahren darin bestand, dass ich mich in einem Restaurant mit nur ganz wenig besetzten Tischen zu einem Paar gesetzt habe mit der Bitte, meinen Kaffee mit ihnen trinken zu dürfen. Ich sei geschäftlich unterwegs (was auch stimmte) und es sei oftmals so langweilig abends. Ich hätte heute einfach Lust auf nette inspirierende Gespräche. Im ersten Moment herrschte peinliche Stille, und es war nicht zu übersehen, dass die beiden lieber zu zweit sein wollten. Schließlich stimmten sie jedoch zu und es wurde ein richtig netter Abend. Dass es sich bei dieser Aktion um eine kleine Mutprobe handelte, habe ich den beiden nicht erzählt, denn wir hatten wirklich Spaß und es war so viel netter, als allein am Tisch zu sitzen. Diese Erinnerung kann ich heute jederzeit abrufen, wenn ich mich mal wieder nicht »traue«, etwas gegen die Norm oder außerhalb meiner Komfortzone zu tun. Ja – kleine Übung, große Wirkung. Vor allem im Nachhinein. Andere Klienten von mir haben schon im Supermarkt gesungen oder bei Auftritten vor Menschengruppen ihren ganzen Mut zusammengenommen.
Nachts allein über den Friedhof zu gehen, war eine große Angst von Katharina. Kaum hatte sie das geschafft, wurde sie mit ihren Mutproben immer einfallsreicher. Irgendwann erzählte sie mir, es sei ihr fast zum Hobby geworden, ihre Komfortzone auszudehnen, und es falle ihr nun deutlich leichter, mit ungewohnten und neuen Situationen umzugehen.
Solche kleinen Mutproben zu bestehen heißt auch loszulassen. Die Angst vor Misserfolg, vor Versagen, vor Peinlichkeiten, vor Scheitern einfach beiseitezuschieben.
Eine andere Klientin erzählte mir, dass eine Art Schockstarre sie ergriffen habe, nachdem der Hälfte des Kollegiums gekündigt und ihr unvermittelt eine neue Aufgabe zugeteilt worden sei. Sie klammerte sich an alles Alte und wollte partout die neue Aufgabe nicht annehmen. Innerhalb der Abteilung geriet sie unter Dauerfeuer, da sie ihre Arbeit einfach liegen ließ. Aber einen neuen Job suchen wollte sie auch nicht. Sie schaffte es einfach nicht, das Vergangene loszulassen, obwohl sie genau wusste, dass es notwendig war. Um ihren Ängsten zu begegnen und ihre eigenen Kräfte wieder zu aktivieren, arbeiteten wir unter anderem auch mit kleinen Mutproben, die sie dazu brachten, den Blick über den bisherigen Tellerrand zu heben. Mit wirklich kleinen Schritten hatte sie nach und nach wieder das Gefühl, mehr Selbstwert zu gewinnen und über einen größeren Handlungsspielraum zu verfügen. Ihr Blick richtete sich wieder nach vorn und sie war deutlich positiver als vorher. Die Erfolgsfaktoren dafür waren ihr neuer Mut und eine neue Sichtweise sowie eine neue Bewertung der Umstrukturierungen an ihrem Arbeitsplatz. Im Coaching nennt man dies »Reframing«.
Einen kleinen Mindshift starten
Was ist für dich besonders peinlich? Was würdest du nie tun?
Oder was würdest du im Geheimen eigentlich gerne tun, traust es dich aber nicht?
Nutze den Moment und die Gelegenheit, um einen kleinen Mindshift vorzunehmen. Nimm dir also etwas vor, was du heute oder in den nächsten 72 Stunden tun wirst, um deinen Mut zu stärken und anzufangen, deine Komfortzone auszudehnen.
Die 72-Stunden-Regel
Kennst du die 72-Stunden-Regel? Sie besagt: Alles, was du dir vornimmst, ist dann besonders erfolgreich, wenn du die ersten Schritte in Richtung deines Zieles innerhalb der nächsten 72 Stunden machst – also innerhalb der nächsten drei Tage. Lässt du die 72 Stunden nach deiner Zielsetzung tatenlos verstreichen, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dein Ziel zu erreichen, deutlich. Schuld daran ist zum einen der innere Schweinehund, zum anderen aber auch mangelnde Entschlossenheit. Denn wenn wir uns einer Sache mit Herzblut und Leidenschaft verschreiben, werden wir auch sofort loslegen wollen. Und der erste Schritt ist dabei der wichtigste. Mit dem Handeln entsteht Bewegung. Andernfalls bleibt alles nur ein Vorsatz und gerät mit der Zeit in Vergessenheit.8
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