Zu Hause wartete schon das Mittagessen. Steffi futterte ihren Teller im Stehen leer, keiner fragte sie, warum. Wir mußten uns beeilen, heute war Reitstunde in Gmünd. Eyglo stand schon gesattelt bereit, und Ben saß auf Winnetou, während Mutter und Uli den Dogcart fertigmachten. Bis zur Reithalle rechnen wir eine reichliche Stunde. Los!
Wir kamen zur Zeit an. Steffi bekam in dieser Reitstunde den Farnese, ein nicht leicht zu reitendes, etwas nervöses Pferd, bei dem man beständig aufpassen muß. Mutter hatte die Elfi, die sozusagen eine Lebensversicherung darstellt, noch dazu mit Ausbindezügeln, und Ben und Uli saßen auf Peter und Gotenliebchen. Die »Familienstunde«, wie unser lieber Reitlehrer grinsend sagt, nahm ihren Verlauf.
Natürlich reiten wir Kinder lieber in anderen Abteilungen, in denen, wo schon gesprungen wird oder auf zwei Zirkeln galoppiert, aber manchmal klappt das eben nicht. Mutter war auch ziemlich kleinlaut, als sie mit ihren fortgeschrittenen Kindern Schritt halten sollte, sie reitet zwar schon lange ihre Isländer, aber Stunden nimmt sie erst seit kurzer Zeit. Erst, seit Ben einmal energisch sagte: »Mutter, es wird Zeit, daß du dich mal um die Grundlagen des Reitens bemühst. So wird das ja doch nie etwas Gescheites.«
»Vielleicht geh ich da zunächst in die Voltigierabteilung?« fragte sie scheinheilig, aber doch etwas gekränkt. In der Voltigierabteilung fangen die Kinder mit drei oder vier Jahren an. Ben blieb ernst und sachlich.
»Du kannst ja an der Eyglo versuchen, ob du raufkommst« – und er machte es sofort wahr. Eyglo wurde ausgebunden und an die Longe genommen, und nachdem Uli und Steffi ein paarmal im Trab oder Galopp auf- und abgesprungen waren, mußte Mutter ran. Zu ihrem grenzenlosen Erstaunen – sie ging los mit Todesmut und allen Kräften, um sich nicht zu blamieren – kam sie wirklich auf Eyglo, sowohl im Trab als auch im Galopp, was ihr Selbstbewußtsein ungemein stärkte. Als sie später unser erstes Enkelkind bekam – Christine hatte inzwischen einen jungen Freund unseres Hauses, einen Schlesier geheiratet –, feierten wir dieses Ereignis auch mit einer Voltigierstunde, und Uli hielt die voltigierende Großmutter sogar im Bild fest.
Diese vorweihnachtliche Reitstunde ging also ohne Komplikationen vorbei, und dann verabschiedeten wir uns herzlich und mit guten Festwünschen vom Reitlehrer. Mutter saß schon im Dogcart, Uli neben ihr. Ben hatte Winnetou erklettert, und für Steffi stand Eyglo bereit. Da, als sie den Fuß in den Bügel hob und aufsitzen wollte, hielt sie inne.
»Ja, was gibt’s denn?« fragte Mutter. Sie hatte Steffi zufällig zugesehen.
»Ach, Mutter, wenn es dir nichts ausmacht ... vielleicht reitest du heute die Eyglo und ich fahre? Ich meine nur ...« Dreißig Kilometer ohne Bügel auf dem Pferd, dann acht weitere im Sattel, darauf eine Reitstunde, in der man weidlich gewalkt wird – Mutter stieg sofort vom Dogcart und auf Eyglo. Steffi stopfte sich einen Arm voll Heu unter die Sitzfläche, ehe sie die Zügel aufnahm. An diesem Tag war sie, wie sie sich vorgenommen hatte, sattgeritten.
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