Ralph Goldschmidt
Der richtige Mix aus Karriere, Liebe, Lebensart
Die Deutsche Nationalbibliothek
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LektoratUte Flockenhaus, GABAL Verlag Umschlaggestaltung, Satz und LayoutMartin Zech Design, Bremen, www.martinzech.de UmschlagfotoBirgit Bernt, Berlin, www.media-b.de Kleine UmschlagfotosSteve Allen, Brand X Pictures/getty images gbh, www.morguefile.comCornerstone, www.pixelio.de
©2014 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Das E-Book basiert auf dem 2010 erschienenen Buchtitel „Shake your Life“ von Ralph Goldschmidt, ©2010 GABAL Verlag GmbH, Offenbach.
ISBN Buchausgabe: ISBN 978-3-86936-107-9
ISBN epub: 978-3-86200-911-4
© 2010 GABAL Verlag GmbH, OffenbachAlle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.
www.gabal-verlag.de
Vorwort
Hi! Und bei dir?
1
Double Vision
Geld Beziehung Sinn
2
Piña Colada
Gesundheit Erfolg Familie
3
Absolutely Fabulous
Leistung Lifestyle Sex
4
Beam me up, Scotty
Wohnen Sport Bildung
5
Painkiller
Status Luxus Macht
6
Screwdriver
Kultur Drogen Altersvorsorge
7
Forbidden Fruits
Freundschaft Träume Ziele
Nachwort
Mach’s gut!
Die Handschuhe fühlen sich innen rau an.
Ich packe die Schere, trete zur nächsten Rebe und schneide sie runter. Mein Atem bildet eine weiße Wolke. Eine gesunde, kräftige Rebe lasse ich stehen. Ihr traue ich zu, viel zu tragen. Ich lasse nicht zwei stehen, ich will nicht auf Menge produzieren. Sondern auf allerhöchste Qualität. Es geht um Kraft, um Energie. Am Ende um Geschmack und Charakter. Nicht um möglichst viele Liter. Es geht um mehr als mehr.
Die Rebe lasse ich etwa 80 cm lang, sie steht senkrecht nach oben. Das Restholz wird runtergeschnitten. Was bleibt, ist die Rebe, der Stock und die Wurzel.
Ich atme die schneidend kalte Luft ein. Und schaue mich um. Ich stehe in einem Steilhang – in meinem Steilhang. Unter mir windet sich die Mosel, die Sonnenstrahlen lassen das Wasser glitzern. Die niedrig stehende Sonne hat noch nicht ihre volle Kraft, aber sie ist gleißend hell, ich muss die Augen zukneifen, wenn ich in den stahlblauen Himmel schaue.
Aus den Trauben dieser Rieslingreben wird einmal Sekt werden. Und mit diesem Winzersekt werden Menschen miteinander anstoßen. Auf ihre Erfolge, auf ihre Pläne und Hoffnungen, auf ihr Glück. Vielleicht ein Liebespaar bei Kerzenschimmer. Vielleicht ein stolzer junger Mann, der mit seinen Freunden auf den nächsten Karriereschritt anstößt. Vielleicht eine alte Dame, die zum Geburtstag mit ihren Gästen das Glas erhebt und ihre Jahrzehnte vor dem inneren Auge Revue passieren lässt.
Am Horizont biegt die Mosel um die Ecke. Wenn in Hollywood ein Moselwinzerfilm den Oscar als beste ausländische Filmproduktion gewinnen würde, dann wäre genau dieses Bild die Eröffnungsszene.
Absurder Gedanke. Ich muss laut lachen und gehe einen Schritt weiter, zur nächsten Rebe.
3 cl schwedischer Wodka Blackcurrant
3 cl dänischer Wodka Citron
4 cl klarer Apfelsaft (Direktsaft)
3 Spritzer Angostura Bitter
»Einen Blue Lagoon, bitte.«
»Aber gerne.«
Blue Lagoon – Wodka und Curaçao. Ich öffne den Kühler.
»Oder … Moment«, sagt der Gast mit scharfer Stimme. »Nein, bitte lieber einen Caipirovka.«
»Genauso gut. Kommt sofort.«
Ich nehme also nur den Wodka raus, schließe den Kühler. Caipirovka. Ich greife nach den Limetten und meinem scharfen Messer.
»Oh, halt! Tut mir leid. Jetzt weiß ich’s. Ich hätte lieber gerne einen Double Vision. Geht das?«
»Mein lieber Freund!« Ich lege das Messer hin, lege die Limetten zurück in den Alessi und lache ihn offen an. »Natürlich geht das. Ich warte auch gerne noch eine Weile. Könnte ja sein, dass Ihnen noch ’ne andere Idee kommt.«
»Nein. Nein. Keine Sorge. Ich bleib dabei.« Er schaut mich verblüfft an.
»Okay.« Ich zwinkere ihm zu. »Dass Wodka drin sein soll, das scheint ja jedenfalls ausgemacht. Wollen Sie einen Wodka pur? Das wäre die sichere Lösung.«
Jetzt lächelt er. »Njet. Danke. Sorry, ich unterschreib Ihnen auch gerne ein Formular. Ich will wirklich einen Double Vision. Der passt gerade am besten.«
Was meint er damit? Double Vision passt am besten? Eins liegt auf der Hand: Der Typ sieht im Moment irgendwie nicht klar.
»Gut. Dann mache ich’s Ihnen leicht. Sie haben hier ab sofort eine persönliche Getränkekarte, die ist speziell für Sie. Und auf der steht nur ein Getränk: Double Vision. Sie können also bestellen, was Sie wollen, ich mache Ihnen in jedem Fall einen Double Vision. Klare Sache. Einverstanden?«
Mr. Wodka lacht. Jetzt schaut er richtig fröhlich aus. »Gut, Chef. Dann hätte ich gerne eine Bloody Mary!«
Wir lachen beide. Netter Kerl. Er geht ein paar Schritte von der Bar in den Raum hinein und macht sich’s in einem der Ledersessel gemütlich. Seinen schokobraunen Pal-Zileri-Mantel wirft er lässig auf den anderen Sessel neben sich. Lockert die Krawatte. Das sieht nicht so aus, als ob er sich noch mit jemandem treffen würde. Der Mann geht heute Abend mit sich alleine aus.
Ich schreite zur Tat. Double Vision. Keine Zutat wird in Cocktailbars öfter verwendet als Wodka. Wodka ist eine klare Sache. Und Klarheit, das kann dieser Beau hier in meiner Bar gerne haben.
Ich fülle vier Eiswürfel in meinen Boston Shaker. Das ist das Teil mit dem Metallbecher oben und dem großen Glas unten. Meine Eiswürfel sind glasklar. Wir sind hier ja auch nicht bei Um-die-Ecke, sondern in der Jangada Bar – meiner Bar. Und bei mir gibt es keine weißen Eiswürfel. Ich koche das Wasser auf, bevor es in die Eismaschine kommt, das ist der Trick. Und die Maschine stelle ich auf superkalt, denn zum Mixen brauche ich kalte, trockene Würfel, und das Eis muss immer frisch sein, sonst schmeckt es nicht neutral. Erst ganz heiß, dann ganz kalt, kein Wischiwaschi. Das Longdrinkglas stelle ich schon mal bereit und fülle es mit Eiswasser aus der Karaffe, damit das Glas nachher kühl ist. Dabei achte ich darauf, dass die Außenseite des Glases trocken bleibt.
In den Shaker zum Eis kommen jetzt 3 cl Wodka mit Johannisbeeraroma, also bei mir schwedischer Wodka Blackcurrant, sowie 3 cl dänischer Wodka Citron. Die beiden finde ich entschieden am besten. Dazu 4 cl klarer Apfelsaft. Direktsaft.
Wir sind hier ja auch nicht bei Um-die-Ecke, sondern in der Jangada Bar.
Becher drauf, kleiner Schlag mit dem Handballen obendrauf und schütteln. Beim Schütteln wir die Luft innen kälter, zieht sich zusammen, es entsteht ein leichter Unterdruck, der Glas und Becher zusammenhält. Ist wirklich dicht.
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