Der Reingewinn liegt bei fast 10 Mio. Euro. Zudem gibt es eine hohe Umsatzrentabilität von aufgerundet 83 % bzw. eine Handelsspanne von 17 %. Der Kapitalumschlagskoeffizient von bis zu 1,47 ist sehr gering. Der Umsatz umschlägt sich um das 1,5-fache im Jahr. Die Eigenkapitalquote des Unternehmens ist höher als die Fremdkapitalquote. Die Differenz liegt bei 8 %. Aus der Kombination zwischen den Performance-Kennzahlen und den Verbindlichkeiten des Unternehmens ergibt sich ein Stabilitätsindex von 65 %. Dieser wird zu einem Prozentfaktor umgewandelt und auf den Reingewinn multipliziert.
Um die Dynamik dieser Unternehmensbewertung zu demonstrieren, wird in einem nächsten Beispiel das Fremdkapital reduziert und der Umsatz um 10 % vermehrt.
Variablen |
Kennzahlen |
Ergebnis |
A |
Umsatz |
12.000.000,00 € |
B |
Kosten |
1.956.202,00 € |
C |
Reingewinn |
10.043.798,00 € |
U |
Umsatzrentabilität |
83,70 % |
K |
Kapitalumschlagskoeffizient |
1,64 € |
D |
Eigenkapital |
4.000.000,00 € |
E |
Fremdkapital |
3.325.000,00 € |
F |
Gesamtkapital |
7.325.000,00 € |
L |
Eigenkapitalquote |
54,61 % |
M |
Fremdkapitalquote |
45,39 % |
G |
Stabilitätsindex |
57,90 % |
H |
Unternehmensbewertung |
15.859.497 € |
Die Unternehmensbewertung klettert auf einen Wert von 15.859.497 €.
Kennzahl |
Ergebnis |
Umsatz |
9,09 % |
Fremdkapital |
- 5,00 % |
Unternehmensbewertung |
6,36 % |
Im Vergleich zum vorherigen Beispiel (ALPHA) hat sich der Unternehmenswert um 6,36 % erhöht. In Euro macht dies eine Steigerung von 949.032 € aus.
Das Beispiel hat gezeigt, welche konsistenten Auswirkungen die Veränderung einer Kennzahl auf die Unternehmensbewertung haben kann. Auf diese Weise ist dargelegt, dass die vorgestellte Methode die Aspekte Flexibilität, Konsistenz und logische Systematik erfüllt.
In welcher Spanne bewegt sich aber die Unternehmensbewertung des Beispiels, wenn sich die Performance-Kennzahlen und Vermögensverteilungen unterscheiden?
Variablen |
Kennzahlen/Jahr |
1 |
2 |
3 |
A |
Umsatz |
9.940.006,00 € |
8.592.787,00 € |
9.782.294,00 € |
B |
Kosten |
9.343.605,64 € |
7.363.147,65 € |
6.231.553,46 € |
C |
Reingewinn |
596.400,36 € |
1.229.639,35 € |
3.550.740,54 € |
U |
Umsatzrentabilität |
6,00 % |
14,31 % |
36,30 % |
K |
Kapitalumschlagskoeffizient |
2,01 € |
1,86 € |
1,12 € |
D |
Eigenkapital |
3.469.023,00 € |
1.233.129,00 € |
3.921.568,00 € |
E |
Fremdkapital |
1.487.567,00 € |
3.397.635,00 € |
4.781.620,00 € |
F |
Gesamtkapital |
4.956.590,00 € |
4.630.764,00 € |
8.703.188,00 € |
L |
Eigenkapitalquote |
69,99 % |
26,63 % |
45,06 % |
M |
Fremdkapitalquote |
30,01 % |
73,37 % |
54,94 % |
G |
Stabilitätsindex |
756,23 % |
173,86 % |
171,12 % |
H |
Unternehmensbewertung |
5.106.543 € |
3.367.526 € |
9.626.857 € |
Im ersten Jahr liegt die Umsatzrentabilität bei 6 %, der Kapitalumschlagskoeffizient bei 2,01. Der Unternehmenswert liegt beim 8,56-fachen des Reingewinns. Dies liegt an der niedrigen Fremdkapitalquote des Unternehmens. Die Eigenkapitalquote liegt bei 70 %. Der Reingewinn ist niedrig, aber die Wirtschaftlichkeit und Verteilung der Betriebsvermögenswerte stehen in einem gesunden Verhältnis. Im zweiten Jahr ist die Unternehmensbewertung um 34 % zurückgegangen. Der Grund: Die Performance ist zwar wirtschaftlich und es liegt kein Verlust vor, aber dennoch ist die Fremdkapitalquote doppelt so hoch wie die Eigenkapitalquote. Die Verschuldung des Unternehmens ist hoch. Sollte eine Schuldentilgung zu sofort gefordert sein, müssen die Eigenkapitalbestände bis zu 275 % steigen, um die Fremdkapitalbestände eins zu eins decken können.
Das Unternehmen ist dennoch nicht krisengefährdet. Das bestätigt eine Unternehmensrendite von aufgerundet 17 %. Im dritten Jahr wurde der höchste Reingewinn erwirtschaftet mit einem Wert von 3.550.740 €. Somit liegt die Umsatzrentabilität bei fast 40 %. Die Fremdkapitalquote hat einen Anteil von aufgerundet 55 % des Gesamtvermögens des Unternehmens. Die Eigenkapitalquote ist niedriger als die Fremdkapitalquote. Der Verschuldungsgrad liegt bei 1,21. Für einen Euro an Eigenkapital wird nun das 1,21-fache an Fremdkapital hinterlegt. Eine Überdeckung des Eigenkapitals durch die Schulden von mehr als 1 wird als kritisch betrachtet. Der kritische Wert liegt bei über eins. Der Unternehmenswert liegt aufgerundet bei 10 Millionen Euro. Der realisierte Reingewinn des Unternehmens macht einen Anteil von 36 % der Unternehmensbewertung aus. Die Gründe hierfür liegen in der hohen Unternehmensrendite von 56 % und der hohen Umsatzrentabilität. Dennoch ist der Umsatz nach der vorgestellten Methode geringer als die errechnete Unternehmensbewertung. Der Grund hierfür ist, dass die Fremdkapitalquote 9,88 % höher liegt als die Eigenkapitalquote, was den Wert des Unternehmens im Falle eines Verkaufs mindert.
Bei einem Verkauf des Unternehmens und der damit anstehenden Wertermittlung bleibt die Frage offen, inwieweit die Schulden übernommen werden.
Herkömmliche Methoden der Unternehmensbewertung berücksichtigen soziale Komponenten, potentielle Umsatzpotenziale, die Marktmacht des Unternehmens, professionelles Know-how und die Erfahrung der Mitarbeiter. Dies Faktoren können jedoch nicht eindeutig erfasst werden. Eine Bewertung auf Grundlage dieser Faktoren führt zur Selbstillusion.
2.2 Analyse der Bewertungsermittlung
Eine fundierte Unternehmensanalyse mit dem Ziel der Ermittlung des Unternehmenswertes muss auf betrieblich ausgewerteten Kennzahlen basieren. Es ist ein Denkfehler, dass sich oftmals fundierte Synergiepotentiale funktional bei der Zusammenstellung einer Bewertungsformel nicht entwickeln können. Wenn man betriebliche Performance-Leistung-Kennzahlen in ein strategisches Verhältnis setzt, kann jederzeit ein 2+2=5-Effekt entstehen, weil positive Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge auf den verschiedenen Stufen der Entscheidungsträger eines Unternehmens ausgeglichen werden. Betriebliche Kennzahlen liefern grundsätzlich die Informationsquellen für eine Unternehmensbewertung und durch einen empirischen Beweis sind dargestellte Zusammenhänge nicht hypothetisch. Unterschiedliches Know-how und Erfahrungswerte von Unternehmensberatern, die eine Spezialisierung in der „Unternehmensbewertung“ besitzen, sowie die vermeintlichen Erwartungen der Auftraggeber können die Unternehmensbewertung beeinflussen.
Höhere Umsätze müssen Verbindlichkeiten decken – das ist ein Prinzip in der Unternehmensbewertung, das eingehalten werden muss. Wird dieses nicht eingehalten, kann es vorkommen, dass bei einem M&A-Geschäft der Verkaufswert nicht korrekt ermittelt wird und die Zusammenführung von Unternehmen nicht erfolgreich verläuft. Ein weiterer Fehler in der Unternehmensbewertung ist die systematische Überschätzung der Unternehmensplanung in die Zukunft. Dabei werden Prognosen für die geplanten Innovationen in Produkte oder technische Fortschritte erstellt, die die Marktreife noch nicht annähernd erreicht haben. Eine Unternehmensbewertung darf jedoch niemals auf Plänen oder Wunschdenken von Unternehmensanalysten basieren, die sich von geplanten Unternehmensinnovationen blenden lassen. Es wird davon ausgegangen, dass eine Strategie des externen Wachstums bei einem M&A-Vorhaben für Unternehmen vieler Branchen überlebensnotwendig ist. In den nächsten Kapiteln wird ein Unternehmen vorgestellt, eine ausführliche betriebliche Analyse der Leistungen und der Bilanz vorgenommen und diese interpretiert. Dabei wird die hier vorzustellende Methode der Unternehmensbewertung angewendet. Ziel ist es, zu demonstrieren, wie hoch der Unternehmenswert dieses fiktiven Unternehmens ausfällt. Die Anpassungsfähigkeit, Stabilität und die Ergebnisqualität der Methode werden ausführlich dargestellt.
Читать дальше