Ein weiteres Indiz für eine abrupte Veränderung sind im Eis aufgefundene Mammute, die so urplötzlich gefroren sein müssen, dass man sie in aufrecht stehender Position vorfand – offenbar beim Fressen überrascht. Uralte Überlieferungen, die das Auftauchen des Eises beschreiben, berichten, dass Steine und Eisbrocken vom Himmel fielen. Was wäre, wenn die „Eiszeit“ gar nicht so verlief, wie die Lehrmeinung behauptet, sondern sich von einem Moment auf den anderen einstellte? Sogenannte Findlinge, die nicht zu den regionalen Gesteinssorten passen, sind überall auf der Welt anzutreffen. Deren englische Bezeichnung „erratic“ geht auf das lateinische Wort für „umherwandern“ zurück. Manche Findlinge sind gewaltig groß und wiegen 15.000 Tonnen oder mehr. Der Wissenschaft zufolge wurden sie durch Gletscher transportiert – doch vielleicht war es ein Tsunami von nahezu unvorstellbarem Ausmaß, der sie in weit entfernte Gegenden beförderte?
Unzählige Geschichten berichten von gewaltigen Landmassen, mit Namen wie Atlantis oder Lemuria / Mu, die bei einem weltumspannenden Kataklysmus im Meer versanken. In verschiedenen Teilen der Welt hat man auf dem Meeresboden mächtige Strukturen entdeckt, die einst zu Städten bzw. Zivilisationen gehörten (Abb. 160).
Abb. 160: Überall auf der Welt hat man in den Tiefen des Meeres gewaltige, schier unglaubliche Strukturen nichtnatürlichen Ursprungs gefunden.
Eine ganze Reihe von Autoren und Forschern kam zu dem Schluss, dass nicht nur die Erde durch heftige Turbulenzen gegangen ist, sondern auch das übrige Sonnensystem. Der bekannteste unter ihnen war Immanuel Velikovsky (1895–1979), ein in Russland geborener Psychiater, Psychoanalytiker, Autor und Forscher. Zu den von ihm verfassten Büchern, die (selbstredend) kontrovers aufgenommen wurden, zählt das 1950 erschienene Werk „Welten im Zusammenstoß“. Velikovsky wies darauf hin, dass sich der Himmel, den die Völker des Altertums sahen, von unserem heutigen Firmament unterschied. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Venus.
Als man in den 1970er-Jahren mehrere Mariner-Raumsonden zur Venus schickte, konnten etliche von Velikovskys Behauptungen bestätigt werden – etwa die Existenz eines Schweifs, ähnlich dem eines Kometen. Velikovsky beschrieb kataklystische Ereignisse, die Venus und Mars heimsuchten, den Letztgenannten in dem verheerenden Zustand hinterließen, den wir heute beobachten können, und auch die Erde beinah vernichteten. All das soll nicht vor Jahrmillionen, sondern lediglich vor einigen Tausend Jahren geschehen sein. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse revidierte er den Verlauf der geschichtlichen Ereignisse, die sich im antiken Ägypten und Griechenland sowie auf dem Gebiet des heutigen Israel zutrugen. Er schrieb:
Überlieferungen von Umwälzungen und Naturkatastrophen, wie sie bei allen Völkern vorhanden sind, fanden im Allgemeinen keinen Glauben wegen der kurzsichtigen Vorstellung, dass in der Vergangenheit keine anderen Kräfte die Welt formten, als die, die wir auch heute am Werke sehen. Diese Vorstellung ist der Ausgangspunkt der heutigen Geologie und Entwicklungslehre.
Wir haben keine Erklärung dafür, also hat es nie stattgefunden. Der übliche „wissenschaftliche“ Faschismus setzte ein, als Velikovsky seine Forschungsergebnisse veröffentlichte und damit die gelehrten Steinzeitköpfe aus der Fassung brachte. Einige akademische Einrichtungen setzten „Welten im Zusammenstoß“ gar auf den Index. Die Auseinandersetzungen waren so heftig, dass man von der Velikovsky-Affäre zu sprechen begann. Der Reaktion nach dürfte er wohl etwas Wahres ausgesprochen haben.
Wie Velikovsky schrieb, hätten die beiden (neben der Sonne) größten Himmelskörper unseres Sonnensystems – Jupiter und Saturn – bei dem kosmischen Drama eine entscheidende Rolle gespielt. Bis zu dem Ereignis seien sie gänzlich anderen Bahnen gefolgt, als sie es heute tun. Bei beiden habe es sich zudem um Sterne gehandelt – die Lehrmeinung betrachtet sie freilich als Planeten. Jupiter und Saturn stellen tatsächlich eine Art von Sternen dar: Sie erzeugen deutlich mehr Hitze, als sie von der Sonne empfangen. Der Gasriese Saturn ist der einzige Planet des Sonnensystems, dessen Dichte unter der von Wasser liegt und der folglich zerfließen müsste. Dabei ist Velikovsky nicht der Einzige, der die Ansicht vertritt, dass sich Saturn und Jupiter hinsichtlich Erscheinungsbild und Masse heute deutlich von ihren damaligen Versionen unterscheiden. Saturn sei, während er dicht an Jupiter vorüberzog, explodiert; danach habe seine Größe nur noch einen Bruchteil des ursprünglichen Wertes betragen. Bis zu dem Ereignis soll, wie Velikovsky glaubte, Saturn größer als Jupiter gewesen sein. Im Ergebnis des Geschehens habe es Saturn an seine heutige, weit entfernte Position verschlagen.
In Mythen und symbolischen Geschichten wird der Konflikt zwischen Saturn und Jupiter thematisiert. Die Griechen etwa erzählten sich, dass Zeus (Jupiter) einst die Herrschaft seines „Vaters“ Kronos (Saturn) an sich riss. Velikovsky brachte den ägyptischen Gott Osiris mit Saturn und die Göttin Isis mit Jupiter in Verbindung. Der als „Khima“ bezeichnete Himmelskörper, der laut babylonischem Talmud die Sintflut verursacht haben soll, sei mit Saturn identisch. Alte mexikanische Texte berichten, dass die „erste Welt“ durch eine weltumspannende Flut zerstört wurde, deren Auslöser der Planet war, den wir Saturn nennen. Velikovsky schrieb, bei der „Nova“-Explosion des Saturns könnten gewaltige Mengen Wasser in Richtung Erde geschleudert worden sein, aus denen später unsere heutigen Ozeane entstanden. Der Atlantik wurde früher auch als „Meer des Kronos“ (Saturn) bezeichnet. Velikovsky zufolge sei das Wasser entweder direkt oder in Form von Wasserstoffgaswolken zur Erde gelangt, wo sich die Letztgenannten mit dem irdischen Sauerstoff verbunden hätten. Die Theorie vom „Saturnwasser“ würde auch den Salzgehalt der Ozeane erklären (Natrium und Chlor), den die Wissenschaft bislang nicht auf natürliche Ursachen zurückführen konnte. Der Zulu-Schamane Credo Mutwa erzählte mir, dass die Weltmeere laut ihren Legenden einst aus Süßwasser bestanden hätten und das Salz das Werk der Götter gewesen sei. Der Grund, warum man Saturn als Gott der Vegetation und Landwirtschaft zu verehren begann, sei Velikovsky zufolge die neue Flora gewesen, die inmitten der durch die Flut und die Umwälzungen verursachten biologischen und atmosphärischen Veränderungen zum Vorschein kam.
Einige Jahrzehnte später verfasste David Talbott gemeinsam mit dem australischen Physiker Wallace Thornhill das Buch „Thunderbolts of the Gods“. Velikovskys Pionierarbeit hatte Talbott zu eigenen Nachforschungen inspiriert. Zwar stimmt er mit Velikovsky nicht in allen Einzelheiten überein, doch haben auch seine Theorien weltverändernde Großereignisse zum Inhalt, in deren Mittelpunkt Saturn steht und die das gesamte Sonnensystem einschließlich der Erde einbeziehen. Bei seinem Studium der überall auf der Welt anzutreffenden Mythen und Legenden, die sich um Saturn ranken, stieß er auf Berichte über jene Katastrophe, die das Ende des saturnischen „Goldenen Zeitalters“ heraufbeschwor – einer Epoche, die von Glückseligkeit, Überfluss, Fairness und Gleichberechtigung gekennzeichnet gewesen sein soll. Die Entwicklung, die sich vor etwa 6.000 Jahren im Nahen Osten vollzog und von den Historikern als Geburt der menschlichen Zivilisation betrachtet wird, war in Wirklichkeit die Wiedergeburt der Menschheit, nachdem sie sich von den weltumspannenden Katastrophen erholt hatte. Mesopotamien – das Gebiet des heutigen Irak – gilt als „Wiege der Zivilisation“, doch hier begann es nicht. Der Nahe Osten war lediglich Teil eines „Neustarts“, der, wie wir bald sehen werden, durch eine nunmehr stark veränderte menschliche Psyche gekennzeichnet war. Talbott meint, aus den alten Mythen herauszulesen, dass sich der Mars aufgrund von Turbulenzen auf die Erde zubewegte und beide Himmelskörper gigantische Mengen elektrischer Plasmaladungen austauschten (Abb. 161).
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