„Koks?“, vergewisserte sich Plante.
„Nein, das andere Zeug“, antwortete der andere und instruierte Plante, die Lieferung in einem Feinkostgeschäft abzugeben, das Lisings Bruder gehörte. 6Danach beschrieb er ihm genau, wo der Laden in der Nähe der Champlain Mall in Burnaby lag.
Er riet ihm, das Abzeichen eines Supporters der Hells Angels nicht zu tragen, denn sonst könne er die Aufmerksamkeit der Polizei erregen. „Achte drauf, nicht so ‚heiß‘ zu wirken“, meinte der Biker.
Ein Undercover-Überwachungsteam der Polizei beobachtete Plante bei der Abgabe des Kilos Methamphetamin in dem Feinkostladen.
Einige Tage später erfuhr Punko, dass Renaud mit Lising geredet hatte, was ihn ungeheuer aufregte. Er meinte, dass er aus Renauds Schädel Mus mache, wenn der Drogenkoch irgendwelchen Scheiß baue.
Am 10. August 2004 rief Plante Punko an und erzählte ihm, dass er zusammen mit Ghavami eine Woche Urlaub außerhalb der Stadt mache.
Bei seiner Rückkehr setzte sich Punko direkt mit ihm in Kontakt, um über Renaud zu reden, der zu der Zeit in New Westminster lebte. Tags darauf traf sich Plante mit Renaud in dessen Haus. Der Meth-Koch teilte ihm mit, dass er schon zwei Kilo produziert habe und der Rest am Wochenende zu erwarten sei. Er schätzte den jeweiligen Gewinn von Punko und Plante auf 40.000 Dollar nach Abzug der Kosten.
Plante schnappte sich Renaud und nahm ihn mit zum Haus des Bikers, damit er die guten Neuigkeiten aus erster Hand erführe. Punko schien zufrieden zu sein, sprach aber trotzdem von einem beabsichtigten Hauskauf auf dem Lande, damit Renaud dort ohne jegliche Ablenkung oder Störung Dritter für ihn produzieren könne.
Zwischenzeitlich plagten Plante Gewissensbisse, da Punko fast sieben Kilo Meth abgezweigt hatte, die eigentlich Potts gehörten. Sie fraßen ihn förmlich auf, da er wusste, dass er Potts nicht ewig lang hinhalten konnte. Doch er wusste, dass er Punko gehorchen musste, denn der stand in der Hackordnung höher.
Er besprach die Unterschlagung mit seinen Kontaktleuten, die sich Gedanken machten, wie die Situation bereinigt werden könnte. Am 23. August 2004 übergab die RCMP Plante eine Summe von 42.000 Dollar, die er nutzte, um Potts das Geld aus einem vorgetäuschten Deal zukommen zu lassen, bei dem er angeblich zwei Kilo vertickt hatte. Plante übergab Potts das Geld auf dem Parkplatz von Woody’s Pub in Coquitlam. Zu der Zeit trug Potts die Kutte mit dem Bottomrocker auf dem Rücken, die ihn als Prospect auswies. Nach dem Geldtransfer fuhr er in seinem schwarzen Hummer davon.
Plante erhielt später nochmals 25.000 Dollar von der RCMP, um den Verkauf der verbleibenden rund 1,35 Kilo Meth vorzutäuschen, die sich Punko abgezweigt hatte. Als er Potts die letzte Zahlung gab, erzählte er ihm, dass der Käufer aus Alberta mehr kaufen wolle, Renaud aber „voll in der Sache stecke“ und konsequenterweise keine neue Produktion beginnen könne.
Er traute sich nicht, Potts zu verraten, dass der Koch jetzt für Punko arbeitete. Stattdessen unterhielten sich die beiden darüber, eventuell auf Kokain umzusteigen.
„Ich fragte ihn [Potts] nach den 850 g, die er besaß“, erzählte Plante den Cops. Potts hatte den Stoff bei einer Person mit dem Kürzel C.J. zwischengelagert.
Einer der Polizisten wollte wissen, wie viel Potts für das Kokain verlange. Plante erwiderte: „35 Dollar für das Gramm“, obwohl der aktuelle Straßenpreis bei 28 bis 32 Dollar lag. Plante erklärte Potts, dass er immer „noch in den Achtzigern hängt und darum auch keine Kunden hat“. Potts’ Preise waren einfach zu hoch, da das aktuelle Überangebot den Marktwert drastisch senkte. Inspektor Shinkaruk schätzte, dass andere auf den Zug aufspringen würden, wenn sich erst mal herumspreche, dass Plante Kokain erwerben wolle.
Die Polizeistrategie sah wie folgt aus: Potts und Punko sollten benutzt werden, um an wichtigere „Ziele“ bei den East-End-Hells-Angels zu gelangen.
Daraufhin gab die RCMP Plante 4.800 Dollar, um 115 Gramm Koks von Potts zu kaufen, in der Hoffnung, dass der hohe Preis andere Verkäufer anlockte, die ihre Ware Plante andrehen wollten.
Plante hatte jedoch das Gefühl, in der Geschichte mit Potts, Punko und dem East-End-Chapter festzustecken. Er bat die Polizei wiederholt darum, das Nomads-Chapter ins Visier zu nehmen, da sich dort vermutlich die Straftaten abspielten.
Plante beschrieb Potts und Punko als „Waschlappen“ und den Rest der Biker als „ein Team aus dem Altenheim“ und als „einen Haufen Witzfiguren … einen Haufen kaputter, faltiger Ärsche“, die seiner Ansicht nach der Vergangenheit nachhingen. Die Mitglieder des East-End-Chapters hatten Angst vor der aufstrebenden United-Nations-Gang, einem multiethnischen Zusammenschluss, der kontinuierlich größer und mächtiger wurde.
Die UN kontrollierte überwiegend den Drogenhandel im Fraser Valley und transportierte B.C. Bud – starkes, in einer Hydrokultur gezüchtetes Marihuana – über die Grenze als Tauschware für Kokain und Waffen. Die Gang machte sich einen Namen, da sie keine Angst davor hatte, sich gegen die Hells Angels aufzulehnen und sie zu bekämpfen.
Plante erklärte den Cops, dass die Hells Angels aus dem East End „Angst wegen der Sache in Quebec“ hatten, eine Anspielung auf die Straßenschlacht in Montreal um die Vorherrschaft zwischen den Angels und der rivalisierenden Gang Rock Machine, bei der über 100 Tote zu beklagen waren. Das führte zu einem harten Gegenschlag der Polizei in Quebec gegen die Rocker.
Trotz der Information, dass die Verfolgung der East-End-Hells-Angels Zeitverschwendung sei, konnte Plante die Vorgesetzten nicht davon überzeugen, die Nomads zu unterwandern. Ihm wurde mitgeteilt, dass die Beamten die beiden langjährigen Mitglieder Louie Robinson und David Giles unbedingt festnageln wollten.
Die Cops waren sich nicht sicher, ob man Plante schon so gut in der Szene kannte, dass ihm die Nomads vertrauen würden. Sie hegten die Hoffnung, dass es ihm gelinge, schnell genug bei den Angels aufsteigen, deren Mitglied zu werden und sich dann bei den Nomads einschleichen.
Plante traf sich am 1. September 2004 mit Renaud auf dem Parkplatz des Fitnesscenters in New Westminster. Der Meth-Koch gab an, dass sich die Einkünfte der letzten Ladung auf eine Summe von 162.000 Dollar beliefen, und überreichte ihm eine detaillierte Liste der Ausgaben, die 34.500 Dollar umfassten. Ein Teil des Meths konnte für 13.000 Dollar, ein anderer für 14.000 Dollar losgeschlagen werden. Er schlug vor, Plante und Punko sollten jeweils 7.000 Dollar für die nächste Produktion bereitstellen.
Renaud übergab Plante 56.000 Dollar, von denen 34.000 Dollar für Punko waren. Renaud erklärte, dass sich Plantes Anteil auf 21.500 Dollar belaufe, denn er hatte Ghavami ein Kilo Meth gegeben, dass dieser für ihn verteilte.
Plante fühlte sich schlecht, da er seinen Freund Ghavamit mit ins Drogengeschäft gezogen hatte, doch dieser hatte den finanziellen Verlockungen nicht widerstehen können, nachdem er gemerkt hatte, wie schnell sich dort Geld machen ließ. Trotz der Freundschaft musste er ihn bei der Polizei verpfeifen, denn die bedingungslose Wahrheit aufzudecken, stellte einen wichtigen Teil der Abmachung dar.
Plante fuhr anschließend zu einem Treffen mit den Kontaktleuten auf dem Parkplatz des Geheimverstecks. Er holte die beiden Plastiktüten aus dem Kofferraum seines Wagens, von denen eine 34.000 Dollar und die andere 21.500 Dollar enthielt. Die Cops schossen Fotos von den Tüten und deren Inhalt und zogen Plantes Anteil ein. Dann wiesen sie ihn an, Punko seinen Anteil zu überbringen.
Später machte sich Plante zum Clubhaus des East-End-Chapters auf, in dem die Angels die wöchentliche Vollversammlung abhielten, auch unter dem Namen „Church“ bekannt. Nach dem Treffen bat Punko Plante, mit nach oben zu kommen, wo die beiden die Verteilung der Kosten und des Profits diskutierten. Der Spitzel verließ das Gebäude gegen 22 Uhr und fuhr mit Punko zu dessem Haus, um ihm dort die Plastiktüte mit dem Geld zu übergeben.
Читать дальше