„Ich liebe dich, Kumpel“, meinte Potts, sichtlich erfreut über den Batzen Bares, den er in den Händen hielt. „Dann haben wir noch zwölf“, fügte er hinzu, und dachte an die zwölf Pfund, die auf einen Käufer warteten. Das belegte eindeutig, dass Potts nicht wusste, dass Punko ihn um etwas mehr als drei Kilo betrogen hatte.
„Drück es ihm rein“, befahl Potts seinem Helfer Plante und meinte damit, den angeblichen Käufer in Alberta mit Drogen zu versorgen.
„Einfach weiter so?“, fragte Plante. Potts war so zufrieden, dass er vorschlug, dem Käufer einen Rabatt zu gewähren.
Zu der Zeit besuchte Renaud Punko in seiner Wohnung. Sie unterhielten sich über die Investition des Gewinns der ersten Produktion, um beim nächsten Mal 160 Liter zu kochen. „Muss ich Dave [Pearse] treffen, oder nicht?“, fragte Punko. „Damit der Typ weiß, mit wem er es zu tun hat!“
„Yeah“, erwiderte Renaud. „Läuft alles super.“
Später im Juni erfuhr Plante, dass die Polizei Renauds Meth-Küche in Abbotsford hochnehmen wollte, was ihn sehr überraschte. Bei einem konspirativen Treffen in der Tiefgarage des Polizeiverstecks klärten ihn die Cops über den Plan auf.
Plante erklärte seinen Kontaktleuten, dass das ein selten dämlicher Schachzug sei. Er argumentierte, dass Renaud den Schlüssel für ihn darstelle, um Beweise gegen Potts und Punko zu sammeln. Er sprach sich eindeutig gegen jegliche polizeilichen Maßnahmen aus, die zu Renauds Verhaftung führen würden.
„Ohne ihn habe ich nichts in der Hand“, erklärte er den Cops.
Die Polizei schlug ihm vor, sich umzustellen und einen neuen Koch zu suchen.
„Und wie bitte?“, erwiderte Plante, immer ungehaltener. „Ich habe keine anderen Möglichkeiten. Ihr habt Sammy [Ayach] eingelocht, und jetzt wollt ihr Ryan am Arsch kriegen – dann gibt es keine anderen mehr! Das ist doch alles eine ganz große Scheiße – ich habe nichts … Randy [Potts] hat nichts. Die werden doch nur Muffe kriegen und sich so schnell wie möglich verpissen.“
Die Polizei ignorierte Plantes Protest und führte am 25. Juni 2004 eine Razzia in Renauds Drogen-Labor in der Little Street 6521 in Abbotsford durch. Das Labor befand sich im Nebengebäude einer Farm. Die Ausrüstung konnte sichergestellt werden, doch die Beamten fanden kein Methamphetamin. Renaud hatte kurz vor der Durchsuchung neun Eimer voll Crystal Meth an einen sicheren Ort geschafft.
Am nächsten Tag traf sich Plante mit Renaud, um über diesen Rückschlag zu reden. Danach fuhr er zu Punko, um ihn über das Gespräch zu unterrichten.
Für den 27. Juni planten Punko und Plante ein Treffen mit Renaud zur Klärung weiterer Schritte. Nachdem der Drogenkoch gegangen war, teilte Punko Plante seine Sorgen über den hochgenommenen Renaud mit, da er das Potenzial hatte, dem Biker zu Reichtum zu verhelfen und somit sehr wichtig für ihn war. Punko dachte darüber nach, Renaud aus der Stadt zu schaffen und irgendwo ein Meth-Labor zu errichten, das auf gar keinen Fall den Argwohn der Cops erregte.
Währenddessen vertickten Plante und Potts das noch vorhandene Meth. Plante kaufte am 13. Juli ein weiteres Kilo Meth von Potts und bezahlte ihm dafür 21.000 Dollar, Geld, das ihm seine Kontaktleuten bei der RCMP zur Verfügung gestellt hatten.
Zwei Wochen später wiesen sie ihn an, weitere 1,5 kg zum Preis von 31.500 Dollar zu erwerben. Plante meinte zu Potts: „Wir werden wahrscheinlich nächste Woche wieder so weit sein und ihnen die nächste Ladung zum Volldröhnen verticken.“
„Rock’n’Roll“, freute sich Potts über den in Aussicht stehenden Haufen Cash. Während des Treffens erklärte sich Plante bereit, dem Biker eine Injektion mit Steroiden zu verabreichen – und zwar in den Hintern!
Drei Tage später übergab Ghavami Plante im Fitnessstudio 45.000 Dollar. Das Geld stammte von Renaud, wobei Ghavami offensichtlich die Rolle des Mittelsmanns spielte.
In der Nacht traf sich Plante mit den Kontaktleuten im Geheimversteck, wo die Cops das Geld aus der Plastiktüte zählten. Es waren neun Bündel mit je 5.000 Dollar, doch es fehlten am Ende 200. Die Beamten beauftragten Plante, 25.000 Dollar bei Punko abzuliefern. Um die fehlende Summe zu rechtfertigen, erzählte Plante Punko, dass Renaud ihnen noch jeweils 10.000 Dollar schulde.
Der Biker betonte erneut, dass der Drogenkoch unbedingt aus der Stadt geschafft werden müsse, um an einem abgelegenen Ort im Inneren von British Columbia in einem neuen Labor zu arbeiten. „Wenn wir das scheiß Haus beschafft und den Kerl da drin haben, wird der nirgendwo mehr hingehen“, erklärte Punko. „Und ich werde ihm kräftig die Leviten lesen.“
Punko wollte am liebsten David Pearse, Renauds Partner, aus dem Geschäft drängen, doch Plante wies darauf hin, dass Pearse die Laborausrüstung gehöre. „Dann ist Dave also der vierte Mann im Team“, sagte Punkto und akzeptierte die Tatsache, dass das Equipment für die Produktion unentbehrlich war.
Später traf Plante den Drogenkoch im Fitnessstudio und erzählte ihm von Punkos Plan, ein Haus im Landesinneren zu erwerben. Während Punko die Stadt für einige Tage verließ, um sich nach einem passenden Gebäude umzusehen, traf sich Plante mit Renaud und Pearse auf dem Parkplatz der Carter-Dodge-Chrysler-Niederlassung am Lougheed Highway 4650 in Burnaby. Zur Tarnung traten sie als Kaufinteressierte auf. Allerdings unterhielten sie sich darüber, wie sie einem Typen Ephedrin abluchsen konnten, der allen nur als „Sam der Hindu“ bekannt war.
Punko kehrte am 25. Juli 2004 in die Stadt zurück und informierte Plante, dass er sich einige Häuser angesehen habe. Plante unterrichtete ihn, dass schon wieder Meth produziert wurde.
Der Biker erklärte, dass er bei dem Deal „eine Million Dollar“ verdienen wolle, und beauftragte Plante „ihm [Renaud] ordentlich Druck zu machen“, damit er schnell produziere. Einige Tage darauf hegte Punko einen heftigen Groll gegen Renaud und wütete gegenüber Plante: „Ich werde dem kleinen Arschloch die Fresse polieren!“
„Warum? Was ist passiert?“
Punko wich der Frage aus: „Nichts. Ich werde dem Arsch die Hände brechen, wenn er nichts auf die Reihe kriegt.“
Am folgenden Tag, dem 2. August 2004, traf sich Plante mit Renaud außerhalb des Gibson-Kickboxing-Studios in Port Moody, einem Vorort im Osten Vancouvers. Renaud übergab Plante 9.000 Dollar als Anzahlung für ein Kilogramm Meth, das der Drogendealer Jay Brown besessen hatte, der verhaftet worden war; die Drogen befanden sich immer noch in seiner Wohnung.
Renaud gab Plante einen Zettel für Punko mit, auf dem er sich dafür entschuldigte, ihn nicht persönlich zu treffen. „Sorry, dass wir uns nicht sehen konnten – ich musste dringend weg“, lautete der Text. „Wenn ich wieder zurück bin, werden wir da weitermachen, wo wir aufgehört haben.“ Renaud schätzte, dass er ungefähr zwei Wochen für eine weitere Produktion von Meth brauche.
Plante traf sich danach mit den Cops, die das Geld fotografierten. Sie wiesen ihn an, Punko die Kohle zusammen mit Renauds Notiz zu überbringen. Plante traf sich mit dem Hells Angel auf einem Costco-Parkplatz in Burnaby. Der Biker krallte sich das Geld und las den Zettel.
„Ich werde dem verfluchten Typen den Schädel zerquetschen“, reagierte er aufgebracht, wütend darüber, dass Renaud ohne vorherige Absprache mit ihm die Stadt verlassen hatte. „Ich raste bei dem Typen aus, Mann. Ich sag dir mal eins – ich stehe kurz davor, in die Luft zu gehen.“ Punko beauftragte Plante am nächsten Tag, zwei neue Handys zu kaufen, und verließ immer noch aufgebracht den Parkplatz.
„Hoffentlich hat er die ganzen Zutaten, denn wenn nicht, müssen wir wie die Trottel danach suchen“, grollte er beim Weggehen.
Im August 2004 arrangierte Plante ein Treffen mit dem Mitglied Ronaldo „Ronnie“ Lising in dem Chinarestaurant Gourmet Castle an der East Hastings in Vancouver. Dabei deutete dieser mit einem Handsignal – dem Drehen eines Schlüssels – an, dass er ein Kilo kaufen wolle.
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