Trevor Baker
Aus dem Englischen übersetzt von Henning Dedekind
www.hannibal-verlag.de
Impressum
Der Autor: Trevor Baker
Deutsche Erstausgabe 2010
Titel der Originalausgabe:
„DAVE GAHAN – Depeche Mode & The Second Coming“
ISBN: 978-1-906191-11-5
© 2009 by Independent Music Press, England
Druck: CPI Books, Ebner & Spiegel GmbH, Ulm
Coverdesign: Fresh Lemon
Coverfoto: Alexandre De Brabant/Rex Features
Layout und Satz: Thomas Auer, www.buchsatz.com
Übersetzung: Henning Dedekind
Lektorat und Korrektorat: Hollow Skai
© 2010 by
Hannibal Verlag, ein Imprint der KOCH International GmbH, A-6604 Höfen
www.hannibal-verlag.de
ISBN: 978-3-85445-334-5
Hinweis für den Leser:
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Printed in Germany
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Kapitel: Der Junge aus Essex
2. Kapitel: Die Band aus Essex
3. Kapitel: Speak & Spell
4. Kapitel: Don’t Go
5. Kapitel: A Broken Frame
6. Kapitel: Neuanfang
7. Kapitel: Some Great Reward
8. Kapitel: Konsolidierung
9. Kapitel: Black Celebration
10. Kapitel: Musik für die Massen
11. Kapitel: Violator
12. Kapitel: World Violation – die Tournee
13. Kapitel: Isolation
14. Kapitel: Hingabe
15. Kapitel: Zerstörung
16. Kapitel: Trostlosigkeit
17. Kapitel: Rehabilitation
18. Kapitel: Clean
19. Kapitel: Paper Monsters
20. Kapitel: Wiedervereinigung
21. Kapitel: Hourglass
22. Kapitel: Around The Universe
Diskografie
Zitatnachweise
Danksagungen
In den achtziger Jahren wurden Depeche Mode insbesondere in England von vielen nur als etwas seltsame Teenie- Pop-Gruppe betrachtet. Doch Dave Gahan muss davon geträumt haben, dass sich sein Image eines Tages wandeln würde. Irgendwann erkannten die Menschen schließlich den Rockstar, der hinter seinem aufgeräumten Gesicht, der Million Fotoposen, den Rüschenhemden und schlechten Anzügen auch nicht gerade sonderlich gut versteckt war. Er bekam also, was er wollte. Dank eines gut dokumentierten und erschütternden persönlichen Niedergangs sowie einer Reihe schonungslos offener Interviews, die er Mitte der Neunziger gab, erlangte Dave Gahan in der Tat ein neues Image: das eines der berühmtesten Beinahe-Opfer des Rock.
Die Wahrheit über Dave Gahan ist jedoch, dass er seit jeher eine weitaus komplexere Persönlichkeit ist als der stereotype, exzessive Rocker oder der Frontmann, der nur Stücke von anderen Leuten singt. An einem seiner zahlreichen Tiefpunkte „starb“ Dave Gahan und lag zwei Minuten lang „tot“ hinten in einem Rettungswagen. Gahans Leben lässt sich jedoch nicht auf diese eine Schlagzeile reduzieren: Seine wunderbare Arbeit mit Depeche Mode, seine eigenen viel beachteten Soloalben und seine legendären Live-Auftritte werden immer unvergessen bleiben.
Es ist unvermeidlich, dass dieses Buch davon erzählt, welche Wirkung weltweiter Erfolg auf einen Menschen haben kann. Daneben geht es aber auch darum, was hinterher passiert und wie man vom Rande des Abgrunds aus erneut einen persönlichen und beruflichen Triumph erringen kann.
Liest man die ersten Presseberichte über Depeche Mode, dann entgeht einem nicht eine gewisse Verwunderung darüber, dass überhaupt eine Band aus Basildon in Essex kam. Basildon ist nicht etwa ein Slum. Es ist eine vollkommen normale Arbeiterstadt im Südosten Englands. Doch allein die Tatsache, dass drei der vier langjährigen Bandmitglieder von dort stammten, bestimmte während der ersten zehn Jahre ihrer Karriere das Bild der Gruppe in der Öffentlichkeit. Als The Smiths in den Achtzigern einen bestimmten Manchester-Sound prägten, wurden sie dafür gelobt. Jeder Hinweis auf Basildon, der sich in der Musik von Depeche Mode fand, diente der britischen Presse hingegen als Anlass zu Hohn und Spott. Vielleicht liegt das daran, dass der Ort keine besondere Geschichte vorzuweisen hat: Er wurde in den vierziger Jahren als neue Stadt für die nicht gar so reichen Neureichen gegründet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die Regierung angeordnet, einen so genannten „Grüngürtel“ um London herum zu schaffen. Damit wollte man verhindern, dass sich die Hauptstadt die umliegenden ländlichen Gebiete vollends einverleibte. Da in London selbst keine neuen Wohnhäuser gebaut wurden, landeten bald hunderttausende Menschen in den neuen Städten auf der anderen Seite dieses Grüngürtels. In dieser Umgebung spiegelte sich die Hoffnung auf eine bessere Zukunft wider. Die Stadtplaner hofften wohl, dass Städte wie Basildon ein besserer Ort für die Baby-Boomer wären als die ausgebombten Viertel, aus denen viele Familien stammten. Neue Fabriken wie das riesige Ford-Werk im nahe gelegenen Dagenham wurden eröffnet. Außerdem gab es eine gute Verkehrsanbindung an das nur etwa 40 Kilometer entfernte London. Obwohl die Stadt grün und von ihrem Charakter her recht ländlich wirkte, war sie praktisch doch ein Vorort von London.
Dave Gahan war gerade drei Jahre alt, als seine Familie 1965 nach Basildon zog. Er war das erste der künftigen Bandmitglieder, das dort heimisch wurde. Seine Mutter war die Busschaffnerin Sylvia Gahan, sein Vater Jack Gahan übte bei dem Ölmulti Shell eine Bürotätigkeit aus. Dave hatte eine ältere Schwester, Sue, und zwei jüngere Brüder, Philip und Peter. Jack spielte Saxofon in einer Bigband, sodass Daves Kindheit von Jazz-Klängen, Jacks eigenem Spiel und Schallplatten von Miles Davis oder John Coltrane untermalt war.
Als Sue älter wurde, war Dave auch ihrem Musikgeschmack ausgesetzt, Soul-Sängern wie Barry White und Bands wie den Stylistics. Außerdem spielte seine Mutter regelmäßig ihre Lieblingsplatten, darunter zuckersüße Schulzensänger wie Johnny Mathis. Dave war ein freches, fröhliches Kind, das seine Tanten gerne zum Lachen brachte, indem es Rockstars wie Mick Jagger imitierte.
Jack Gahan starb 1972 völlig unerwartet. Es muss nicht eigens erwähnt werden, dass dieses tragische Ereignis ein schwerer emotionaler Schlag für die gesamte Familie war, doch für Sue und David bedeutete es noch zusätzliche Verwirrung. Der junge David erfuhr nun, dass seine Mutter schon einmal verheiratet gewesen war, diese Beziehung jedoch kurz nach seiner Geburt auseinander gegangen war. Somit war Len, der Ex-Ehemann seiner Mutter, sein biologischer Vater. Auf einmal war alles anders.
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