Erich Loest - Sommergewitter

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Ein großer Roman über den Volksaufstand 1953
Mit »Sommergewitter« aus dem Jahr 2005 widmet Erich Loest dem Volksaufstand von 1953 einen großen und den ersten überzeugend realistischen Roman. Er schildert die Schicksale unterschiedlichster Menschen während des 17. Juni. Er erzählt von Mutigen und Mitläufern, Nachdenklichen und Nachbetern. Sie geraten mitten hinein in die Ereignisse dieses historischen Tages, an dem eine unbedachte Äußerung, eine leichtsinnige Unterschrift, ein übermütiger Auftritt über Knast oder Karriere entscheidet. Nach »Swallow, mein wackerer Mustang«, »Jungen die übrigblieben«, »Durch die Erde ein Riss« und »Der elfte Mann« ist »Sommergewitter« der fünfte Band der Loest-Werkausgabe als Taschenbuch im Mitteldeutschen Verlag.

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Bremsspuren

1

Gestank drang beißender als am Vortag über die Bahngleise, da hatte der Wind auch aus dieser Richtung geweht; vielleicht war es wärmer geworden. Ammoniak dominierte, gefolgt von Chlor, etwas wie verfaultes Weißkraut war eingemischt; Erbsen schienen auf glühender Herdplatte zu schwelen. Noch tränten die Augen nicht, das würde im hohen Sommer kommen. Niemand wußte, aus welcher Mistbude das Giftzeug herantrieb, wahrscheinlich nicht einmal der große Genosse, der kürzlich daheim im Garten gesessen hatte, Vaters neuer alter Freund.

Clara Brücken war wie immer zehn Minuten vor Schichtwechsel im Büro; Hemsberger hielt es genauso. Es war besser, den Dienst mit ein paar erklärenden Worten zu übergeben, als die Kladden kalt über den Tisch zu schieben. Sechs Waggons mit Zement galten als überfällig, berichtete der Kollege, den Papieren nach müßten sie auf der Strecke sein. Ziel: Rummelsburg, Nachschub für die berühmte Stalinallee. Keine Auskunft von irgendwoher. Die Forderung der Bezirksdirektion, verstärkt Schwerlastzüge zusammenzustellen, ginge ihm allmählich auf den Senkel. Wieder ’ne Neuerung, für die einer fette Prämien einsacken wollte, im Grunde Stuß. Da blähten sie aus einem Verkehrsministerium drei, den großen Chefs wurde angekreidet, sie zeigten zu wenig Vertrauen in die Kraft der Arbeiterklasse. »Zeitung gelesen?«

Woher nahm Hemsberger nach einer langen Nacht die Kraft zu solchem Palaver? Wahrscheinlich aus seiner Wut. Clara zuckte die Schultern.

»Jetzt diese Fahrpreiserhöhung. Heute morgen gab’s an den Schaltern den ersten Krach.«

Clara Brücken fragte sich, was in Hemsberger überwiegen mochte, Mitleid mit Schichtarbeitern und Schülern, deren Dauerkarten teurer werden sollten, oder die Häme, daß wieder etwas in der DDR nicht klappte oder sich verschlechterte. Hemsberger war im Krieg Oberleutnant gewesen, sie wunderte sich seit langem, daß er nicht nach dem Westen abhaute. »Bißchen viel auf einmal.« Was sollte sie sonst sagen.

»Kommt alles von den Russen.« Seine Kollegin tat ihm fast leid. Astreine Arbeiterfamilie, die Hübsche nicht in der SED, das hielt er für eine Frage der Zeit. Ein wenig hinterhältige Agitation, die Verlockung, auf der Rangleiter eine Sprosse nach oben zu steigen, und sie unterschrieb. Marschierte auf Lehrgang, zog an ihm vorbei. »Viel Feind, viel Ehr.« Was brachte das, es gab keinen Grund, sie zu ärgern, und er sollte sich nicht dauernd aus dem Fenster lehnen. Der Ratschlag in Westberlin neulich war bedenkenswert gewesen, in die Nationaldemokratische Partei einzutreten, den Reuigen zu mimen, der am Aufbau teilhaben wollte: Nie wieder faschistischer Raubkrieg! Also zurück zur Praxis: Die Zementwaggons waren vielleicht wie letztens in Dessau hängengeblieben. Ende. Er habe ein paar Tage frei und denke nicht daran, irgendwelchen Frust mitzuschleppen. »Ich fahr hoch zu meinem Bruder. Haben Sie mal Nutriafleisch gegessen? Hochfein!«

»Viel Spaß, Kollege.«

»Danke.« Hemsberger schaute noch zwei Minuten aus dem Fenster. Auf der anderen Seite des Hofes wurde ein Haufen immer niedriger: Jeder der Helden vom Gleisbau nahm nach der Schicht vier oder sechs Briketts mit, ehe sie hier zu Grus zerfielen. Dieser Spruch war neu und großartig: Wer nicht stiehlt, bestiehlt seine Familie.

Hemsberger ließ sich eine Dienstfahrkarte bis Oranienburg ausstellen, über Berlin hinaus also. Vor der Elbbrücke bei Wittenberg zockelte der Zug so langsam, daß es möglich war, auf dem Kasernengelände der Sowjets die Zahl der abgestellten Pontons, Lastautos aus amerikanischer und eigener Produktion, Jeeps und Schützenpanzer zu schätzen. Mehr Schrottplatz als militärisches Objekt. Aber den Krieg hatten die Russen schließlich gewonnen.

Hinter Wittenberg wurde er von Transportpolizisten kontrolliert, er zeigte Personal- und Reichsbahnausweis vor. Er habe drei Tage frei und besuche seinen Bruder; mal sehen, ob er bißchen was zu essen ergattern könne. Er erhielt seine Papiere wortlos zurück. Eine junge Frau gab an, sie wolle zu ihrem Verlobten. Wo der wohne, wie er heiße, wo er arbeite, und ob sie das irgendwie nachweisen könne. Sie wurde patzig: Natürlich nicht! Hemsberger beherrschte sich, bis die Debatte vorbei war – still sein, ganz still. Wichtig war, sich einzuprägen: Etwa dreißig Pontons, zwanzig Lkw, sechs Jeeps und an die zehn Schützenpanzer. Brückenbauteile massenhaft.

An den Krieg und die Gefangenschaft dachte er jeden Tag. Vor zehn Jahren hatte er auf der Krim gelegen, alle Flugfelder waren erfreulich fester als in den Schlammzonen des Mittelabschnitts. Sie flogen über die Halbinsel Kertsch und den Kubanbrückenkopf und griffen Nachschubeinrichtungen an, die kurz zuvor noch in eigener Hand gewesen waren und nun nach wütenden Zerstörungen beim Rückzug vom Iwan ausgebaut wurden; erstaunlich, was der an Material nachzog. Die He 111 war genau die richtige Maschine über mittlere Entfernungen gegen Punktziele. Perfekt aufeinander eingespielte Besatzungen, die Verluste minimal. Ehe der Gegner seine Jäger herangeführt hatte, waren sie schon wieder fort. Das sollte sich wenig später über Kursk dramatisch ändern. Jeden dritten Tag ein Einsatz, mehr Bomben waren nicht da. Großartige Verpflegung für jemanden, der Hammelfleisch mochte. Krimwein, Nachrichtenmäuschen, Frühlingssonne. Stalingrad ein ins Vergessen abgedrängtes Gespenst.

Solche Besuche waren einfacher gewesen, als der Zug noch durch den amerikanischen Sektor zum Anhalter Bahnhof gerollt war. Jetzt bog er auf dem neu gebauten Ring um den Südostzipfel der Stadt zum Ostbahnhof. Von dort brauchte Hemsberger eine halbe Stunde mit der S-Bahn zum Bahnhof Zoo. Im Bahnhof Friedrichstraße war eine erneute Kontrolle zu befürchten; diesmal blieb sie aus. Bei einem Straßenhändler vor der Gedächtniskirche tauschte er zwanzig Ostmark zu einem erträglichen Kurs gegen Westmünzen, von einer Telefonzelle aus rief er die Nummer an, die er sich beim letzten Treff eingeprägt hatte. Nach dem fünfzehnten Rufzeichen wurde abgenommen, niemand meldete sich, er sagte vereinbarungsgemäß »Fünfzehn Mal, Donnerwetter« und hörte: »Soso, Sie sind ja zäh.« Erst jetzt nannte er seinen Decknamen: Harry Postberg, und fügte hinzu, von wo er anrief. Wieviel Zeit er habe, so, gut. Genau in einer Stunde an der Ecke Kudamm/Fasanenstraße. »Ich geh an Ihnen vorbei, Sie folgen mir.« Sofort wurde aufgelegt.

Schnell in eine Seitenstraße. An einem Zeitungsstand las er Schlagzeilen: »Ost-CDU gegen Junge Gemeinde. Generalsekretär Goetting unterstützt Drangsalierung junger Christen.« Darunter: »In einer Studentenversammlung der Ostberliner Humboldt-Universität trat der Vorsitzende der CDU-Fakultätsgruppe der Mediziner als gefährlichster Scharfmacher hervor. Er forderte die Exmatrikulation aller Studenten, die sich weiterhin zur Jungen Gemeinde bekennen. Auch die LDP beteiligt sich am Kesseltreiben. So verlangt die ›Verdiente Lehrerin des Volkes‹ Gertrud Sasse die radikale Säuberung der Oberschulen von allen reaktionären Elementen. Mitglieder der Jungen Gemeinde hätten Stalin-Gedächtnis-Feiern gestört.«

Das Licht auf den weißen Fassaden stach ihm in die Augen. Er wechselte in den Schatten und überlegte, wie er sich herauswinden könnte, wenn er beobachtet würde. Denn Spitzel der Stasi, hieß es, fotografierten vor Wechselstuben, Bahnhöfen und Grenzkinos. Er würde noch am Abend bei seinem Bruder sein, doch wenn es hart auf hart kommen sollte, dürfte es schwerfallen, die drei Stunden im Amisektor zu erklären. Jedenfalls: Immer abstreiten, kommen lassen!

Westberlin, West-ber-lin klang für Hemsberger wie Sekt, wie ein achtzehnjähriges Mädchen mit samtener Haut und straffen Pobacken, erträumt vom dreckigen Bitterfeld aus und nun Wirklichkeit. Ein Text: »Ich hab so Heimweh nach dem Kurfürstendamm, ich hab so Heimweh nach meinem Berlin.« Es war keinesfalls sein Berlin, es gehörte Belger und dem Boxer Bubi Scholz und den Amis. Sie verlassen den demokratischen Sektor! Vorsicht Menschenfalle! TAGESSPIEGEL und »Wir Insulaner verliern die Ruhe nicht«. Wenn er vor zwei Jahren dieser Verlockung widerstanden hätte! Er konnte in keinem Flüchtlingslager unterschlüpfen, ohne daß sie ihn wütend befragten: Unsere Abmachung, unser Kästchen, weißt du nicht, was das Ding kostet, dreitausend Dollar, die zahlst du, und was passiert, wenn es der Russe auf deinem Dachboden findet? Was andere konnten, war ihm versperrt: Ausfliegen nach der Pfalz, nach Köln, ein wirklich neues Leben anfangen. Abends Sinalco auf dem Balkon. Oder in Westberlin bleiben als Insulaner, der die Ruhe nicht verlor. Der nun anderen befahl: An jedem ersten Dienstag im Monat melden Sie sich pünktlich um 23 Uhr 15. Die berühmte Zahl fünfzehn. Mehr geschieht nicht bis zum Ernstfall, den erfahren Sie durch das Blinken des Lämpchens ebenfalls um 23 Uhr 15. Jeden Abend nachschauen. Aber Sie merken ja selber, wenn’s kracht.

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