Fred McMason - Seewölfe - Piraten der Weltmeere 396

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 396: краткое содержание, описание и аннотация

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Im Grunde war Dom Ruiz de Retortilla, der Stadtkommandant von Havanna, ein feiger Mann, der seinen Mangel an Mut hinter herrischem Gehabe und forschem Auftreten verbarg. Aber den deutschen Kaufherrn Arne von Manteuffel konnte er damit nicht beeindrucken, als er verlangte, dessen Handelshaus nach einem Frauenmörder durchsuchen zu müssen. Der reagierte nämlich mit einer Duell-Forderung wegen Beleidigung, und da stand der Stadtkommandant ziemlich dumm da, vor allem, weil er jetzt seine Gardisten nicht vorschicken konnte, die heraushalten würden, weil sie ein Ehrenhändel nichts anging. Dem sehr ehrenwerten Don Ruiz wurde der Kragen eng, denn das war klar: Ein Duell mit Blankwaffen gegen den kraftvollen Deutschen würde er nicht überstehen…

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Impressum

© 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

Pabel ebook, Rastatt.

eISBN: 978-3-95439-804-1

Internet: www.vpm.deund E-Mail: info@vpm.de

Fred McMason

Hexenjagd

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

1.

Die Nacht vom 12. auf den 13. Juli 1594 blieb manchen Leuten sehr unangenehm in Erinnerung, denn in dieser Nacht war in Havanna der Teufel los, und alle spielten verrückt.

Begonnen hatte dieser Irrsinn mit der Jagd auf den Generalkapitän der spanischen Krone Don Juan de Alcazar, dem der Gouverneur von Havanna einen Mord an einer Frau in die Schuhe geschoben hatte, um ihn loszuwerden.

Don Juan befand sich zu dieser Zeit allerdings in Sicherheit auf einer kleinen Insel in der Bucht von Marimelena.

Die anderen Bürger, Zecher, Seeleute und Hasardeure wurden immer wieder aufgescheucht, durchsucht, gefilzt, herumgestoßen und fanden keine Ruhe.

In der Faktorei des Deutschen Arne von Manteuffel war das nicht anders. Auch hier gelangte man nicht zur Ruhe. Das Gebäude war bereits zweimal durchsucht worden, was den blonden Deutschen langsam in Rage brachte.

Vom Fenster der Faktorei aus beobachteten Arne, der Türke Jussuf und Jörgen Bruhn das Treiben der Soldaten, die von Haus zu Haus und Kneipe zu Kneipe hetzten, um alles auf den Kopf zu stellen.

„Das wird eine heiße Nacht“, sagte Jörgen, „in der so mancher Unschuldige verdächtigt und verprügelt wird. Dieser Stadtkommandant geht mit unglaublicher Härte vor. Fast erinnert mich diese Szene an die marodierenden Horden, die erst kürzlich Havanna überfallen haben. Das waren Schnapphähne, diesmal sind es Soldaten, aber einen großen Unterschied kann ich nicht feststellen.“

Arne blickte durch das Fenster auf die Straße, wo wieder ein Trupp Soldaten vorbeizog. Diesmal trieben sie mit den Musketen in der Faust einen Mann vor sich her, der alle Augenblicke harte Püffe erhielt und ein paar Male stolpernd zusammenbrach. Hin und wieder schrie der Mann voller Angst gequält auf.

Die Horde zog weiter in die nächste Gasse. Das Gebrüll und Geschrei war jedoch noch eine ganze Weile zu hören.

„Der ehrenwerte Señor de Retortilla spielt total verrückt“, sagte Arne. „Ich nehme an, daß ihn der ehrenwerte Gouverneur bedenkenlos über die Klinge springen lassen wird, wenn er Don Juan nicht findet, denn was der eine verpatzt hat, muß der andere auslöffeln, in diesem Fall der Stadtkommandant Verdammte korrupte und hinterhältige Bande“, setzte er verächtlich hinzu.

Der Türke Jussuf strich mit Daumen und Zeigefinger über seinen sichelförmigen Schnauzbart und wandte sich vom Fenster ab.

„Uns wird man für heute nacht in Ruhe lassen“, meinte er, „die Kerle können ja nicht alle Stunde lang die Faktorei durchsuchen.“

„Die können noch viel mehr“, sagte Jörgen Bruhn. „Gerade aus dem Grund, weil Don Juan oft hier war.“

Ja, Don Juan war oft hier gewesen, und ihn und Arne verband schon fast so etwas wie Freundschaft. Jetzt wurde er natürlich verdächtigt, den geflüchteten Generalkapitän versteckt zu haben. Da die zweimaligen Hausdurchsuchungen jedoch ergebnislos verlaufen waren, nahm Arne ebenfalls an, man würde sie für den Rest der Nacht nicht weiter behelligen.

Diese Annahme erwies sich jedoch als falsch, denn kurz nach Mitternacht waren die Tritte von genagelten Stiefeln deutlich auf der Pier zu hören.

Arne, der im milchigen Schein einer Öllampe gerade etwas in eine Kladde übertrug, hob lauschend den Kopf, als die Tritte übergangslos verstummten. Ein leises Kommando war zu hören.

Jörgen Bruhn war schon beim Fenster und warf einen Blick auf die Pier. Arne sah ihn hart schlucken.

„Schon wieder dieser verdammte Stadtkommandant“, murmelte er betroffen. „Er hat ein halbes Dutzend Kerle dabei. Der Besuch gilt offenbar noch einmal uns.“

Über der Nasenwurzel des Deutschen erschien eine steile Falte, ein deutliches Zeichen seines Ärgers. Er stand auf und trat ebenfalls ans Fenster.

Auf der Pier standen sechs Soldaten mit Kupferhelmen und Kürbishosen. Sie hatten Musketen geschultert und standen jetzt stramm.

Vor ihnen stand Don Ruiz de Retortilla, hakennasig, gelbgesichtig und mit verkniffenen Lippen. Er schritt auf das Tor der Faktorei zu und klopfte mit den Knöcheln dagegen, hartnäckig, fordernd.

Aus der Falte über Arnes Nasenwurzel war jetzt eine harte Kerbe geworden, als er den penetranten Kerl klopfen sah.

Die letzten beiden Male hatte er den Stadtkommandanten noch mit ausgesuchter Höflichkeit behandelt. Weitere Höflichkeit war jetzt nicht mehr angebracht.

„Soll ich öffnen?“ fragte Jörgen leise.

„Ja, ich gehe selbst mit.“

Während Jussuf zurückblieb, gingen Arne und Jörgen Bruhn nach unten ans Tor, an das immer heftiger und fordernder gepocht wurde.

Jörgen entriegelte und öffnete das Tor.

Don Ruiz räusperte sich, als er Arnes harte Züge sah. Er wurde kalt und abweisend aus eisblauen Augen fast verächtlich gemustert.

„Was wollen Sie?“ fragte Arne barsch.

Klein und häßlich stand der Stadtkommandant da. Seine sechs Soldaten musterten aus neugierigen Augen den einsehbaren Teil des Innenhofs und verrenkten sich dabei fast die Hälse.

Der Mann mit der ungesunden gelben Gesichtsfarbe, die jetzt im Schein der Lampe fahl wirkte, sah verkniffen aus. Seine Nase stach scharf aus dem Geiergesicht hervor. Über dem spitzen Kinn waren die Lippen wie zwei kaum sichtbare Striche.

„Ich sehe mich gezwungen, nochmals Ihr Haus und die Faktorei zu durchsuchen“, erklärte er herrisch. „Es besteht der Verdacht, daß sich der Frauenmörder doch bei Ihnen versteckt hält.“

„Richtig“, sagte Arne höhnisch, „Sie suchen ja immer noch diesen unheimlichen Frauenmörder, diese grausame Bestie in Menschengestalt, diesen raubenden und mordenden Don Juan, der durch Havanna schleicht und unschuldige Frauen hinterrücks mordet. Wie oft waren Sie denn heute schon hier und haben Haus und Faktorei durchsucht?“

„Äh – das …“

„Wie oft?“ brüllte Arne den zusammenzuckenden Mann an.

„Heute nachmittag, dann …“

„Heute nachmittag“, sagte Arne eisig, „dann zweimal in der Nacht. Sind insgesamt drei Durchsuchungen, bei denen Sie nichts fanden, ehrenwerter Señor. Ist das richtig?“

„Das ist richtig“, sagte Don Ruiz unruhig. Seit seinem ersten Auftritt war er merklich kleiner geworden. „Aber ich habe meine Befehle, und der Verdacht besteht weiterhin. Ich muß Sie ersuchen, das Tor freizugeben, damit die Soldaten …“

Arne ließ ihn wieder nicht ausreden. Ihm platzte fast der Kragen, und das ließ er den korrupten Stadtkommandanten auch spüren.

„Es reicht jetzt“, sagte Arne, „es reicht jetzt wirklich. Ich verbitte mir ausdrücklich alle weiteren Belästigungen. Mir zu unterstellen, ich würde einen gesuchten Frauenmörder in meinem Anwesen verbergen, fasse ich als persönliche Beleidigung auf, Señor, als Beleidigung meiner Ehre. Sollten Sie dennoch wagen, die Faktorei ein viertes Mal durchsuchen zu lassen, dann fordere ich Genugtuung.“

Don Ruiz zuckte wieder unmerklich zusammen. Dieser Deutsche war ein harter Brocken, mit dem war nicht gut Kirschen essen, der würde sich wirklich nicht scheuen, Genugtuung zu verlangen.

„Ich – ich tue nur meine Pflicht“, sagte der Kommandant.

„Dann lassen Sie sich nicht aufhalten. Tun Sie Ihre Pflicht. Sollten Sie aber wiederum nichts finden, dann fordere ich Sie anschließend zum Duell. Meine Ehre gebietet mir, so zu handeln. Sie dürfen die Waffen wählen.“

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