Acosta gab sich ganz überlegen, doch das änderte nichts an den Tatsachen, daß die Kerle immer aufmüpfiger gegen ihn wurden. Was er einmal an Nimbus verloren hatte, war schlecht wieder aufzuholen.
„Du bist doch hier der Klugscheißer“, sagte Prado. „Wenn du schon alles besser weißt, dann überlege es dir doch selbst.“
Ein Kerl namens Senona begann meckernd zu lachen. Aus seinem Kinn wuchsen ein paar lange schwarze Fransen, und auf der Oberlippe befand sich das passende Gegenstück. Da hingen auch nur Fransen hinunter, die an eine abgenutzte Bürste erinnerten. Sein Gesicht war hager und eingefallen mit vorstehenden Wangenknochen. Er hielt zu Prado und konnte Acosta nicht ausstehen, weil der einen seiner Freunde kurzerhand umgelegt hatte.
„Dir wird dein dämliches Gemecker schon noch vergehen, Senona“, sagte Acosta wild. „Mit dir habe ich später noch eine Rechnung zu begleichen, aber das hat Zeit.“
„Paß nur auf, daß dir die Rechnung nicht von anderer Seite präsentiert wird“, zischte der Hagere haßerfüllt.
„Hört jetzt auf“, sagte Morro, ein ebenfalls spitzgesichtiger, aber listiger Kerl. „Laßt uns lieber überlegen, wie wir hier mit heilen Knochen hinausgelangen. Auf dem Achterdeck können wir uns ja wohl nicht sehen lassen. Also müssen wir brüllen oder rufen.“
„Bei dem Krach?“
Gerade in diesem Augenblick donnerte wieder eine Drehbasse ihr eisernes Lied. Splitter flogen, es krachte entsetzlich laut, als sei das ganze Achterschiff auseinandergeflogen. Gleich darauf folgte ein zweiter Schuß, der erneut eine Rah an Deck stürzen ließ.
Acosta schützte den Kopf mit den Händen, als in unmittelbarer Nähe Splitter an Deck regneten.
„Die Bastarde“, sagte er heiser vor Wut. Auf der Galeone sah es mittlerweile aus wie auf einem Schlachtfeld. Irgendwo im Rumpf begann es immer stärker zu gluckern. Dort schoß Wasser herein, aber das war nicht die einzige Stelle.
Acosta hatte jetzt endgültig die Nase voll. Die Kerle hatten ihnen den Schneid abgekauft. Stark waren sie selbst immer nur dann, wenn ihr Gegner schwächer war oder sie selbst in der Masse waren. Aber dieser Gegner war unheimlich zäh. Diese Kerle ließen sich nicht ins Bockshorn jagen, die dachten nicht im Traum daran, aufzustecken, auch wenn eine Sache noch so aussichtslos erschien.
Acosta blickte auf einen schlotternden Kerl, der beide Hände vor die Augen hielt und erst dann wieder hochsah, als der Beschuß aufhörte.
Der Kerl zitterte an allen Gliedern, hatte einen ängstlich-stieren Blick und erweckte den Anschein, als würde er jeden Augenblick über Bord springen, um dem Chaos zu entfliehen.
„Zieh dein Hemd aus, Enrico“, sagte Acosta. „Einigermaßen hell ist es ja noch.“
Enrico tat, wie ihm geheißen. Mißtrauisch zog er sein Hemd aus. Von „einigermaßen hell“ konnte allerdings keine Rede mehr sein. Es hatte dunkle Schwitzflecken und sah aus, als sei es nachlässig geteert worden.
Aber es würde seinen Zweck vielleicht erfüllen.
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